Teststrick für Rililie: der Intarsia Reset Cardi

Verführt von einem Bild auf Instagram habe ich mich um den Teststrick des Intarsia Reset Cardi von La Maison Rililie beworben. Und das, obschon ich eigentlich genug auf den Nadeln hatte … Damit nicht genug, habe ich dann Andrea mitgerissen dafür interessieren können und tatsächlich wurden wir beide (juchhu!) angenommen.

Grandios der Nachmittag, an dem wir erstmalig über der 18 (achtzehn!)-seitigen Anleitung in meinem Garten saßen. Gleichermaßen überrascht und überfordert, brauchten wir drei Anläufe und viele Stunden, ehe der Anfang gemacht war. Sehr klein und bei weitem noch kein Cardigan, hat Andrea das Ergebnis dieses ersten Treffens dann in ihrem Instagram-Account gezeigt.

Wenn ich es richtig erinnere, war es der heißeste Tag dieses Sommers in Berlin, auf jeden Fall deutlich über 30 Grad. Ob es daran gelegen hat, dass unser Verstand verknoteter war als jedes Garn jemals? Wie sonst ist eine solche ‚Anleitungs-Blockade‘ zu erklären?

Zumal die Anleitung gut geschrieben ist und tatsächlich alles (also alles!) bedacht hat und erklärt. Randvolle Seiten mit Charts und Listen und Text. Eine unglaubliche Arbeit, die sich Rililie, die Designerin, da gemacht hat. Mittlerweile weiß ich, dass sie das immer macht und ziehe meinen imaginären Hut vor dieser Leistung!

Schließlich sind damit ihre so schönen Designs tatsächlich für Jede zu meistern, sobald sie sich in die Anleitung eingelesen hat. Denn das ist der Trick! „Mach doch einfach, was da steht“ hat Andrea mir jetzt mehr als einmal gesagt und je weiter ich komme, umso besser gelingt mir das.

Ich kenne tatsächlich keine Designerin, die ihre Teststrickerinnen so an die Hand nimmt und nicht nur in der Anleitung, sondern auch in der zugehörigen Ravelry-Gruppe alle Nachrichten geduldig und freundlich beantwortet. Nicht zuletzt deshalb möchte ich schon weiter sein und Bilder zeigen. Rililie hätte es so verdient!

Der Cardigan wird in drei Farben gestrickt. Ich habe mich für ein hellgraues Vorderteil, einen dunkelgrauen Rücken und Ärmel in magenta entschieden. Letztere können entweder gleich oder in unterschiedlichen Intarsia-Mustern gestrickt werden. Ich glaube, das mache ich.

Der Clou sind (für mich) die seitlichen Taschen. Durch Zunahmen im Rückenteil kommt die „Rückenfarbe“ nach vorne und bildet die untere Seite der (Eingriff)Taschen. Kompliziert zu erklären und wahrscheinlich auch nur mit Konzentration zu stricken, aber wenn ich da erstmal bin, also wenn …

Bis dahin ist es allerdings noch ein ziemlicher Weg. Zumal ein Strickzeug, an dem konstant fünf Knäuel hängen, nicht für’s Stricken unterwegs gemacht ist. Auch wenn ich – Rililie’s Rat folgend – jedes Knäuel in eine Zipper Bag gepackt habe. Das verhindert schlimmes Verheddern, aber ist tatsächlich unpraktisch unterwegs.

Mal sehen, ob es mir gelingt, am Wochenende sichtbare Fortschritte zu „erstricken“. Auch wenn dieser Cardigan unverändert eine Herausforderung ist, die mich – zugegeben – unerwartet trifft. Ich dachte immer, wenn es um Wolle geht, überrascht mich so schnell nichts und niemand mehr.

Da habe ich mich wohl vertan.

