Quarantäne, Teil II

Danke für alle Kommentare am Wochenende! Zu sehen, dass das, was ich schreibe, nicht ins Leere läuft, war wieder mal ein unglaublich gutes Gefühl 💙.

Wir sind hier immer noch in Quarantäne. Allerbestens versorgt mit Blumen meiner wunderbaren Freundin und Einkäufen der Lieblingsnachbarinnen. Dennoch – ein Tag wie der andere und daran wird sich wohl bis Anfang kommender Woche auch nichts mehr ändern.

Der Teenager wurde kein zweites Mal getestet, weil das Neuköllner Gesundheitsamt keine Kapazitäten mehr hat. Fieber messen, beobachten und warten. Nach 14 Tagen ist auch die längste Inkubationszeit vorbei. Das haben sie mir auf Nachfragen mit auf den Weg gegeben.

So logisch das ist, so sehr es mir einleuchtet, ist es doch unbefriedigend. Ich hätte gerne gewußt, ob er nun infiziert war oder nicht. Ob er – im Idealfall – bis auf Fieber symptomfrei davongekommen ist und nun Antikörper hat oder nicht. Ob ich mir ab sofort weniger Gedanken über mögliche Infektionen in der Schule machen werde oder nicht. Und warum ich immer noch Halsschmerzen habe.

Aber all das werden wir wohl nie erfahren.

Seit gestern schicken die Lehrer:innen jetzt immerhin Hausaufgaben und Unterichtsmaterialien. Erwartungsgemäß führt das dazu, dass meine Stimmung sich deutlich bessert, während mein Teenager das nicht wirklich komisch findet. Alltag.

Irgendwie zumindest.

Mein Dissent Cowl ist fertig und gefällt mir ungemein gut. Der war schnell gemacht und die Mosaiktechnik erinnert mich tatsächlich an Schmuck. Regia Premium Alpaca Soft ist total angenehm am Hals und verstrickt mit 2,5er Nadeln auch so engmaschig, dass der Kragen seine Form behält. Infos zum Cowl sind auf Ravelry hinterlegt.

Ich möchte noch einen stricken. Am liebsten mit klarem Maschenbild (also ohne das fusselige, das Alpaca nun mal hat, Silk ist vielleicht eine Idee) und mit minimalem Farbverlauf, oder Speckles oder so beim helleren Garn. Mal sehen, was ich hier in der Richtung finde. Das eine oder andere Knäuel habe ich ja noch …

Totales Highlight war natürlich das Lob aus Designer-Mund auf Instagram! Ein kleines Herz hätte mich schon gefreut; die Bitte, mein Bild zeigen zu dürfen hat mich sprachlos-glücklich  gemacht.

Heute Abend stricke ich mit Sophia. Zumindest virtuell. Aber vorher lese ich noch ihren neuen Blogpost über die Sockenmaschine aus dem 3D-Drucker. (Note to Self: da müssen wir unbedingt drüber reden heute Abend 😬).

Doch, ist ein guter Tag heute. Deiner hoffentlich auch.

Mittlerweile ist Wochenende und ich schiebe meinen Post zu Andrea, verbunden mit dem Versprechen, morgen einen „richtigen“ Wochenendpost zu schreiben. Heute reicht die Energie dafür nicht mehr … 💤

RBG

Manchmal weiß ich schon montags, worüber ich am kommenden Wochenende schreiben möchte. Manchmal sitze ich sonntags vor dem leeren Bildschirm ohne Plan oder Idee. Und manchmal ist alles anders.

So, wie dieses Wochenende.

Ruth Bader Ginsburg ist gestorben und das geht mir nicht aus dem Kopf. Es beschäftigt und blockiert mich das zu schreiben, was ich sonst hätte schreiben wollen. Weil ich Amerikanistik studiert habe, weil ich beruflich viel mit Amerika zu tun habe und – das ist wohl das Entscheidende – weil ich RBG sehr bewundert habe.

Ihre eiserne Disziplin, ihr scharfer Verstand und ihre äußerliche Gelassenheit haben mich mindestens genauso beeindruckt, wie das, was sie erreicht hat. Sie war Ikone des feministischen und liberalen Amerikas, Rechtsprofessorin und Popstar, Richterin am Supreme Court, eine unglaubliche Frau. Sie nannte Trump einen Schwindler.

Notorious RBG wurde sie genannt und das soll ihr gefallen haben. Notorious heißt berühmt-berüchtigt. Auf Bildern setzte man ihr die Krone von Notorious B.I.G. auf (die übrigens gerade in einer Auktion für 600.000 US$ verkauft wurde, aber das gehört hier eigentlich nicht hin).

Ich möchte heute nicht über Wolle schreiben.

Wenn, dann nur über den Dissent Cowl von Carissa Browning. Es gibt eine Strick- und eine Häkelanleitung für diesen Kragen, der in Anlehung an RBG’s berühmtesten Kragen, den Dissent Collar, designed ist. (Wer es nicht weiß: RBG hatte zahlreiche Kragen, die sie zur Richterrobe trug. Sie waren eines ihrer Markenzeichen).

Gestern hat Carissa Browning auf Instagram angekündigt, dass der Erlös aus dem Verkauf beider Anleitungen ab sofort und bis zum Wahltag am 3. November 2020 zu 100% der ACLU, der American Cicil Liberties Union, die sich für Bürgerrechte einsetzt (z.B. Abtreibung, Meinungsfreiheit, Abschaffung der Todesstrafe, die Rechte von Homosexuellen usw.) zugute kommen soll.

