Kaschmirjacken

Meistens lasse ich den Bon als Lesezeichen im Buch. Das habe ich immer schon so gemacht. Wobei ich mir heute deutlich weniger Bücher kaufe, als früher.

Früher, also vor 20 Jahren, habe ich offensichtlich auch John Irving gelesen. Der Bon im Buch ist aus November 1999. (Fun Fakt: damals zahlte man noch in D-Mark). Ich kann mich kaum an die Handlung erinnern, aber ich weiß, dass irgendwo, ziemlich am Anfang, beschrieben wird, wie eine Frau am Hafen auf die Ankunft eines Schiffes wartet. Und weil es kühl ist, trägt sie eine puderrosa Strickjacke aus Kaschmir.

Dieses Bild hat mich nie losgelassen. Und genau so lange möchte ich eine solche Strickjacke haben.

Ein paar Jahre später habe ich mir dann eine schwarze Kaschmir-Strickjacke gekauft, die umgehend zur Lieblingsjacke wurde. Ich habe sie gefühlt täglich getragen. Als die Ellenbogen durch waren habe ich schwarze Flicken gestrickt und aufgenäht. Aber dann wurde sie Opfer der Motten.

Nun gibt man (ich!) Lieblingjacken nicht gerne her, also habe ich jedes einzelne Loch geflickt und die Jacke weiter getragen. Zuletzt diesen Frühling. Und als es zu warm für Kaschmir wurde, blieb sie im Flur auf ihrem Bügel …

Das war ein Fehler. Denn die Motten kamen zurück.

20 neue Löcher in den Ärmeln, weitere 10 am Körper. Ob ich das noch mal flicke? Ich weiß es nicht.

Der Zufall (ja, klar, Zufall, was sonst?) wollte es, dass hier drei Knäuel der neuen Regia Premium Cashmere lagen und drei Knäuel Schachenmayr Alpaca Cloud. Beide zusammen sind super weich, lassen sich mit 3,5er Nadeln aufs Schönste verstricken und genau das mache ich jetzt.

Es ist ein Teststrick, aber irgendwie auch nicht. Soll heißen, es ist kompliziert. Aussagekräftigere Bilder kommen deshalb erst, wenn ich weiß, dass das alles so klappt, wie ich es mir vorstelle (und wenn ich Freigabe habe, Bilder zu zeigen).

Also zeige ich heute statt dessen den hübschen kleinen Käfer, von dem Andrea sofort wußte, dass es ein goldener Rosenkäfer ist. Er saß heute morgen auf meiner Veranda. Unglaublich, was die Natur kann, oder? Gold!

Absolutes Highlight war dennoch nicht der Käfer, sondern Angela, die unter @rixdings auf Instagram schreibt. Sie hat den Sommer über kleine Interviews mit wollbegeisterten Frauen geführt und unter dem Titel #BalkonienGeflüster veröffentlicht. (Die findest Du alle über ihren Instagram Account).

Vor wenigen Tagen hat sie mich (zusammen mit Magda und Andrea) in meinem Garten besucht – „ein Gartenidyll im Berliner Süden“ nennt sie ihn 😍 – und mir Fragen gestellt, mit denen ich sicher hätte rechnen können (schließlich habe ich jede einzelne Folge des Geflüsters gelesen), aber nicht gerechnet habe. Merkwürdig, die eigenen Hände nun in einem anderen Account zu sehen. So merkwürdig, wie das zu lesen, was ich gesagt habe.

Alles neu, alles spannend, alles gut.