Wer jetzt nicht warten möchte, bis mein Cardigan fertig ist, um zu sehen, was mich daran so fasziniert, kann sich das wirklich coole Design hier ansehen. Aber wehe, eine sagt danach, ich hätte sie nicht gewarnt, wenn sie nach passender Wolle gucken geht … 😉

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Buchrezension: ‚Sweaters‘ von Melanie Berg

Melanie Berg hat ihrer Kollektion ein neues Buch hinzugefügt: ‚Sweaters‚, ist im August im Frech-Verlag erschienen – vergangene Woche hatte ich es in der Post. Und es ist in so vieler Hinsicht ungewöhnlich, dass ich gleich darüber schreiben möchte.

Das mache ich normalerweise nicht. Für mich gehört es zu einer guten Rezension dazu, immer mindestens eine Anleitung nachzustricken, nur fehlen mir dazu momentan freie Nadeln und Zeit. Wobei ich allerdings auch keine Zweifel daran habe, dass jede der Anleitungen im Buch leicht nachzuarbeiten ist und passt – wie immer bei den Designs von Melanie Berg.

Für die, die sie bisher nicht kennen: Sie war Fachinformatikerin, bevor sie Strickdesignerin wurde. Anders formuliert: Wer IT-Systeme installieren kann, Software-Anwendungen entwickeln und IT-Prozesse optimieren, wer über so viel technisches Verständnis, logisches Denken und Problemlösungskompetenz verfügt, liebt Mathe und kann stricken. Geht gar nicht anders 😉.

Melanie Berg, die ich zuletzt bei der h+h in Köln gesehen habe, entwirft seit sicher 10 Jahren (müßte ich nachgucken, habe ich nicht) Strickmodelle, die sich durch klare Linien und einen lässigen Look auszeichnen. Sie ist nicht nur super sympathisch und nahbar – ihr offener Umgang mit ihrer eigenen Krebserkrankung (die zum Glück überwunden ist!), aber auch ihr Engagement für wohltätige Zwecke und Organisationen haben sie (nicht nur als Designerin) noch bekannter in der Strickszene gemacht, als sie ohnehin schon war.

Aber zurück zum Buch: Nach ‚Shawls‘ und ‚Colorwork Shawls‘ nun also ‚Sweaters‘. Erschienen im August 2024 enthält es Anleitungen für 13 Pullover, Jacken und Shirts – alle unterschiedlich und jede besonders. Ein besonderer Schnitt, besonderes Garn, besondere Farbkombinationen oder Knöpfe. Kurz: in jeder Anleitung steckt einmal mehr die Aufforderung, etwas Einzigartiges herzustellen.

Poncho oder Cardigan, FairIsle oder Blockstreifen, Fledermausärmel, lange Ärmel oder gar keine und immer wieder Lace. Auf oder um die Schultern, am Saum oder über die Länge der Arme. All das in den schönsten Garnen. Sie sind wolkig-weich oder eher rustikal, pastellig oder in Erdtönen. Eine wunderbare Vielfalt an Oberteilen, alle mit Potential zum „Must-have“.

„Mach, was Du willst“, schreibt sie dazu und ich weiß, die Betonung liegt auf dem „Du“.

Natürlich ist jede Anleitung ausführlich beschrieben und Melanie Berg wäre nicht Melanie Berg, wenn es nicht zu jedem Lacemuster auch ein Chart gäbe, und immer eine Zeichnung des fertigen Strickstücks mit Maßgaben.

Über allem ist dann auch unglaublich viel Herz. In den kleinen Texten, die jeder Anleitung vorangehen ebenso, wie in Vorwort und Dank. Auch das ist eher keine Überraschung. So ist sie eben.

Was mir außerdem richtig gut gefallen hat: da ist zum einen die Zweisprachigkeit – sowas wie ihr Markenzeichen. Jede Seite ist der Länge nach geteilt, links deutsch und rechts englisch. Für mich, die lieber nach englischen Abkürzungen strickt, ist das perfekt. Denn die Texte lese ich tatsächlich lieber auf deutsch. Dann höre ich Melanie sprechen.