Heute morgen hat sie überwältigt geschrieben, dass in weniger als 24 Stunden über 10.000 Dollar zusammen gekommen sind.

Ich habe meinen Dissent Cowl gestern Abend begonnen. In nachtblau und mint. Aus Regia Premium Alpaca Soft.

 

Verdammt, ja, ich bin traurig. Noch 44 Tage bis zur Wahl.

 

Mein Beitrag zu Andreas Samstagsplausch. Wieder mal erst am Sonntag.

Wonder Woman

Kino ist keine meiner Leidenschaften. Noch nie. Wenn ich die Wahl habe zwischen Buch und Film, nehme ich das Buch. Und so kommt es vor, dass wir monatelang nicht ins Kino gehen.

Für Wonder Woman habe ich eine Ausnahme gemacht. Den wollte ich unbedingt sehen. „Es ist ein packender, zuweilen angenehm altmodischer Actionfilm, der dem Genre mit leichter Hand eine feministische Dimension eröffnet.“ heißt es in einer von vielen Filmkritiken und das stimmt. Denn

… [a]nders als Marvels Black Widow oder DCs Harley Quinn muss [Wonder Woman] ihre Weiblichkeit nicht durch eine Überbetonung männlicher Attribute, Kaltblütigkeit, Aggression, Brutalität, kompensieren: Ihre Sexyness entsteht nicht aus durchaus im Überfluss vorhandenen Körpermerkmalen, sondern aus ihrer charakterlichen Weiblichkeit. Die Sanft- und Besonnenheit, die Empathie, mit der sie die ihr gestellten Konflikte löst, ist das Zentrum und das schlagende Herz des Films.

Und wer jetzt mal wieder denkt, dass Feminismus bedeute Männer zu unterdrücken, dem sei gesagt

… [d]ieser fürs Action-Genre verblüffenden Ägide ordnen sich alle Männer-figuren unter, allen voran Chris Pine, […]. Die entwaffnete Verletzlichkeit, mit der er den seiner männlichen Machtinstrumente beraubten Steve Trevor darstellt, erinnert an Hollywoodgrößen wie Cary Grant oder Rock Hudson. Es ist das richtige Kaliber, um einer neuen Kino-Ikone wie Gal Gadots Wonder Woman zur Seite zu stehen. Auf Augenhöhe, versteht sich, denn es geht nicht um eine Umkehr der Helden-Verhältnisse, sondern um Gleichberechtigung. Patty Jenkins‘ bemerkenswerter Film zeigt, wie es gehen kann.

Ich habe viele Kritiken zu dem Film gelesen (hier ist noch eine, die mir gefallen hat) und die meisten waren tatsächlich positiv. Ja, das Outfit ist eigenwillig (geschenkt. Superman hat jetzt auch keine alltagstauglichen Klamotten an). Ja, der Film ist kommerziell (logisch – es ist ein Superhelden-Blockbuster, ein Actionfilm). Ja, die Heldin ist naiv („einfach gestrickt,“ heißt es in einer Kritik – hat mich amüsiert), wenn sie für Liebe und Wahrheit kämpft. Aber ist das nicht eigentlich ganz passend in einer Zeit, in der Fake News omnipräsent sind?

Was mich am meisten fasziniert hat? Diese Frauen. Hippolyta, Antiope, diese rein weibliche Gesellschaft. Alter, Hautfarbe, Figur – egal. Frauen in allen Positionen. Königin, Kriegerin, Beraterin. Eine „stolze Unschuld“ zeichne Wonder Woman aus, habe ich irgendwo gelesen, eine Frau, der nie jemand vorgelebt habe, dass sie qua Geschlecht vielleicht irgendwas nicht kann. Wenns doch immer so wäre …

Wie die Amazonen zu Beginn des Films trainieren, hat mich total beeindruckt. In knappen Kostümen und irgendwie spielt das überhaupt keine Rolle. Es war, als hätte die Kamera Respekt vor diesen Athletinnen. Subjekte, keine Objekte. Kann ich nicht besser erklären. Ich weiß nur, dass ich das so in keinem Film bisher gesehen habe. Tolle Frauen gibt es zwar immermal, aber (für mich bisher) nie in dieser Ausschließlichkeit.

Wenn Ihr den Film also irgendwo noch findet, seht ihn Euch an. Im Kino, auf großer Leinwand. Als Vorgeschmack ist hier der Trailer. Oder habt Ihr den Film schon gesehen? Dann schreibt mir doch, wie es Euch damit ging. Das würde mich echt interessieren.

Es ist wohl kaum eine Überraschung, dass ich sofort nach Garn gegriffen habe, als ich den Wonder Woman Wrap erst auf Instagram bei Happay entdeckt habe und dann im Original bei Carissa Browning. Ihre (englische) Anleitung ist frei verfügbar und ich habe tatsächlich nur einmal gezuckt, als ich sie gelesen habe. Das sieht viel schlimmer aus als es ist. Wenn man sich erstmal eingelesen hat, ist es ein Selbstläufer.

Jetzt bin ich an den letzten 20 Reihen. Sie ziehen sich bisschen, weil über 300 Maschen auf der Nadel sind, aber irgendwie macht es auch Spaß. Denn ich denke immer an die Freundin, der ich ihn schicken werde, wenn er fertig ist. Weil in ihr soviel Wonder Woman ist. Aber das erzähle ich Euch irgendwann anders. Vielleicht.

Jetzt geht das erst mal zu Marisas Auf den Nadeln. Bilder vom fertigen Wrap kommen dann hoffentlich bald hinterher.