Rüschen in grau

Am ersten Schultag (oder nur wenig später) fragte eine 6jährige meinen (damals) gleichaltrigen Sohn, warum seine Mutter (= ich) graue Haare hätte. „Die sind nicht grau, die sind silber!“ entgegnete der Sohn empört und danach war das nie wieder Thema.

YarnCamp-Tuch Häkelmonster SchachenmayrDaran muss ich denken, wenn ich mein (längst) fertiges YarnCamp-Tuch ansehe. Vielleicht sind die Rüschen auch nicht grau, sondern silber. Aber das macht es nicht besser. Ich hadere unverändert mit ihnen. Erklären kann man das nicht.

YarnCamp-Tuch Häkelmonster SchachenmayrAber ich liebe das Garn. Merino Extrafine 285 Lace ist so weich und so schön, dass es nicht nur Spaß gemacht hat es zu verstricken, es trägt sich auch super angenehm. Schön sind auch die Farben. Ganz besonders wenn man’s wickelt.

Das fertige Tuch ist ungespannt 200 cm lang und in der Mitte 45 cm breit. Verstrickt habe ich vier Knäuel (also das Doppelte von dem, was die Anleitung vorgibt) und dann noch mal 6 Meter hellgrau, die Katha mir geschickt und das Tuch mich damit gerettet hat. Denn bei den letzten Rüschenreihen habe ich mich verschätzt, so dass mein Fädchen auf den letzten 400 Maschen zu Ende ging …? Ohne Kathas schnelle Hilfe hätte ich gut 2.500 Maschen zurückstricken müssen, da wäre das Tuch wohl ewig ein UFO geblieben. Deshalb auch hier noch mal DANKE <3

YarnCamp-Tuch Häkelmonster SchachenmayrPS: Die Champagner-Flasche ist ca. 60 cm hoch, kommt ursprünglich aus einer Diskothek in Garmisch-Partenkirchen (Diskothek – so hieß das früher. Daran merkt ihr wie alt die Flasche ist) und – nein – sie steht in keinerlei Beziehung zum Tuch. Ich brauchte ein Modell, der Sohn ist in der Schule und der Stuhl war nur bedingt tauglich.

YarnCamp-Tuch

„You made your bed, now lie in it“ heißt es auf englisch. Viel hübscher als die deutsche Suppe, die erst eingebrockt wird und dann ausgelöffelt werden muss. Aber ob nun Bett oder Suppe – die Aussage ist die gleiche: selbst Verursachtes muss man selber lösen.

Zum YarnCamp gabs Garn, Nadeln und Anleitung für ein Tuch. Es wäre so einfach gewesen genau dieses Tuch nachzustricken. Einfach nur nachzustricken. Wäre … Denn ich mußte ja unbedingt zwei Dinge ändern: (1) dünnere Nadeln und (2) die doppelte Menge an Garn. Ersteres, weil ich locker stricke und deshalb dachte es sei schlau direkt auf 3er Nadeln zu gehen und letzteres um ein größeres Tuch zu bekommen.

YarnCamp-Tuch Häkelmonster

Also stricke ich (gefühlt) seit Wochen Reihe um Reihe, (vermeintlich) ohne erkennbaren Fortschritt, eine rechte Masche nach der anderen. Manchmal sind sie grau, manchmal rot, oft dunkelgrau. Und das Gestrickte fast sich wunderbar an. So weich. Masche für Masche für Masche …

Gestern Abend reichte es mir dann und – entgegen allen Plänen (sag jetzt nichts Pia, bitte) – habe ich spontan beschlossen nun doch die Rüschenkante zu stricken, die die Anleitung vorgibt. Wollte ich nicht, weil Rüschen so gar nicht mein Ding sind, aber die Aussicht auf eine Lochreihe und dann rechte und linke Maschen im Wechsel, die Aussicht auf Abwechslung muss mich verführt haben.

Vorher hatte eine Reihe 471 Maschen. Jetzt sind es 1.413.

In Worten: e i n t a u s e n d v i e r h u n d e r t d r e i z e h n .

Ob das schlau war? Ich weiß es nicht. 10 Reihen möchte ich machen (14.130 Maschen), 15 Reihen wären besser (21.195 Maschen). Ich bin also eigentlich schon fertig mit dem Tuch (hust).

„Nur bei den Rüschen am Schluss habe ich ein wenig die Lust verloren … die Dinger waren eine echte Geduldsprobe!“ hat Katha über ihre Version des Tuches geschrieben. Vielleicht hat meine Wolle ja ein Einsehen und ist nach 10 Reihen einfach mal zu Ende.

Fertige Bilder kommen. Irgendwann. Erst mal hängt das hier noch auf den Nadeln

Dezember

Bis letzte Woche war ich entspannt – tiefenentspannt. Und dann hat mich Weihnachten Ende vorletzter Woche doch überrollt. So sehr, dass ich Abends nicht einschlafen konnte in der Sorge, daß der 24. schneller kommt als ich stricken kann …

Also habe ich gleich am nächsten Abend alle „Geschenk-Projekte“ angeschlagen (zwei sind jetzt fertig, drei und vier angefangen, ein fünftes in der Planung) und nur noch gestrickt. Und gehäkelt. Wahlweise. Bis heute morgen. So schnell wie die Panik kam war sie dann auch wieder weg. Heute ist ja erst der 2. Dezember … Deshalb: durchatmen, bloggen und dann langsam weiter machen : )

Erzählen was ich stricke kann ich kaum: denn die zu Beschenkenden lesen mein Blog (glaube ich). X soll nicht wissen, dass Y für sie schon fertig ist. Wenn A B sieht weiß sie sofort dass das für sie ist. C wünscht sich D und glaubt nicht dass sie die bekommt (bekommt sie aber), usw. Verraten kann und will ich nichts. Also zeige ich Bilder, die nichts zeigen. Super.

Bei allem sind alle anderen Projekte (natürlich) unverändert nicht fertig und ich fange an mich ein bißchen zu schämen. Der Zick-Zack-Schal liegt hier in seiner Pracht, ist so lang und so bunt, dass ihm ein Photo nicht mehr gerecht wird. Aber fertig ist er noch nicht. Es fehlen noch 15 Zentimeter.

Das YarnCamp-Tuch … Mittlerweile sind 400 Maschen auf der Nadeln, jede Reihe eine gefühlte Ewigkeit. „Und? Was hast du gestern Abend gemacht?“ – „Och, eine Reihe am YarnCamp-Tuch gestrickt.“ … Nee, die Ruhe habe ich gerade nicht.

Wilde Farben, oder? Was am Anfang Improvision war gefällt mir jetzt immer besser. Und das Garn strickt sich gigantisch. So weich und so schön. Ich bin keine Schnellstrickerin, aber damit könnte ich es sein.

Und dann Marisas Tuch: Caramida. Auch so ein Ding. 10 Knäuel hängen dran und seit mindestens so vielen Wochen habe ich keine einzige Masche gestrickt. Ich möchte ein freies Wochenende und dieses so schöne Tuch einfach nur zu Ende stricken. In einem Rutsch. Aber wann?

Erst ist Weihnachten. Und das heißt, ein kleines Graues hat alleroberste Priorität (nein, kein Stirnband). Mal sehen was danach kommt. Wehe, eine/r wünscht sich noch was!

Und zwischenurch stricke ich Weihnachtsbäume, setze sie auf Korken und bin dann tatsächlich wieder entspannt.

 

Wie sieht es bei Euch aus? Alles nach Plan? Ich muss gleich mal gucken gehen, was auf Euren Nadeln liegt.

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