iCord Loop

Längst ist der Schal fürs Leben fertig und wartet auf den 10. Dezember, aber die Reste lagen hier noch. Denn jedes Knäuel hat für fast fünf Reihen gereicht, aber eben nur fast.

Und dieses „fast“ hatte ich nun in orange, grün und gelb. Ungefähr doppelt so viel in blau, natur und grau.

Zu dick für eine Mütze, zu wenig für einen zweiten Schal, zu viel um irgendwann Füllmaterial für Häkelmonster draus zu machen. Also lag es rum.

Keine Ahnung was mich dazu gebracht hat da eine iCord-Kordel draus zu stricken bis wirklich alle Reste verbraucht waren, aber genauso war es. Es hat Spaß gemacht diese Schnur wachsen zu sehen und zum Schluß habe ich einfach Anfang und Ende (mit sowas ähnlichem wie Maschenstich – improvisiert halt) zusammengenäht.

Nun ist es ein Loop. Oder eine Kette. Und erstaunlich warm.

Alles bunt und dann doch nicht

Bunt ist es auf meinen Nadeln zur Zeit. Da ist zum einen der ZickZack-Schal. Abend für Abend verstricke ich Sockenwollreste – immer ein einfarbiges Fädchen und eins mit Farbverlauf. Und so wächst er, Reihe für Reihe. Ein kleines Knäuel nach dem anderen. So, wie sie mir zufällig in die Hand kommen oder so, wie der Sohn es will. Und irgendwie geht es sich aus.

ZickZack-Schal HäkelmonsterDann ist da (m)ein Schal fürs Leben. Gestern Abend habe ich ihn angefangen. Mit bißchen Bedauern, weil jedes Knäuel so schön und bunt neben dem anderen saß im Karton. Wie Bonbons – nur größer. Das wollte ich gar nicht auseinandernehmen.

ZickZack-Schal HäkelmonsterEine Holznadel von KnitPro gehört zum Paket. Damit strickt es sich fix, auch wenn die Nadeln in Stärke 10 ungewohnt sind. Je dicker die Nadeln umso mehr geht es mir auf die Handgelenke. Kennt Ihr das?

14 Reihen von 32 sind fertig. Ein knapp 2 Meter langer Schal, 174 Maschen auf einer 120 cm langen Nadel – irgendwie wird das kein Bild. Erst Recht nicht bei trübem Herbstlicht auf dem Sofa.

Ein Schal fürs Leben Häkelmonster

Es ist bunt auf meinen Nadeln, aber eher düster in meinem Kopf. Und das liegt nicht nur an der Jahreszeit.

„Man muss radikal neu denken,“ schreibt Bernd Ulrich in der ZeitOnline. „Wenigstens die grobe Richtung scheint klar: Wir müssen den Islamismus bekämpfen und uns mit den Muslimen versöhnen. Denn das ist das einzige, was wir noch nicht ausprobiert haben: die Araber und Perser so zu behandeln, als seien sie Menschen wie Du und ich, wie Nachbarn. In den letzten 100, 50, 20, zehn und zwei Jahren haben Europäer und Amerikaner den Mittleren Osten misshandelt, ausgebeutet und verachtet. Nie stand die Frage im Zentrum, was können wir tun, damit es den Menschen dort unten besser geht. Immer ging es zu allererst um die Frage, wie man Öl rausholt und Terrorismus nicht rauskommen lässt.“

 

 

 

 

 

Ein Schal fürs Leben

Mein Sohn ist 12. Er darf lernen, in die Schule gehen, seinen Lieblingssport machen. Er hat keinen Hunger. Er friert nicht. Er darf sagen was er denkt. Er hat keine Ahnung was Krieg im Alltag bedeutet. Zum Glück!

Ich wünschte das gälte für alle Kinder. Aber leider tut es das nicht.

Man mag über die Anzahl der Asylbewerber/innen in Deutschland, über „wir schaffen das!“ und Integration unterschiedlicher Auffassung sein – zwei Dinge sind meiner Ansicht nach jedoch unstrittig: (1) denen, die hier sind, muss man helfen und (2) denen vor Ort noch viel mehr. Denn was in Syrien passiert ist eine Katastrophe.

Seit über 25 Jahren unterstütze ich deshalb zum Beispiel das Kinderhilfswerk von Plan, ich bin hier in Berlin Mitglied bei KunstAsyl (wo ich Strickkurse gegeben habe) und dass eine junge Studentin aus dem Irak bis zum Sommer bei uns gelebt hat, habe ich wohl auch schon mal geschrieben.

Also habe ich auch nicht gezögert als LanaGrossa anfragen ließ, ob ich bereit wäre, die Aktion Ein Schal fürs Leben zu unterstützen.

schalfuersleben2016
© Ein Schal fürs Leben, 2016

In Kooperation mit Brigitte und der Kinderrechtsorganisation Save the Children findet die Aktion in diesem Jahr zum dritten Mal statt. Man kann entweder Wolle und Anleitung kaufen oder gleich den fertigen Schal und mit dem Erlös werden syrische Kinder in Flüchtlingsunterkünften in und um Syrien unterstützt. Sie bekommen Unterricht und psychosoziales Training, Bildung und Schutz. Beides trägt dazu bei, dass sie in ihrer Heimatregion menschenwürdig(er) leben können und hoffentlich Aussicht auf eine bessere Zukunft haben.

Erste Informationen sind seit heute online. Vielleicht guckt Ihr es Euch an und strickt dann auch mit? Ich werde sicher wieder darüber bloggen.