Pulswärmer mit Blumen

Schon verrückt, was man was ich alles mache, um nicht das tun zu müssen, was eigentlich dran ist! An einem Tag im August habe ich deshalb – wissend, dass auch das mühsam sein würde – statt Schreibtisch lieber angefangen meine Wolle zu sortieren und aufzuräumen.

Das heißt, ich habe alles ins Wohnzimmer getragen, jedes Knäuel ausgepackt (aus der Plastikkiste und dann aus der Plastiktüte), hingelegt, fotografiert (sofern neu), Bild, Gewicht und Angaben der Banderole bei Ravelry eingegeben und schließlich alles wieder zurück geräumt. Knäuel … für Knäuel … für Knäuel.

Eine Kiste mit Sockenwolle, eine andere mit Rowan-Garnen. Eine mit allem, wovon ich viel habe und eine andere mit Baumwolle. Und so weiter. Die letzte schließlich mit allem, was übrig war. Nachdem ich zwischendurch aber doch immermal an den Schreibtisch mußte, lag hier drei Tage lang überall Wolle. Wirklich überall. Hat nicht Familienmitglieder gefreut … 😬.

Irgendwann war dennoch alles ordentlich  – nur auf dem Wohnzimmertisch lag noch ein einziges Knäuel Drops Karisma in der Farbe von Haferflocken.

Ne, dachte ich, das räume ich jetzt nicht mehr auf. Das nicht. Kennt Ihr das, wenn so ein einziges Knäuel einem dann den Rest gibt? Liegenlassen war dennochkeine Alternative (hat der Mann gesagt), also habe ich kurzerhand Pulswärmer daraus gestrickt.

Ohne Anleitung und mit 3,75er Nadeln.

Rippenmuster und dann Zunahmen für den glatt rechts gestrickten Daumen in jeder dritten Reihe. Ein Knäuel = ein Paar. 50 gr. haben ganz genau gereicht. Noch am gleichen Tag waren sie fertig und so, wie vorher das Knäuel rumlag, lagen dann Pulswärmer rum 🙃.

Zum Glück hat Sarah mich in der Vergangenheit nicht nur immer mal wieder motiviert zu sticken, sondern mir auch gleich das richtige Buch dagelassen: Nach kaputt kommt schöner. Wer Sarah nicht kennt: in ihrem YouTube Kanal, Ein Koffer Voll Wolle zeigt und erklärt sie Strickanleitungen, aber eben auch sehr, sehr viel zum Thema Reparieren. Sie stopft nahezu unsichtbar oder wunderschön sichtbar, hat sehr coole Ideen und erklärt wirklich toll. Ein Besuch in ihrem virtuellen “Strickzimmer” lohnt sich deshalb unbedingt.

Nicht zuletzt dank Sarah habe ich mal wieder die eigenwillige Schönheit des Unvollkommenen für mich entdeckt, und gleichzeitig viel über das Stopfen gelernt, wie man richtig Knöpfe annäht, wie Löcher eingehäkelt werden oder Längen angestrickt, wie man mit Flicken flickt, einiges über Slow Fashion und – tadaa! – ganz einfache Zierstiche.

Und als dann das Buch so neben den  Pulswärmern lag, dachte ich, die sind zwar nicht kaputt, aber ich könnte doch … und dann habe ich!

Die Zierstiche auszuprobieren war zu verführerisch.

Das Ergebnis begeistert mich! Vier kleine Blüten. Lavendel, eine Kornblume, Löwenzahn und ein rotes Blümchen. Je zwei auf einem Daumen. Aufgestickt im Margueritenstich mit Resten von Sockenwolle. Das war tatsächlich schnell gemacht und ist – für meine Augen – genau das, was Wolle in der Farbe von Haferflocken braucht.

Nun denke ich darüber nach, was ich noch erst stricken und dann besticken könnte. Nochmal Pulswärmer vielleicht, oder die Passe eines Pullovers, oder eine Mütze – am liebsten alles. Und sofort!

