Glück

Glück zeigt sich in unzähligen Facetten, von den kleinsten Momenten bis zu den bedeutendsten Erfahrungen. Es kann so einfach sein wie ein strahlend blauer Himmel oder der Anblick der Lieblingstasse, die sauber im Schrank wartet. Oder richtig groß. Die fundamentalen Dinge des Lebens. Für mich persönlich gehört dazu das Privileg, gesund und geliebt in einer friedlichen, demokratischen Gesellschaft leben zu dürfen.

Großes Glück, kleines Glück und alles dazwischen. Vergangene Woche habe ich da immermal wieder drüber nachgedacht. Zumal man Glück tatsächlich nicht immer auf den ersten Blick erkennt.

Klar habe ich mich über den Strafzettel geärgert, der vor ein paar Tagen kam. Auf einer Strecke, die ich schon unfassbar oft gefahren bin, war plötzlich 30, nicht mehr 50. Ich habe nicht aufgepasst, die Schilder nicht gesehen und wurde mit 46 geblitzt. Zack! Das war teuer, aber (Glück!) es kostet mich nicht den Führerschein.

Oder als meine Bahn erst Verspätung hatte, ehe dann die Zugbindung aufgehoben wurde. Ich habe einen (ebenfalls verspäteten, aber) früher fahrenden Zug erwischt (Glück!), der zwar rappelvoll war, aber dennoch mit Fensterplatz für mich (Glück!) und bin wohlbehalten wieder zu Hause angekommen. Kein Bahn-Bashing, nur Dankbarkeit.

Oder das Chorkonzert gestern Abend, für das ich eigentlich viel zu müde war. Aufgerafft haben wir uns dennoch und dann hat sich die mitsingende Freundin so sichtbar gefreut uns zu sehen (Glück!), dass ich heute noch ganz erfüllt bin.

Es gibt Zufallsglück, Lebensglück, Erfolgsglück und Wohlfühlglück sagt die KI. Und Wollen-Glück.

Wollen-Glück! Das kannte ich bisher nicht. Die Wurzeln dieses Wortes können nur in „Wolle“ liegen – worin sonst?! Qua Definition meint Wollen-Glück „das Hochgefühl, das entsteht, wenn man etwas Neues erlebt oder ein wichtiges Ziel erreicht“. Frei übersetzt also das Hochgefühl, das entsteht, wenn ein Pullover endlich fertig ist, zu dem ich zwar eine Anleitung hatte, diese aber bestenfalls als Orientierung dienen konnte, weil weder Größe, noch Maschenprobe passten. Wenn dieses Wunderwerk dann nicht nur perfekt sitzt, sondern überdies den Beschenkten (der keine Ahnung hatte, dass und was ich stricke) noch glücklicher macht, als ich je erwartet hätte – dann ist das Wollen-Glück.

Denn genau so war’s!

Jetzt, wo der Weihnachtspullover fertig ist, wartet der Beschenkte noch dringender auf den Advent, die Weihnachtsmärkte und bitte viel Schnee (das hat er nicht von mir). Und ich bin glücklich.

 

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Mimosen

Bei Berührung, Erschütterung oder Temperaturwechsel klappen Mimosen ihre Blätter zusammen und die Zweige senken sich. Ein Schutzmechanismus der Pflanze vor Fressfeinden, Umwelteinflüssen oder mechanischen Schäden durch Wind oder vorbeistreifende Tiere. Fühlpflanze hieß sie früher und ist heute Sinnbild für (Über)Empfindlichkeit.

Ich finde es ja total clever, sich durch die schnelle Reaktion auf Reize so effektiv vor verschiedenen Bedrohungen zu schützen und dadurch die Überlebenschancen zu erhöhen. Ich wünschte, ich könnte das auch! Es heißt, dass die plötzliche Bewegung und das Zusammenklappen der Blätter sogar Schafe irritiert, die dann lieber andere Pflanzen fressen (das möchte ich nicht).

Dennoch ist der Begriff Mimose – zumindest im deutschsprachigen Raum – negativ konnotiert. „Du bist echt eine Mimose“ ist nie ein Kompliment. Ist mir aber egal.

Und so war ich vergangene Woche definitiv eine Mimose. ‚Thin-skinned‘, dünnhäutig, ein ‚Rühr-mich-nicht-an‘. Alle Blätter eng gefaltet. Geholfen hat es kaum. Wer mich kennt, weiß, was mich umtreibt: der Ausgang der Wahlen in den USA. Schlimmer als Freßfeinde, Umwelteinflüsse und mechanische Schäden zusammen.

