Erst Super Sale bei Drops im Monat Mai, dann Regia bei Real (bei Real!) … Mal ehrlich – was sollte ich denn machen?! Aus Cotton Merino werde ich Wendy Johnson’s Leftover Cowl stricken. Das möchte ich schon lange. Nicht jetzt. Irgendwann. Im Winter vorm Kamin vielleicht … Mit dem Wollkauf bin ich diesem Wunsch auf jeden Fall ein bißchen näher gekommen.
Und die Sockenwolle? Keine Ahnung. Aber bei 3,50€/Knäuel mussten die mit. Ich liebäugel ja immer noch mit der Decke „Heart Blanket“ aus dem Noro Knitting Magazine (Herbst 2014). Als Babydecke wäre die klasse.
Oder es werden tatsächlich viele schöne Socken – davon kann man eh nie genug haben und nachdem der Sohn erst 10 ist werden seine Füße wohl noch eine Weile wachsen. Macht Ihr das auch? Wolle kaufen, die Ihr nicht braucht, nur weil sie im Angebot ist? Seufz …
Kategorie: gestrickt
Juni
Und schon ist er vorbei der Wonnemonat! Zack! Juni … Wobei, mit Wonne war da nicht viel in Berlin in den letzten Tagen – zumindest nicht was das Wetter anbelangt. Für die Jahreszeit deutlich zu kühl für meinen Geschmack. Aber fürs Stricken war es toll. Ich bin ganz verblüfft wenn ich mir ansehe was ich geschafft habe.
Der Poncho ist tatsächlich fertig geworden und die wunderbare Freundin-Trauzeugin-Patentante die ihn zum Geburtstag bekommen hat, hat sich gefreut. Das schwarze Lace-Tuch ist dank der neuen Nadeln und dem Zuspruch toller Bloggerinnen ein gutes Stück länger geworden und das grüne Tuch ist tatsächlich auch fertig. Juchhu!
Ich habe einen Babysack gestrickt, an der Häkeldecke gearbeitet, mir Mützen ausgedacht und ein neues Tuch angefangen. Daran sitze ich im Moment am liebsten – es ist noch relativ frisch auf meinen Nadeln, aber ich sehe gerne wie es wächst. Rosé, grau und wollweiß sind Quicksilver-Reste. Das helle Braun ist was ich noch von Jessicas Glitzerwolle Schöneberg hatte, das Violett ist ein Poncho-Rest und das grün-türkis in identischer Qualität ist Überbleibsel eines Tuchs, das ich letztes Jahr für meine Chefin gestrickt habe. In dem Violett ist übrigens auch türkis – ob man das sehen kann auf dem Bild?
Was mich aber am meisten verblüfft hat: offensichtlich passen diese Reste nicht nur hinsichtlich der Garnqualität zusammen – auch was mein „Farbschema“ anbelangt, bleibe ich mir treu. Jede Farbe passt zur anderen. Schön sieht das aus, ich bin richtig froh damit.
Alle andere Juni-Projekte sind vorerst unsichtbar, soll heißen es gibt sie (noch) nicht. Ich möchte zur Abwechslung mal wieder häkeln und denke über die eine oder andere Idee nach. Ein Tuch, eine Decke, vielleicht Beides, mal sehen. Vorerst häkel ich kleine Muster, ribbel sie wieder auf und denke neu.
Und wenn ich zu allem kene Lust mehr habe, gehe ich den Garten. Unkraut jäten, verblühte Rhododendronblüten abschneiden oder Rasen mähen. Meistens liegt da dann schon einer 🙂 – wenn er nicht Trampolin springt.
Ab heute soll Sommer sein sagen die Wetterfrösche. Ich möchte das nur zu gerne glauben!
KUNSTASYL
Als wir noch im Norden von Neukölln gewohnt haben war Barbara unsere Nachbarin. Sie wohnte in der zweiten Etage und wir in der vierten. Wir halfen uns wenn ein Ei zum Backen fehlte oder die Hausverwaltung geschrieben hatte. Wir schwatzten für einen Moment auf der Treppe wenn es sich so fügte, weil sie joggen ging und ich zeitgleich den Sohn zur Schule brachte. Manchmal saßen wir auch abends im Hof zusammen und einmal – als Barbara sich ausgesperrt hatte – haben wir ihre Wohnungstür mit Hilfe eines Drahtbügels wieder aufgemacht. Spätestens seither weiß ich, dass wir gut zusammen arbeiten.
Barbara ist Künstlerin. Der Trainer sagt meinem Sohn nach, dass er beim Basketball „dahin geht wo es weh tut“. Das macht Barbara auch. Allerdings im richtigen Leben. Sie war in Syrien als das eigentlich nicht mehr ging und letzten Sommer in Lampedusa. Dass ihr derzeitiges Kunstprojekt in einem Flüchtlingsheim in Berlin stattfindet ist logische Konsequenz.
Heute morgen wurde eine Studie veröffentlicht, der zufolge ein Flüchtling in der Regel mindestens sieben Monate auf Bestätigung seines Aufenthaltsstatus warten muss. Sieben Monate in denen es nicht mal einen Deutschkurs gibt. Zumindest nicht in Berlin. Sieben Monate kaserniert, traumatisiert und bei allem zur Untätigkeit verdammt (wenn man von täglichen Ämtergängen und stundenlangem Warten absieht).
