Zu viel – zu wenig. Zu viel zu tun, zu wenig gestrickt. Und ohne zu stricken läßt sich ein Blog über Wolle kaum füllen. Damit ist eigentlich alles gesagt.
‚Zu viel – zu wenig‘ passt auch, wenn ich an den Umzug der Schwiegermutter denke, der uns die letzten Wochen in Atem gehalten hat. Fast 40 Jahre war sie im alten Zuhause, erst mit dem Schwiegervater und den Kindern, später alleine. Unfassbare Mengen an Büchern, Papieren, Schubladen, Schränken, Porzellan und gelebtem Leben … 🙈. Wochenende für Wochenende sind wir hingefahren, (wer die Strecke kennt, weiß, dass das unter 5 Stunden nicht machbar ist), haben geräumt, verteilt, verschenkt, entsorgt und sind dann wieder zurückgefahren.
Viel zu viel Zeug und viel zu wenig Platz dafür im neuen Zuhause. Deshalb war der Caddy jedes Wochenende randvoll mit Dingen, die nun hier sind, einen Platz brauchen und benutzt werden wollen, weil ich es der Schwiegermutter versprochen habe.
Nach jedem Wochenende dann ein neuer Montag. Mit Arbeit, Haushalt, Garten. Und mit jedem Wochenende wurde ich einen Schritt langsamer.
Gestern dann Migräne. Überraschung? Eher nicht.
Heute nun ein erstes Wochenende ohne Pläne. Einfach nichts machen. Sortieren und räumen vielleicht. Wir waren zu viel unterwegs und zu wenig zu Hause. Wären die kleinen Engel nicht schon da, wäre hier noch nichtmal Advent.
Immerhin hat der Teenager einen Adventskalender. Ich war erstmalig unsicher, nachdem er vergangenes Jahr mit so viel Nachdruck meinte, den bräuchte er nun wirklich nicht mehr. Letztlich habe ich den Kalender dann doch befüllt. Weil ich ihn sehen möchte, um zu glauben, dass Weihnachten wird.
Kleine Geschenke an den Adventssonntagen, ein Nikolaus zu Nikolaus, Lieblingssüßigkeiten unter der Woche. Ohne Geschenkpapier, alles einfach nur in die kleinen Taschen gesteckt und siehe da – die Freude war unerwartet groß. Beim Teenager und damit auch bei mir.
Im Vorjahr steckte jeden Tag eine Frage zum Lieblingssport in den Taschen. Die kleinen Zettel habe ich dann über’s Jahr gehütet und vor wenigen Wochen an die Basketball-Freundin geschickt. Jetzt rätselt sie Morgen für Morgen mit ihrem Mann und schreibt mir, wieviel Spaß sie daran haben. Adventskalender-Recycling hat sie es genannt und mir im Gegenzug ihren Pinguin-Kalender aus dem Vorjahr geschickt. 365 Pinguine hinter 24 Türen – keine Ahnung, wann ich zuletzt einen Adventskalender hatte. Und auch das war große Freude. Adventsfreude sozusagen.
Das war auch nötig. Denn irgendwie hat es sich (für mich) noch nie so wenig nach Weihnachten angefühlt wie in diesem Jahr. Andrea schreibt heute morgen von Weihnachtsgerüchen und vollen Geschäften, vom üblichen ‚zu viel – zu wenig‘ im Dezember. Von zu vielen Menschen in der Stadt und alle mit zu wenig Zeit, wenn sie sich auf engstem Raum aneinander vorbei schieben.
Merkwürdige Zeiten, in denen wir leben. Wäre es doch so viel besser, wenn alle zu Hause blieben!
Sowas Ähnliches meinte auch der Teenager heute morgen. Es war noch dunkel als er sich auf den Weg in die Schule machte. Sein ‚zu viel – zu wenig‘ bedeutet: zu viel Unterrichtsstoff und zu wenig Zeit dafür. Deshalb müssen alle Zwölftklässler:innen heute, am Samstag, in die Schule, um eine vierstündige Philosophie-Klausur zu schreiben. Die nächste Arbeitist für kommenden Samstag angekündigt … 🙈.
Dann doch lieber räumen. Genau das werde ich tun, wenn der Mann und ich gefrühstückt haben. Und wenn ich irgendwann mal wieder gestrickt habe, kommen auch wieder Bilder dazu.
Bleibt mir bis dahin gewogen.