Der Garten

Heute wieder in den Garten zu gehen, hat mich Überwindung gekostet. Lieber hätte ich eine Steuererklärung gemacht. Oder Hemden gebügelt oder so … Aber wenn ich eins weiß, dann dass sich die Dinge nicht von alleine erledigen.

Aber von Anfgang an: Gestern haben der Sohn und ich uns den alten Maschendrahtzaun vorgenommen, (noch) nicht wissend, mit wie vielen Wurzeln der mindestens vier Jahrzehnte lang eine untrennbare Verbindung eingegangen war … Fünfzehn Meter Zaun zwischen uns und den Nachbarinnen. Ziel war es, ihn zu entfernen. Haben wir auch! Mit Spaten, Kneifzange, Astschere und Muskelkraft.

Abends habe ich dann jeden Knochen gespürt, aber auch sowas wie Genugtuung. Wir hatten es geschafft! „Maschine“, hat der Sohn gesagt, macht mich immer noch stolz (Dank geht raus an Aviva 🙂 ). So, wie die Selbstverständlichkeit, mit der er angepackt hat. „Habe ich Bock drauf“, meinte er.

Ich ja eher nicht so. Aber wenn die to-do-Liste zu lang ist und die Gedanken zu schwarz, hilft mir nichts so sehr, wie körperliches Arbeiten. Abgesehen davon hatte ich eine Deadline und nicht mehr viel Zeit: das Ding musste raus! Bei Sonne, Regen, Hagel (gestern war echt alles dabei) mit dem Spaten Wurzeln abzustechen, Wurzelstöcke auszuheben und Ranken auszureißen, hat dem Körper weh und dem Kopf gut getan. Heute geht es mir besser.

Aber – kennen wir wohl alle – Tag 2 ist oft schwieriger als Tag 1. Half aber nichts.

Also habe ich vorhin die Handschuhe wieder angezogen und erstmal das Maschendrahtknäuel, das noch in der Einfahrt lag, auseinander gezogen und gerollt. Jetzt kann es da meinetwegen liegen. Danach war ich wieder am Zaun, der da nicht mehr ist, um alles, was noch an Draht in der Erde war, auszugraben. Zwischen Hopfenwurzeln, dick wie meine Arme – faserig, nass, eklig – und Efeuranken, so alt, dass die Blätter herzförmig sind. Ich bin allergisch dagegen.

Morgen mache ich den Rest.

Übermorgen werden dann die Sträucher, die da noch wachsen, vom Gartenprofi abgeschnitten. Alles weg, nur die Pflaume bleibt. (Arbeitsanweisung ist die Zeichnung oben im Bild – er hat sie verstanden). Danach wird er die Wurzeln ausfräsen. Und dann will ich nichts davon je wieder sehen. Nicht in meinem Garten! Keinen Hopfen, keine Brombeeren, weder wilden Wein noch Efeu oder Giersch. Jahrelang habe ich gedacht, ich schaffe das alleine, aber das war eine Illusion. Jedes Jahr ist es mehr geworden. Wie eine Hydra: drei neue Triebe für jeden einzelnen, den ich ausgerissen habe.

„Hopfen und Giersch kann man doch essen“ und „Brombeeren sind doch sooo lecker“ – wehe, eine sagt das jetzt.  Tipps, was ich noch hätte tun können, möchte ich bitte auch nicht!

Stattdessen möchte ich einen neuen Zaun und dann vielleicht eine Wildwiese. Oder doch ein Gemüsebeet. Eine Strickfreundin hat mir schon Tomaten, Paprika, Mini-Gurken und eine Mango-Melone gebracht. Eine andere Freundin bittet, dass ich ihre Zucchini übernehme, für die ihr Balkon zu klein ist. Mal sehen.

Da werde ich jetzt auf der Veranda drüber nachdenken.

 

Verlinkt zum Samstagsplausch

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nina wippsteerts
1 Tag zuvor

Oh, ich fühle gerade mit Dir! Uns tut auch so manches weh und spüren Muskeln, die wir kaum kannten. Auch hier musste ein Zaun befreit werden. Mussten Wege durch die Wiese geschnitten werden. Aber immerhin kein Hopfen, kein Girsch, kein Efeu, keine Himbeeren (aber die kommen, hab sie nur nicht wegmachen können, Gewitter). War der wuchernde Garten der Schwiegereltern. Alle 4 werden in meinem eigenen Garten nicht hoch kommen gelassen. Hopfen hatte ich mal, nie wieder. Ja, mach Dir einen einfacheren Garten, einen wie Du magst und probiere auch aus. Viel Freude dann aber dabei und gute Erholung und liebe… Weiterlesen »

FrauSonnenburg
1 Tag zuvor

Ohje, ich weiß gar nicht, was ich schlimmer finde, Brombeeren, Efeu oder Giersch… Damit kann ich auch dienen. Die Brombeere kann ich halbwegs in Schach halten. Der Giersch darf dort wachsen, wo er wächst (zum Glück hinterm Holzhaufen), und mit dem Efeu hab ich mich arrangiert, weil in dem Beet sonst eh nichts wächst. Radikale Akzeptanz, würde ich sagen.
Cooles Bild mit den Gummistiefeln, und Hut ab vor der Leistung, die ihr am Wochenende geschafft habt!
Viele Grüße
Sandra