Babyblaue Tussah-Seide

Anfang des Jahres haben sich meine Wollvorräte eher zufällig um zwei Stränge handgefärbter babyblauer Tussahseide erweitert. So schön, so weich, dass ich gleich wissen wollte, wie sich das strickt.

Gesagt, getan und binnen einer Woche – Samstag auf Samstag – war ein babyblaues Tuch gestrickt. Ein Strang von der Spitze zur Mitte, der andere von der Mitte in die Spitze, 5er Nadeln, keine Anleitung und immermal Umschläge in der zweiten Hälfte als glatt rechts anfing mich zu langweilen.

Mit jeder Reihe wurde das Gestrick weicher, fast wollig,  erst nach dem Baden bekam es diese typische Seiden-Haptik – sowas Glattes, Trockenes; das, was nur Seide hat – und ein perfektes Maschenbild.

Die Stränge waren handgefärbt – das hat mich letztlich gerettet. Der eine wog 93gr., der andere 96gr. Ich bin sicher (sehr sicher!), dass ich mit dem kleineren angefangen habe, aber vielleicht stimmt das auch nicht. Denn am Ende hat’s nicht gereicht. Klassischer „yarn chicken game fail“ …

Für die, die es nicht kennen: vom yarn chicken game (da gibt es kein deutsches Wort für. Oder doch?) spricht man, wenn während des Strickens klar wird, dass die Wolle wahrscheinlich nicht fürs geplante Projekt reicht. Oder sagen wir, dass es eng werden könnte. Manche beginnen dann zu rechnen, andere passen umgehend die Anleitung an, wieder andere stricken einfach nur schneller …

Ich gehöre zu letzteren. Hat mir aber nicht geholfen 🙄.

Zum Glück hatte ich ein Knäuel in sehr ähnlichem Blau, was (je nach Licht) fast passend aussieht. Fast …

Von wem ist „it’s not a bug – it’s a feature“? Jetzt ist ein Tuchzipfel eben noch mehr babyblau als der Rest des Tuches. Ich habe es trotzdem heute verschenkt.

Weil ich finde, dass diese Farbe ganz wunderbar zu der Beschenkten passt (auch wenn ich mittlerweile weiß, dass ihre Lieblingsfarbe grün ist).

Ob sie es wirklich mag – das Tuch und den helleren Zipfel – bleibt abzuwarten.