Stricken im KunstAsyl

Seit ein paar Wochen stricke ich im KunstAsyl – einem Heim für Geflüchtete und Asylsuchende in Berlin Spandau – mit den dortigen Bewohner/innen. Das Angebot richtet sich an alle die da sind und Woche für Woche etabliert sich ein fester werdender Kreis. Die meisten haben vorher nie etwas mit Wolle zu tun gehabt. Nun lernen sie dienstags mit mir Mützen zu stricken und je länger wir das tun, umso besser wird unsere kleine Gemeinschaft.

Englisch, Italienisch, Arabisch und Kurdisch, jede Sprache des Balkan und kleine Brocken Deutsch – immer wieder erinnert mich unsere Kommunikation an früher und an „Stille Post.“ Vermutlich hat sich auch die finale Übersetzung dessen was ich höre oder sage immer mal wieder weit von der ursprünglichen Frage oder Aussage entfernt :o).

Fadenhaltung, Maschen und Techniken vermitteln sich eher übers Zeigen als über die Sprache und bei Allem nehmen unsere Mützen Gestalt an.

Gleichzeitig lachen wir viel, lernen voneinander und ich muß sagen, dass ich mich von Mal zu Mal mehr auf diese Treffen freue.

Deshalb ist es höchste Zeit DANKE zu sagen!

Danke Schachenmayr für so viel bunte Wolle, für die Stricklieseln und alles andere! Für die vielen Mails davor und danach und für Euren Pragmatismus: zusagen und machen. Wisst Ihr wie gut das tut?!

Danke liebes addi Team! Mit allem habe ich gerechnet, aber nicht mit einer so schnellen Zusage und so vielen Stricknadeln. Addilino sind perfekt für Mützen und für unsere Zwecke. Die kurzen Rundstricknadeln und Nadelspiele machen Stricken lernen so einfach! „Luxus für die Hände“ steht auf jeder Verpackung und genau so ist es!

Danke auch an Prym für die Zusage uns Häkelnadeln zu schicken. Ab kommender Woche (oder wann immer die Nadeln hier sind) wird es zusätzlich zum Strickkreis eine Häkelgruppe für Kinder geben. Sie wollen Fingerpuppen häkeln und auf das Ergebnis freuen wir uns glaube ich alle.

Ohne diese drei Unternehmen wäre es vielleicht bei der Idee eines Strickkreises geblieben. Dass es sich so umsetzen ließ ist wunderbar. Es ist deshalb an der Zeit Einblicke in das zu geben, was Euer Sponsoring bewirkt hat. Deshalb hier einige Bilder und ein paar der Akteure:

KunstAsyl Häkelmonster
Barbara, Künstlerin, Initiatorin und Master Mind von KunstAsyl
KunstAsyl Häkelmonster
Dachil, der einzige, der die vielen Kinder im Heim bändigen kann. Er gehört zum Kernteam des KunstAsyl und hat erst im Strickkurs stricken gelernt. Sein erstes (!) Projekt ist eine Mütze mit eingestricktem KunstAsyl-Logo.
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Serdars Hände. Er strickt eine Mütze für seine Frau, die (noch) nicht bei ihm in Berlin sein kann. Anschlag, rechte Maschen und linke – alles kein Problem für ihn und gleichzeitig ist das Maschenbild super schön und total regelmäßig.
KunstAsyl Häkelmonster
Valentina. Keine hat so schöne Haare wie sie und doch freut es mich wenn sie eine unserer Mützen trägt.
KunstAsyl Häkelmonster
Für Tasnim ist stricken noch Kampf. Jede Masche will erobert werden :o), aber sie stellt sich dieser Aufgabe – Woche um Woche. Klasse, oder?
KunstAsyl Häkelmonster
Dachils Schwester strickt erst seit dieser Woche. Und das mit einer Ruhe und Disziplin, die mich fasziniert. Ein Naturtalent wie ihr Bruder. Sie wird weiterstricken, das weiß ich.
KunstAsyl Häkelmonster
Abd – einer der ganz Treuen. Kommt zum Stricktreff auch wenn er nicht mehr im Heim wohnt. Ich denke, er mag in erster Linie unsere Gesellschaft, die Liebe zum Stricken muss noch wachsen :o). Einen Samurai der Stricknadeln hat Dachil ihn genannt. Da ist was dran …
KunstAsyl Häkelmonster
Klar, dass auch der Wachmann seine Mütze bekommen hat. Weiß und neon hatte er sich gewünscht.
KunstAsyl Häkelmonster
Shkandije strickt mit unglaublicher Geschwindigkeit und mit dem Faden um den Hals. Ihre Bewegungen sind wie ein Tanz und ihre Muster ungewöhnlich. Neben ihr auf dem Bild ist Christel – eine Dame aus der Nachbarschaft und begnadete Strickerin, die seit vergangener Woche mit dabei ist.
KunstAsyl Häkelmonster
Und all unser Tun wird beschützt von Spiderman Fouad.

