Das erste Mal

Das Theater war moderat – sagt der Mann. Ungefähr eine Stunde habe ich gehadert, ob ich mein Goosebumps-Tuch nun schneide oder nicht, dann war gut. Oder wäre gut gewesen. Denn dann war der Mann dran … Und sein Theater war deutlich länger. Rückwirkend glaube ich, er hatte nackte Panik wie das Wochenende werden würde, wenn das mit dem Steeken nicht klappt. Es ging da weniger um mein Tuch als um seinen Seelenfrieden.

Trotzdem habe ich geschnitten. Masche für Masche für Masche. Nicht ohne Sophia vorher zu versprechen, dass ich alles photographieren würde. Ein Versprechen, das ich nicht gehalten habe … Auch wenn es mir jetzt leid tut. Es ging einfach nicht. Denn nach dem Steeken kam der Rand und der hat mich echt Nerven gekostet.

Goosebumps stichfest häkelmonsterMittlerweile ist alles gut. Ich liebe das Tuch! Es ist mega, mega schön! Weil sich die „goosebumps“ gut anfühlen und das Garn (Lamana Milano) einfach ganz wunderbar ist. Weil ich mit Farben und Größe glücklich bin und wirklich alles richtig toll ist (wenn auch nicht ganz perfekt).

Ich habe viel gelernt. Manches hätte ich gerne vorher gewußt. Und falls Ihr auch drüber nachdenkt, das mit dem Steeken mal zu probieren, schreibe ich jetzt einfach mal auf, was ich mittlerweile weiß:

Goosebumps stichfest häkelmonsterWer sich schon mal theoretisch mit Steeken beschäftigt hat weiß, dass die zukünftige Schneidkante vorher abgehäkelt werden soll (die Alternative ist Nähen). Als Erstversuch ein mit 2,5er Nadeln gestricktes Tuch zu „behäkeln“ ist keine gute Idee. Es sind unfassbar viele Maschen und überall wo man eine mit der Häkelnadel nicht erwischt, kann und wird es wahrscheinlich ribbeln.

Ebensowenig ist es eine gute Idee, in egal welcher Farbe zu häkeln. Ich habe türkis genommen, weil man das so schön sieht – leider nicht nur vor dem Schneiden, sondern auch danach. Es scheint durch das marmorweiße Garn durch … (Nein, nicht auf den Photos, da habe ich aufgepasst).

Je näher die Randmaschen an der Häkelkante aufgenommen werden, um so leichter läßt sich die Kante später verdecken. Der Abstand war bei mir zu breit, um den Rand so zu stricken wie in der Anleitung vorgeschlagen. Mein Fehler, weil ich dachte, zu nah an der Häkelkante geht erst Recht schief. Also musste ich improvisieren.

Goosebumps stichfest häkelmonsterGoosebumps wird mit 2,5er Nadeln gestrickt. Mit 3,5er Nadeln und einem deutlich dickeren Garn dann entlang der Kante Maschen aufzunehmen, die die Basis für den Rand bilden, hat mich Schimpfwörter sagen denken lassen, von denen ich nicht wußte, dass ich sie kenne.

Letztlich habe ich deshalb zweimal Maschen aufgenommen: einmal auf der rechten Seite und einmal auf der linken. Kate Davies nennt das einen Steek Sandwich und erklärt das in ihrem Blog super gut. Mit englischem Text und tollen Bildern. Sie hat mich und mein Tuch gerettet.

An der dritten Seite (der langen Seite, also der, die nicht gesteekt ist) habe ich übrigens einen iCord-Rand gemacht. iCord versöhnt mich immer und mit allem. Jetzt sind die drei Seiten halt nicht identisch. Na und?

Was will uns das sagen? (1) Aus Erfahrung lernt man – genau. Und (2) – sag jetzt bitte nichts, Marisa – wenn ich eine Maschenprobe gemacht hätte, groß genug um sie zu steeken, hätte ich das alles vorher gewußt. Dann wäre die Häkelkante am Tuch sicher nicht türkis geworden und der Rand folgerichtig wie in der Anleitung beschrieben. Aber das ist nun müßig.