Getröstet hat mich (wenn überhaupt) das Wissen, dass Mimosen in anderen Ländern eine deutlich positivere Bedeutung haben: In Italien beispielsweise stehen sie für Weiblichkeit, für Stärke und Solidarität unter Frauen. Von diesen wunderbaren italienischen Mimosen gibt es zum Glück einige in meiner Welt, meinem Umfeld, meinem Instagram-Feed!

Ich bin so froh, dass Ihr da seid!

In ganz anderem Zusammenhang sind mir Mimosen vergangene Woche dann noch ein zweites Mal begegnet: auf meine Instagram-Frage nach weicher, 6-fädiger Sockenwolle mußte ich mir die Frage gefallen lassen, ob ich Mimosenfüße hätte? Da konnte ich dann doch drüber lachen.

Habe ich nicht, aber der, für den ich Socken stricke, vielleicht. Ein erstes Paar stricke ich ihm dennoch aus REGIA 6-fädig, ein zweites wahrscheinlich aus Austermann Step 6 oder aus Lundgauer Sockenwolle von Ferner. Mal sehen, was ich in den Wunschfarben finde.

Meine Blätter lasse ich noch für eine Weile gefaltet.

 

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Knitworthy

Seit ich über meine Unlust zu stricken geschrieben habe, ist gefühlt mehr denn je auf meinen Nadeln. Vier neue Projekte, von denen eigentlich keins auf meiner „möchte ich unbedingt stricken“-Liste stand … Aber so ist es halt manchmal. Und so stricke ich gerade primär für andere, für Menschen in meinem Umfeld. Zwei haben sich konkret etwas gewünscht, zwei andere wollte ich beschenken – wenn auch aus sehr unterschiedlichen Gründen. Knitworthy sind drei der vier. Oder alle vier? Schwer zu sagen.

Knitworthy – strickwürdig wäre das wohl auf deutsch, nur sagt das niemand (auch wenn es viel leichter auszusprechen wäre). Die letzten drei Reihen an einem dieser Projekte habe ich nun darüber nachgedacht, was knitworthy für mich bedeutet, also für wen ich stricke und warum, um dann aber festzustellen, dass die Antwort gar nicht so einfach ist.

„Manchmal spricht Dein Herz durch Deine Hände“ stand auf der Karte, die ich meiner Schwester vor Jahren zu einem dreieckigen Glitzertuch gelegt habe. Daran glaube ich bis heute.

So auch, als ich diesen Herbst für eine Freundin Pulswärmer und Stirnband gestrickt habe. Anlaß war ihr Geburtstag und ich wußte, dass sie die schönen Herbstfarben im handgefärbten Strang (danke nochmal, Magda 💙) lieben würde. Und genau so war es. Die Pulswärmer waren ein Volltreffer, das Stirnband eher nicht so … Zumindest nicht auf den ersten Blick, aber wer weiß, vielleicht kommt das noch 🙃. Sie hat auf jeden Fall gesehen, dass und wieviel Mühe ich mir für sie gegeben habe und hat sich auch darüber gefreut. Denn sie weiß um den Wert von Handarbeit.

Letzteres ist für mich ein k.o.-Kriterium. Wer nicht versteht, wieviel Arbeit in Gestricktem steckt, für den oder die stricke ich nicht.

Obwohl … so ganz stimmt das nicht. Die blauen Socken aus REGIA 6-fädig zum Beispiel, die ich letztes Wochenende für den Onkel gestrickt habe – ich denke nicht, dass er weiß, wie lange ich daran gesessen habe. Muß er auch nicht. Mag sein, dass er sie einfach nur trägt, um warme Füße zu haben. Wenn sie ihm obendrein gefallen , weil sie dicht und weich und schön sind, umso besser. Gleichzeitig hoffe ich natürlich, dass all meine Gedanken, die Wünsche, dass er wieder gesund wird, noch in den Maschen stecken. In jeder einzelnen.

Ein zweites Paar Socken stricke ich in einem Rot, das Lipstick heißt. Ein kleiner Rest REGIA Soft Glitter hat noch genau für die Bündchen gereicht. Das Paar wird so schön, weil die Wolle – REGIA Premium Pure – so schön ist, nur ob ich sie verschenke, habe ich nun doch noch nicht entschieden. Die, die sie eigentlich bekommen soll, weil sie in einem Nebensatz mal gesagt hat, dass sie sich sowas wünscht, kenne ich noch nicht lange. Ob sie knitworthy ist, kann ich deshalb noch nicht einschätzen und so werde ich wohl noch eine Weile darüber nachdenken, während ich den zweiten Fuß stricke. Ich habe ja noch den November, um das zu entscheiden.