Ein neuer Loop

Nichts mehr Down to the River, zumindest vorerst nicht – statt dessen „Straight to the Loop“ oder so …

Denn der Sohn hat seinen Loop verloren. Schlimmer noch: Loop und Daunenweste und das hört sich für mich verdächtig nach Schule an. Wissen tun wir es nicht. Erinnern auch nicht. Also sucht er: im Spind, in der Turnhalle, in der Klasse, in den Fachräumen. Bisher ohne Erfolg und jetzt sind eh Herbstferien.

In zwei Wochen bleibt dann nur noch der Raum für Biologie. Darauf hoffe ich und doch habe ich angefangen ihm einen neuen Loop zu stricken.

Loop Polarlichter HäkelmonsterDie Polarlichter gefallen ihm gut und bisher – so ohne Zunahmen – sieht das alles auch sehr schön aus. Die weißen „Lichter“ sind moderat, die übrigen Farben hinreißend.

Ein Strang wird nicht ganz reichen, aber das ist egal. Das kennen wir schon vom Vorgänger-Loop. Dieses Mal soll das „Reststück“ türkis werden, so wünscht es sich der Sohn. So soll es sein.

blauerLoop häkelmonsterÜber zwei Jahre hat er den blau-roten Loop getragen – fast ungeachtet der Außentemperatur.  In Bunt kann ich ihn mir noch gar nicht richtig vorstellen.

Ja, ich hoffe auf den Biologie-Raum …

Down to the River

Im Mai bei Berlin Knits hat Rebekka mir die wunderbare Anleitung zu PondeRosas DownToTheRiver geschenkt und am liebsten hätte ich sofort angefangen das Tuch zu stricken. Statt dessen kamen andere Projekte, ein heißer Sommer, die Familie, der Garten. Aber losgelassen hat mich die Anleitung nie.

Polarlichter HäkelmonsterGestern habe ich mir dann den schönsten Strang zum Knäuel gewickelt – Polarlichter von PondeRosa – und endlich, endlich angefangen. Die 114 Reihen des ersten Mustersatzes gingen superschnell, schließlich war das Tuch noch schmal. Auch die nächsten 80 Reihen strickten sich anfänglich gut. Alles so, wie es sein soll. Wobei …

Down to the River HäkelmonsterDas Gestrickte fasste sich schön an, die Anleitung ist gut geschrieben, die Nadeln passten perfekt und doch war das Endergebnis nicht so wie erhofft. Der kurze Farbverlauf wollte einfach nicht mehr zu den länger werdenden Reihen passen. Was anfangs fröhlich aussah wurde schnell irgendwie fleckig. Auf dem unteren Bild sieht man das auch schon bißchen. So weit war ich heute morgen.

Down to the River HäkelmonsterDiese weißen Flecken, die vielleicht (wahrscheinlich?) Polarlichter sein sollen und deshalb dem Strang dem Namen gegeben haben, wurden dann mit jedem Zentimeter größer.

