Geschichte eines Ohrrings

Man braucht gerade mal schnell einen Maschenmarkierer und dann ist keiner da. Kennen wir alle, oder? Ich nehme dann wahlweise ein Fädchen in Kontrastfarbe oder – wenn auch das nicht verfügbar ist – einen Ohrring. Der ist schnell aus dem Ohrläppchen genommen und macht seinen Job mindestens so gut wie ein richtiger Maschenmarkierer.

Meistens landet er danach in der kleinen Dose, in der ich Maßband, Schere und dergleichen aufbewahre, und nicht oben im Bad in der Schale vor dem Spiegel, in der sein Bruder liegt. Ist es Faulheit oder Vergeßlichkeit? Auf jeden Fall dauert es ewig, bis ich die Beiden irgendwann wieder zusammenführe – sei es an den Ohren oder im Bad.

Maschenmarkierer HäkelmonsterSo ging es auch diesem hier: ein (bestenfalls) vergoldeter (glaube ich aber nicht) Modeschmuck-Ohrring von Agatha mit Stein aus Glas.

Und dann wurde bei uns eingebrochen.

Wer immer das tat nahm (neben vielen anderen Dingen …) gleich alles mit was in der Schale im Bad vor dem Spiegel lag … Für die Dose mit Strickzubehör, die auf dem Wohnzimmertisch stand, hat er sich nicht interessiert.

Das wars dann für meine Ohrringe.

Der Einbruch ist jetzt fast drei Jahre her und doch denke ich immer wieder daran, wenn ich diesen Ohrring sehe. Er teilt das Schicksal übrigens mit einem zweiten Ohrring, silber mit Swarowski-Kristall. Beide haben damals aus gleichem Grund ihre Brüder verloren und sind als Ohrringe deshalb für mich nicht mehr zu gebrauchen.

Habt Ihr auch sowas? Dinge, die plötzlich ganz andere Aufgaben übernehmen als die, für die sie gemacht sind? Ein Mikado-Stab vielleicht um das Nadelspiel zu vervollständigen?