Rezension: Happy Living

Nicoletta lebt in Berlin-Neukölln (wie ich), strickt, häkelt und bloggt (wie ich) und irgendwie fühlt es sich an, als würden wir uns kennen. Tun wir aber nicht, wenn man mal davon absieht, dass wir uns ab und an schreiben. Wir wissen umeinander, wir haben letztes Jahr (oder war das schon 2015?) #30DaysOfBlogging zusammen durchgestanden und wir folgen uns in den sozialen Medien. Gemeinsam (und doch jede für sich) taumeln wir zwischen bloggen auf Deutsch und Englisch, häkeln und stricken, online und offline.

Happy Living Häkelmonster GUNun hat sie mir ihr Buch geschickt. Happy Living, Häkeln für Zuhause (erschienen bei GU, ISBN: 9783833862373, 144 Seiten, Hardcover) und das ist genau so! Hat es mich zuerst auch irritiert, dass alle Überschriften in englischer Sprache sind und die zugehörigen Texte auf Deutsch, finde ich mittlerweile, dass das ganz wunderbar zu Nicoletta, ihrem Stil und ihren Projekten passt.

Aber, ehe ich weiterschreibe: SPOILER ALERT – klickt jetzt einfach weg und lest nicht weiter, wenn Ihr von dem Buch genau so überrascht werden wollt wie ich. Denn ich war wirklich überrascht! Ich wußte zwar, dass es das Buch geben würde, habe mich vorab aber überhaupt nicht damit befasst, wie es wohl aufgemacht sein würde und das ist meiner Ansicht nach sehr, sehr gut gelungen. Trotzdem anders als ich vermutet hätte.

Happy Living Häkelmonster GUHappy Living verspricht ein perfektes Wochenende, tiefenentspanntes Häkeln. Dem ordnet sich alles unter: Auswahl der Projekte, Zusammenstellung, Bilder. Schon beim ersten Durchblättern hatte ich gleich gute Laune. Denn zu jedem der 16 Projekte gibt es ein (fast immer) passendes Szenario. Und das macht aus dem Häkelbuch ein DIY-Buch.

Beispiel gefällig? Zu der Anleitung für zwei Topflappen gehört ein Apfeltarte-Rezept. Mit Minze. Die weissen Teelicht-Hüllen sehen (wegen der Büschelmaschen) genauso aus wie das Popcorn auf der Folgeseite (beides wird zu einem Filmabend empfohlen) und die „words of wisdom“, die zu der Wärmflasche gehören, kennen wir glaube ich alle.

fullsizeoutput_6876Manche dieser Paare finde ich sehr gelungen, andere nicht so, aber das ist (wie so oft) subjektiv. Stand jetzt ist die Decke aus Dreiecken mein Favorit. (Dazu gerne heiße Schokolade). Und die Bodenschale. Die ist auch toll.

fullsizeoutput_6874Nichts in dem Buch ist Hexenwerk, nichts sieht kompliziert aus. Soll es aber wohl auch nicht, denn es geht ja – wie gesagt – um ein entspanntes Wochenende. Dickes Garn, schöne Farben, schneller Erfolg. Einzelstücke mit Anspruch auf einen Ehrenplatz in der Wohnung, schreibt Nicoletta im Vorwort.

Kaufempfehlung? Durchaus, wenn Ihr auf der Suche nach einem schön gemachten Buch seid, in dem nicht Häkeln im Vordergrund steht, sondern Do It Yourself. Neben den Anleitungen, Bildern und Sprüchen gibt es natürlich auch ein Kapitel zu Materialkunde und einen bebilderten Anleitungsteil. Und den GU-Loop – was das ist, sage ich Euch jetzt aber nicht. Bißchen Überraschung muss schließlich bleiben. Aus dem gleichen Grund habe ich auch nicht das Inhaltsverzeichnis photographiert sondern das Suchwort-Register.

fullsizeoutput_6877Also: guckt es Euch an und gebt mir Feedback! Ich wüßte gerne, wie dieses Buch bei Euch ankommt.