Aber vielleicht zuerst Socken. Schließlich ist mittlerweile SOCKtober. Nur muss erst der Cardigan Teststrick fertig werden – auch wenn ich Andrea wahrscheinlich nicht mehr einhole.

 

 

 

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Buchrezension: ‘Rausch und Klarheit’ von Mia Gatow

Im Januar 2024 habe ich zum ersten Mal einen Text von Mia Gatow gelesen. Einen Artikel im Berliner Tagesspiegel zu Alkohol und Alkoholsucht. Den Titel erinnere ich nicht, aber umso mehr, wie sehr sie mich mit dem was sie schreibt und wie sie es schreibt, beeindruckt, begeistert, neudeutsch: geflasht hat. Seither folge ich ihr auf Instagram.

Als sie dort im Juli 2024 die Premiere ihres Buchs ‘Rausch und Klarheit‘ ankündigte, habe ich sofort (also wirklich sofort) zwei Tickets gekauft. Einfach, um Tickets zu haben. Ich weiß noch, dass ich dachte “23. September … eigentlich verrückt. Das ist noch so lange hin.” Aber weil sich das, was früher endlose Sommerferien waren, heute eher wie ein langes Wochenende anfühlt, war “noch lange hin” deutlich schneller vorbei als gedacht.

Vergangenen Montag waren wir also im Pfefferberg-Theater. Der Mann kam mit. (Nicht wegen des Themas, wie er mir versicherte, sondern wegen des Events. Denn wir waren tatsächlich länger nicht gemeinsam abends unterwegs. Aber – Spoiler – soviel vorab: es bleib nicht dabei. Er möchte das Buch jetzt auch lesen).

Der Saal im kleinen Theater war erwartungsgemäß ausgebucht, die Plätze in der Mitte von Reihe 5 waren perfekt (wenn man davon absieht, dass der Mann Probleme hatte, die langen Beine in der schmalen Stuhlreihe unterzubringen) und im Publikum saßen, ebenfalls wie erwartet, deutlich mehr Frauen als Männer, die meisten um die 30. Vielleicht auch jünger. Keine von ihnen schien dabei Klischees zu erfüllen, die landläufig mit dem Thema des Buches in Verbindung gebracht werden. Sie wirkten ausnahmslos erwartungsfroh, guter Dinge und bester Laune.

Aber zurück zur Lesung: Mia Gatow im Gespräch mit Daniel Schreiber. Autor:innen unter sich. Sie anfänglich nervös, er fing das auf, indem er ein bißchen mehr sprach, ein wenig mehr erklärte. Schon nach der ersten Lesung entspannte sie jedoch sichtlich und was immer ich mir von diesem Abend erwartet hatte, wurde in Folge weit übertroffen.

Wäre Mia Gatow nicht so jung, würde ich sagen, sie ist weise. So passt das irgendwie nicht. Und doch ist sie es. Denn das, was sie denkt und sagt, ist positiv und abgeklärt und auf eine ganz eigenwillige Art unglaublich schön. Meint man nicht, in Anbetracht des Themas – ist aber so.

Worum geht es also? ‘Rausch und Klarheit’ ist ein autobiografisches Buch, in dem Mia Gatow ihre Erfahrungen mit Alkohol im familiären, aber auch im gesellschaftlichen Kontext beschreibt. Als jüngstes Kind einer Familie mit Alkoholproblemen schildert sie ihre Kindheit, die vom alkoholbedingten Tod ihrer Großmutter und ihres Vaters geprägt war. Spätestens in ihrer Zeit als Barkeeperin in Berlin wurde Alkoholkonsum dann zu einem festen Bestandteil ihres eigenen Lebens.

