Seit vier Wochen ist meine jüngste Nichte (15) bei uns. Vielleicht auch seit fünf. Ich weiß es nicht, aber es ist auch egal. Es fühlt sich eh an, als wäre sie schon immer hier gewesen.
Minus 12 Grad waren es, als sie nach Berlin kam, zwischendurch plus 20, jetzt wieder nur knapp über Null. Winter, Sommer, Frühling – home office, Schule online, nie Besuch. Kein Wunder, dass ich kein Zeitgefühl mehr habe.
Aber zurück zur Nichte. Zwei Teenager ‘in da house’ und alles ist anders. Vieles leichter. Beide sitzen morgens in Videokonferenzen, haben Hausaufgaben, leben ganztägig in karierten Pyjamahosen, gammeln chillen auf dem Sofa, sind zu viel am Handy, gehen abends spazieren (weiß der Himmel, warum nicht am Tag), mögen die gleichen Serien, hören (zu laute) Musik, lachen immer und über alles, verstehen sich sichtlich gut. Partner in crime 😇.
Wir hätten das viel eher machen sollen! Aber nun sieht es so aus, als ob die Schule wirklich wieder losgeht. Zumindest in Rheinland-Pfalz. Und deshalb muss sie zurück.
Natürlich nicht, ohne dass ich für sie gestrickt hätte ….
Zuerst die Socken aus 8fädiger Regia in Frühlingsfarben – da war es noch kalt – und als dann wirklich sowas wie Frühling wurde ein Ripple Bralette DK nach der Anleitung von Jessie Maed Designs. Das hatte sie sich gewünscht.
Nun ist es fertig, hat die Farbe ihrer Augen und steht ihr unglaublich gut 😍. Nicht, dass ich je daran gezweifelt hätte. Wer so aussieht wie sie, kann alles tragen. Ich war halt vorher nur unsicher, ob es passen würde.
Zum einen, weil ich nicht wußte, welches Garn ich nehmen soll: für die Elastizität braucht es eigentlich Wolle. Aber niemand will im Sommer Wolle auf der Haut. Also Baumwolle – aber die hat keine oder nicht ausreichend Elastizität für ein eng anliegendes Bustier. Letztlich habe ich mich dann – nach wunderbarer Beratung durch Magda, Andrea, die Wollnerin und die fliegende Kiwi – für ein Garn entschieden, das zu 60% aus Baumwolle besteht, aber eben auch aus 30% Wolle und 10% Yak. Weil das allerdings zu dünn war, habe ich ein Lace-Fädchen in ähnlicher Farbe mitlaufen lassen.
Nach erstem Tragen scheint das gut zu funktionieren. Das Gestrick ist weich, angenehm auf der Haut, sagt sie, und elastisch. Nicht im klassischen Sinne, also nicht wie ein Bustier, das gemacht ist, um eine Brust zu halten, aber eben doch elastisch.
Zum anderen war klar, dass ich das schöne Kind niemals bauchfrei laufen lassen würde. (Zum Glück wollte sie das auch nicht). Also haben wir überlegt, wie man dieses Ding verlängern kann. Die Anleitung sieht zwei verschiedene Rippenmuster vor – ein eher schmales Bündchen unterhalb der Brust und dann das eigentliche Muster. Wir haben letztlich entschieden, dass ich nur dieses eine Muster stricke, und das deutlich länger. Also breite Rippen über die gesamte Länge.
Et voilà!
Nun überlege ich ein zweites Ripple Bralette zu stricken. Wieder lang und mit durchgehendem Rippenmuster, aber mit verändertem Ausschnitt. Gemäß Anleitung sind die Abnahmen an Achseln und Dekolleté identisch. Ich glaube allerdings, dass es mit weniger Abnahmen an den Seiten und dafür mehr im Dekolleté (noch) besser sitzen würde, zumal es dann einen runderen Ausschnitt hätte.
Auch beim Garn geht noch was. Es muss eine Variante geben, die sommertauglich und dennoch elastisch ist. Mal sehen, was sich da finden läßt. Eine Idee habe ich auch schon.
Spätestens zum Sommer soll diese neue Variante dann fertig sein – aber nur, wenn die Nichte uns dann wieder besucht 😉.