Eine Olga wollte ich Anfang des Jahres stricken, zwei sind es geworden. Aus Gründen … Die eine rot-blau, die andere grün. Beide total verschieden. Beide total schön. Eine dritte war nicht geplant.
Aber manchmal kommt es eben anders, als man denkt.
Auslöser waren viele Knäuel Sockenwolle, die nicht mehr in die Kiste passten, in die sie sollten. Weil die schon überquoll mit Knäuel in allen Farben des Regenbogens. Alle REGIA und von allen viel zu viel. Ein Luxusproblem könnte man sagen und doch war es mein Problem.
Viel Wolle macht nicht zwingend glücklich. Mich nicht. Dann fühle ich mich wie Sisyphos, verdammt von Zeus, den Fels den Hang emporzurollen. Immerzu, unablässig. Mein „Fels“ ist dabei Wolle und für jedes verstrickte Knäuel kommen – wie aus dem Nichts – immer drei neue. Das Gefühl, nie fertig zu werden, diese Menge an Wolle nicht bewältigen zu können, stresst mich immens. Muss am Monk liegen.
Glückliche Fügung, dass ich eine Freundin habe, die alle Farben des Regenbogens liebt und am liebsten wohl alle zusammen. Deshalb also eine dritte Olga. Ein oversized Pullover, der – so die Idee – mit doppeltem Faden gestrickt unglaublich bunt werden würde und unglaublich viele Wolle verbrauchen würde, ohne dass man es ihm ansehen würde. Das war die Hoffnung.
Sie wurde erfüllt. Und nicht nur das!
Denn 4-fädige Sockenwolle doppelt verstrickt fasst sich ganz anders an als 8-fädige einfach verstrickt. Sie fällt auch ganz anders. Luftiger, weicher, trotzdem griffig. Echt schön. Das Ergebnis mag ich sehr. Also SEHR!
Zuerest habe ich bisschen gerechnet, damit Farben und Anzahl der Ringel hinkommen und dann die grüne Lettlópi-Olga in Maschen und Reihen kopiert. Das hat ungefähr hingehauen. Die Regenbogen-Olga ist unwesentlich schmaler und wäre ohne Extra-Ringel auch kürzer geworden. Abgesehen davon ist sie so bunt wie die Eier zu Ostern, wie der Teppich im Flur.
Lila und rot sind mir irgendwann unterwegs ausgegangen. Ich hatte nur jeweils ein Knäuel und das hat nicht gereicht. Aber egal. Ich habe der Versuchung widerstanden neue Knäuel zu kaufen und statt dessen mit ähnlichen Farben weitergestrickt. Kirschrot statt Tomate. Milka-Lila statt violett. Niemand sieht es außer mir. Niemanden stört es. Nichtmal mich.
Am Ende waren es 13 Farben, 634 Gramm und 2.667 Meter Wolle, die ich in eine Regenbogen-bunte Olga verwandelt habe. Bei allem war es eine „REGIA-Zeitreise“. Von gut abgelegenen Knäuel mit Banderolen im uralten Design bis hin zum apfelgrünen Knäuel aus der freundin-Kooperation.
Und auch das italienische Abketten hat seinen Schrecken verloren. Mittlerweile mache ich das tatsächlich gerne. Den Faden in vier Schritten durch die Maschen zu ziehen, dauert endlos, hat aber etwas Meditatives. Außerdem mag ich Optik und Haptik des auf diese Art abgeketteten Bündchens. Wenn ich es sehe, freue ich mich.
Dennoch wird die Regenbogen-Olga mich verlassen haben, wenn dieser Blogpost online ist. Sie gehört dann der Freundin, die ich bei jedem Ringel im Kopf hatte. Sie, ihren Geburtstag, ihre Liebe zu Farben und zur Ostsee. Die Vorstellung, dass sie den Pullover im kommenden Herbst bei ihren Spaziergängen am Wasser tragen könnte, macht mich glücklich.
Vielleicht schickt sie mir dann sogar ein Bild.
Verlinkt zum Samstagsplausch
Sehr schön. Sehr toll. 🙂
Der Pullover macht jetzt sicher ganz viel Freude!! So eine wunderbare Farbexplosion.
Hab ein schönes erstes Maiwochenende und sende liebe Grüße
Nina