Im Kopf stand das Gerüst für diesen Blogpost längst. Ich wußte, was ich stricken, zeigen, schreiben wollte. Aber dann kam es doch anders. Kindersachen kamen dazwischen.
Total unerwartet habe ich die Kindersachen zurückbekommen, die ich in den vergangenen Jahren für die Kinder von Freunden gestrickt habe. Die Mädchen hätten einiges nie getragen. Alles wäre in gutem Zustand. Ob ich eine Tüte dafür bräuchte.
Babysocken und Alida Mütze, ein Pucksack, eine Tensfield Mütze, ein grauer Starshine Pullover, der gleiche, wenn auch größer, in pink, zwei Tomten Strickjacken in grün und pink. Alles wieder da.
Ich habe die Tüte genommen und nach Hause getragen. Und nichts geagt. Aber irgendwas daran läßt mich nicht los.
Wäre es anders, wenn sie alles weitervererbt oder in einen Second-Hand-Laden gegeben hätten? Die grüne Strickjacke haben die Motten erwischt. Auch die rosa-gelbe ist in keinem guten Zustand. Die grüne ist schon auf dem Weg in den Container, die andere läßt sich wohl noch retten.
Oder sind es die ungetragenen Starshine Pullover? Wem haben sie nicht gefallen? Den Eltern? Den Mädchen? Sie haben die letzten Jahre im Schrank gelesen. Der eine seit 2019. Der andere seit 2017. Der jüngsten Tochter würde der eine sicher noch passen. Wahrscheinlich sogar beide.
Wahrscheinlich sollte ich die Eltern darauf ansprechen. Wir sind schließlich Freunde. Aber erstmal werde ich alles waschen, reparieren wo nötig und in Form ziehen. Wäre doch gelacht, wenn ich im Anschluß nicht Kinder finde, die irgendetwas davon tragen möchten.
Und jetzt fix zu Andrea. Nicht, dass ich für den Samstagsplausch zu spät komme.
Du Arme, das ist so traurig. Ich fühle mit dir und habe Tränen in den Augen. Du hast so viel Liebe und Zeit aufgewendet und bekommst die Teile ungebraucht und ungeschätzt zurück. Wie kann man so unsensibel sein?
Mir ist ähnliches mit einer Freundin passiert: Die Filzhausschuhe wurden „ups“ im Trockner unbrauchbar, das liebevoll ausgesuchte Buch hat sie nie gelesen und die selbstgebackenen Super-Plätzchen hatte sie im Februar noch nicht probiert.
Ich habe für mich entschieden, mehr für mich zu tun und weniger für andere. Schade eigentlich.
Ich wünsche dir eine gute Woche und jede Menge Wertschätzung
Uschi aus Südniedersachsen
Vielleicht ist es ja eine besondere Form der Wertshätzung, die KIndersachen nicht irgendwo im Schrank liegenzulassen, sondern sie mir zurückzugeben, damit sie ein „neues Leben“ haben können. Je länger ich darüber nachdenke, umso mehr glaube ich das.
Danke für Deinen Kommentar. Wertschätzung war der Gedanke, auf den ich nicht gekommen bin.
Liebe Grüße
Carina.
Das ist keine schöne Erfahrung – das tut mir leid für dich. Schade, wenn Freunde sich nicht trauen, offen zu sagen, wenn sie mit etwas Geschenktem nichts anfangen können. An deinen Sachen liegt es jedenfalls nicht, die sind wunderschön. Schade, dass ich keine Kinder haben, ich würde sie ihnen sofort anziehen.
LG
Salome
Irgendwie eine befremdliche Erfahrung, aber je länger ich darüber nachdenke, eigentlich auch ein Happy-End.
Die kleinen Jacken und Pullover liegen nicht mehr in einem Schrank, sondern gehen weiter zum nächsten Kind.
Vielleicht gehört ja auch ein bißchen Mut dazu, alles zurückzugeben, vielleicht sogar damit es weitergegeben werden kann.
Auf jeden Fall haben mir Kommentare wie Deiner geholfen, mich zu sortieren – danke!
Carina.
Hallo,
ich liebe deine Kinderjacken, die grüne ist soooo toll und die rote auch. Ich würde sie sofort für meine Kinder nehmen….
Ja, das mit dem Wertschätzen von Dingen/Geschenken ist nicht immer leicht und als Beschenkter ehrlich seine Meinung dazu zu sagen auch nicht.
Schade!
Viele Grüße Frieda
PS
Ich häkle gerade wieder deine Regenbogenbabydecke, diesmal in groß. Ich glaube die 5. Die ist einfach so toll und so kurzweilig. Lieblingsprojekt immer wieder!
Ich danke Dir für das Komplimnt zu den kleinen Jacken und für die FÜNFTE Decke!
Ist es echt die fünfte? Unglaublich!
Freut mich total gerade!!
Liebe Grüße
Carina.