Im Buch beschreibt sie ihre Entwicklung von der allmählichen Erkenntnis ihrer eigenen Sucht bis hin zu ihrem Besuch bei den Anonymen Alkoholikern und der Aussicht auf ein neues Leben, in dem “Nüchternheit nicht ein Verzicht ist, sondern ein Gewinn.” Neben ihrer persönlichen Suchtgeschichte analysiert sie dabei auch gesellschaftliche Strukturen, die samt und sonders Alkoholkonsum normalisieren.

“Sei doch gemütlich, trink doch mal was” – diese unzulässige Verbindung von Worten, die nicht zusammen gehören, wie oft habe ich das schon gehört! Und die meisten von Euch werden mir zustimmen, dass es bis heute nur wenig akzeptierte Gründe gibt, Alkohol abzulehnen. “Ich bin schwanger” ist einer, “ich muss noch fahren” der andere. Alles andere hat in der Regel Diskussionen zur Folge. (“Ach komm schon, nur eins. Sei doch nicht so”). Das Feierabendbier, das Treffen auf ein Glas Wein, oder Sekt, um zu feiern, Schnaps, um Kummer zu ertränken – Alkohol ist rund um die Uhr verfügbar, ist Werbepartner von Sportvereinen und wird von schönen, jungen Menschen auf Plakaten beworben. Alles total normal. Weil Alkohol tief verwurzelt ist (nicht nur) in unserer Kultur.

Und doch kennt jede:r von uns mindestens einen Menschen, der oder die durch den Konsum von Alkohol krank geworden ist oder abhängig oder beides. Denn Alkohol ist ein Zellgift. Jeder Schluck ist in so vieler Hinsicht schädlich: Krebs, Depressionen, Demenz. Keine andere Droge verursacht so viele Unfälle, so viel Gewalt, zerstört so viele Leben, Freundschaften und Familien.

“Ich möchte dieses Buch allen Leuten schenken, die ich kenne. Man liest es förmlich mit angehaltenem Atem. Es ist wie eine grandiose Ballade – über Abhängigkeit, Sehnsucht und Liebe und über das Leben, das so viel echter sein kann als gedacht”, hat Daniel Schreiber gesagt und er hat Recht.

Alle, die sich nicht sicher sind, ob das, was sie trinken noch okay ist, sollten ‘Rausch und Klarheit’ lesen. Alle, die denken, dass nur die Anderen süchtig werden, weil das Nicht-süchtig-werden eine Frage von Disziplin ist, sowieso. Jugendliche, die glauben, das Trinken cool ist, auch. Mir hat es geholfen, Menschen zu verstehen, die süchtig wurden und gleichzeitig bin ich mir ziemlich sicher, dass eben die genau dieses Buch brauchen, um besser zurück in ein helles, nüchternes Leben zu finden.

Genug geschwärmt, nur eins noch: Wer mehr zum Buch wissen möchte, dem sei der Podcast SodaClub von Mia Gatow und Mika Döring wärmstens ans Herz gelegt. Jeden Sonntag erscheint eine neue Folge über ‘Alkohol, Liebe, Sucht und Unabhängigkeit’. Folge 197 hat ‘Rausch und Klarheit’ zum Thema. Außerdem findest Du eine Leseprobe auf der website des Verlags.

Wer nun das Buch kaufen möchte, sollte vielleicht vorher im Buchladen der Wahl nachfragen, ob es vorrätig ist … Weil ich mir (natürlich) wünsche, dass es zwischenzeitlich überall ausverkauft ist, aber auch aus eigener (eher leidvoller) Erfahrung: ich habe es bei Hugendubel gesucht (nicht mein Lieblings-Buchladen, aber in der Nähe und ich kam dran vorbei): erst bei den Bestsellern, da war es nicht. Dann bei Gesellschaftsliteratur, da war es auch nicht. Als ich es bei Lebensratgebern nicht gefunden habe, war ich tatsächlich fast erleichtert und habe dann doch an der Kasse nachgefragt.

