Jasmin, Joline und Talmadge

Vergangene Woche habe ich nicht viel gestrickt. Ein bißchen am Joline-Tuch, ein bißchen an der Talmadge Cloche. Zwei sehr unterschiedliche Projekte aus sehr unterschiedlichen Materialien. Allerdings sind beide nicht ohne ein Mindestmaß an Konzentration zu stricken. Und daran hat es immer wieder gefehlt. Grund dafür sind Hitze und Ärger.

Es war (und ist) heiß in der Hauptstadt, wie überall sonst in der Republik. Eigentlich macht mir das nichts aus, kämen da nicht immer wieder auch Hitzewellen dazu. Hitze von außen und innen lähmt mich. Kaltes Wasser und Fächer sind Mittel der Wahl. Aber strick mal mit Fächer in der Hand …

Jasmin, Joline und TalmadgeTrotz allem ist das Joline Tuch fertig und wirklich schön geworden. Ich hätte es gerne dabei, wenn ich abends noch am Meer sitze. Wenn die untergehende Sonne genau so auf dem Wasser funkelt, wie das Glitzerfädchen im Garn. Aber daraus wird wohl eher nichts in diesem Jahr (hier folgt ein großer Seufzer). Es sei denn, wir entdecken noch einen Ort in Europa, der in den Sommermonaten nicht überfüllt und dennoch bezahlbar ist.

Die Talmadge Cloche ist auch auf der Zielgeraden. Es fehlt nur noch die Hälfte des Randes. Damit habe ich tatsächlich das erste Projekt aus dem MasterClass Strickbuch – meinem Jahresprojekt mit Andrea – angefangen und zu Ende gestrickt. Denn bisher habe ich die zu lernende Technik immer anders umgesetzt, bin den Ideen des Buches nicht gefolgt. Socken statt Pulswärmern, ein anderes Tuch anstelle des Vorgeschlagenen, kleine Mäuse statt einer großen.

Jasmin, Joline und TalmadgeNun also eine Mütze, die ich alleine nie gestrickt hätte. Zu sechst im Knitalong auf Instagram hat es unglaublich viel Spaß gemacht (und macht es noch). Sechs verschiedene Garne, sechs verschiedene Farben und sechs (bisher fast ausnahmslos) fremde Strickerinnen begeistern mich. So viel Feedback, Lob, Fachwissen und Freude – toll!

Und der Ärger? (Auch hier wieder ein Seufzer. Größer noch als der vorangegangene).

Unser Garten ist von wildem Jasmin eingefasst. Das war schon so, als wir hergezogen sind. Der Vorbesitzer hat die Hecke vor über 30 Jahren gepflanzt.

Vergangene Woche haben nun die Nachbarn – die mit dem Garten ohne jegliches Grün – ihre Arbeiter veranlasst, die äußere Reihe Jasmin (Pflanzen, die auf unserem Grundstück wachsen, wenn auch weniger als 50 cm von der Grenze entfernt) zehn Zentimeter über dem Boden abzuholzen. Ungefragt. Mit der Motorsäge. Einfach weg. Zum zweiten Mal Hausfriedensbruch. Denn schon im November haben sie 2 Meter der Hecke total abgeholzt.

Jasmin, Joline und TalmadgeAls Begründung? Ein Fehler der Arbeiter, hieß es im November. Ein Versehen. Sowas passiere, käme aber bestimmt nie wieder vor. Bis vergangenen Mittwoch habe ich das geglaubt.

Was über Jahrzehnte eine Jasmin-Hecke war, ist nun keine mehr. Es sind einzelne Pflanzen, zwischen denen ich Blick aufs Nachbargrundstück habe, so, wie die auf meins.

Ob der Jasmin Bestandsschutz gehabt hätte? Ich lese mich durch das Berliner Nachbarschaftsgesetz, lerne, wie hoch Hecken sein dürfen und wie weit von der Grundstücksgrenze entfernt sie stehen müssen und dass Rechtssprechung offensichtlich immer anders herum funktioniert: was kann ich tun, wenn mich die Hecke meines Nachbarn nervt. Aber nie: wie schütze ich mich und meine Hecke vor Zugriffen meines Nachbarn.

„Beruhigen Sie sich  und trinken Sie erst mal einen Kaffee“ hat der Nachbar gesagt. Lange hat mich nichts so zornig gemacht und so fassungslos.

Geistesgifte. Nichts davon will ich im Kopf haben. Ebenso wenig möchte ich diesen Menschen so viel Platz in meinem Blog einräumen.

“You will continue to suffer if you have an emotional reaction to everything that is said to you. True power is sitting back and observing everything with logic. If words control you that means everyone else can control you. Breathe and allow things to pass.”

Daran arbeite ich.  Der Jasmin treibt hoffentlich wieder aus.