Zum anderen sind da die Testimonials der Strickerinnen. 13 Frauen, die je eines der im Buch vorgestellten Designs nachgestrickt haben, zeigen ihre Version und schreiben dazu. Sie kommen aus Asien, den USA oder Europa, tragen unterschiedliche Größen, schreiben in deutsch oder englisch und haben eine Bühne wie sonst nur auf Ravelry. Eine Autorin, die ihren (Test)Strickerinnen fünf Seiten Platz in ihrem Buch einräumt – das finde ich tatsächlich bemerkenswert! Sehr, sehr coole Idee! Schöner kann man sich als Designerin nicht bedanken.

Mein Favorit im Buch? Die Ashen-Jacke. Sie ist einfach zu stricken, macht dennoch viel her und kann auf unterschiedliche Art getragen werden. Bedauerlicherweise habe ich passendes Rowan-Garn im Stash, was es jetzt unglaublich schwer macht, der Versuchung sofort anzuschlagen zu widerstehen … 🙈 Wie ich das löse, weiß ich noch nicht.

Kurz: ‚Sweaters‘ zeigt sehr unterschiedliche Anleitungen (in bis zu 7 verschiedenen Größen), mit denen Anfänger:innen eine Menge lernen können, während routinierte Strick:innen einmal mehr geschubst motiviert werden, kreativ zu sein. Entsprechende Tipps – sei es Farbwahl, Garnkombinationen oder Nadelstärke – gibt Melanie Berg mehr als genug. Morning Glow ist dabei (für meine Augen) unisex, alle anderen Designs sehe ich eher nicht für Männer.

Format, Papier und Bilder (auf denen man tatsächlich auch das jeweilige Design erkennt – leider nicht immer selbstverständlich bei Strickbüchern) sind ebenfalls schön.

Sollte ich meckern wollen: die Tippfehler sind mir aufgefallen. Marotte von mir. Nichts, was den Sinn entstellt oder zu Mißverständnissen führt, also ist es irgendwie auch egal. Dennoch habe ich es bemerkt. Und den Untertitel des Buches finde ich nicht so gelungen. ‚Pullis stricken mit Stil‘ … Hm. Also wenn Stil, dann keine Pullis. Passt (für mich) einfach nicht.

Ändert aber nichts an meiner Einschätzung, dass ‚Sweaters‘ für Melanie Berg Fans und die, die es noch werden wollen, definitiv eine Kaufempfehlung ist. Zur Zeit (und noch bis zum 6. Oktober 2024) findet übrigens ein Pullover KAL in ihrer Ravelry Gruppe statt.

Ich gucke jetzt vielleicht doch mal nach Wolle …

 

Transparenzhinweis: Das besprochene Buch wurde mir freundlicherweise vom Frech-Verlag als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Die in dieser Rezension geäußerten Ansichten und Bewertungen spiegeln ausschließlich meine persönliche Meinung wider und wurden in keiner Weise vom Verlag beeinflusst oder vorgegeben.

Verlinkt zu Andreas Samstagsplausch

Auf den Nadeln

Abgesehen davon, dass das meiste, was ich hier zeige, nicht mehr auf den Nadeln ist, sondern längst von den Nadeln, bin ich auch jeden Monat später dran aufzuschreiben, woran ich gerade arbeite … Habe ich es bisher irgendwie immer noch zum Monatsende hinbekommen, hat es im August nichtmal mehr dazu gereicht.

Die Gründe (ein Projekt heimlich, das andere schwierig, und wieder ein anderes kurzfristig) sind dabei ebenso vielfältig wie die (un)fertigen Projekte, als da wären:

Immerhin drei Paar Socken, die fertig geworden sind: Mount Moccos in einer US-Edition, superweich in REGIA Premium Silk, außerdem zwei Paar geringelte Socken aus dem gleichen Garn, sogar den gleichen Farben. Die blauen zusätzlich mit Glitzerfaden, die roten mit einem Rest Malabrigo Socks.

