Rosa Kaschmir mit Alpaca

[Werbung] Ende 2019 habe ich aus der Wolle, die meine Mutter mir kurz zuvor aus Estland mitgebracht hatte, eine grüne Jacke gestrickt. Ein absolutes Lieblingsteil! So schön und warm, dass ich schon damals wußte, dass es nicht bei der einen Jacke bleiben würde.

Nun habe ich mir tatsächlich eine zweite gestrickt – genau so wie die Grüne, nur ganz anders.

Viel zarter, viel weicher, aus Regia Premium Cashmere und Schachenmayr Alpaca Cloud. Kein Vergleich zu estnischen Schafen 🐑. Und auch die Farbe hat mit dem kräftigen Grün nichts gemeinsam.

Allerdings ist die Machart ähnlich: Beide Jacken sind ein Raglan-von-oben und haben ein Muster ab Taille. Nur habe ich dieses Mal nicht improvisiert, sondern habe den Raglan-Rechner von Thorsten Duit getestet.

Davon habe ich gleich in zweierlei Hinsicht profitiert: Dank Thorsten und dank Regia.

Thorsten weiß unglaublich viel, wenn es um stricken und Stricktechniken geht. Und dieses Wissen fließt fast beiläufig in seine Anleitung mit ein. Kleine Tricks, mögliche Alternativen, Variationen, Basiswissen – manchmal nur Halbsätze und doch unglaublich viel Information, die dazu führt, dass am Ende jedes gestrickte Oberteil genau so wird, wie man es haben möchte: weit oder eng, mit V-Ausschnitt oder Rundhals, tailliert oder in A-Linie, als Jacke, Pullover oder Top und in jeder Garnstärke.

Mitbringen muss man dafür denkbar wenig: drei Maße. Das wars.

Regia hat mir das Garn spendiert – 3 Knäuel der Regia Premium Cashmere und 4 Knäuel Alpaca Cloud. (Danke, Stefanie 😘).

Regia Premium Cashmere gefällt mir sehr gut. Ähnlich wie die Silk der gleichen Serie ist es weich, hat ein wunderbares Maschenbild, fällt schön und wärmt. Dass es obendrein Sockenwolle ist, ist dabei kein Fehler. Im Gegenteil. Denn all das, was Sockenwolle kann, können die Garne der Premium-Serie auch. Das heißt, sie sind formbeständig, temperaturausgleichend, maschinenwaschbar und so.

Alpaca Cloud ist ein dünnes fusseliges Garn, das wunderbar als Beilaufgarn funktioniert, ist gleichzeitig aber auch das Maximum an Fussel, das ich (v)ertrage. Es juckt zwar nicht so wie Mohair, aber es ist keine glatte Faser und macht deshalb ein “weich”, das ich nicht so gerne habe. Gut ist allerdings, dass es sich in jede einzelne Masche schiebt, so dass mein normalerweise eher lockeres Gestrick jetzt “dicht” ist. Ich bin sehr gespannt, wie sich das entwickelt, wenn ich die Jacke länger getragen habe.

Ich wollte sie taillenkurz und so weit, dass sich die Vorderteile überlappen. Ein bißchen wie ein Kimono. Dazu schmale Ärmel. Die Blende ist ein iCord – und das Einzige, was ich überlege, es unter Umständen doch noch zu ändern. Wäre da nicht dieses flauschige Alpaca, hätte ich das wohl schon gemacht. Eine leise Ahnung, wie mühsam das wird, hält mich zurück …

Schließen möchte ich die Jacke am liebsten mit zwei Knöpfen, die mit einer kleinen Kette verbunden sind. Oder mit einer vergleichbaren Schließe (nicht mit der Stricknadel, wie unten im Bild). Mal sehen. Bisher habe ich weder danach gesucht, noch in meinem Fundus etwas passendes entdeckt.

Das Muster unterhalb der Taille kommt aus einem Lamana-Heft. (Meinen dunkelblauen Schal aus Regia Premium Alpaca habe ich schon danach gestrickt). Besonders schön finde ich, dass es so plastisch wirkt. Es sieht aus wie gezopft, ist es aber nicht. Und weil es sich alle vier Maschen wiederholt, konnte ich es auch für die Raglanlinie verwenden.  Schick, oder?