Wenn man so viel Zeit, Mühen, Wolle usw investiert hat, tut es weh, wenn diese so zurück kommen. Immerhin, ich denke, andererseits, genau deswegen hat man sie Dir wieder zurück gegeben. Manchmal ziehen die Kinder heute so was selbstgemachtes gar nicht mehr an. Da hat sich vieles verândert, von wg genug bzw zu viel im Schrank. Was hätte ich mich vor x Jahren über Deine Sachen gefreut. Allein schon aus damaliger finanzieller Sicht. Vielleicht ist es aber auch einfach so, dass man sich über das Geschenk gefreut hat, in den Schrank getan hat und unter dem Berg von Klamotten vergessen… Weiterlesen »
… vielleicht war auch einfach nur die Pflege der Wollsachen so viel aufwändiger als alles, was in Maschine und Trockner geht. Auch das würde ich bei drei kleinen Kindern verstehen. Niemand hat wissentlich Böses getan – ich war nur irgendwie perplex. Mittlerweile habe ich Mottenlöcher geflickt, alles gewaschen und in Form gezogen (verrückt, wie sehr einem Wolle immer wieder entgegenkommt), Pullover, Jacken und Mütze sind bereits (virtuell) weitergeschenkt und irgendwann gibt es ein Baby für die kleinen Sachen. Es geht alles weiter. Und doch mußten meine unsortierten Gedanken einmal in die Welt.
Liebe Grüße
Carina.
Oh man. Ich denke auch zu viel. Ich wäre beleidigt, wenn sie ungetragen, misshandelt oder sonst etwas, zurück kommen. Noch schlimmer fände ich es, wenn ich es nicht erfahren würde… Gerade erst habe ich den grünen Schal von Ducathi verschenkt. Ob der getragen wird?!
Liebe Grüße
Andrea
Dieses Durcheinander im Kopf – genau. Aber wie gesagt: alles jetzt zurück zu haben und zu wissen, dass es weitergeht, ist ein zunehmend gutes Gefühl.
Natürlich wird Dein Schal getragen. Vielleicht nicht jeden Tag, aber immer dann, wenn sich die Beschenkte eine Umarmung von Dir wünscht.
😘 Carina.
Hach ich weiß auch nicht. Ich kann totaaaal verstehen, dass du irgendwie enttäuscht bist, andererseits kenne ich auch das Gefühl, die „guten Wollsachen“ nicht Schmutzig- oder Kaputtmachen zu wollen – erst recht, wenn sie geschenkt wurden. Und vom im-Schrank-Liegen werden sie irgendwann zu klein. Deshalb bin ich da mittlerweile tatsächlich viel entspannter geworden und die Wollsachen werden hier viel und gerne getragen (u.a. jedes Jahr wieder: der Schalkragen Ronja, da wechseln sich die Kinder ab, wer den tragen darf ;-)). Falls du also noch was „loswerden“ möchtest… 😉 Und klar, Gestricktes bekommen bei mir nur wirklich ausgewählte Freunde
Liebe Nora – diesen entspannten Umgang miteinander (also Schenkende und Beschenkte) aber auch mit dem Tragen von Wolle: es ist wahrscheinlich genau das, um das es geht.
😘 Carina.
Das tut mir sehr leid. Solch ein undankbares Volk! Gibt man Stricksachen zurück? Die Pullover sind wunderschön, die anderen Sachen auch, aber diese Pullover!!! *schwärm* Was für eine Heidenarbeit!
Leider hat jede handarbeitende Frau (oder Mann) diese Erfahrung schon gemacht. Dann gibts halt nüscht mehr! Fertig!
Ich halt in solchen Situationen auch meinen Mund, bin da etwas feige. Auf der anderen Seite ärgert man sich dann vielleicht über nicht so nette Antworten.
Es gibt andere Leute, die sich darüber freuen, ganz bestimmt!
Je länger ich darüber nachgedacht habe, um so weniger schrecklich finde ich es. Im Gegenteil! Irgendwie ist es tatsächlich Ausdruck von Wertschätzung meiner Arbeit. Gut, die Mädchen haben nicht alles getragen, aber wir wissen alle, wie Kinder sind und morgens auf dem Weg in die Kita oder die Schule hilft oft nur der „Weg des geringsten Widerstandes“. Und das sind in den seltensten Fällen handgestrickte Pullover 😉 Dennoch ist nichts im Altkleidersack gelandet, sondern lag im Schrank. Nun fanden die Eltern das schade und haben sie mir zurückgegeben. Ich habe jedes Teil angesehen, geflickt wenn nötig, ein bißchen gestreichelt 😉… Weiterlesen »
Liebe Carina,
danke für diesen offenen, ehrlichen Blogbeitrag. Ohne Filter. Geschrieben wie gefühlt. Nicht vorwurfsvoll und wertend, aber mutig, weil die Freunde nicht so ganz gut dabei wegkommen. In den Kommentaren dann eine Relativierung, finde ich auch gut. Du hast es Dir von der Seele geschrieben wie es war. So hast Du Klarheit in die Gedanken gebracht, die Gefühle sortiert und Deinen Frieden mit der Sache gemacht. Danke, dass Du Deine LeserInnen daran teilhaben lässt.
Liebe Grüße
Pia
Einfach nur traurig…. Wir alle wissen wieviel Mühe und Zeit es braucht um solche wunderschönen Stücke herzustellen… die Norwegerpullis sind ein Traum.. bleib da ganz bei dir.. du kannst so toll stricken und deine Freund wissen es einfach nicht zu schätzen was für ein besonderes Geschenk ein handgemachtes Stück ist… so schade… fühle mit dir… ich stricke nur für Familienmitglieder die sich wirklich darüber freuen…. Oh je… mir tut es echt so leid dass du so eine fiese Erfahrung machen musstest…Helga