Drei rechts, eine links – mein go-to-Muster, wenn mir glatt rechts zu wenig ist. Dehnt sich, sieht schön aus und passt an die meisten Füße, die ich kenne.

Danach habe ich einen Weihnachtspullover angefangen, an dem ich nur stricken kann, wenn der zukünftige Besitzer nicht hier ist. Die Rundpasse ist mittlerweile fertig, endlose Reihen in hellgrau sind angefangen, noch längere Ärmel liegen vor mir. Zum Glück habe ich dafür ja noch die eine oder andere Woche … Ende November soll er fertig sein. Ob’s klappt?

Als wäre all das Grau nicht genug, habe ich parallel Pulswärmer in (fast) der gleichen Farbe gestrickt. Dazu aber ein anderes Mal mehr. Sie verdienen einen eigenen Blogpost.

Dann kam der kleine Pippi Langstrumpf Pullover. Weil es sich kurzfristig ergab, dass ich an einem der August Wochenenden ein kleines Mädchen sehen würde, für das ich stricke, seit sie auf der Welt ist, wollte ich ihr genau diesen Pullover mitbringen. Über Drops Air (das Garn, das wirklich gar nichts wiegt) habe ich schon mal geschrieben. Ob es sich für einen Kinderpullover bewährt, wird sich zeigen – schnell verstricken läßt es sich auf jeden Fall. Unfassbar schnell sogar. Der kleine Pullover war nach drei Tagen fertig!

Gestrickt habe ich ihn auf Basis einer Drops Anleitung, (die ich bereits mehrfach gestrickt habe und deshalb weiß, dass der fertige Pullover sitzt) wenn auch mit deutlich dünneren Nadeln als für Garn und Pullover empfohlen (3,5 statt 5,0). Das Ergebnis ist engmaschig und schön geworden.

Weil Pippi auf Bildern einen Schal zum Pullover trägt und weil hier noch ein himmelblaues Knäuel Big Merino lag, gabs den kleinen Schal dazu. Der sah tatsächlich auch sehr schick am Erwachsenen-Hals aus – könnte also sein, dass ich bald noch einen stricke.

Last but not least habe ich mich schließlich (pünktlich zum Monatsende) für einen Teststrick beworben, der mich seither (leider) Nerven kostet. Wollte ich die schöne Jacke nicht unbedingt haben, hätte er das Potential zum UFO … Denn auch wenn ich gefühlt seit Tagen an nichts anderem stricke, sind die Fortschritte sehr überschaubar. Mit jeder Reihe komme ich mittlerweile zwar besser zurecht, aber auch das wird ein separater Blogpost.

Und dann war plötzlich September. So kann’s gehen.

Solarfärben

Es ist noch gar nicht so lange her, da hatte ich keine Ahnung, dass es Solarfärben überhaupt gibt, geschweige denn, wie man es macht. Heute bin ich Besitzerin eines einzigen solargefärbten Stranges und um einige Erfahrungen reicher.

Die wichtigste zuerst: es kommt immer anders, als man denkt!

Aber von Anfang an: Auf das Solarfärben hat mich die Strickmamsell gebracht. Solarfärben ist eine umweltfreundliche Methode, um Wolle (oder Textilien) mit Pflanzen zu färben, indem Sonnenenergie genutzt wird. Hierfür werden Wolle, Pflanzenmaterialien (je nach Pflanze sind das Blätter oder Blüten, Rinde oder sogar Wurzeln) und Alaunsalz in ein großes, durchsichtiges Glas gegeben, das dann mit Wasser gefüllt und verschlossen wird. Je enger Pflanzenmaterialien und Wolle gestopft geschichtet werden, umso höher die Chance, einen Farbverlauf zu erhalten.