Die Anleitung für das Muster ist eine Kaufanleitung, deshalb kann und möchte ich sie hier nicht teilen. Wer mehr dazu wissen möchte, folgt am besten diesem Ravelry-Link.

Den Raglan-Rechner hat Thorsten am vergangenen Mittwoch online gestellt. Er ist kostenfrei verfügbar. Das passende Video findest Du auf YouTube und wer noch mehr Details und Hilfestellungen braucht oder Thorsten unterstützen möchte, kann eine sehr ausführliche und bebilderte Anleitung bei Ravelry erwerben.

Heute kam meine Jacke zurück und nun mache ich das, wofür vor dem Versand keine Zeit mehr war: ich wasche und spanne sie. Tragebilder ergänze ich dann morgen.

Neuer Tag – neue Bilder. Und jetzt auf! zu Andreas Samstagsplausch

Meine gestreifte Jacke

Vorletzten Winter (oder noch früher? Ich erinnere es nicht) waren Julevotter Adventskalender plötzlich überall in meinen Feeds. 24 kleine Fausthandschuhe mit Zahlen auf einer Seite und Norwegermustern auf der anderen. 24 verschiedene Norwegermuster selbstverständlich. Ihr kennt die Dinger.

Ich glaube, Kathi hat mittlerweile drei gestrickt, Sophia hat jedes Jahr (mindestens) einen an der Wand (noch einen und ich kündige Euch die Freundschaft, Ladies – nur dass ich das mal gesagt habe) und irgendwie hatte ich das Gefühl, ich müßte jetzt auch so einen stricken.

Der Beginn dieses Projektes war gut und erfolgversprechend: ich habe Lettlopi in den schönsten Farben gekauft und in einer großen Tüte nach Hause getragen.

Das Ende dieses Projektes kam plötzlich – gleich nach dem ersten Handschuh. Es hat nicht mal mehr zum Fäden vernähen gereicht – und war wahrscheinlich vorhersehbar: Nadelspiel, geringe Maschenzahl und immer zwei Fäden in den Händen haben mir binnen allerkürzester Zeit gezeigt, wo meine Grenzen sind …

Danach lag Lettlopi in den schönsten Farben (zusammen mit einem kleinen Handschuh) in einer Kiste.

Diesen Sommer (prima Zeit übrigens, um mit skandinavischer Wolle zu stricken 🙄) habe ich die Knäuel dann wieder vorgeholt und eine Strickjacke draus gemacht. Genau so: Impulsstricken (gibt es das Wort?) – ohne Anleitung, ohne Plan, ohne nichts. Angefangen, gestrickt, abgekettet, Fäden vernäht (bis auf einen Gelben; “den vernähe ich auch noch” denke ich jedes Mal, wenn ich die Jacke anziehe).

Sie ist perfekt. Mit jedem Tragen weniger kratzig, in Farben, die mich fröhlich machen, wenn es draußen grau ist und mit großartigen Knöpfen. Nur eins habe ich nicht bedacht: Menschen wie ich, die ihre Jacken immer (immer!) zuknöpfen, sind mit hüftlangen Jacken nicht gut beraten. Das ist entweder zu eng oder die Knöpfe halten nicht. Es ist Murks.

Natürlich könnte ich jetzt die Knöpfe abtrennen, dann die (angestrickte) Knopfblende ribbeln und danach die unteren Ringel der Jacke, schließlich ein neues Bündchen und eine neue Blende stricken und (puh!) die Knöpfe wieder annähen. Aber was würde ich dann mit den Knöpfen machen, die übrig bleiben?

Außerdem würde niemand der Welt schönste, brandneue Gürtelschnalle sehen, die mir meine wunderbare Freundin Bettina zum Geburtstag geschenkt hat – und das wäre so schade!

Also lasse ich das jetzt so, trage die Jacke offen, friere am Bauch und hoffe, dass ich mich irgendwann daran gewöhne 😬.

Der kalte Bauch ist wahrscheinlich die Rache des kleinen Handschuhs. Der liegt hier immer noch und wird auf ewig alleine bleiben.

