Bremerhaven

Bremerhaven. Größte Stadt an der Nordsee, Wissensstandort, rund 113.000 Menschen die dort leben, der alte und der neue Hafen, ein Zoo am Meer, 450 km von Berlin entfernt. Zugegeben – ich musste googlen, um all das zu wissen. Bremerhaven war nie (m)ein Sehnsuchtsort.

Ganz anders beim Teenager. Gerade macht er Abitur. Vier Klausuren hat er schon geschrieben, zwei mündliche Prüfungen kommen noch. Leistungskurs Mathe hätte mich zu Schulzeiten wochenlang nicht schlafen lassen. Ihn hat bisher nichts aus der Ruhe bringen können.

Nur Bremerhaven. Zumindest ein bißchen.

Heute morgen habe ich ihn und einen Freund um 7 Uhr zum Bahnhof gebracht. Um 14 Uhr stehen sie in Bremerhaven in der Halle und zeigen, was sie können.

Berufswunsch: Basketball Bundesliga

Der Teenager wollte nie etwas anderes. Rückblickend sehe ich das. Verrückt, wie in einem kleinen Menschen schon all das drin ist, was ihn ausmacht, wenn er groß ist. Charakter, Schrullen, Humor – und Leidenschaften.

Und so, wie er sich nicht davon abbringen ließ, in die Schule zu gehen, in die er bis heute geht und in den Verein, in dem er bis heute spielt, ist auch Bremerhaven für den Moment alternativlos.

Es gibt dort keine U-Bahn und keinen Döner (korrigiert mich, wenn das falsch ist) – beides essentiell für die Berliner Jungs. Wie werden sie auf die deutlich kleinere Stadt reagieren? Auf das Meer, den Hafen, die Fußgängerzone.

Vor wenigen Minuten müßten sie in Bremerhaven angekommen sein. Ich wünsche ihnen so sehr dass alles so kommt, wie sie es sich erträumen.

Falls nicht, bleibt immer noch Plan B: nächstes Wochenende sind try-outs in Braunschweig.

Verlinkt zum Samstagsplausch

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Solid Socks

Solid Socks heißt eine Ravelry Gruppe, in der zu monatlich wechselnden Themen Socken aus unifarbenem (!) Garn gestrickt werden. Das Farbe des Garns muss sich dabei, die Anleitung kann sich nach dem jeweiligen Thema richten.

Im Mai lautet das Motto “Ocean”. Also stricke ich aus REGIA PREMIUM Silk in ‘Marine meliert’ die Silent Water Socks von Gabriele Bartsch. Marine-blaue Socken – das reicht als Verbindung zu Wasser; Silent Water ist selbsterklärend.

Andere Solid Socks Stricker:innen sind deutlich kreativer als ich: ich habe gelbe, violette und rote Meeresbilder gesehen und dazu Knäuelbilder in der exakt passenden Farbe.

Und auch die Sockenanleitungen sind interessant! Nicht nur, weil es Spaß macht, nach Anleitungen mit Bezug zum Thema zu suchen.

Der Solid Socks Gruppe beitreten und mitstricken kann jede:r, die (oder der) sich an die Vorgaben hält. Und am Ende wird unter allen Teilnehmenden ein Knäuel oder Strang des Monatssponsors verlost. Dabei zählt jedes fertige Paar und wer mit Sponsorengarn strickt, kann seine Chancen auf einen Gewinn verdoppeln.

Das heißt, ich lerne (virtuell) andere Menschen kennen, schöne Anleitungen, neue Garne und stricke (noch) mehr Socken als sonst. Win-win-win-win, sozusagen – auch ohne, dass ich gewinne.

Kein Wunder, dass Andrea sich sofort überzeugen ließ, der Gruppe ebenfalls beizutreten. #22Socken22 ist schließlich ihr Jahresprojekt und 22 Paar Socken stricken sich nicht von alleine … 😬 Es ist bestimmt nur noch eine Frage von Tagen, bis ich den Anfang ihrer Socke in der Gruppe sehe (stimmt’s, Andrea? 😉)

Heute morgen ist meine erste Silent Water Socke fertig geworden. Optik und Haptik gefallen mir unglaublich gut. (Wer die Socken schon mal gestrickt hat sieht,  dass ich anstelle der Bumerangferse eine Käppchenferse gestrickt habe –  sitzt bei mir einfach besser).

Und wenn die zweite Socke jetzt genauso schnell fertig wird, schaffe ich im Mai vielleicht auch noch Sophias Wavelength Socken. Die habe ich 2018 testgestrickt. Höchste Zeit also für ein zweites Paar.