Was soll ich sagen? Das einzig vorrätige Exemplar war unter ‘Gesundheit’ einsortiert. Zwischen ‘Nahrung fürs Leben’ und ‘Masterplan Gesundheit’. In so vieler Hinsicht so falsch – ich konnte es dort nicht lassen. Es ist jetzt meins.

Irgendwie Fügung, nachdem Büchertisch und ausverkauftes Theater am vergangenen Montag nicht zusammenpassen wollten. Fünfzig Bücher mehr wären da lässig auch verkauft worden, zumal Mia Gatow jedes einzelne gerne signiert hat. Aber darauf waren Verlag und Thalia offensichtlich nicht vorbereitet. Nur mal so gefragt: Warum nicht??

Vielleicht gucke ich jetzt einfach, wo weitere Lesungen stattfinden und fahre Mia Gatow mit meinem Buch hinterher. Je länger ich darüber nachdenke, umso mehr mag ich den Gedanken.

💙

Ein Blogpost, ganz ohne Wolle. Obwohl … Bei der Lesung saß links neben mir saß eine junge Frau. Wir haben uns kurz gegrüßt, als sie sich setzte. Das war’s. Ich unterhielt mich danach wieder mit dem Mann, sie sprach nach links. Es war noch Zeit bis zum Beginn der Lesung. Und irgendwann sagte sie (nicht zu mir, aber so, dass ich es hören konnte) “Stricken ist schon echt krass. Kann ich leider nicht.” Kontext? Zusammenhang? Keine Ahnung. Aber rückblickend ist das genau so ein Moment, in dem ich gerne geistesgegenwärtig gewesen wäre. War ich aber nicht. Aber wenn Du das jetzt liest – ich bringe es Dir gerne bei 😉

Rausch und Klarheit von Mia Gatow, erschienen am 18. September 2024 bei GOLDMANN, 304 Seiten ISBN: 978-3-442-31753-0

Transparenzhinweis: Das besprochene Buch habe ich gekauft. Die in dieser Rezension geäußerten Ansichten und Bewertungen spiegeln ausschließlich meine persönliche Meinung wider und wurden in keiner Weise von Verlag oder Autorin beeinflusst oder vorgegeben.

verlinkt zum Samstagsplausch von Andrea

Auf den Nadeln im September

Über 5 Jahre habe ich für REGIA (und gelegentlich auch für Schachenmayr) gearbeitet, geschrieben und gestrickt. Jetzt, wo ich das nicht mehr tue, fühlt es sich an, als hätte mir jemand den Stecker gezogen.

Auch wenn überall noch Wolle liegt. Ich habe einfach keine Lust, irgendwas damit zu machen. Absurd, aber nichts auf den Nadeln.

Und erst jetzt merke ich, wie selbstverständlich Wolle mich seit Jahren überall hin und immer begleitet hat. U-Bahn, Wartezimmer, Wohnzimmer oder Strand – nicht ein Tag ohne Maschen. Nie!

Anders im September. Da hat es dann nur für zwei Paar Socken gereicht. Ich habe bei Ravelry nachgesehen, es stimmt: Zwei Paar, identisches Muster, beide top-down und mit Bumerangferse, beide in der gleichen Größe. Ein Paar aus roter REGIA 4fädig, das andere im schönen Violett (die Farbe heißt Feige) der REGIA Premium Silk.

Ein drittes Paar hängt noch auf den Nadeln, es ist bunter (Guacamole heißt die Farbe), nicht aus REGIA (sondern Drops Fabel), mit kurzem Schaft im Muster der Mount Mocco Socken und deshalb eben doch irgendwie REGIA. Ferse, Spitze und Bündchen in türkis, damit ich mit dem grünen 50gr. Knäuel hinkomme. Vor 10 Tagen habe ich damit angefangen. Jetzt dümpelt es so vor sich hin. Immerhin eine Socke ist fertig.