Die Jacke aus estnischer Wolle

Stellt Euch vor, Ihr sitzt im Scheinwerferlicht auf einer Bühne und erzählt aus Eurem Leben. Oder von der Strickjacke, die Ihr gerade gestrickt habt. Oder irgendwas anderes. Mag sein, dass Euch Menschen gegenüber sitzen, vielleicht aber auch nicht. Wegen der Scheinwerfer könnt Ihr das nicht erkennen. Ihr erzählt also unbeirrt zu Ende und es passiert – nichts. Weder Applaus, noch Buhrufe, es räuspert sich nichtmal jemand. Komisches Gefühl? Stimmt.

So ähnlich ist bloggen meistens. Zumindest fühlt es sich für mich so an. Und dann weiß ich nicht, warum ich das eigentlich mache. Denn um nachzuhalten, was ich gestrickt habe, nutze ich Ravelry. Schnelles Feedback bekomme ich auf Instagram. Warum also noch bloggen?

Um der schönen Geschichten willen? Öffentliches Tagebuch? Hm …

Es mag am Jahresende liegen, dass ich überlege, ob und wie es weitergeht. Aber noch ist 2019 und da ist es allerhöchste Zeit, Euch die Jacke zu zeigen, die ich schon im Oktober aus der grünen Wolle gestrickt habe, die meine Mutter mir aus Estland mitgebracht hat.

Das waren sicher die ungewöhnlichsten Stränge, die ich je bekommen habe: der eine wog 277 gr., der andere 244 gr. Zusammen mehr als genug für eine Strickjacke in dem allerschönsten Grün.

Wolle von estnischen Schafen fasst sich übrigens genauso an, wie man meint: kratzig und bißchen fettig. Beides verliert sich durch das Verstricken und Tragen. Aber weich wird es wohl nie.

Ich habe die Jacke als Raglan-von-oben und und ohne Anleitung gearbeitet. Als mir glatt rechts dann zu langweilig wurde, habe ich Tautropfen gestrickt, ein Muster, das ich im Vogue Strickmusterlexikon gefunden habe (©1986, ISBN 3-475-52514-3).

Die Knöpfe sind aus Kokosnuss und wie so oft hat das Finden, Kaufen und Annähen eben dieser Knöpfe (danke Pia 💚) länger gedauert als das Stricken der Jacke … Die Bilder habe ich dann (endlich) gestern gemacht, was auch die Weihnachtsbaum-Kugeln erklärt 🙂

Ich liebe diese Jacke!

Das liegt auf jeden Fall an der Farbe, aber sie passt auch richtig gut. Weil Raglan (für mich) vorteilhafter ist als jede Rundpasse. Und weil eine angenähte Knopfleiste so unfassbar viel besser sitzt als alles, was angestrickt ist!

Deshalb note to self: Raglan-von-oben, angenähte Knopfleiste, teure Knöpfe. Und das Tautropfen-Muster.

Und häufiger bloggen, ich weiß.

Ein Pullover für Mika

Manchmal ist bloggen gar nicht so einfach. Oder sagen wir: stricken dauert deutlich länger als schreiben … So ist das jetzt auch (mal wieder) mit dem “Projekt Mika.” Da bin ich seit Tagen dran, normalerweise würde ich ein “Zwischenstandsbild” zeigen und gut ist es, aber in diesem Strickwerk steckt schon so viel trial & error Energie, deshalb zeige (und erzähle) ich einfach mal den Werdegang:

Angefangen hat alles als meine Lieblingsnachbarin ihrem Enkel einen selbstgestrickten Pullover zur Einschulung schenken wollte. Gesagt – getan. Also sind wir zusammen Wolle kaufen gefahren, waren sehr erfolgreich bei Liljedal und sie hat gleich am nächsten Tag angefangen.

Immer mal wieder habe ich sie dann gefragt wie es denn so wird und spätestens als es draußen wärmer wurde, merkte ich wie ihre Euphorie nachließ. Es kam der Sommer, die Einschulung, der Herbst, der Winter. Anfang diesen Jahres hat sie mich dann gefragt, ob ich “mal gucken” könnte.