Das Heim, in dem Barbara arbeitet, liegt im Industriegebiet. Weit weg von allem und häßlich. Rundherum ein hoher Zaun. Abends Rechtsradikale auf der Straße. Ihr Projekt heißt KUNSTASYL. Auf der gleichnamigen Seite werden die Bewohner vorgestellt. Khaled ist 11 Jahre alt. Er ist einer von ihnen und wohnt im Erdgeschoss, Zimmer 11. Es tut weh seinen Text zu lesen. Mir zumindest.
Um die Homepage den Heimbewohnern leichter zugänglich zu machen habe ich angefangen die Texte auf Englisch zu übersetzen. Außerdem – wie könnte es anders sein – wird es einen Stricktreff geben. Um sich auszutauschen (wir wissen alle, wie gut es sich mit Nadeln in der Hand reden lässt), aber auch in Bezug auf das Kunstprojekt. Barbara wird darüber auf der Homepage schreiben.
Am Wochenende haben wir mit Freunden zu Abend gegessen. Nett wars und viel zu spät. Als wir weit nach 1 Uhr schließlich aufbrachen sprach mich auf der ansonsten menschenleeren Straße eine junge Frau an. Sie war ziemlich aufgeregt. „Sehe ich aus wie eine Asylantin?!“ fragte sie mich und auf meine Gegenfrage „Wie sieht eine Asylantin denn aus?“ fragte sie erneut „Sehe ich aus wie ein Flüchtling?“. Was war passiert? Sie hatte den Tag über beim Karneval der Kulturen kleine Einladungen zu ihrem eigenen Kunstprojekt verteilen wollen und wurde wiederholt für eine bettelnde Asylantin gehalten. Eine von denen, die einem einen Zettel hinhalten auf dem steht, dass sie Hunger haben aber kein Deutsch sprechen. Wir haben uns noch lange unterhalten. Dass sie in Berlin geboren ist als Kind türkischer Eltern. Dass sie sich deutsch fühlt, aber dass man sie nicht läßt, weil sie dunkle Haare hat und dunkle Augen. Und dass sie das wütend macht, aber auch traurig. Mich läßt das Thema nicht los.
Danke Ladies!
Letztes Wochenende war Berlin Knits 2015. Ich habe großartige Wolle in den wildesten Farben gesehen, den einen oder anderen Strang gekauft (yeah!) und – das Beste überhaupt – Begegnungen mit Menschen gehabt, die mich gefreut und ungemein inspiriert haben.
Es ist eben doch ein himmelweiter Unterschied, ob man sich virtuell vernetzt oder im richtigen Leben. Kiki (La Wollbindung), Michaela (Wollfaktor), Rebekka (eine von drei Organisatorinnen des YarnCamp und ihres Zeichens Königin) und Tanja (ARD Buffet) – mit Euch zu schwatzen, zu essen und zu stricken hat unglaublich viel Spaß gemacht. Eure Geschichten, Kommentare und Tipps haben mich amüsiert, unterhalten und letztlich gerettet.
Oder sagen wir: nicht mich gerettet, sondern eines meiner WIP. Wer meinen Mai BlogPost gelesen hat weiß, wie schwer ich mich mit dem schwarzen Nirwana (…) Lace-Schal getan habe. Ich hatte ihn mit bei Berlin Knits – aber gestrickt habe ich nicht. Trotzdem habe ich ihn irgendwann ausgepackt um Michaela und Rebekka zu bitten mir zuzustimmen ihn aufzuribbeln … Schluß damit. Was Neues anfangen!
Aber – siehe da – sie haben das abgelehnt. Spontan und pragmatisch hat Michaela in ihre Tasche gepackt, mir passende 3,5 Nadeln aus Holz in die Hand gedrückt und mich aufgefordert es damit zu versuchen. Sowas liebe ich! Rebekka hat mir dann an einem der Messestände ein ChiaoGoo-Nadelseil gezeigt (bestes Seil aller Zeiten!) und was soll ich sagen: in allerkürzester Zeit war ich allerbestens ausgestattet! Michaela bekam ihre Nadeln zurück, ich bin ChiaoGoo-Fan und seit Sonntag ist der so lange vernachlässigte Schal gut 25 cm länger.
Und ich habe kein einziges Mal mehr gemeckert. Im Gegenteil: Es macht jetzt sogar Spaß weiter zu stricken. Und guckt doch mal das Bild: sieht das nicht ungleich schöner aus als noch zu Anfang des Monats?! Rundherum ein Erfolg also. Meine „was ich alles stricken möchte“ Liste ist erheblich länger geworden, mein Wollschatz größer und mein Netzwerk bunter.
Ladies wir bleiben (bitte!) in Kontakt.
Und für Alle, die nicht nach Berlin kommen konnten oder wollten: unter #berlinknits und #berlinknits2015 findet Ihr auf Instagram unglaublich viele Bilder.
Poncho reloaded!
Erinnert Ihr Euch noch, dass ich einen Poncho für meine Freundin stricken wollte, den ich dann nach 21cm wieder aufgeribbelt habe weil es einfach nicht klappen wollte? Seufz ….
Ist ein paar Wochen her, stimmt, aber es hat mir keine Ruhe gelassen. Schlimm genug, dass die Freundin immer noch kein Geschenk hatte – ich hatte die Poncho-Idee im Kopf und wollte den stricken. Unbedingt!
Um es kurz zu machen: hier ist er!
Superschöne Wolle (Sulka Legato by Mirasol: 60% Merino, 20% Alpaka, 20% Seide) in einer großartigen Farbe. Simpel, elegant – ich bin richtig glücklich damit.