Jahrelang habe ich da nicht (mehr) dran gedacht und plötzlich war es wieder da: ein Schneckenband! Caro hatte es in ihrem Instagram Account gepostet (in ihrem Blog gibt es die passende Anleitung) und ich habe fast reflexartig nach Baumwolle und Häkelnadel gegriffen. Noch am gleichen Abend wurde mein Schneckenband fertig. Wer hätte gedacht, dass ich sowas nochmal häkeln würde … Ewig scheint es her zu sein, dass der Teenager (damals ein kleiner Junge) damit gespielt hat und ja, ich war ein bißchen wehmütig.
Kennst Du Schneckenbänder? Sie sind Bestandteil der Waldorf-Pädagogik, sollen die Phantasie von Kindern anregen, ihre Kreativität fördern und letztlich sogar ihre Feinmotorik. All das tut jedes einzelne Band tatsächlich und wurde dafür nicht nur von meinem Kind geliebt, sondern von jedem Kind, das ich kenne.
Was Kinder damit machen? Was immer ihnen einfällt und was sie gerade brauchen. Hier war es wahlweise Verband oder Kopfschmuck, Gürtel oder Leine, Schmusetier, Absperrgitter für Schleichtiere oder Autobahn für Matchbox-Autos. Und nach dem Spiel wurde es aufgerollt. Das war nicht einfach, weil die Hände anfänglich klein waren, aber es gehörte dazu. Und das ließ er sich auch nicht nehmen. Gerollt wurde, bis das Band wieder aussah wie eine Schnecke – ein Schneckenband eben.
All das ging mir durch den Kopf, während ich das Band aus Catania (in einer längst nicht mehr erhältlichen Farbe) häkelte. Fünf feste Maschen, eine Wendeluftmasche, fünf feste Maschen, eine Wendeluftmasche – so lange, bis das Band ungefähr 120 cm lang war.
Wie es der Zufall wollte, war tags drauf das Wetter schön, der Garten warm und am Nachmittag kam Besuch. (Besuch – wann habe ich das zuletzt geschrieben?) Die Freundin kam, mit Mann und Kind. Ein kleines Kind. Erst 15 Monate und damit eigentlich zu jung für ein Schneckenband, aber das einzige Kind weit und breit. Also habe ich ihm mein Schneckenband angeboten.
Was soll ich sagen – von wegen zu klein! Auch dieses Kind ist umgehend dem Schneckenband-Zauber verfallen. Altersgemäß zwar, aber durchaus kreativ. (Und immer unter Aufsicht!) Seither weiß ich, dass es Spaß machen kann, ein Band hinter sich her zu ziehen, es abzuwickeln, dem Papa aufs Knie zu legen, es sich selber umzuhängen oder es einfach nur gerollt in den Händen zu halten. Und auch Tage danach schickt mir die Freundin Bilder von Kind und Band und anhaltender Begeisterung.
Mein absolutes Highlight in der vergangenen Woche!
Wobei – es gab noch ein Zweites: gestern Nachmittag haben wir uns wieder getroffen. Dieses Mal nur zu zweit, ohne Kind und Schneckenband. Wir sind ein Stück spazieren gegangen und haben dann vor einem Café auf einer Bank einen Kaffee getrunken. Auch das habe ich seit einer gefühlten Ewigkeit nicht getan. Es war nicht wirklich warm, die Wolken zu grau und die Luft zu feucht. Aber es war ein Kaffee draußen, zusammen mit einer Freundin. Das, was immer so normal war und mir jetzt vorkommt, wie aus einem anderen Leben.
Beim Bezahlen haben wir eine Stempelkarte bekommen und ich bin entschlossen, sie abzusitzen. Becher für Becher. Draußen vor dem Café. Wenn’s sein soll auch im Regen.
Ach, und dann war da noch ein drittes, winziges Highlight: mit den rosa Blütenblättern läuft alles nach Plan. Wer meinen vorletzten Blogpost gelesen hat, weiß was ich meine 😬.
Andrea und Magda – ab Montag soll das Leben in Berlin wieder einfacher werden. Ob wir uns dann sehen?