Lundaspelen

Alles fing damit an, dass wir pünktlich zu Weihnachten eine gruselige (und leider hartnäckige) Erkältung bekamen. Ich hatte sie zuerst und 24 Stunden später dann der Sohn. Einen Tag vor Silvester hatte er 40°C Fieber und war richtig elend. Zu elend für den Mannschaftsbus, der ihn am 1. Januar zum Turnier nach Schweden bringen sollte, zu elend, um an Basketball auch nur zu denken – und ob all dessen sowieso noch elender.

Ihr wisst, was jetzt kommt … So durfte 2018 nicht anfangen.

Also haben wir quasi über Nacht Fähre und Zimmer gebucht, das Auto gesattelt und Silvester um Mitternacht das Licht ausgemacht, um am Neujahrsmorgen nach Norden zu fahren: mit dem Auto bis Rostock, mit der Fähre nach Dänemark, quer durchs Land, durch lange Tunnel und über noch längere Brücken bis nach Schweden, wo wir am frühen Abend ankamen.

Zeitgleich mit der Mannschaft. Im Land der Wolle.

Das Referat über die Französische Revolution für die Schule entstand dabei ebenso auf der Fähre wie neue Socken für mich. Rückwirkend sollte das der einzige wirklich ruhige Moment dieser so spontan geplanten Reise sein.

Alles, was danach kam, war wie ein Rausch: Lund und Malmö zwischen spätem Sonnenauf- und frühem Sonnenuntergang, Häuser ohne Gardinen und in jedem Fenster ein Stern, ein Licht, ein Schwibbogen. Restaurants, die alle schon um 19 Uhr schließen (unser Favorit: ein Grieche mit herausragender Fisksoppa), Cafés mit schönstem Karottenkuchen, Ikea omnipräsent und überall sonst coolstes Design.

Im FormDesignCenter in Malmö haben wir eine eine Ausstellung von und über Ann-Marie Nilsson entdeckt (1967 die erste Designerin für Marc O’Polo). In Lund haben wir den Wollladen Tant Hulda gefunden – so wunderbar, dass er glatt mein Lieblingsladen sein könnte, wäre er nicht so weit weg. Dann war da ein bezaubernder Stricktreff außerhalb von Malmö bei Ulletuss – ein fröhliches hej hej zur Begrüßung und hej då zum Abschied – und schließlich ein Ausflug nach Landskrona wo ich bei Hemslöjden Skane (Hemslöjd ist schwedisch für Kunsthandwerk, Skåne ist die Provinz) genau die Wolle gefunden habe, die ich für den Birkin Pullover haben wollte.

Rundum also alles toll! Zwischendurch Basketballspiele in allen Hallen der Stadt Lund (viele gewonnen – leider nicht alle), Regen aus allen Richtungen und viele, viele freundliche und sehr entspannte Menschen.

Seit gestern Abend zurück in Berlin ist meine Erkältung nicht besser geworden, der Sohn hat bei keinem der Spiele mitgespielt (mitspielen können) und in der Familienkasse ist ein Loch. Macht aber nichts. Sage nicht ich – sagen wir alle drei. Schweden ist toll!

Bleibt für morgen nur noch der Feinschliff am Referat über die Französische Revolution (Sohn), eine Buchbesprechung (Sohn), die Korrektur der letzten Französisch-Arbeit (Sohn), Übersetzungen (ich), eine Maschenprobe aus dem neuen Garn (ich) und – natürlich – ein Basketball-Spiel am Nachmittag (alle). Sonntag eben. Und wenns klappt vielleicht noch ein Blogpost mit Bildern der gekauften Wolle.

Montag ist Alltag. Schule und Büro.

Wenn ich „wir“ schreibe im Blogpost, sind das übrigens der Mann und ich – „er“ hätte es eigentlich heißen müssen. Denn er ist alle Strecken gefahren (damit ich stricken konnte), er war mit in allen Wollgeschäften, er hatte an Ausstellung, Buchladen, Schafen und Garn offenkundig so viel Freude wie ich. Vielleicht auch nur an der Tatsache, dass ich glücklich war im Land der Wolle. Und glücklich war ich wirklich – tack så mycket ❤︎.

10 Comments
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piaakizu
7 Jahre zuvor

Liebe Carina,
die spontanen Aktionen im Leben sind oft die besten. Das zeigt dein Reisebericht ganz deutlich. Und er zeigt mir noch etwas, nämlich, dass eine glückliche Familie das größte Geschenk des Lebens ist. Ich freue mich für euch und drück dich.
Liebe Grüße
Pia >j<

piaakizu
7 Jahre zuvor
Reply to  piaakizu

PS: was bedeutet Lundaspelen?

