Ein Pullover für Mika

Manchmal ist bloggen gar nicht so einfach. Oder sagen wir: stricken dauert deutlich länger als schreiben … So ist das jetzt auch (mal wieder) mit dem „Projekt Mika.“ Da bin ich seit Tagen dran, normalerweise würde ich ein „Zwischenstandsbild“ zeigen und gut ist es, aber in diesem Strickwerk steckt schon so viel trial & error Energie, deshalb zeige (und erzähle) ich einfach mal den Werdegang:

Angefangen hat alles als meine Lieblingsnachbarin ihrem Enkel einen selbstgestrickten Pullover zur Einschulung schenken wollte. Gesagt – getan. Also sind wir zusammen Wolle kaufen gefahren, waren sehr erfolgreich bei Liljedal und sie hat gleich am nächsten Tag angefangen.

Immer mal wieder habe ich sie dann gefragt wie es denn so wird und spätestens als es draußen wärmer wurde, merkte ich wie ihre Euphorie nachließ. Es kam der Sommer, die Einschulung, der Herbst, der Winter. Anfang diesen Jahres hat sie mich dann gefragt, ob ich „mal gucken“ könnte.

Sie war mit dem Vorderteil eines Ringelpullovers fast fertig, aber es waren Löcher drin. LÖCHER! Geribbelt haben wir das dann in meinem (!) Wohnzimmer und immer noch verdränge ich den Gedanken an Motten oder anderes Getier. Passiert ist zum Glück nichts.

Ich habe alle Knäuel neu gewickelt, großzügig weggeschmissen, sicher auch ein Drittel des Gestrickten geribbelt und vernichtet, alles in Plastiktüten gepackt und ihr wieder mitgegeben.

Vor zwei Wochen saß sie dann wieder mal auf meinem Sofa. Unglücklich über Arthrose in den Daumen, die jede Masche so furchtbar schwer werden lassen.

„Dann stricke ich den Pullover halt fertig.“

Kennt Ihr das, wenn Ihr was sagt und im gleichen Menkt denkt „Hallo?! War ich das jetzt?!“ — Ja, war ich, ungeachtet aller Projekte, die momentan hier liegen … Aber nun war es so.

Die Lieblingsnachbarin hat dankend angenommen.

Also stricke ich den Pullover für Mika. Er wird es nie erfahren.

Pullover Drops Mika Häkelmonster

Zuerst habe ich noch mal kräftig ribbeln müssen und dann letztlich alles aufgetrennt.

Pullover Drops Mika Häkelmonster

Statt vier einzelner Teile (Vorder- und Rückenteil, zwei Ärmel), die zusammengenäht werden müssen, habe ich mich für Raglan von oben entschieden. Nie vorher gemacht – egal.

Pullover Drops Häkelmonster Mika

Im ersten Versuch schien mir das zu klein, also habe ich es noch mal aufgemacht bis zum Beginn der Ärmel. Ging schnell. Und danach war es besser.

Pullover Drops Mika Häkelmonster

Die Ringel wurden anders als gedacht, weil ich wegen Ribbeln und Wegwerfen nicht mehr von allen Farben gleichviel Garn hatte. Auch egal. Gefällt mir sogar gut.

Vielleicht um mich noch ein bißchen vor den Ärmeln zu drücken, habe ich dann spontan beschlossen erst den Halsausschnitt mit Kragen zu Ende zu stricken. Und der war zu eng.

Peng!

Es ist mir ein Rätsel warum ich das nicht eher gemerkt habe. Habe ich aber nicht. Also alles wieder auf … Bis zur letzten Masche … Raglan von oben eben … An dem Abend war ich dann nicht mehr so froh. „Lass es doch einfach“ hat der Mann gesagt, „vielleicht merkt man es ja nicht.“ Strickprofi … Nee, klar – merkt kein Mensch wenn der Kopf nicht durchs Loch passt.

Pullover Drops Mika Häkelmonster

Nachdem ich Anfang- und Endfaden des oberen Teils immer gleich verfilzt hatte, wurde es ein schönes, dickes Knäuel. Eine „Weltkugel“ meinte der Sohn. Neu angeschlagen habe ich noch in der gleichen Nacht.

IMG_1270

Der Kragen sieht jetzt anders aus und – noch wichtiger – er ist weit genug. Dafür kommt das mit den Streifen nicht immer ganz hin. Vorher waren alle Übergänge an einem Schulterblatt in der hinteren Raglannaht, weiter unten dann unter dem Arm. Jetzt sind sie überall. Seht ihr den Übergang von weiß zu blau? Klar seht Ihr den. Ich sehe nichts anderes, aber ich habe beschlossen nicht hinzusehen. Ich mache das nicht noch mal auf.

Pullover Drops Häkelmonster Mika
Soweit war ich gestern nachmittag.

Irgendwann wird es ein Pullover. Drei Anläufe hatte ich und wenn es dabei bleibt hätte ich nichts dagegen. Seit einer Woche bin ich dran, die Lieblingsnachbarin ist aus den kurzen Ferien zurück und wenn alles nach Plan läuft, werde ich im Verlauf der Woche fertig.

Dann kommt ein Blogpost mit Happy-End! Und irgendwann danach hoffentlich ein glücklicher Junge.

Jetzt stellt Euch mal vor, ich hätte nur ein „Zwischenstandsbild“ gezeigt … :o)

6 Comments
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minetter
8 Jahre zuvor

Ich bewundere Dein Durchhaltevermögen! Und es hat sich auch hier wieder gelohnt! Zu schön!

liiivv
8 Jahre zuvor

Oh, ich habe mit gelitten! Aber das wird noch, du bist so tapfer. Und die Lieblingsnachbarin wird es dir sicher sehr danken und der Mika wird sich freuen, wenn er auch nicht wissen wird, wer den Pulli strickte (es sei denn, er liest Blog ;-))

Ich sehe, das alles fein geworden ist. Nix mit üblen Übergängen. Echt nicht.
Deine Beschreibung war recht unterhaltsam, auch, weil ich das ebenso kenne: Spontane Zusage – und dann das Fragen: Was war da mit mir los? *grins*

Schöne Pfingsttage wünscht Gisa 🙂

PS: Ach ja, bin total gespannt auf das Ergebnis.

liiivv
8 Jahre zuvor

… ach ja, ich bin falsch angemeldet, sehe ich grad. Ich bin die Gisa von „MIA – meine individuelle Art“ (www.livsleben.blogspot.de)

Maryan
8 Jahre zuvor

Hallo Carina, ich finde es so herzerwärmend, erfrischend, angenehm, (gibt es da kein besseres Wort dafür?) dass es immer wieder (immer noch) liebe Mitmenschen mit dem berühmten Sprachfehler gibt. Ich rechne mich auch zu der Spezies. Ich fühle mit Dir und hoffe, Dein Werk findet ein gutes Ende….noch besser hat es vielleicht schon gefunden. Mir hat mein Sprachfehler den heißesten Sommer (2015) aller Zeiten eingebracht. Meine Lieblingsnachbarin fragte mich, ob ich für die Hochzeit ihrer Tochter ein paar Antipasti machen könne. Die wären doch immer so lecker gewesen. Ja, klar, kein Problem. Ups, hat sie Hochzeit gesagt??? Wann?.. Was?… Wieviele?………..Ohhhh,… Weiterlesen »