Überall Frühling – pünktlich zum Samstagsplausch auch auf meinen Nadeln. Und wer die Anleitung kennt, weiß es sofort: ich stricke den Birkin. Zum siebten Mal …
Die Versuche 1 bis 5 endeten 2018 und 2019 ausnahmslos mit Ribbeln. Zu wenig Zunahmen in der Passe und an merkwürdigen Stellen, eine zu tiefe Passe, aber auch Fehler, die ich gemacht habe, sei es, dass ich mich verzählt habe oder dass Garne nicht zusammenpassten. Was immer ich versucht habe – es wollte nicht werden. Sollte nicht sein.
Dann kam der Tag im Januar 2019, an dem mir meine wunderbare Freundin local yarn aus Dublin mitbrachte. Einfach so. Weil sie wunderbar ist. Donegal Aran Tweed, 8 x braun, 1 x rot, 1 x weiß und 2 x türkis. Definitiv keine Wolle für den Birkin. Und? Das war mir sowas von egal …
Denn Donegal Aran Tweed war genau das, was ich für (m)einen sechsten Versuch – den letzten! – haben wollte. Dieses Mal habe ich dann nur noch auf Elizabeth Zimmermann und ihr Buch “Knitting without Tears” gehört: Eine einzige Maschenprobe und dann Bottom-up statt top-down, Aran statt Fingering, drei Blumenranken statt fünf, und Abnahmen in der Passe, die sich an meinem Körper orientierten, nicht am Muster. Damit war alles ganz einfach. Und am Ende alles gut.
Trotzdem habe ich ihn Ende 2021 verschenkt.
An eine junge Frau, der er deutlich besser passt und viel besser steht als mir. Sie sagt, daß ihre Schwestern sie um diesen Pullover beneiden und ich höre es gerne. Nie war ich überzeugter, über den Birkin „hinweg“ zu sein.
So kann man sich täuschen.
Denn zwischenzeitlich hatte nicht nur Caitlin Hunter die Anleitung zum Birkin überarbeitet – ich hatte auch einen Solvi gestrickt. Beides zusammen führte dazu, dass mir der Birkin (mal wieder) nicht aus dem Kopf ging. Warum?
Weil der Solvi wirklich gut sitzt. Und weil ausreichend Wolle für einen weiteren Pullover übrig blieb … Schon während des Solvi-Strickens dachte ich, wie hübsch kleine Blumen in diesen Farben aussehen würden. Aus einer Laune heraus habe ich dann einfach mal die Maschenzahlen und Maße von Solvi und Birkin 2.0 verglichen.
Danach war kein Halten mehr.
Verglichen habe ich den Birkin in Größe 1 mit Größe C des Solvi und siehe da: sie sind fast identisch. 4 Maschen Unterschied beim Halsausschnitt, 3 Reihen mehr in der Rundpasse, 5 Maschen mehr im Umfang vor Beginn der Ärmel. Die tatsächliche Aufteilung in Ärmel und Körper habe ich vom Solvi übernommen. Die verkürzten Reihen leider nicht.
Egal. Ich werde ihn nicht! ribbeln! Nie mehr!
Hätte ich nicht so viele andere Projekte auf den Nadeln zur Zeit, wäre er wohl schon fertig. So muß ich noch einige Runden drehen, im hellen Grau für Körper und Ärmel.
Auch das ist egal. Ich weiß, dass er passt, weil ich ihn schon anhatte. Und dass ein Ende absehbar ist. Bei allem ist mir allerdings eher nach fluchen, als nach Jubel. Mehr nach verd*mmter Birkin, als nach juchhu, ein Birkin.
Erklären kann man das nicht. Wir hatten da wohl noch ’ne Rechnung offen, Ms Hunter und ich …