Nora
7 Jahre zuvor

Soooo schön! Manchmal (oft) sind die spontansten Ideen doch die besten! Danke, dass du uns an dieser Reise hast teilhaben lassen!

Katha
7 Jahre zuvor

Das klingt nach einer ganz tollen Reise und dem bestmöglichen Start ins neue Jahr! Wie gut, dass ihr nicht lange gegrübelt sondern einfach gemacht habt!

minetter
7 Jahre zuvor

Aus einer total dooooofen Situation ein Fest gemacht. Großartig!!! Danke fü den tollen Reisebericht

screamingcoloursblog
7 Jahre zuvor

Ach wie schön. Die Freude über diese spontane Reise sprüht förmlich aus dem Blogpost raus. Dann wünsch ich viel Spaß mit den neuen Wollschätzen. 😉

Kathi
7 Jahre zuvor

Liebe Carina!
Du hast so Recht: Schweden IST toll! Wie schön, daß ihr dort so freundlich empfangen wurdet, auch im grauen Januar und im Regen. Auf die Wolle bin ich schon sehr gespannt, die Farben sind schon sehr vielversprechend!
Liebe Grüße, Kathi

Ostrava | haekelmonster.de
7 Jahre zuvor

[…] Hinsicht – nicht nur auf dem Feld. Und so finden Turniere auch gerne mal an Feiertagen statt: Lundaspelen zu Neujahr fand ich schon ungewöhnlich (vorsichtig formuliert), das Turnier in Tschechien, von […]

The Birkin sweater - finally! | haekelmonster
4 Jahre zuvor

[…] early January 2018, I bought yarn in Sweden to knit the beautiful Birkin sweater (pattern by Caitlin Hunter). A good year later, what fits so […]

Lundaspelen

It all started with a bad cold at Christmas. I had it first. The son caught it 24 hours later. With fevers of 105 F he was really miserable the night before New Year’s. Obviously too miserable to take the team bus to Sweden on Januar 1 for a basketball tournament, too miserable only to think about basketball – and knowing this made him feel even more miserable.

You know what’s next … Starting 2018 with regret was clearly not an option. Hence, we booked a ferry and a room, saddled the car and skipped the fireworks at midnight by going to bed early. The next morning we went North:

by car to the Baltic sea, by ferry to Denmark, then crossing the country, through long tunnels and over even longer bridges to Sweden where we arrived in the early evening.

Just like the team bus. In the country of yarn.

The writing of a school presentation on the French Revolution began on the ferry. Just like a new pair of socks. Looking back, it seems as if the ferry trip was the only relaxing and quit moment of our journey.

Everything that followed was like a dream: the cities of Lund and Malmö between late sunrise and early sundown, houses without curtains and in every window a star, a light, a light arch. Restaurants that would close at 7 pm every night (we loved the Mediterranean and it’s fisksoppa), cafés with delicious carrot cake, Ikea in every detail, very cool design everywhere else.

At Malmö’s FormDesignCenter we came across a very small but very exquisite exposition about Ann-Marie Nilsson (Marc O’Polo’s first designer in 1967 as I know now). At Lund we discovered Tant Hulda, a yarn store so wonderful, it made it to one of the top 10 stores I’ve ever been to. The next day and really by chance we ran into a knitting circle of four charming ladies at Ulletuss outside of Malmö. I can still recall their happy hej hej to greet us, their hej då for goodbye. The very helpful shop owner recommended the Hemslöjden Skane Store in Landskrona to us and I am so happy we went. After all, it was there that I found the perfect yarn for the Birkin sweater I am planning to knit the sooner the better.

In between, there were (of course) basketball games in all of Lund’s sports halls (some were won – unfortunately not all of them), rain coming from all directions (and without intermission) and friendly people everywhere. We had a blast!

Last night we came back to Berlin. My cold is as bad as it was before we left, the son has not played in one single game (too sick) and in our piggy bank is a big hole. We don’t care. We loved Sweden. All three of us did.

All that’s left for tomorrow is to polish the presentation on the French Revolution (son), a book review (son) and the correction of the last in-class test in French (son), as well as testing the new yarn (me!). Maybe another blogpost with pictures of my souvenir yarn. Sounds like any other Sunday.

Daily routine will start on Monday.

My New Year’s resolution? To write every single blogpost in German and English. Let’s see how that goes …

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