Währenddessen kann ich mir dann auch schonmal über Solid Socks im Juni Gedanken machen. ‘Brights’ heißt das Thema dann. Brights … Leuchten … hm … Himmelsleuchten, Wetterleuchten …

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Bakers’ Twine

Vieles, über das ich nachdenken musste in den letzten Tagen. Der Kopf voll und irgendwie klemmte alles. Da kamen mir Bakers’ Twine Topflappen gerade recht.

Ich habe Wollreste verstrickt, Topflappen-Paare kreiert, die nicht zusammenpassen und dann irgendwie doch, Kringel gestrickt oder vergessen und nach jedem fertigen Quadrat direkt das nächste angefangen.

Sie sind schnell gestrickt, variabel in der Größe, ungemein haptisch und jedes Mal wieder, wenn mich so eine Bakers’ Twine Welle erwischt, ist es wie ein Sog. Ich stricke, bis die Wolle weg, die Geschenke-Schublade voll ist und der Kopf frei.

Einmal im Jahr. Manchmal öfter.

Jetzt liegt hier ein schwarz-weißes Paar mit einem roten Kringel für eine schwarz-weiße Küche mit roten Akzenten (black & white – nichts läßt sich so schwer fotografieren …).

Das zweite Paar habe ich “very berry” getauft.

Ich habe’s schon mal geschrieben: Bakers’ Twine Topflappen einen Namen zu geben, habe ich von Pia gelernt. Eine grandiose Idee! Aber manchmal gar nicht so einfach. Wenn’s nach dem Mann gegangen wäre, hätte das Beeren-Paar einen anderen Namen bekommen. Die Farben erinnern ihn an rohes Fleisch, hat er gesagt – das kriege ich jetzt nicht mehr aus dem Kopf.

Mein Highlight waren diese großartigen bunten Bakers’ Twine. Schachenmayr Catania Grande, doppelt. Kleine Knäuel, wo immer sie her kamen. Reste von irgendwas, die ich eins nach dem anderen genommen und verstrickt habe. Und jetzt weiß ich nicht, welchen ich am schönsten finde, wie ich sie zu Paaren zusammenfüge, wer sie haben darf (darf!).

Anstelle der Bakers’ Twine Kringel bekommen sie Lederbänder, das habe ich bei der Black Edition für den Ältesten auch schon gemacht.

Vielleicht lasse ich sie zusammen als Topflappen und Untersetzer Set. Keine Ahnung. Ist aber auch egal.

Denn für den Moment haben sie ihren Zweck erfüllt. Das, was mich beschäftigt hat, ist jetzt aufgeräumter und irgendwie in bunten Streifen verstrickt. Wie’s halt manchmal so ist.

Wir feiern zwei Geburtstage dieses Wochenende. Einen 94sten und einen 88sten. Vorletztes Jahr waren Bakers’ Twine mein Geschenk. Wäre ungeschickt, das jetzt zu wiederholen. Und doch …

 

18. Samstagsplausch in 2022 — schönes Wochenende ☀️

Die Zeit anhalten

Die Zeit anhalten – manchmal wünsche ich mir das. Jetzt zum Beispiel, wenn Rosa durch alle Fenster kommt, weil die große Zierkirsche im Garten das Licht reflektiert. Oder wenn es draußen so warm, sonnig und friedlich ist, dass ich für einen Moment nicht an Krieg oder Corona denke.

Immer mal wieder möchte ich auch die Zeit anhalten bei dem Gedanken, dass der Teenager in drei Wochen die ersten Abiturklausuren schreibt. So dankbar ich bin, dass es momentan (wieder) danach aussieht, als könne er sich im Sommer in die Welt aufmachen – so wenig kann ich es glauben.

Die Zeit interessiert das nicht. Sie läuft und läuft.

Nur wenn ich unpässlich bin (unpässlich – was ist das überhaupt für ein Wort?), wenn ich ausfalle, wie in der vergangenen Woche, gelingt es mir, sie anzuhalten. Egal, ob Schreibtisch oder Wäsche oder Garten – alles bleibt dann, wie es ist. Verharrt und scheint auf mich zu warten. So, wie die Weihnachtssterne im Wohnzimmer. Irgendwann knüpfe ich dann an, wo ich vorher aufgehört hatte und alles bewegt sich wieder …

Die Sterne lasse ich trotzdem hängen.

Dank bei dieser Gelegenheit an die Lieblingskrankenschwester für Nachricht im richtigen Moment. Zu wissen, dass andere (Frauen) mich verstehen, macht es zwar nicht besser, aber leichter.

Gar nicht so viel Zeit ist vergangen, seit ich angefangen habe, mir (ohne Anleitung) eine Jacke aus Schachenmayr Wool 125 zu stricken. Vergangene Woche ist sie fertig geworden. Erschrocken habe ich mich allerdings, als sie lappig und schwer aus der Waschmaschine kam. Nur die Zuversicht der Strickmamsell hat mich getröstet. Und wie so oft hatte sie Recht: mit dem Trocknen kam auch die Griffigkeit, das Feste der Wolle zurück.

