Auf Hi, Jenny Brown häkelt, designt und bloggt Jenny Brown nicht nur, sie hat auch geniale Ideen wenn es um Wolle und Kinder geht. Deshalb habe ich einen ihrer Blogposts – meinen Favoriten! – einfach mal übersetzt. Inhaltlich, nicht wörtlich aber das reicht für einen ersten Eindruck. Und danach seid Ihr vielleicht neugierig und seht Euch das englische Original an.
Jenny hat 10 Punkte geschrieben, wie man Kinder für Wolle, für Häkeln oder Stricken interessieren kann und dass das klappt, sehe ich jeden Tag zu Hause. Denn das meiste davon habe ich immer schon gemacht. Wahrscheinlich hat mir Jennys Text deshalb so gut gefallen.
Mein Sohn ist 10, er behauptet „an Mami hängt immer ein Fädchen“ und es ist nicht so, dass ihn das nicht interessiert. Im Gegenteil. Er wird trotzdem nie häkeln oder stricken – so weit geht die Liebe nicht – aber das Material, die Idee etwas zu entwerfen, etwas genau so machen zu können, wie man es haben möchte, das alles fasziniert ihn schon.
Und hier sind die 10 Punkte:
1. Make them something to love – Strick oder häkel etwas, das sie lieben können.
Bei uns sind und waren das die Monster. Boo-Boo ist längst nicht mehr so rosa-orange-grün wie er mal war, sein Bauch ist weicher geworden und die „Zahnreihen“ sind blank. Aber nichts und niemand wird so geliebt wie er.
2. Make the ugly thing you don’t want to make – Strick was Du nie stricken wolltest, weil es so häßlich ist
Auf häkelmonster.com habe ich gerade erst über Schachenmayr-Wolle gemault, weil ich weder deren Farbe noch Qualität mochte. Die Mütze habe ich trotzdem gestrickt, weil Julius das so wollte. Er findet sie toll und ich hoffe, dass er sie bald in der Schule verliert …
3. Let them read your crochet books – Lass Kinder Deine Strick- und Häkelbücher lesen.
Da zieht sich einem innerlich alles zusammen, oder? War bei mir zumindest so. Gemacht habe ich es trotzdem und dann war es gar nicht schlimm. Julius weiß, wie wichtig mir manche Bücher sind und entsprechend vorsichtig ist er damit umgegangen. Lange hat er nicht geguckt, aber lange genug um mir zu zeigen was ihm gefällt.
4. Involve them in your projects any way you can – Kinder sollten mitmachen dürfen bei Projekten.
Mein Sohn liebt es Quadrate, Sechsecke oder was immer ich habe zur Decke zusammenzulegen. Er sieht Muster, die ich nicht sehe, hat ein System, das ich nicht durchschaue, aber – ehrlich gesagt – ist es mir auch egal. Ich liebe es, wenn er die Einzelteile ausbreitet und immer wieder umeinander schiebt, bis er endlich zufrieden ist. Denn dann bin ich es auch.
5. Show them something huge and unusual – Zeig Kindern etwas Riesiges oder Ungewöhnliches, das mit Wolle zu tun hat
Das kann eine Ausstellung sein oder ein Yarn-Bombing. Irgendwas größer als ein Pullover oder witziger als Socken. Julius ist mitgekommen als ich mit anderen Frauen im Rahmen eines Kunstprojektes „Wasser“ für einen Neuköllner Brunnen gestrickt habe. Er hat mitgeholfen einzelne Teile und Decken zum großen Ganzen zusammenzunähen und war tatsächlich richtig begeistert. Schon vor Jahren haben wir zusammen Pompoms in Bäume gehängt (ein anderes Kunstprojekt) und Häkelblumen in der Stadt verteilt, um zu beobachten was damit passiert. Spaß gemacht hat es ihm immer.
6. Let them touch your yarn – Gib Deine Wolle frei.
Auch schwer, weiß ich. Kann man aber steuern. Jennys Tip ist grandios: achte beim Sortieren Deiner Wolle darauf was in Kinder-Augenhöhe ist (sie bewahrt Wolle in einem Schrank auf): Lieblingswolle ganz nach oben, Acryl nach unten. Julius hat pinke Acrylwolle durch unseren Garten gespannt und war hoch zufrieden mit dem Ergebnis. Und erst heute mußte ich einen Pompom „opfern“, weil er ihn ganz dringend für irgendein Spiel brauchte. Wenn’s weiter nichts ist …
7. Explain what you’re doing – Erklär‘ was Du machst, woran Du arbeitest
Für wen es ist und warum, was es werden soll und warum Du glaubst dass der oder die Beschenkte sich freuen wird.
8. Ask them for their input – Frag sie nach ihrer Meinung
Das gehört unmittelbar zu Punkt 7. Mein Sohn ist mein bester Kritiker. Klar mag ich nicht immer, was er sagt („Die Mütze sieht blöd aus“ oder „Fehlt da nicht was?“ oder „Ih, das kratzt aber“), aber meistens hat er Recht. Und irgendwann später kommt dann so was wie „Ist das die Decke, die wir zusammen gemacht haben?“ Ja, ist es. Wir beide zusammen. (Der Blogpost zur Decke ist hier).
9. Put a hook in their hand – Gib ihnen Stricknadeln oder eine Häkelnadel.
Wahrscheinlich werden sie weder häkeln noch stricken (Julius spielt Mikado mit meinen Stricknadeln), aber das ist egal. Sie interessieren sich für Dein Werkzeug.
10. Let them walk away – Lass sie in Ruhe.
Und wenn sie genug von all dem haben, lass sie gehen. Wenn sie mehr wissen wollen, werden sie wiederkommen. Ganz sicher.