Nun habe ich eben alles aufgeribbelt. Einen halben Meter aufgeribbelt.

Ich habe nicht mal ein Bild gemacht, einfach nur geribbelt und gewickelt. Morgen suche ich mir neue Wolle. Einfarbige, weiche Wolle. Und dann fange ich von vorne an. Das wäre doch gelacht!

Die Babyhose

Der Sohn ist verschnupft, nun döst er unter der Wolldecke auf dem Sofa. Und ich habe die Gelegenheit genutzt bißchen aufzuräumen, zu sortieren, was man halt so macht an einem unerwartet „freien“ Tag … Dabei habe ich dann ganz unten im Strickkorb die Babyhose wiedergefunden. Die hatte ich total vergessen.

Babyhose HäkelmonsterBabyhose HäkelmonsterWar es letztes oder vorletztes Jahr, dass ich dazu eine Anleitung schreiben wollte? Ich weiß es gar nicht mehr. Und meine Notizen sind sowieso weg … Dabei war ich ziemlich weit, denn gestrickt habe nicht ich diese Hose sondern meine Mutter – auf Basis eben dieser Notizen. Ein „Test-Strick“ also. Und als sie mir die Hose zurückgeschickt hat, habe ich die dann offensichtlich so, wie sie war, in den Strickkorb gepackt.

Vielleicht ganz nach oben, aber Woche für Woche ist sie immer tiefer gerutscht … Ärgerlich eigentlich, denn viel mußte gar nicht mehr gemacht werden. Nur noch Fäden vernähen, Knöpfe annähen und eine Naht schließen.

Kaum 10 Minuten hat das gerade gedauert und nun ist sie fertig. Rechtzeitig für die Babyschwester der Patentochter. Denn kalt genug ist es in Berlin allemal … Bei Euch auch?

Babyhose Häkelmonster Babyhose Häkelmonster Babyhose Häkelmonster

Faden-Spiele

Habt Ihr schon mal darauf geachtet wie Andere beim Stricken oder Häkeln den Faden halten? Finde ich ja total spannend! Wie die meisten von Euch wahrscheinlich auch, habe ich den Faden links zweimal um den Zeigefinder gewickelt. „Continental knitting“ halt, was mir als Linkshänderin sehr entgegen kommt.

In Amerika (und anderen Ländern) ist der Faden rechts und wird um jede Masche geschlungen. Ich gucke da gerne zu, kann mir aber nicht vorstellen, dass man damit so schnell ist wie mit dem Faden links. Noch besser, wenn dann die rechte Nadel unter die Achsel geklemmt wird, damit die Hand frei(er) ist um den Faden zu werfen – das Strickzeug so nah am Körper, das wäre nichts für mich.

Fadenführung HäkelmonsterWieder andere stricken zweifarbig mit jeweils einem Faden in einer Hand. Das würde ich auch gerne können, aber irgendwie klemmt es da (noch) bei der Umsetzung. Und das liegt nicht an den Händen sondern am Kopf.

In Peru wird die rechte Nadel gehalten wie ein Stift. Der Faden ist ebenfalls rechts, so dass für die linke Hand nichts bleibt – sie hält nur die linke Nadel. Angeblich ist man damit ungleich schneller als mit jedem anderen System. (Mehr dazu unter „Peruvian Knitting“ überall im Netz). Manche halten auch die Häkelnadel so und wickeln den Faden 20x um den Finger.

Fadenführung HäkelmonsterUnd dann gibt es die Variante Hand – Nacken – Hand. Osteuropäerinnen stricken so. Warum? Vielleicht, weil der Faden dann gleichmäßiger läuft. Keine Ahnung. Weiß eine/r von Euch mehr dazu?

Fadenführung HäkelmonsterWie gesagt – ich finde das spannend und lerne gerne, wenn Ihr noch andere Varianten kennt.