Bei Allem habe ich erst ziemlich zum Schluß realisiert, dass das Tuch auch eine sehr schöne Rückseite hat. Es macht gar nichts, wenn die auch mal sichtbar ist. Totaler Bonus finde ich, für ein nur mit rechten Maschen gestricktes Tuch.

Also: wer immer schon mal ein Tuch steeken wollte, dem sei diese Anleitung ans Herz gelegt. Das Stricken macht Spaß, die Goosebumps fühlen sich toll an und das Steeken ist (wenn man vorher alles richtig macht) halb so wild. Deshalb: macht unbedingt eine Maschenprobe!

An einer Sache kaue ich allerdings noch: ich habe (entgegen meinen Gewohnheiten) sogar ein Tragephoto gemacht. „Zum Glück sieht man im echten Leben besser aus als auf Selfies“ war einziger Kommentag der Freundin, der ich das Bild geschickt habe. Der Sohn hat noch eins drauf gesetzt: „So siehst Du nicht aus, aber das Tuch ist schön,“ Es ist wohl meine Eitelkeit, die mich jetzt davon abhält, das Bild trotzdem zu posten.

Mein Blog bleibt also auch weiterhin gesichtslos. Aber das schöne Tuch, das zeige ich gerne. Und glaubt mir: es steht mir gut! (Ich grolle immer noch, merkt man das?).

 

Socken

Irgendwie habe ich Euch um die #tatortsocken immer beneidet. Ich hätte da so gerne mitgemacht. Nur gucke ich keinen Tatort. Oder sagen wir: nicht oft. Nur dann, wenn ich sicher sein kann, dass kein Kind entführt und keine Frau mißhandelt wird – und das ist dann eben (nach meiner zugegeben subjektiven Wahrnehmung) eher selten.

Aber: man muss sich nur zu helfen wissen und deshalb gibt es bei mir immer wieder #basketballsocken ?. Denn momentan ist Europameisterschaft, Deutschland spielt im Achtelfinale und mit bißchen Glück kommen sie noch viel weiter.

Nicht immer schöne, aber durchaus spannende Spiele. Da kann ich nichts Kompliziertes stricken. Deshalb Socken. Und mit 6-fach Regia geht das sogar erstaunlich fix. Da bleibt kaum Zeit für ein „Zweiter-Sock-Syndrom“ – ganz zu schweigen vom Syndrom beim dritten oder vierten Sock. Diese hier habe ich vergangene Woche meinen Nachbarinnen geschenkt. Das Bild haben sie mir tags drauf zurückgeschickt. Toll oder?

Socken Regia HäkelmonsterDas waren eigentlich nur Experimente: einmal von oben nach unten, einmal toe-up. Einmal mit Käppchen-Ferse, einmal Afterthought. Zwei verschiedene Bündchen, zwei verschiedene Spitzen. Und beim Vierten haben die Ringel nicht mehr hingehauen. Da ging dann irgendwann das Knäuel zu Ende. Alles egal – sie haben sich gefreut (und ich mich dann auch).

Am Wochenende habe ich gleich das nächste Paar angeschlagen. Sonntag (Deutschland – Israel) war der erste Sock fertig, Montag (Serbien – Türkei) der zweite.

Erstmalig nach einer Anleitung von SocksHype, nachdem ich deren Sockenmomente auf der Schachenmayr-Seite gelesen und gemocht habe. Was soll ich sagen? Bei Socken kommt es für mich auf runde Spitze, passende Ferse und dehnbares Bündchen an. Besser, als bei SocksHype beschrieben, geht es nicht.

Socken Regia HäkelmonsterObendrein toe-up, das klappt dann sogar, wenn nur noch Wollreste da sind. Wobei die kurzen Beine bei diesen Socken Absicht waren – oder besser: ausdrücklicher Wunsch des Sohnes. Denn der wird sie ab sofort tragen.

Wie strickt Ihr Socken? Von oben nach unten oder umgekehrt? Und welche Ferse? Falls Ihr unentschlossen seid, guckt Euch einfach mal alle Sockenmomente an.