Mit dem schönen Cardigan von Rililie bin ich eben so wenig voran gekommen wie mit dem Weihnachtspullover. Beide liegen hier auch noch. Wenn auch ohne neue Bilder. Weil sich, wie gesagt, annähernd nichts verändert hat seit dem letzten Blogpost.

Wie immer das jetzt weitergeht. Ob ich irgendwann wieder anfange (muss ja eigentlich) oder ob’s das jetzt war (kann nicht sein)? Und wenn doch letzteres – was mache ich denn dann als Alternative? Lesen vielleicht?

Ich muss lachen, wenn ich das schreibe.

Zu meiner Ehrenrettung – so ganz untätig war ich nicht, auch wenn wenig auf den Nadeln war. Mit immerhin einer (Näh-)Nadel und mit dem Stopfgarn, dass ich bei ihr gefunden habe, habe ich die Mottenlöcher im Kaschmir-Tuch meiner Schwiegermutter geflickt. Das dann doch.

Ich glaube, das hätte ihr gefallen.

 

Teststrick für Rililie: der Intarsia Reset Cardi

Verführt von einem Bild auf Instagram habe ich mich um den Teststrick des Intarsia Reset Cardi von La Maison Rililie beworben. Und das, obschon ich eigentlich genug auf den Nadeln hatte … Damit nicht genug, habe ich dann Andrea mitgerissen dafür interessieren können und tatsächlich wurden wir beide (juchhu!) angenommen.

Grandios der Nachmittag, an dem wir erstmalig über der 18 (achtzehn!)-seitigen Anleitung in meinem Garten saßen. Gleichermaßen überrascht und überfordert, brauchten wir drei Anläufe und viele Stunden, ehe der Anfang gemacht war. Sehr klein und bei weitem noch kein Cardigan, hat Andrea das Ergebnis dieses ersten Treffens dann in ihrem Instagram-Account gezeigt.

Wenn ich es richtig erinnere, war es der heißeste Tag dieses Sommers in Berlin, auf jeden Fall deutlich über 30 Grad. Ob es daran gelegen hat, dass unser Verstand verknoteter war als jedes Garn jemals? Wie sonst ist eine solche ‘Anleitungs-Blockade’ zu erklären?

Zumal die Anleitung gut geschrieben ist und tatsächlich alles (also alles!) bedacht hat und erklärt. Randvolle Seiten mit Charts und Listen und Text. Eine unglaubliche Arbeit, die sich Rililie, die Designerin, da gemacht hat. Mittlerweile weiß ich, dass sie das immer macht und ziehe meinen imaginären Hut vor dieser Leistung!

Schließlich sind damit ihre so schönen Designs tatsächlich für Jede zu meistern, sobald sie sich in die Anleitung eingelesen hat. Denn das ist der Trick! “Mach doch einfach, was da steht” hat Andrea mir jetzt mehr als einmal gesagt und je weiter ich komme, umso besser gelingt mir das.

Ich kenne tatsächlich keine Designerin, die ihre Teststrickerinnen so an die Hand nimmt und nicht nur in der Anleitung, sondern auch in der zugehörigen Ravelry-Gruppe alle Nachrichten geduldig und freundlich beantwortet. Nicht zuletzt deshalb möchte ich schon weiter sein und Bilder zeigen. Rililie hätte es so verdient!

Der Cardigan wird in drei Farben gestrickt. Ich habe mich für ein hellgraues Vorderteil, einen dunkelgrauen Rücken und Ärmel in magenta entschieden. Letztere können entweder gleich oder in unterschiedlichen Intarsia-Mustern gestrickt werden. Ich glaube, das mache ich.

Der Clou sind (für mich) die seitlichen Taschen. Durch Zunahmen im Rückenteil kommt die “Rückenfarbe” nach vorne und bildet die untere Seite der (Eingriff)Taschen. Kompliziert zu erklären und wahrscheinlich auch nur mit Konzentration zu stricken, aber wenn ich da erstmal bin, also wenn …

Bis dahin ist es allerdings noch ein ziemlicher Weg. Zumal ein Strickzeug, an dem konstant fünf Knäuel hängen, nicht für’s Stricken unterwegs gemacht ist. Auch wenn ich – Rililie’s Rat folgend – jedes Knäuel in eine Zipper Bag gepackt habe. Das verhindert schlimmes Verheddern, aber ist tatsächlich unpraktisch unterwegs.