Zwei Anmerkungen noch:

(1) Immer (immer!) wenn irgendwo „girls only“ dran steht, regt sich Widerstand in mir. Intuitiv. Das wird sich auch nie ändern. Meiner Ansicht nach ist dieses Buch für ALLE, sofern sie gerne häkeln, backen, lesen, malen, entspannen …

(2) Die Decke auf den Bildern ist meine und nicht nach einer Anleitung im Buch gearbeitet.

 

Beer Mitts

Dinge gibts, die gibts nicht – oder eben doch. So was ähnliches dachte ich, als mir die Chefin neulich ein Bild von einem Beer Mitt schickte. Sie war in Asien auf Geschäftsreise und kam mit einer Dame, die zu ihrer Delegation gehörte, ins Gespräch; ein Wort gab das andere und weil die Chefin bei allem was mit Wolle zu tun hat an mich denkt, kam dann das Bild per Mail an mich.

Voilà: ein Beer Mitt:

Ein Bier-Handschuh – verrückt, oder? Das habe ich echt noch nie gesehen. Braucht wahrscheinlich auch niemand. Es ist in der Idee sowas wie ein Fausthandschuh, der die Hand in „Becherhaltung“ zwingt. Gestrickt und um einen gehäkelten Boden erweitert. Da passt eine kleine Flasche rein oder eben ein Glas. Unisex und für Rechts- und Linkshänder gleichermassen.

Anleitungen finden sich überall im Netz. Auch in verschiedenen Größen. Profis stricken einen farblich passenden Handschuh für die andere Hand dazu, habe ich gesehen (aber nicht nachgemacht).

Beer Mitt HäkelmonsterUnd weil ich aus der Mail der Chefin zu lesen glaubte, dass sie genau so einen Handschuh gerne hätte und – ja – weil mich die Konstruktion gereizt hat und weil ich eh so wenig weniger als sonst auf den Nadeln habe, habe ich ihr gleich einen aus Wollresten gestrickt. Schurwolle, bißchen kratzig, aber warm. Passend für den Weihnachtsmarkt in USA.

Ich bin sehr (!) gespannt, was sie sagen wird, wenn sie in knapp zwei Wochen hier ist!

Für den Chef stricke ich auch noch einen. Und für meine Schwester. Fair Isle und in Vereinsfarben. Dann hält der Kaffee länger warm, wenn sie im Winter am Fußballfeld steht, um ihre Jungs anzufeuern 🙂

3 Minuten: Rippen

3 Minuten – mehr braucht es in der Regel nicht, um nachzulesen was mir gerade nicht einfällt. Eine bestimmte Technik, ein Kniff, eine Eselsbrücke, eben das, was mir in genau diesem Moment beim Stricken oder Häkeln weiterhelfen würde.

Aber wo habe ich es hingeschrieben? War es online oder auf einem Zettel? Meistens dauert die Suche danach viel länger als von mir gewollt (auf jeden Fall deutlich länger als drei Minuten …) und deshalb werde ich das ab sofort hier sammeln. Um mir (und vielleicht auch Euch) das Leben Stricken leichter zu machen.

Manchmal nervt (mich) „2 rechts, 2 links“. Manchmal passt es auch einfach nicht.

Hier kommen deshalb drei Alternativen – alle drei gefunden auf der Suche nach dem perfekten Muster für einen weichen, breiten langen Schal in allerschönstem Blau (das Garn liegt hier schon).

Der Klassiker: Patentmuster

Rippenmuster HäkelmonsterMaschenzahl teilbar durch zwei. Reihe 1: (1 Umschlag, eine Masche abheben wie zum links stricken, 1 Masche rechts) – wiederholen bis zum Ende der Reihe. Reihe 2: im Prinzip genauso, nur dass der Umschlag aus der Vorreihe immer mit der darauf folgenden Masche rechts zusammengestrickt wird. (Sieht man auch auf dem Bild. Da sitzen immer zwei Maschen nah beieinander. Die werden auch zusammen abgestrickt). Diese eine Reihe wiederholen bis der Schal lang genug ist oder das Garn zu Ende.