Sie war mit dem Vorderteil eines Ringelpullovers fast fertig, aber es waren Löcher drin. LÖCHER! Geribbelt haben wir das dann in meinem (!) Wohnzimmer und immer noch verdränge ich den Gedanken an Motten oder anderes Getier. Passiert ist zum Glück nichts.

Ich habe alle Knäuel neu gewickelt, großzügig weggeschmissen, sicher auch ein Drittel des Gestrickten geribbelt und vernichtet, alles in Plastiktüten gepackt und ihr wieder mitgegeben.

Vor zwei Wochen saß sie dann wieder mal auf meinem Sofa. Unglücklich über Arthrose in den Daumen, die jede Masche so furchtbar schwer werden lassen.

“Dann stricke ich den Pullover halt fertig.”

Kennt Ihr das, wenn Ihr was sagt und im gleichen Menkt denkt “Hallo?! War ich das jetzt?!” — Ja, war ich, ungeachtet aller Projekte, die momentan hier liegen … Aber nun war es so.

Die Lieblingsnachbarin hat dankend angenommen.

Also stricke ich den Pullover für Mika. Er wird es nie erfahren.

Pullover Drops Mika Häkelmonster

Zuerst habe ich noch mal kräftig ribbeln müssen und dann letztlich alles aufgetrennt.

Pullover Drops Mika Häkelmonster

Statt vier einzelner Teile (Vorder- und Rückenteil, zwei Ärmel), die zusammengenäht werden müssen, habe ich mich für Raglan von oben entschieden. Nie vorher gemacht – egal.

Pullover Drops Häkelmonster Mika

Im ersten Versuch schien mir das zu klein, also habe ich es noch mal aufgemacht bis zum Beginn der Ärmel. Ging schnell. Und danach war es besser.

Pullover Drops Mika Häkelmonster

Die Ringel wurden anders als gedacht, weil ich wegen Ribbeln und Wegwerfen nicht mehr von allen Farben gleichviel Garn hatte. Auch egal. Gefällt mir sogar gut.

Vielleicht um mich noch ein bißchen vor den Ärmeln zu drücken, habe ich dann spontan beschlossen erst den Halsausschnitt mit Kragen zu Ende zu stricken. Und der war zu eng.

Peng!

Es ist mir ein Rätsel warum ich das nicht eher gemerkt habe. Habe ich aber nicht. Also alles wieder auf … Bis zur letzten Masche … Raglan von oben eben … An dem Abend war ich dann nicht mehr so froh. “Lass es doch einfach” hat der Mann gesagt, “vielleicht merkt man es ja nicht.” Strickprofi … Nee, klar – merkt kein Mensch wenn der Kopf nicht durchs Loch passt.

Pullover Drops Mika Häkelmonster

Nachdem ich Anfang- und Endfaden des oberen Teils immer gleich verfilzt hatte, wurde es ein schönes, dickes Knäuel. Eine “Weltkugel” meinte der Sohn. Neu angeschlagen habe ich noch in der gleichen Nacht.

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Der Kragen sieht jetzt anders aus und – noch wichtiger – er ist weit genug. Dafür kommt das mit den Streifen nicht immer ganz hin. Vorher waren alle Übergänge an einem Schulterblatt in der hinteren Raglannaht, weiter unten dann unter dem Arm. Jetzt sind sie überall. Seht ihr den Übergang von weiß zu blau? Klar seht Ihr den. Ich sehe nichts anderes, aber ich habe beschlossen nicht hinzusehen. Ich mache das nicht noch mal auf.

Pullover Drops Häkelmonster Mika
Soweit war ich gestern nachmittag.

Irgendwann wird es ein Pullover. Drei Anläufe hatte ich und wenn es dabei bleibt hätte ich nichts dagegen. Seit einer Woche bin ich dran, die Lieblingsnachbarin ist aus den kurzen Ferien zurück und wenn alles nach Plan läuft, werde ich im Verlauf der Woche fertig.

Dann kommt ein Blogpost mit Happy-End! Und irgendwann danach hoffentlich ein glücklicher Junge.

Jetzt stellt Euch mal vor, ich hätte nur ein “Zwischenstandsbild” gezeigt … :o)