Mal sehen, ob es mir gelingt, am Wochenende sichtbare Fortschritte zu „erstricken“. Auch wenn dieser Cardigan unverändert eine Herausforderung ist, die mich – zugegeben – unerwartet trifft. Ich dachte immer, wenn es um Wolle geht, überrascht mich so schnell nichts und niemand mehr.

Da habe ich mich wohl vertan.

Wer jetzt nicht warten möchte, bis mein Cardigan fertig ist, um zu sehen, was mich daran so fasziniert, kann sich das wirklich coole Design hier ansehen. Aber wehe, eine sagt danach, ich hätte sie nicht gewarnt, wenn sie nach passender Wolle gucken geht … 😉

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Buchrezension: ‘Sweaters’ von Melanie Berg

Melanie Berg hat ihrer Kollektion ein neues Buch hinzugefügt: ‘Sweaters‘, ist im August im Frech-Verlag erschienen – vergangene Woche hatte ich es in der Post. Und es ist in so vieler Hinsicht ungewöhnlich, dass ich gleich darüber schreiben möchte.

Das mache ich normalerweise nicht. Für mich gehört es zu einer guten Rezension dazu, immer mindestens eine Anleitung nachzustricken, nur fehlen mir dazu momentan freie Nadeln und Zeit. Wobei ich allerdings auch keine Zweifel daran habe, dass jede der Anleitungen im Buch leicht nachzuarbeiten ist und passt – wie immer bei den Designs von Melanie Berg.

Für die, die sie bisher nicht kennen: Sie war Fachinformatikerin, bevor sie Strickdesignerin wurde. Anders formuliert: Wer IT-Systeme installieren kann, Software-Anwendungen entwickeln und IT-Prozesse optimieren, wer über so viel technisches Verständnis, logisches Denken und Problemlösungskompetenz verfügt, liebt Mathe und kann stricken. Geht gar nicht anders 😉.

Melanie Berg, die ich zuletzt bei der h+h in Köln gesehen habe, entwirft seit sicher 10 Jahren (müßte ich nachgucken, habe ich nicht) Strickmodelle, die sich durch klare Linien und einen lässigen Look auszeichnen. Sie ist nicht nur super sympathisch und nahbar – ihr offener Umgang mit ihrer eigenen Krebserkrankung (die zum Glück überwunden ist!), aber auch ihr Engagement für wohltätige Zwecke und Organisationen haben sie (nicht nur als Designerin) noch bekannter in der Strickszene gemacht, als sie ohnehin schon war.

Aber zurück zum Buch: Nach ‘Shawls’ und ‘Colorwork Shawls’ nun also ‘Sweaters’. Erschienen im August 2024 enthält es Anleitungen für 13 Pullover, Jacken und Shirts – alle unterschiedlich und jede besonders. Ein besonderer Schnitt, besonderes Garn, besondere Farbkombinationen oder Knöpfe. Kurz: in jeder Anleitung steckt einmal mehr die Aufforderung, etwas Einzigartiges herzustellen.

Poncho oder Cardigan, FairIsle oder Blockstreifen, Fledermausärmel, lange Ärmel oder gar keine und immer wieder Lace. Auf oder um die Schultern, am Saum oder über die Länge der Arme. All das in den schönsten Garnen. Sie sind wolkig-weich oder eher rustikal, pastellig oder in Erdtönen. Eine wunderbare Vielfalt an Oberteilen, alle mit Potential zum “Must-have”.

“Mach, was Du willst”, schreibt sie dazu und ich weiß, die Betonung liegt auf dem “Du”.

