Der 12tel Blick im Januar 2025

Der 12tel-Blick ist eine kreative Foto-Challenge, vor Jahren initiiert von Tabea Heinicker und seit 2018 zu Hause im Blog von Eva Fuchs.

Die Regeln des 12tel-Blicks sind ganz einfach: jede*r sucht sich ein Motiv  und fotografiert es in 2025 jeden Monat einmal (an egal welchem Tag), wobei Standort und Blickwinkel im besten Fall identisch sind. Dadurch entsteht am Ende des Jahres sowas wie ein Zeitraffer, der zeigt, wie sich die Welt um einen herum verändert hat.

Das Motiv, egal ob Natur, der eigene Küchentisch, der Blick aus dem Fenster oder die Großstadt, kann frei gewählt werden und ist – je nach Licht, Wetter und Jahreszeit – in jedem Monat das Gleiche und doch ganz anders. (Ausführlicher und wohl auch schöner kann man das hier nachlesen).

Ich habe den 12tel Blick nun schon eine Weile in verschiedenen Blogs verfolgt und möchte in 2025 dabei sein! Allerdings fällt mir die Motivwahl schwerer als gedacht.

Gerne Natur, weil die Veränderungen dort so offensichtlich sind. Aber was, wenn dann den Sommer über alles Grün ist und monatelang vermeintlich alles gleich? Vielleicht also doch lieber ein Stadtmotiv? Aber was ist interessant genug, um es bewußt ein Jahr lang zu beobachten?

Für den Moment möchte ich deshalb „ein bißchen von allem“. Deshalb drei Bilder im Januar – alle so unterschiedlich, wie spannend. Ob das jeweils der Beginn eines 12tel Blicks ist, werde ich spätestens im Sommer wissen, dem Zeitpunkt, zu dem alle meine Jahresprojekte bisher gescheitert sind …

Da ist zum einen die Kirche in Berlin am Südstern. Sie heißt tatsächlich ‚Kirche am Südstern‘, ist neugotisch, war ursprünglich eine Militärkirche und fasziniert mich immer wieder auf’s Neue: Mitten auf der Strasse, auf einer großen Verkehrsinsel, umgeben vom unablässigen Verkehr. Ein Koloß, über 60 Meter lang, fast 40 Meter breit, mit einem 90 Meter hohen Hauptturm.

Jedes Mal wieder halte ich tatsächlich inne, und vielleicht sogar mit sowas wie Ehrfurcht, wenn ich sie inmitten der Kreuzberger Hektik so groß und erhaben sehe. Zukünftig werde ich dann wohl jedes Mal ein Bild machen: wenn sie im Dunklen von innen leuchtet, wenn sie zu Pfingsten vom Karneval der Kulturen umtanzt wird, wenn die Bäume grün werden und später bunt.

Mein zweiter 12tel Blick könnte Karstadt am Hermannplatz im Berliner Bezirk Kreuzberg sein. In den 1920er erbaut, galt es damals als das größte und modernste Warenhaus Europas. Der expressionistische Bau nach Plänen des Architekten Philipp Schaefer erstreckte sich damals über mehr als 70.000 m², hatte 21 Rolltreppen, 20 Fahrstühle und ein 4.000 m² großes Dachgartenrestaurant. Eine echte Sensation und die Menschen kamen, um das Gebäude zu bewundern und den Blick von der Dachterrasse zu genießen.

Im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude dann schwer beschädigt und am 25. April 1945 von SS-Truppen gesprengt. Damit sollte verhindert werden, dass Vorräte in die Hände der Roten Armee fallen würden. Aber – echt Kreuzberg! – bereits Ende Juli 1945, nur zwei Monate nach Kriegsende, eröffnete Karstadt ein Provisorium im noch erhaltenen Teil des Gebäudes und wurde so zum Symbol des Wiederaufbaus.

Heute heißt es ‚Galeria Berlin Hermannplatz‘, aber ich glaube, so nennt es niemand. Es ist immer noch Karstadt. Mittlerweile steht das Gebäude unter Denkmalschutz. Seit Anfang 2024 schließt es sukzessive und dann auch wieder nicht. Keine Dachterrasse mehr, aber seit Januar 2025 ist im Erdgeschoss ein großer Discounter.

Was daraus wird, weiß der Himmel. Die Umbaupläne des Signa-Konzerns sind (seit deren Insolvenz) vorerst gestoppt, der Berliner Senat hat für den Moment alle Planungen auf Eis gelegt. Der Bezirk möchte Planungshoheit, wird die aber eher nicht bekommen. Und so, wie es in Berlin eben immer wieder ist, wird der Vorgang eine Weile liegen. Mal sehen, wie viel davon im nächsten Jahr in meinen Bildern sichtbar wird.

Und dann – last but not least – sind da die Holzwaben in meinem Garten. Auch die haben natürlich eine Geschichte, wenn auch keine so spektakuläre, wie die Kirche und das Warenhaus. Ich hatte etwas Ähnliches online gesehen und daraufhin einen befreundeten Schlosser gefragt, ob er mir Waben bauen könnte. Konnte er. Aus rostfreiem Stahl. Seither verdecken sie die Betonwand der Nachbarn . In der Regel klappt das gut – wenn wir viel heizen, klappt es eher nicht. Aber dann sind da immer noch die Waben vor dem Beton und die Aussicht auf irgendwann wieder neues Holz.

Ich stelle mir vor, wie die Waben bis zum Frühjahr zunehmend leerer werden auf meinen Bildern und dann wieder voller. Wie sie unsichtbar werden hinter all dem Grün, um dann im Herbst wieder aufzutauchen. Vielleicht kümmere ich mich irgendwann um die Reste der Lärche, die im Vordergrund liegen. Vielleicht aber auch nicht. Wir werden sehen.

Auf jeden Fall ist es spannend, beim 12tel Blick dabei zu sein, andere Bildmotive zu entdecken und die zugehörigen Geschichten zu lesen. Ich freue mich auf neue Blogs, viel Inspiration und hoffentlich auch Kommentare.

Und bis dahin hat mir Andrea hoffentlich auch nochmal erklärt, wie das mit den Bild-Collagen geht … 🙃.

 

 

 

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3 Comments
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Astridka
14 Tage zuvor

Das sind ja interessante Blicke! Einiges über Berlin dazu noch erfahren! Und dieses „Regal“ finde ich superschön und eine großartige Idee.
Grüße aus Köln!
astrid

Andrea Karminrot
13 Tage zuvor

Das sind tolle Bilder! Und ich freue mich auf die Veränderungen. Natürlich zeige ich dir das mit der Collage 😊