Das Glas muss dann an einem sonnigen Ort stehen, wo die Sonnenstrahlen die Farbstoffe aus den Pflanzen lösen und auf die Wolle übertragen. Dieser Prozess kann bis zu mehreren Wochen dauern, abhängig von der Intensität der Sonneneinstrahlung.

Es heißt, dass sich Wolle besonders gut fürs Solarfärben eignet, da sie die Farben gut aufnimmt und der Prozess keine Gefahr des Verfilzens birgt (vorausgesetzt, man nimmt nicht zu viel Alaun …). Die erzielten Farben sind durchaus intensiv und tatsächlich auch langlebig (mit Ausnahme wohl von Farben, die nach dem Färben mit Beeren entstehen, aber das habe ich nicht versucht), was jeden gefärbten Strang zu einem individuellen Kunstwerk macht – und das daraus Gestrickte natürlich erst Recht.

Soweit die Theorie.

Garn meiner Wahl war ein Strang REGIA for Hand-Dye. Das ist 4-fädige Sockenwolle in klassischer Zusammensetzung (75/25) und zum Strang gewickelt. Meiner sollte nach dem Solarfärben Frühlingsfarben haben: Gelb und Grün, Rosa und Lila.

Also habe ich die Wolle abwechselnd mit Tomatenblättern, Klatschmohn, Waldmeister und Walnuß geschichtet – was der Garten halt so her gab. In ein 2-Liter-Glas passt allerdings überraschend viel und deutlich mehr, als ich gedacht hätte. Deshalb waren meine Pflanzenbestandteile am Ende nicht mehr so ausgewogen wie eigentlich gewollt, sondern viele Walnuß- und Tomatenblätter, eher wenig Waldmeister und Klatschmohn.

Alaunsalz zu bekommen war dann die  nächste Herausforderung.  Apotheken hatten es nicht (fun fact: die meisten dachten, ich möchte Knetgummi für den Kindergarten daraus herstellen), der Gartenfachhandel (Alaun verursacht blaue Blüten bei Hortensien) auch nicht. Hier (!) in der Hauptstadt (!) war Alaun tatsächlich nicht zu bekommen. Zum Glück konnte die Strickmamsell helfen.

Da stand es also nun, das gefüllte Glas (Bild links) und sah toll aus. Ich mochte Farben und Kontrast sehr. Aber so blieb es nicht. Dafür konnte ich sehr schnell erkennen, wie der Strang Farbe bekam, jede Woche ein bißchen mehr (Bild rechts nach 3 Wochen) und auch das war spannend.

Nach vier Wochen habe ich das Glas aufgemacht, den Strang rausgenommen, ausgespült, ihm ein Essigbad spendiert und ihn schließlich in der Sonne trocknen lassen. Was soll ich sagen … das mit dem Rosa und Violett hat nicht so ganz hingehauen. Und auch einen Farbverlauf gibt es nicht. Ob das Glas nicht voll genug war oder ob ich zu viele Wanußblätter genommen habe? Wer weiß das schon. Es ist auch egal. Ich mag das Ergebnis.

Und was die Rottöne anbelangt, denke ich jetzt über einen zweiten Versuch nach. Mit roter Bete, Hibiskusblüten oder Rotkohl.

Wäre doch gelacht!

 

Verlinkt zum Samstagsplausch bei Andrea

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Maschenproben

Kaum etwas hat (wenn’s um Wolle geht) einen so schlechten Ruf wie Maschenproben. Und auch wenn es mir egal sein könnte (schließlich weiß ich, wie sinnvoll die kleinen Dinger sind), hier und jetzt sowas wie eine Richtigstellung. Denn sie haben es verdient.

„Maschenproben sind ‚was für Anfänger:innen. Die muss ich nicht mehr machen“.