Unglaublich gerne mag ich es auch, wenn Strickwünsche und Menschen, die knitworthy sind, zusammenkommen. So wie die Bitte der Mutter eines ziemlich kleinen Menschen, die mich vergangene Woche gefragt hat, ob ich noch einen kleinen Janker für’s Kind stricken könnte. Klar kann ich. Sehr gerne sogar! Kleine Kinder in handgestrickt sind so niedlich. Ich mag das sehr und biete dann auch gerne an, Gestricktes zurückzunehmen und aufzuarbeiten, ehe das nächste Kind Abenteuer darin erlebt.

Die Wolle ist weich und trotzdem robust. Der melierte Faden läßt kraus rechts nochmal plastischer aussehen und mit Knopflöchern auf beiden Seiten muss ich die Knöpfe nur durchstecken. Diese kleine Jacke macht mich richtig glücklich gerade. Und später dann Mutter und Kind. Triple Glück sozusagen.

Ich glaube, die stricke ich jetzt als erstes fertig, ehe dann die langen Ärmel des Weihnachtspullover wieder an die Reihe kommen. Den gibt es schließlich auch noch und der wird definitiv für jemanden knitworthy!

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Nichts als Grau auf den Nadeln

Absicht war es keine und doch ist derzeit alles Grau auf meinen Nadeln. Und nicht nur das, sogar das Garn ist immer das Gleiche: REGIA Premium Pure. Aufgefallen ist mir das tatsächlich eben erst, als ich angefangen habe, mich mit diesem Blogpost zu beschäftigen.

Da sind zum einen die dunkelgrauen LastMinute Handstulpen. Einfarbig dunkelgrau und mit kleinem Rippenmuster (3re/1li), dürfen sie mit, wenn ich das Haus verlasse. Der kleine Projektbeutel passt in jede Tasche. Sechs Paar habe ich schon gestrickt und verschenkt. Dieses ist das siebte. Ich mag die Anleitung, die Linie, die über den Handballen verläuft, den Sitz, einfach alles. Mal sehen, ob und wer sie irgendwann bekommt.

Dann liegt hier unverändert der Reset Intarsia Cardigan … Immerhin habe ich mittlerweile Vorder- und Rückenteil geschafft und dabei das eine oder andere schöne Detail entdeckt. Den iCord-Abschluß zum Beispiel.

Außerdem ist der Weihnachtspullover gewachsen. Auch da ist jetzt der Körperteil – 45 cm ab Achsel, unendliche Zentimeter in hellgrau – geschafft. Wahrscheinlich um mich vor dem Stricken der Ärmel noch eine Weile zu drücken, habe ich dann den Kragen fertig machen wollen (provisional cast-on), um bei einer ersten Anprobe festzustellen, dass alles oberhalb der Rundpasse überhaupt nicht saß. Zu eng, zu hoch, ging gar nicht. Also zumindest nicht für Menschen mit Schultern. Also habe ich ein Scoubidou als lifeline eingezogen, um danach alles oberhalb erst abzutrennen und dann neu zu stricken. Das Verrückte daran: man sieht es nicht. Auch wenn die Maschen nun in die andere Richtung (also von unten nach oben) verlaufen, im Gegensatz zum top-down gestrickten Pullover.

Leider hatte ich nicht die Nerven, mein Tun in Bildern festzuhalten. Rückwirkend würde mir das gefallen. Im Moment selbst wollte ich einfach nur, dass alles wieder heile wird und besser sitzt als vorher. So ganz überzeugt war ich letztlich dann doch nicht, aber das, was an Bedenken noch da war, hat Andrea zerstreut. Sie sagt, alles ist gut. Ich bin entschlossen, ihr zu glauben.

Fehlen also nur noch (nur noch …) vier Ärmel. Zwei an der Jacke, zwei am Pullover. Die an der Jacke werden immerhin himbeerrot, die am Pullover haben am Oberarm noch ein kleines bißchen FairIsle. Schöne Abwechslung zum bisherigen Grau, aber dennoch sind vier Ärmel eben doch vier Ärmel.

Ich werde lange dafür brauchen. Sehr lange. Denn außer fertig werden zu wollen und dem wirklich schönen Garn motiviert mich da leider gar nichts zur Zeit.

