Wolle spinnen

War es wirklich schon im Juni 2015, dass ich zum ersten Mal versucht habe Wolle zu spinnen? Zweieinhalb Jahre?! Es kommt mir nicht so vor. Zumal ich das ja auch überhaupt nicht weiterverfolgt habe.

Bis irgendwann letzten Herbst. Da erzählte mir die Wollnerin bei einem meiner häufigen Besuche, dass in ihrem Wollatelier immermal wieder Spinnkurse stattfinden. Zu Hause habe ich dann den Mann damit aufziehen wollen, weil er es doch war, der 2015 immer wieder an dieses Spinnrad wollte (und der sich so viel geschickter anstellte als ich, aber das nur nebenbei).

Nur hat er dann (mal wieder) ganz anders reagiert als ich dachte. „Wenn Du willst machen wir so einen Kurs. Ich hätte da Spaß dran.“

Ooops …

Also habe ich gebucht. Die letzten beiden Plätze in einem Spinnkurs für Anfänger an einem Samstag im Dezember.

Und was soll ich sagen? Es war klasse! Bettina Gelbe, die Organisatorin, und Tina, ebenfalls Profi an Rad und Spindel, hatten verschiedene Spinnräder dabei, diverse Handspindeln und natürlich Wolle. Nach kurzer Unterhaltung (wer ist hier und warum) und längerer Einführung (von der Faser über das Kardieren, zum Spinnen und Verzwirnen) verteilten wir uns zu sechst an Räder und Spindeln und dann wurde geübt.

Einfach war das nicht. Um das wirklich irgendwann zu können, müßte ich deutlich mehr Zeit investieren, aber um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie aus Wolle Garn wird, war es perfekt. Dabei war ich an der Handspindel deutlich erfolgreicher als am Spinnrad. Was an den rosa Blüten und dem Glitzer der Spindel gelegen haben mag – oder aber daran, dass sich dieses Ding nicht so unablässig dreht wie ein Spinnrad.

Ich kann eigentlich jedem nur raten, das mal auszuprobieren.

Bettina bietet ihre Anfängerkurse hier in Berlin regelmäßig an, am 3. März ist der nächste. Und so professionell wie sie an jedem Gerät spinnt, so erklärt sie auch: mit einer Engelsgeduld, großartigem Humor und so viel Liebe für Wolle – die kommt ihr aus jeder Pore. Doch, das war wirklich ganz wunderbar zu erleben. Wem das als Personenbeschreibung nicht reicht, dem empfehle ich den Beitrag auf Inforadio „Die Sehnsucht nach dem Echten“ (ab ca. 11min30), da ist sie dann auch zu hören.

Im Anschluß an unseren Kurs gab es umfangreiches Material und jede/r durfte das erste Selbstgesponnene mitnehmen. Mein Strang (Ha!) liegt hier noch. Wird wahrscheinlich ein Pullover …

 

Schafwolle

Vor ein paar Wochen war ein „Kreativmarkt“ hier im Kiez in der Alten Dorfschule (Ja, sowas gibt es auch in der Großstadt Berlin). Ich bin eigentlich nur aus Neugierde hingegangen, erwartet habe ich nicht viel und wie so oft erlebt man genau dann die besten Überraschungen! Ich habe tatsächlich zum ersten Mal zugeguckt wie Wolle gesponnen wird, um es dann auch mal zu versuchen.

Kurz: das ist viel komplizierter als ich dachte. Die Koordination von Fuß und Hand, Hand und Hand – also immer drei verschiedene Dinge gleichzeitig tun – treten, halten, zupfen – ist nicht einfach und doch hat es mich irgendwie gepackt. Hätte ich nicht erst Ende Dezember Geburtstag, stünde das Spinnrad schon auf dem Wunschzettel. Ist aber vielleicht ganz gut so. Jetzt kann ich den Wunsch reifen lassen … Vielleicht finde ich in der Zwischenzeit einen Kurs an dem ich teilnehmen kann und vielleicht reizt es mich dann ja auch gar nicht mehr, wenn ich gelernt habe wie es geht. Vielleicht … Schafwolle häkelmonster Für den Moment habe ich erst mal knapp 150 gr. Schafwolle gekauft. Wolle, von der ich weiß, wer sie gesponnen hat – irre! Gesponnen, aber nicht gezwirnt (glaubt mir, da lernt man ganz neue Vokabeln. Hoffentlich habe ich das jetzt richtig). Und aus dem Strang ist schon ein Knäuel geworden. Schafwolle häkelmonsterDas liegt jetzt hier und riecht nach Schaf, fasst sich auch so an. Wahrscheinlich wird es eine kleine Kinderweste und bis die fertig ist, erinnert mich dieses Knäuel an einen schönen Vormittag, an das Spinnrad und an die Frau, die soviel über das Spinnen wußte. (Und sie wohnt keine 2km von mir entfernt … Ja, ich denke, das wird was mit einem Kurs …).