YarnCamp 2014

Irgendwie bekümmert es mich immer noch, dass ich dieses Jahr nicht am YarnCamp teilnehmen konnte. Zumal es in Köln stattfand, also gewissermaßen „zu Hause“ (ich bin in der Nähe von Brühl aufgewachsen). Aber es ging nicht. Wir hatten ein Familienfest, dass sich nicht schieben ließ, weil lange geplant und eigentlich konnten ja auch alle … nur ich nicht.

Wie dem auch sei, natürlich habe ich trotzdem vorher eine Eintrittskarte gekauft und nachher alle Blogposts zum Camp gelesen – jetzt fühlt es sich ein bißchen so an, als wäre ich doch dabei gewesen. Erst Recht, nachdem Mienchen mir das Goody-Bag nach Berlin geschickt hat. (Mein Blog wird immer mehr zum Mienchen-Fan-Blog, merkt Ihr das? Verdient hätte sie es :). Ich kann nur jeder Bloggerin, die im Rhein-Main-Gebiet wohnt, empfehlen sich unbedingt mit Mienchen zu vernetzen! Online und im echten Leben.)

Aber zurück zum Goody-Bag: Zwei Knäuel Wolle waren dabei: Über das eine habe ich schon geschrieben. Schachenmayr Boston Mix – nicht meine Farben und deutlich nicht meine Wolle, das ist die Kurzform meines Blogposts, den ich vergangene Woche (auf englisch) dazu geschrieben habe. Aber der Sohn liebt die Mütze und mehr kann ich nicht wollen 🙂

Aus dem anderen Knäuel wurde dann – der Einfachheit halber und weil mir nichts anderes einfiel, was man sonst aus einem Knäuel machen kann – noch eine Mütze. Ich wünschte, ich hätte die Banderole aufgehoben, um Euch schreiben zu können, was das war. Habe ich aber nicht. Aus der Erinnerung weiß ich, dass es in der Türkei hergestellte Wolle ist und auch mit einem enormen Anteil an Acryl oder vergleichbarem, mehr aber auch nicht.

Mütze pink häkelmonsterStricken damit war dennoch die reinste Freude. Es ging schnell, hat Spaß gemacht, das Maschenbild wurde prima und die Mütze passt. Die Farbe ist allerdings gewöhnungsbedürftig für Frauen mittleren Alters (mich) und 10jährige Jungs (Julius). Aufgesetzt hat er sie dann doch mal fürs Photo. Und wie unschwer festzustellen ist hat seine Kritik an der Farbgebung nichts mit Rosa zu tun, denn das trägt er durchaus. Es ist eher die Zusammenstellung: die ist für unseren Geschmack einfach zu grell. Auch wenn das auf dem Bild nicht richtig rüber kommt.

Egal, auch diese Mütze wird einen Abnehmer finden. Was habt Ihr aus der YarnCamp-Wolle gemacht?

Geschenkte gelbe Wolle – ein neues Projekt

Das Büro, in dem ich arbeite, liegt in einer Wohnanlage um die sich ein wunderbarer Hauswart kümmert. Er ist nicht nur technisch versiert, sondern auch besonders nett und vor allen Dingen allwissend …

Vergangenen Montag hat er mir ein dickes, matt-gelbes Knäuel Wolle mitgebracht. Seine Frau hätte früher gerne gestrickt, aber nun nicht mehr und er wollte fragen, ob mir das wohl Freude machen würde. Ob mir Wolle Freude macht? Ha! – Ich habe das Knäuel gerne genommen.

263g (sagt die Küchenwaage) und wahrscheinlich Mohair mit irgendwas anderem (Acryl?). Ohne Etikett, ohne alles, mindestens 20 Jahre alt (das ist jetzt geraten, aber so sieht es aus), bißchen kratzig und ein ziemlich dünnes Fädchen.

Wie es der Zufall will, hatte ich genau eine Rundstricknadel im Rucksack (Stärke 5) und als der Sohn mich nachmittags fragte ob ich nicht beim Basketball-Training zugucken könnte (da bringe ich ihn immer hin), war die Entscheidung leicht.

Zwei Stunden stricken am Nachmittag, zwei Stunden Ruhe (wenn man mal davon absieht, dass in der Halle 20 Kinder waren – jedes mit einem Basketball in der Hand und dann wurde gedribbelt …), zwei Stunden, in denen niemand was von mir wollte, kurz: ein Fest!