 

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Der Schwimmer oder ‚Wie ich fast den Blognamen geändert hätte‘

Es ist lange her, dass ich den Schwimmer gehäkelt habe. 14 Jahre? Eher mehr. Anfänglich war sein Leben aufregend, später wahrscheinlich ziemlich langweilig. Da lag er in einer Plastikkiste mit weiteren Mitgliedern der Häkelmonster-Familie. Schwimmer im Ruhestand sozusagen. Ich erinnere nicht, wann ich ihn zuletzt gesehen hatte.

Bis Anfang Oktober. Da ist er dann – für mich tatsächlich überraschend – mit Schwimm-Ring und Mütze zu einem kleinen Mädchen gezogen, das an diesem Tag zwei Jahre alt wurde. Der (nicht mehr) Teenager hat ihr den Schwimmer zum Geburtstag geschenkt.

Drei Fotos, eine schöne Papiertüte und weg war er.

So viel geht mir durch den Kopf, wenn ich diese Bilder jetzt ansehe. Ich denke an die Zeit, in der ich gar nicht so schnell häkeln konnte, wie der damals noch kleine Junge gehäkelte Wesen haben wollte. Er liebte sie und packte allabendlich einen nach dem anderen in sein Bett. Da lagen sie dann nebeneinander und jedem einzelnen wünschte er eine gute Nacht.

Der Einäugige und Boubou, Brigitte oder das Huhn, der Schwimmer – sie alle entstanden aus einer Idee und alle ohne Anleitung. Zusammen gaben sie meinem Blog und später den Accounts bei Instagram und Pinterest, Twitter, Faacebook und Ravelry ihren Namen: Häkelmonster.

Ob ich ohne sie je angefangen hätte zu bloggen?

Irgendwann zogen sie dann vom Kinderzimmer in die Plastikkiste und nun ist also der Schwimmer der erste, der wirklich ausgezogen ist. Zu einer Zeit, in der ich zunehmend überlege, mich von meinem eigenen, also dem virtuellen Häkelmonster zu verabschieden.

Denn natürlich weiß ich längst, dass der Name nicht mehr passt. Nicht zu mir und nicht zu dem, was ich tue oder worüber ich schreibe.

Und doch fällt es mir schwer, eine Alternative zu finden. So viele Namen waren schon in der Endauswahl. Bei einem war die Website schon vergeben, der nächste auf Instagram nicht mehr verfügbar, einer auf englisch, was ich nach längerem Überlegen doch nicht so gut fand – kurz: es ist sauschwer, einen Ersatz zu finden, einen neuen Namen, der nicht nur passt, sondern auch noch überall verfügbar ist.

Gleichzeitig ist es auch total schön, im „richtigen Leben“ als Häkelmonster erkannt zu werden („Ach, Du bist das!“). Nichts muss buchstabiert werden, es gibt weder Zahlen, noch Sonderzeichen, Häkelmonster ist eingängig und unverwechselbar.

Nur häkel ich halt keine Monster mehr …

So, wie sich der Schwimmer vergangene Woche (im übertragenen Sinne) ins kalte Wasser gestürzt hat, mache ich das deshalb jetzt auch. Die Idee eines neuen Namens und die passende Website gibt es längst. Ich muß nur noch springen! (Und lande dann hoffentlich so warm und schön, wie der Schwimmer in seinem neuen Zuhause).

Jetzt käme eigentlich die zweite Hälfte meines Blogposts und auch die war gestern Abend schon geschrieben. Also der Teil, in dem ich den neuen Blognamen vorstelle, schreibe, wie ich darauf gekommen bin und was mich daran so begeistert. Aber dann habe ich nochmal einiges über Markennamen gelesen, mich in Domainendungen verloren und viel zu spät geschlafen.

Heute war ich fast den ganzen Tag im Garten, habe Lasagne mit Süßkartoffeln gemacht und schließlich – während wir warten, dass das Essen fertig wird – den Text gelöscht. Ich muß da doch nochmal drüber nachdenken.

Denn auch wenn der neue Name toll ist (finde ich immer noch), hat er doch keinen Bezug zu dem, was ich hier mache, also ‚Schreiben über das Leben und die Wolle‘ und ist deshalb nur so semi-toll oder sagen wir nicht in jeder Hinsicht toll. Nur toll als Wort.

Bloggen möchte ich dennoch und so bleibt es für den Moment bei einem Text über den Schwimmer, beim bisherigen Namen und bißchen wirrem Rest. Seht es mir nach.

 

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