Natürlich ist jede Anleitung ausführlich beschrieben und Melanie Berg wäre nicht Melanie Berg, wenn es nicht zu jedem Lacemuster auch ein Chart gäbe, und immer eine Zeichnung des fertigen Strickstücks mit Maßgaben.

Über allem ist dann auch unglaublich viel Herz. In den kleinen Texten, die jeder Anleitung vorangehen ebenso, wie in Vorwort und Dank. Auch das ist eher keine Überraschung. So ist sie eben.

Was mir außerdem richtig gut gefallen hat: da ist zum einen die Zweisprachigkeit – sowas wie ihr Markenzeichen. Jede Seite ist der Länge nach geteilt, links deutsch und rechts englisch. Für mich, die lieber nach englischen Abkürzungen strickt, ist das perfekt. Denn die Texte lese ich tatsächlich lieber auf deutsch. Dann höre ich Melanie sprechen.

Zum anderen sind da die Testimonials der Strickerinnen. 13 Frauen, die je eines der im Buch vorgestellten Designs nachgestrickt haben, zeigen ihre Version und schreiben dazu. Sie kommen aus Asien, den USA oder Europa, tragen unterschiedliche Größen, schreiben in deutsch oder englisch und haben eine Bühne wie sonst nur auf Ravelry. Eine Autorin, die ihren (Test)Strickerinnen fünf Seiten Platz in ihrem Buch einräumt – das finde ich tatsächlich bemerkenswert! Sehr, sehr coole Idee! Schöner kann man sich als Designerin nicht bedanken.

Mein Favorit im Buch? Die Ashen-Jacke. Sie ist einfach zu stricken, macht dennoch viel her und kann auf unterschiedliche Art getragen werden. Bedauerlicherweise habe ich passendes Rowan-Garn im Stash, was es jetzt unglaublich schwer macht, der Versuchung sofort anzuschlagen zu widerstehen … 🙈 Wie ich das löse, weiß ich noch nicht.

Kurz: ‘Sweaters’ zeigt sehr unterschiedliche Anleitungen (in bis zu 7 verschiedenen Größen), mit denen Anfänger:innen eine Menge lernen können, während routinierte Strick:innen einmal mehr geschubst motiviert werden, kreativ zu sein. Entsprechende Tipps – sei es Farbwahl, Garnkombinationen oder Nadelstärke – gibt Melanie Berg mehr als genug. Morning Glow ist dabei (für meine Augen) unisex, alle anderen Designs sehe ich eher nicht für Männer.

Format, Papier und Bilder (auf denen man tatsächlich auch das jeweilige Design erkennt – leider nicht immer selbstverständlich bei Strickbüchern) sind ebenfalls schön.

Sollte ich meckern wollen: die Tippfehler sind mir aufgefallen. Marotte von mir. Nichts, was den Sinn entstellt oder zu Mißverständnissen führt, also ist es irgendwie auch egal. Dennoch habe ich es bemerkt. Und den Untertitel des Buches finde ich nicht so gelungen. ‘Pullis stricken mit Stil’ … Hm. Also wenn Stil, dann keine Pullis. Passt (für mich) einfach nicht.

Ändert aber nichts an meiner Einschätzung, dass ‘Sweaters’ für Melanie Berg Fans und die, die es noch werden wollen, definitiv eine Kaufempfehlung ist. Zur Zeit (und noch bis zum 6. Oktober 2024) findet übrigens ein Pullover KAL in ihrer Ravelry Gruppe statt.

Ich gucke jetzt vielleicht doch mal nach Wolle …

 

Transparenzhinweis: Das besprochene Buch wurde mir freundlicherweise vom Frech-Verlag als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Die in dieser Rezension geäußerten Ansichten und Bewertungen spiegeln ausschließlich meine persönliche Meinung wider und wurden in keiner Weise vom Verlag beeinflusst oder vorgegeben.

Verlinkt zu Andreas Samstagsplausch