Stellt Euch vor, Ihr sitzt im Scheinwerferlicht auf einer Bühne und erzählt aus Eurem Leben. Oder von der Strickjacke, die Ihr gerade gestrickt habt. Oder irgendwas anderes. Mag sein, dass Euch Menschen gegenüber sitzen, vielleicht aber auch nicht. Wegen der Scheinwerfer könnt Ihr das nicht erkennen. Ihr erzählt also unbeirrt zu Ende und es passiert – nichts. Weder Applaus, noch Buhrufe, es räuspert sich nichtmal jemand. Komisches Gefühl? Stimmt.
So ähnlich ist bloggen meistens. Zumindest fühlt es sich für mich so an. Und dann weiß ich nicht, warum ich das eigentlich mache. Denn um nachzuhalten, was ich gestrickt habe, nutze ich Ravelry. Schnelles Feedback bekomme ich auf Instagram. Warum also noch bloggen?
Um der schönen Geschichten willen? Öffentliches Tagebuch? Hm …
Es mag am Jahresende liegen, dass ich überlege, ob und wie es weitergeht. Aber noch ist 2019 und da ist es allerhöchste Zeit, Euch die Jacke zu zeigen, die ich schon im Oktober aus der grünen Wolle gestrickt habe, die meine Mutter mir aus Estland mitgebracht hat.
Das waren sicher die ungewöhnlichsten Stränge, die ich je bekommen habe: der eine wog 277 gr., der andere 244 gr. Zusammen mehr als genug für eine Strickjacke in dem allerschönsten Grün.
Wolle von estnischen Schafen fasst sich übrigens genauso an, wie man meint: kratzig und bißchen fettig. Beides verliert sich durch das Verstricken und Tragen. Aber weich wird es wohl nie.
Ich habe die Jacke als Raglan-von-oben und und ohne Anleitung gearbeitet. Als mir glatt rechts dann zu langweilig wurde, habe ich Tautropfen gestrickt, ein Muster, das ich im Vogue Strickmusterlexikon gefunden habe (©1986, ISBN 3-475-52514-3).
Die Knöpfe sind aus Kokosnuss und wie so oft hat das Finden, Kaufen und Annähen eben dieser Knöpfe (danke Pia 💚) länger gedauert als das Stricken der Jacke … Die Bilder habe ich dann (endlich) gestern gemacht, was auch die Weihnachtsbaum-Kugeln erklärt 🙂
Ich liebe diese Jacke!
Das liegt auf jeden Fall an der Farbe, aber sie passt auch richtig gut. Weil Raglan (für mich) vorteilhafter ist als jede Rundpasse. Und weil eine angenähte Knopfleiste so unfassbar viel besser sitzt als alles, was angestrickt ist!
Deshalb note to self: Raglan-von-oben, angenähte Knopfleiste, teure Knöpfe. Und das Tautropfen-Muster.
Und häufiger bloggen, ich weiß.
Super schön!!! Hier sitzt ein neidischer Betrachter!!
Ach nein, hör nicht auf zu bloggen. Ich lese alle deine Einträge und freu mich dran.
Vielen Dank 😘
Hallo Carina, beim ersten Satz habe ich gedacht: niemals sitze ich auf einer Bühne im Scheinwerferlicht und erzähle etwas! Dann beim weiterlesen wurde klar, wie du das meinst. Ja so ist das oft beim bloggen, es kommt wenig Feedback. Ich habe darüber auch schon viel nachgedacht, es ist ja auch viel einfacher, bei facebook und instagram seine Sachen zu zeigen. Jetzt habe ich aber mehr Zeit und lese doch wieder gerne, was andere so schreiben und halte auch Ausschau nach Blogs, die mir gefallen. Es ist oft so viel ausführlicher, was dort geschrieben wird, das gefällt mir gut. Deine grüne… Read more »
Wahrscheinlich ist beides subjektiv: „Bloggen ins Nichts“ und kratzende Wolle 🙂 Danke für Deinen lieben Kommentar – ich werde gleich mal gucken gehen, wie es auf Deiner Bühne aussieht.
Deine Zweifel, was das Bloggen angeht, teile ich. Ob das ein Medium bleibt, welches sich noch lange hält? Die Kommunikation dort nimmt immer mehr ab, da nehme ich mich selbst auch nicht aus. Es ist irgendwie schneller gemacht, am Handy bei IG mal fix zwei drei Worte da zu lassen oder auch nur ein Herzchen als hier am PC etwas zu tippen, dann das Formular auszufüllen … Ich habe an meine Blogkommentare auch irgendwie mehr Anspruch als bei IG; fällt mir gerade auf. Hier würde mir ein einfaches „Sehr schön!“ unpassend vorkommen, da möchte ich mehr zu sagen haben …… Read more »
Mag sein, dass es daran liegt: irgendwie will man / will ich mehr schreiben im Blogkommentar.
Ein „sehr schön“ von Dir hätte mir dennoch gefallen 🙂
Alles Liebe – wir lesen uns in 2020! 😘
Liebe Carina,
die Jacke ist ein Traum und die Knöpfe wurden, glaube ich, nur für diese Jacke gemacht. All die Jahre lagen sie bei Herrn Knopf und warteten geduldig darauf, endlich von Dir heim geholt zu werden.
Bitte stelle das bloggen nicht ein. Ich lese kaum Blogs, eigentlich nur einen. Aber den liebe ich, weil die Worte so schön jonglieren und perlen und über verschiedene Gedankenschleifen letzlich immer zu einem runden Ganzen führen. Du bist eine begnadete Wortakrobatin und mir fehlte was ohne haekelmonster.de.
Und btw.: wie hast Du die Knopfleiste angenäht? Wie geht das?
Liebe Grüße
Pia
💖💖💖💖💖💖💖💖 (und alles über Knopfleisten habe ich hier gelernt).
Danke für den Link!