Soweit bin ich gekommen:

Schal gestrickt häkelmonsterMomentan ist das Ganze ungefähr 40cm breit. Ich denke, wenn ich den fertigen Schal spanne, werden es knapp 60cm. Vielleicht lasse ich das aber auch. Mal sehen. Er ist so flauschig gerade und fasst sich schön an. Nicht ganz so weich wie ich es gerne hätte, aber auch nicht schlimm. Und ich denke als „Handtaschen-Projekt“ ist es prima. Wenig Gewicht, kein kompliziertes Muster und schnelle Fortschritte. Obwohl ich mir ja eigentlich geschworen hatte nichts Neues anzufangen, ehe nicht wenigstens die Hälfte von dem, was zu Hause rumliegt, fertig ist …

 

Inspiration

Sieht so aus als könnte ich an nichts mehr vorbei gehen ohne „Wolle“ zu denken. Die Frottée-Handtücher zum Beispiel, die ich neulich gekauft habe und von denen seither immer eins in der Küche hängt. Ganz klar Granny Stripes, oder?

IMG_4376Eine Hauptfarbe (bei den Handtüchern ist das jeweils grau) und dann jede zweite Reihe in einer anderen Farbe. Perfekte Wollrest-Verwertung und bestimmt kein Hexenwerk.

Oder die U-Bahn-Station. Jeden Morgen fahre ich hier los und immer denke ich, das sieht aus wie eine Anleitung für Tapestry Crochet. Feste Maschen in verschiedenen Farben wie bei der gehäkelten Strandtasche, die wir im Sommer gemacht haben.

IMG_4457Und dann dieser Regenbogen. Das ist doch ein Schal, oder? Dünn und leicht aus Alpaca oder Mohair.

IMG_1905

Geht Euch das auch so?

 

Lana Grossa: Olympia

Die Wolle (Farbe 033, 100g = 100m, 53% Schurwolle, 47% Acryl) gab es letztes Jahr beim YarnCamp. Aus den zwei Knäueln die ich hatte, habe ich einen Loop gestrickt.

LanaGrossaOlympiaUnd nachdem Mienchen – wunderbar wie sie ist – mir noch ein Knäuel geschenkt hat, gibt es jetzt auch die passende Mütze.

Ich liebe die Farbskala, nicht nur weil wieder Herbst ist. Olivgrün, blutrot, orange, sonnengelb – das sind genau meine Farben. Auch die Struktur der Wolle ist toll: mal dünner, mal dicker, dazu ein schicker (unregelmäßiger) Farbverlauf und zu allem läßt sie sich ganz wunderbar verstricken.

Mütze HäkelmonsterDas eine Knäuel hat ganz genau gereicht für Mütze und Pompom. Trotzdem habe ich in den Pompom noch einen hellen Faden mit eingewickelt. Ich bin mir nicht sicher ob das eine gute Idee war, aber nun ist es so.

Und wenn ich mir Loop und Pudelmütze so ansehe, vergisst sogar ein Mäkel wie ich, dass in der Wolle soviel Kunstfaser drin ist …

Wolle und Kinder

Auf Hi, Jenny Brown häkelt, designt und bloggt Jenny Brown  nicht nur, sie hat auch geniale Ideen wenn es um Wolle und Kinder geht. Deshalb habe ich einen ihrer Blogposts – meinen Favoriten! – einfach mal übersetzt. Inhaltlich, nicht wörtlich aber das reicht für einen ersten Eindruck. Und danach seid Ihr vielleicht neugierig und seht Euch das englische Original an.

Jenny hat 10 Punkte geschrieben, wie man Kinder für Wolle, für Häkeln oder Stricken interessieren kann und dass das klappt, sehe ich jeden Tag zu Hause. Denn das meiste davon habe ich immer schon gemacht. Wahrscheinlich hat mir Jennys Text deshalb so gut gefallen.

Mein Sohn ist 10, er behauptet „an Mami hängt immer ein Fädchen“ und es ist nicht so, dass ihn das nicht interessiert. Im Gegenteil. Er wird trotzdem nie häkeln oder stricken – so weit geht die Liebe nicht – aber das Material, die Idee etwas zu entwerfen, etwas genau so machen zu können, wie man es haben möchte, das alles fasziniert ihn schon.

Und hier sind die 10 Punkte:

1. Make them something to love – Strick oder häkel etwas, das sie lieben können.

Bei uns sind und waren das die Monster. Boo-Boo ist längst nicht mehr so rosa-orange-grün wie er mal war, sein Bauch ist weicher geworden und die „Zahnreihen“ sind blank. Aber nichts und niemand wird so geliebt wie er.