Total inspirierend! Und wo es draußen jetzt eher ungemütlich zu werden droht …

Der Sock? Die Socke? Wie heißt es eigentlich richtig? Hm.

Heute bloggt Pia

Wer meinen Blog liest weiß es: Seit wir uns 2014 beim ersten YarnCamp kennengelernt haben, treffen wir – Pia und ich – uns immermal wieder. In den sozialen Medien, am Telefon oder manchmal sogar im richtigen Leben.

Wir haben gleiche Interessen  (allen voran Gleichberechtigung und Feminismus), einen ähnlichen Humor und – wer hätte das gedacht – eine Schwäche für schöne Garne …  Darüberhinaus schätze ich Pias scharfen Verstand, die Geschwindigkeit in der sie denkt (und versteht), Ihre Art Dinge anzusprechen (und sie im Idealfall) zu bewegen. Kaum ein Gespräch mit ihr, das mir nicht mindestens einen Ansatz liefert, im Anschluß noch eine Weile darüber nachzudenken.

Wer Pia ein Stück begleiten möchte, findet sie z.B. auf Instagram unter dem Namen coloured akizu. (Akizu ist übrigens japanisch für Libelle).

Heute ist Pia Gastbloggerin bei Häkelmonster und schreibt über eines der Projekte, die sie zur Zeit auf den Nadeln hat.  Ich bin tatsächlich sehr gespannt, ob ihr eine/r von Euch mit der Anleitung zum gesuchten Muster helfen kann. Aber lest selbst …

Es gibt zahlreiche Wege, auf denen meine Strickprojekte entstehen. Drei davon will ich hier beschreiben:

Da ist als erstes der komfortable Weg. Er ist anleitungsorientiert. In einer Strickzeitschrift oder einem Buch sehe ich ein schönes Modell. Entworfen zum Selberstricken. Gibt es die Anleitung dann noch in der richtigen Größe, aus einem tollen Material und in einer in Deutschland online einfach zu kaufenden Wolle, fühle ich mich ein bisschen wie im Strickparadies. Kaufen, Maschenprobe stricken, loslegen, fertig.

Der zweite Weg ist deutlich teurer: macht er mich doch zur Copycat fertiger Kleidungsstücke: Ich sehe ein schönes Teil, bestelle es mir mit dem festen Vorsatz, es gleich nach dem Auszählen zurückzusenden, um es dann doch zu bezahlen und in meine Garderobe aufzunehmen. So geschehen mit einem Loop, einer Strickjacke, einem Strickmantel, einer Mütze und einer Kissenhülle, mindestens. Letztere wurde selbstredend nicht Bestandteil meiner Garderobe.

Der dritte ist der leidenschaftlichste und zugleich auch schwierigste Weg. Denn bei ihm kommt der Impuls zum Projekt aus dem Material. Ich sehe Wolle. In genau der Farbe und dem Material, wie ich es schon immer haben wollte. Zur Abschätzung der Menge lege ich grob fest, was ich damit machen könnte, Pulli, Jacke, Tuch, Decke oder Tasche. Dann kaufe ich die Wolle und überlege mir erst nach dem Kauf, was ich tatsächlich damit anfangen werde.

Genauso ging es mir mit Royal Silk von katia. Weich, unfassbar weich vom Alpaka und zart, elegant seidenmatt glänzend durch die Seide. Blitzschnell sah ich einen Schal vor meinem geistigen Auge. „Schau mal, die ist reduziert,“ flüsterte Carina, „damit kannst du gar nichts falsch machen.“

Katia_mit_Musterbuch 2Ein neuer Schal also, 30 – 40 cm breit, 180 – 200 cm lang. Die Maße hatte ich schnell festgelegt, so viele Schnittvarianten gibt es bei einem Schal ja auch nicht. Mit dem Muster war (und ist) es nicht ganz so einfach. Ich liebe Lace und Zöpfe, Noppen, Ranken und Blätter. Mein japanisches Strickbuch ist voll von traumhaften Musterkombinationen.

Aaaaber – bei einem Schal müssen für mich beide Seiten schön sein. Das sind diese Muster leider nicht. Einfache Rippen-, Patent- oder Perlmuster erfüllen die Anforderung, sind aber (ein bisschen) langweilig (zu stricken).