Der Bequeme: Rippen ohne linke Maschen

Rippenmuster HäkelmonsterMaschenzahl teilbar durch 4, plus 3; Reihe 1: (3 rechts, 1 abheben wie zum links stricken, mit dem Faden vor der Nadel) – wiederholen bis zum Ende der Reihe. Reihe 2: 1 rechts, dann wieder (1 abheben mit dem Faden vor der Nadel, 3 rechts) … bis zum Ende der Reihe. Beide Reihen im Wechsel stricken bis der Schal lang genug ist oder das Garn zu Ende.

Der fast Normale: 2 re / 2 li – aber anders.

Rippenmuster HäkelmonsterMaschenzahl teilbar durch 4, plus 1: Reihe 1: 2 rechts, 2 links, die letzte Masche wieder rechts. Diese eine Reihe wiederholen bis der Schal lang genug ist oder das Garn zu Ende.

Alle drei Varianten haben keine explizite Vorder- oder Rückseite und sind wunderbar „squishy“ – das kann man auf Deutsch gar nicht so schön sagen. („Doch,“ sagt der Mann, „fluffig“ … Hm. Fluffig? Was ist denn das für ein Wort?!).

Ich glaube, Version 2 ist meine. (Aber erst wenn der Loop für das Kind fertig ist und die Strickjacke für mich und alles, was hier sonst noch rumliegt … ja, ja, ja).

Manchmal sind aller guten Dinge nicht drei, sondern vier. Hier ist noch eine Variante:

Häkelmonster WaffelmusterMaschenzahl teilbar durch vier; 2 Reihen 2re/2li, dann zwei Reihen rechts. Mehr Waffel als Rippe, aber auch sehr schön.

 

Pink

Heinrich VIII hatte sechs Frauen. Keine war wirklich glücklich mit ihm, das weiß ich noch aus Schulzeiten und bis heute kann ich mir merken, wie er sich von ihnen trennte (um das mal so salopp zu formulieren): divorced, beheaded, died — divorced, beheaded, survived. Anne Boleyn war mir die liebste. Tolle Frau!

Absurd, aber daran dachte ich als der Sohn um einen neuen Loop bat … Wisst ihr noch letzten Winter, als er einen um den anderen verloren hat? Verloren in der Schule, verloren in der U-Bahn, verloren in der Umkleide der Turnhalle … Der Letzte ist noch da, (ich will das gar nicht zu laut beschreien), er trägt ihn auch, hätte aber gerne einen anderen.

Möglichst pink, möglichst doppelt um den Hals und möglichst weich. Also habe ich den jetzt genau so auf den Nadeln: 30 cm breit und mittlerweile 1,30m lang im Patent-Muster. Das ist so simpel und macht so viel Spaß, dass ich irgendwann wahrscheinlich den ganzen Jungen in Pink einwickeln kann, weil das Ding so lang wird. Ist mir egal.

Merino in pink. Erst mit KidSilk in dunkelrosa als Beilaufgarn, jetzt mit KidSilk in pink. Pink pink. Kann man das auf den Bildern erkennen? Wahrscheinlich eher nicht. Es läßt sich nicht so gut photographieren. Die Farben sind so ein Mittelding zwischen dem oberen und dem unteren Bild.

Irgendwo habe ich als Richtwert mal gelesen, dass ein Loop, der später doppelt um den Hals getragen werden soll, vor dem Zusammennähen so lang sein sollte wie der Mensch, der ihn tragen wird. Ob das stimmt? Kennt Ihr Euch da aus? Für den Moment denke ich, dass das viel zu lang ist. Zumal Merino ja mindestens 10% nachgibt. Aber macht es das auch zusammen mit KidSilk?

Ich weiß es nicht. Helft mir mal bitte. Und so lange ich es nicht weiß, stricke ich einfach weiter. Die heißen ja nicht umsonst auch „infinity scarf,“ oder?