Boo-Boo Sorgenfresser häkelmonster

2. Make the ugly thing you don’t want to make – Strick was Du nie stricken wolltest, weil es so häßlich ist

Auf häkelmonster.com habe ich gerade erst über Schachenmayr-Wolle gemault, weil ich weder deren Farbe noch Qualität mochte. Die Mütze habe ich trotzdem gestrickt, weil Julius das so wollte. Er findet sie toll und ich hoffe, dass er sie bald in der Schule verliert …

Pudelmütze Häkelmonster

3. Let them read your crochet books – Lass Kinder Deine Strick- und Häkelbücher lesen.

Da zieht sich einem innerlich alles zusammen, oder? War bei mir zumindest so. Gemacht habe ich es trotzdem und dann war es gar nicht schlimm. Julius weiß, wie wichtig mir manche Bücher sind und entsprechend vorsichtig ist er damit umgegangen. Lange hat er nicht geguckt, aber lange genug um mir zu zeigen was ihm gefällt.

Strickbücher häkelmonster

4. Involve them in your projects any way you can – Kinder sollten mitmachen dürfen bei Projekten.

Mein Sohn liebt es Quadrate, Sechsecke oder was immer ich habe zur Decke zusammenzulegen. Er sieht Muster, die ich nicht sehe, hat ein System, das ich nicht durchschaue, aber – ehrlich gesagt – ist es mir auch egal. Ich liebe es, wenn er die Einzelteile ausbreitet und immer wieder umeinander schiebt, bis er endlich zufrieden ist. Denn dann bin ich es auch.

Granny Squares Häkelmonster

5. Show them something huge and unusual – Zeig Kindern etwas Riesiges oder Ungewöhnliches, das mit Wolle zu tun hat

Das kann eine Ausstellung sein oder ein Yarn-Bombing. Irgendwas größer als ein Pullover oder witziger als Socken. Julius ist mitgekommen als ich mit anderen Frauen im Rahmen eines Kunstprojektes „Wasser“ für einen Neuköllner Brunnen gestrickt habe. Er hat mitgeholfen einzelne Teile und Decken zum großen Ganzen zusammenzunähen und war tatsächlich richtig begeistert. Schon vor Jahren haben wir zusammen Pompoms in Bäume gehängt (ein anderes Kunstprojekt) und Häkelblumen in der Stadt verteilt, um zu beobachten was damit passiert. Spaß gemacht hat es ihm immer.

BrunnenGestrickt häkelmonster

6. Let them touch your yarn – Gib Deine Wolle frei.

Auch schwer, weiß ich. Kann man aber steuern. Jennys Tip ist grandios: achte beim Sortieren Deiner Wolle darauf was in Kinder-Augenhöhe ist (sie bewahrt Wolle in einem Schrank auf): Lieblingswolle ganz nach oben, Acryl nach unten. Julius hat pinke Acrylwolle durch unseren Garten gespannt und war hoch zufrieden mit dem Ergebnis. Und erst heute mußte ich einen Pompom „opfern“, weil er ihn ganz dringend für irgendein Spiel brauchte. Wenn’s weiter nichts ist …

Woll-Graffiti häkelmonster

7. Explain what you’re doing – Erklär‘ was Du machst, woran Du arbeitest

Für wen es ist und warum, was es werden soll und warum Du glaubst dass der oder die Beschenkte sich freuen wird.

8. Ask them for their input – Frag sie nach ihrer Meinung

Das gehört unmittelbar zu Punkt 7. Mein Sohn ist mein bester Kritiker. Klar mag ich nicht immer, was er sagt („Die Mütze sieht blöd aus“ oder „Fehlt da nicht was?“ oder „Ih, das kratzt aber“), aber meistens hat er Recht. Und irgendwann später kommt dann so was wie „Ist das die Decke, die wir zusammen gemacht haben?“ Ja, ist es. Wir beide zusammen. (Der Blogpost zur Decke ist hier).

AfricanFlower Häkelmonster

9. Put a hook in their hand – Gib ihnen Stricknadeln oder eine Häkelnadel.

Wahrscheinlich werden sie weder häkeln noch stricken (Julius spielt Mikado mit meinen Stricknadeln), aber das ist egal. Sie interessieren sich für Dein Werkzeug.

Mikado Häkelmonster

10. Let them walk away – Lass sie in Ruhe.

Und wenn sie genug von all dem haben, lass sie gehen. Wenn sie mehr wissen wollen, werden sie wiederkommen. Ganz sicher.