Jacke_Close_upRatlosigkeit. Bis mir meine alte, gekaufte Strickjacke mit Schalkragen einfiel. Ein tolles Muster, wie ich finde. Ich bin schon ewig auf der Suche nach einer Strickanleitung für dieses Muster. Bisher ergebnislos. Drei-Drei-Maschen im Wechsel, die mittlere bleibt, die anderen ziehen sich zusammen und gehen wieder auseinander. Oder so. Einfacher gedacht, als gestrickt. Ich habe ziemlich viel rumgetüftelt, verschiedene Nadelstärken ausprobiert und das Dreiermuster in unterschiedlichen Rapporthöhen wiederholt. Ich war sogar ganz kurz mal beim Schmetterlingsstich und einem Rapport über 5 Maschen. Angeschlagen, gestrickt, verworfen, aufgezogen. Viele Male. Am Ende habe ich eine schöne Lösung gefunden und bin zufrieden.

anders_gutDas Muster passt perfekt zur Textur der Wolle. Der Schal wird toll. Ein klitzekleiner Wermutstropfen bleibt dennoch, weil ich das eigentliche Muster nicht rausbekommen habe. Mein Muster ist zweifelsohne schön, aber es sieht nicht aus wie der Schalkragen der Jacke.

Hat vielleicht eine von euch eine Idee? Eine Musterlösung für mich?

Pia >j<

 

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Back on track (sort of)

We came back in early August and just like last year (and the year before), all I thought was: if only I could, I would have stayed there forever. I love the ocean, the city of Bordeaux, the light, the people, everything. Cold and rain (we had plenty of both) didn’t seem to matter – we were happy.Just like last year, I was the first one up every day, if only to look at the water while knitting. The boy took off for a week for yet another basketball camp, the only German among 40 French teenagers and came back Most Valuable Player (proud mother). The man would read until late every night. „The Day of the Jackal“ by Frederick Forsythe, telling me the story for breakfast – believe me, it’s like I read the book myself.

Just like last year (and the year before), we took every bus, every little train, everywhere. We would – again – visit the city of Bordeaux, hang out in the weirdest bookstores, and walk along the coast for days. We would attend the 14th of July festivities in the city of Arcachon, take a boat to Cap Ferret, rediscover two fleamarkets, buy French comics, and listen to French music.

Just like last year (and the year before) I would knit little leaves and the boy would leave them everywhere we went. Carefully choosing background and colors so that the leaves became chameleons.

One thing was different though: we bought a small vine to grow it in our garden. A bit of Bordeaux to have and to hold 🧡 as we may not go there again next year …

Since we’re back, I have neither blocked, nor woven in the ends or taken a decent picture at daylight of my beautiful, somewhat golden wrap. Maybe because everyday life has caught up with us again. We’re back in the hamster’s wheel, as the Germans say. Back on track.

I might take care of the wrap right now. If only to lift my spirits.

Zariayas Jacke

Die Jacke für Zariaya ist fertig. Lila war gewünscht, rosa ist es geworden. Schließlich will ich nicht nur WIPs beenden, sondern auch Vorräte dezimieren ?. Ich denke mal, die Eltern werden es mir verzeihen.

Babyjacke HäkelmonsterCotton Merino von Drops strickt sich super und fasst sich noch schöner an. Damit mache ich sicher noch mehr Babysachen. Und weil auch mit der Anleitung alles geklappt hat, habe ich sie aufgeschrieben. Super simpel, alles an einem Stück, zwei Nähte, vier Fäden, sieben Knöpfe – das wars.

Die Blümchen-Knöpfe sind übrigens auch von Drops. Ich habe sie bei Liljedal gefunden. Dann iCord, mein Lieblingsrand. Der peppt wirklich alles. Und – zack! – ist die kleine Jacke fast ein Janker.

Seit Ende vergangener Woche ist mein Päckchen nun auf dem Weg nach Meeteetse, Wyoming. Wenn Tragebilder kommen, frage ich, ob ich die hier zeigen darf.