Schonmal gehört? Ich denke, es ist genau andersherum: je länger ich stricke, umso mehr mache ich sie mir zu Nutzen. Denn nur dann bin ich in der Lage, eine Anleitung als Inspiration zu nehmen, um sie mir auf Basis meiner Maschenprobe so umzurechnen, dass am Ende genau das rauskommt, was ich haben möchte.

„Warum sollte ich Wolle für eine Maschenprobe verschwenden?“

Ja, mag sein, dass die wenigen Gramm, die ich für eine Maschenprobe gebraucht habe, am Ende fehlen. Aber das Risiko, dass ein Pullover nicht so sitzt, wie er sitzen könnte, ist deutlich höher. Und wie viel wäre dann verschwendet? Abgesehen davon hebe ich jede Maschenprobe auf. Für’s nächste Projekt. Maschenproben sind sowas wie (m)eine Investition in neue Projekte.

„Auf der Banderole steht doch, wie viele Maschen ich auf 10 cm haben werde.“

Das glaubt hoffentlich niemand mehr. Denn auch wenn es sein kann, dass das manchmal passt, ist es  eigentlich nur ein Richtwert. Weil stricken wie schreiben ist und jede Handschrift ist anders. Ja, ja, ja. Wissen wir alle – manche aber aus leidvoller Erfahrung.

Last but not least höre ich immer wieder „Maschenproben sind sooo langweilig“.

Echt? Finde ich tatsächlich gar nicht. Nichts hilft mir so sehr ein Garn kennenzulernen. Wie plastisch wirken Zöpfe? Wie tauglich ist das Garn für FairIsle? Mit welchen Nadeln wird das Maschenbild am schönsten? Wie fühlt es sich an? Was passiert beim Waschen?

Kurz: Ich habe tatsächlich keinen Pullover, keine Jacke, zu der es nicht mindestens eine Maschenprobe gibt. Und jeder und jede einzelne – Überraschung! – sitzt wirklich gut.

Gestern habe ich also eine Maschenprobe aus der neuen REGIA Premium Pure gestrickt. Und dann eine zweite.

Die Pure ist ein schönes, weiches Garn, eigentlich Sockenwolle, aber aus 100% Wolle. Ich möchte daraus einen Pullover stricken. Von oben nach unten, FairIsle, acht verschiedene Farben. Da werde ich eine Weile dran sitzen. Überflüssig zu sagen, dass der Monk in mir Perfektion erwartet. Perfektion!

Nadeln 2 bis 3 sagt die Banderole – Nadeln 3,5 oder 4 möchte ich.

Keine Überraschung also, dass meine Maschenprobe nicht mit den Angaben der Anleitung übereinstimmt. 21 Maschen auf 10 cm sollen es sein, 26 Maschen sind es bei mir (nach dem Waschen) mit 3,5er Nadeln. 24% mehr, als ich haben soll. Das ist ziemlich viel.

Aber das Maschenbild ist schön.

Also sitze ich hier jetzt schon eine Weile und rechne die Anleitung um. Zu meiner Erleichterung ist das dieses Mal gar nicht so schwer: es ist ein Damenpullover, der dank meiner Maschenprobe fast von alleine zum Herrenpullover wird, die Proportionen stimmen. Außerdem hat keins der FairIsle Muster einen Maschenrapport von mehr als 8 Maschen. Zur Not könnte ich also „unterwegs“ noch anpassen.

Ich werde mit provisorischem Maschenanschlag beginnen und das Bündchen am Hals erst zuletzt stricken. Nicht nur, weil das besser sitzt (finde ich), sondern auch, weil ich dann mehr Möglichkeiten habe, sollte irgendwas nicht so geworden sein, wie ich es haben möchte.

Eine Fleißarbeit – angefangen mit der Maschenprobe. Könnte es sein, dass die, die keine stricken, zu Fleiß nicht bereit sind? Ich wüßte keinen anderen Grund 😉.

 

Verlinkt zu Andreas Samstagsplausch.

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