18 Comments
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Andrea Karminrot
3 Jahre zuvor

Suche konkret nach Urteilen zu Heckenschnitt.
Und tatsächlich nur eine Anzeige!

Dabei hätte es so schön sein können, mit unserer hübschen Mütze und deinem Tüchlein.
Liebe Grüße
Andrea

Ingrid Birnschein
3 Jahre zuvor

Das ist wirklich unglaublich! Ich hätte Lust, den auf Schadenersatz zu verklagen!
Viel Grüße Ingrid

Pia
3 Jahre zuvor

Liebe Carina, es tut mir so leid. Ich nehme Dich virtuell in den Arm und trauere mit Dir um den Jasmin! Außerdem bin ich wütend und fassungslos angesichts so viel Kaltschnäuzigkeit, Übergriffigkeit und Respektlosigkeit. Sehr schade, dass es Deinem Beitrag und den Kommentare nach keine rechtliche Handhabe gibt. Sollte doch ein Fünkchen Hoffnung bestehen, Du könntest einen solchen Rechtstreit gewinnen – lege ich Dir eine Klage ans Herz. Solchen Menschen müssen Grenzen aufgezeigt werden. PS: Das Zitat ist von Spock, oder? Kein psychisch und geistig gesunder Mensch reagiert ohne Emotionen auf einen Angriff. Fühl Dich umarmt. LG Pia

Pia
3 Jahre zuvor
Reply to  Carina

😤 so ein Mistkerl. Pflanz doch Essigbäume oder Holunder oder Sanddorn oder Knallerbsen (immer mit Rhizomsperre in Deine Richtung natürlich) Rache ist Blutwurst 😎

Pia
3 Jahre zuvor

PS: Joline ist soooooooooooo schön. (und the BossHoss für immer in meinem Hirn „Jolene, Jolene…“ 😉

Pia
3 Jahre zuvor
Reply to  Carina

Nanana, soviel älter bist Du jetzt auch nicht. The BossHoss haben es gecovert. Ist ne tolle Version geworden. Obwohl ich nicht auf Country stehe 😁

susheep3
3 Jahre zuvor

Oh, ist das ärgerlich. Da wäre ich unglaublich wütend und fassungslos. Die einzige gute Nachricht – er wird wieder austreiben. Ganz bestimmt. Diese Art robuster Gehölze kann man „auf den Stock“ setzen und sie treiben dann freudig wieder aus. Das tröstet jetzt gerade gar nicht und ändert auch nichts an der Unverschämtheit. Die Joline ist ja wunderschön geworden (und superschnell bist Du) und bei der Cloche bin ich sehr gespannt, wie sie auf unseren Köpfen aussehen wird. Liebe Grüße, Susanne

Karin Be
3 Jahre zuvor

Mich an deinen Strickwerken erfreut und dann dieser Hecken-Schock! Einmal, ok, aber das zweite Mal ist meiner Meinung nach pure Absicht. Atmen,tief durchatmen, und eine Ladung Samen von krausem Ampfer oder anderen Tiefwurzlern beim Ausatmen auf die Reise schicken, Wenn die Windrichtung stimmt. – Nein, das tut frau nicht, aber war meine erste Reaktion. – Ich erinnerte ich mich an die Schäden der Stadtgärtnerei (sie hatten falsche Anweisungen erhalten) am Schulgarten in den vergangenen Jahren. Der zersäbelte Holunder blüht dieses Jahr wieder. Ich drücke dir die Daumen für deinen Jasmin.
Liebe Grüße,
Karin

Regula
3 Jahre zuvor

Und dabei riecht Jasmin himmlich! Wie kann man nur. So schnell weg nach langen Jahren des Wachsens. Ich bin sicher, wenn es keine Maschinen gäbe, bliebe mehr stehen.

Liebe Grüsse zu dir

Regula

annette
3 Jahre zuvor

….ach ist das traurig….und gar nicht zu verstehen….
herzlichst
annette

Kathrin
3 Jahre zuvor

Wow, das mit der Hecke ist wirklich dreist. „Fehler der Arbeiter“ – schon klar. Wer’s noetig hat, anderer Leute Pflanzen auf deren Grundstueck abzusaebeln, gibt schon Einblick in seinen Charakter. Kein schoener. Leider faellt mir auch keine wirklich angemessene Reaktion ein. Man will solchen Leute ja nicht noch zeigen, wie wuetend und getroffen man ist. Ich wuensche dir, dass die Pflanzen schnell neu austreiben und du dich derweil am Rest deines Gartens erfreuen kannst.

Ich hab neulich den instagram account gaertendesgrauens entdeckt, da musste ich an deinen letzten Blogeintrag zum Steingarten denken…

Herzliche Gruesse,
Kathrin