Die fertige Jacke passt perfekt! Es fehlen nur noch die Knöpfe.

Zum iCord und den eingesetzten Ärmeln werde ich sicher noch ‘was schreiben. Und sei es nur, um nicht zu vergessen, wie ich es gemacht habe. Aber erstmal werde ich mich wohl um diesen Haushalt kümmern (müssen), ehe morgen wieder Montag ist. Zeit anhalten wird da eher nicht klappen, fürchte ich …

 

 

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Drei Siebe

Es gibt Geschichten, die höre und vergesse ich wieder. Andere bleiben hängen. So, wie die vom Buddha und den drei Sieben.

Ob es wirklich Buddha war oder Sokrates oder einfach nur eine weise Person – jede dieser Varianten gibt es im Netz – ist egal, denn die Aussage ist immer die Gleiche. Und gerade in letzter Zeit gibt es immer wieder Anlässe, sie mir ins Gedächtnis zu rufen. Mein Mantra gewissermaßen.

Es geht um das, was man sagt oder schreibt, um den Ton und ganz generell die Notwendigkeit etwas zu sagen oder auch nicht. Im übertragenen Sinne geht es damit auch um Kommentare in den sozialen Medien, die im besten Fall überflüssig, aber leider immer wieder auch böse sind (dazu hat Andrea vergangene Woche geschrieben), um ungefragten Rat im Netz (oder im Leben) und um die Weitergabe von “Informationen”, die schlicht falsch sind.

Das zu filtern ist Aufgabe der drei Siebe:

Denn jedes Sieb steht für eine Frage: Ist das, was du sagen möchtest, wahr? Ist es gut? Ist es nützlich?

Dass man nichts von sich geben sollte, was nicht wahr ist, nicht gut und obendrein nutzlos, muss ich wohl nicht schreiben. Das sollte selbstverständlich sein (auch wenn es das für manche da draußen nicht zu sein scheint).

Eben so einfach sollte die Entscheidung hier sein: Dieses Tuch möchte ich “ganz sicher nicht stricken” lautete vergangene Woche ein Kommentar unter einem Posting auf Instagram. Wahr? Wahrscheinlich. Gut? Nein. Nützlich? Auch nicht.

Oder dieser Kommentar: “Wenn ich die [gestrickten] Ergebnisse hier sehe, hat mir bisher noch nicht eine Variante gefallen” stand in einer Facebook-Gruppe. Wahr? Wahrscheinlich. Gut? Nein. Nützlich? Auch nicht. “Sieht aus wie ein Schrubtuch” war ein weiterer Kommentar – muss ich wohl nichts zu sagen.

Kurz: Geschmäcker sind bekanntermaßen verschieden und wahr alleine reicht nicht. Nicht nur, weil Kommentare wie die genannten eine Steilvorlage sind für einen Shitstorm. Auch weil sie unhöflich sind. Unhöflich und unnötig.

Dann gibt es Dinge, die vielleicht gut (gemeint) sind, aber wenn sie falsch und nutzlos sind, sollte man da auch nochmal drüber nachdenken. “Das steht dir total gut” oder “passt super” mag nett gemeint sein, aber wenn’s nicht stimmt, ist auch das nicht nützlich und man tut damit niemandem einen Gefallen.

Oder: “Mit einer andere Nadelstärke wäre das Maschenbild schöner.” Wurdest du um deine Meinung gebeten? Dann ist die Antwort okay. Wurdest du nicht? Hm … Was du vorschlägst, mag ja stimmen, aber Rat geben geht anders: Zuhören, Fragen stellen, Ideen entwickeln, aber nur (nur!) auf Aufforderung.  Das wäre ein eigener Blogpost.

Deshalb zurück zum Thema: Im Idealfall ist etwas wahr, gut und nützlich. Dann spricht nichts dagegen, es zu sagen oder zu schreiben. Wenn es nur wahr und nützlich ist, aber nicht angenehm, auch. Allerdings ist das dann eine Frage der Abwägung, des richtigen Moments und des Ortes. Ein öffentliches Profil ist für sowas besser nicht die erste Wahl.

Drei Siebe: Wahr. Gut. Nützlich. Eigentlich ganz einfach. Verrückt, wie wenig übrig bleibt, wenn man sie benutzt. Und wie klar das dann ist.

Gelingt mir nicht immer. Aber ich übe.

Die schönen, mitternachtsblauen Socken im Bild (aufgenommen bei schlechtem Licht und gestrickt mit Regia Premium Silk) sind ein Teststrick für Sophia. Ich behaupte, dass sie zum Blogpost passen. Sophia wird wissen wie ich es meine.

 

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