Glück im Unglück

oder: wie ich den Mann um den Vatertag brachte.

Vergangene Woche saßen morgens zwei Motten im Bad an der Wand. (Fängt an wie ein Witz, weiß ich. Ist aber keiner). Ich weiß noch, dass mich das einerseits wunderte (was machen die im Bad?) und andererseits auch nicht (Frühling, Offenes Fenster. Großer Garten). Wo immer sie herkamen – überlebt haben beide ihren Ausflug nicht.

Am nächsten Morgen klebten drei im Treppenhaus. Dann wieder zwei im Bad (leben auch längst nicht mehr). Alles nicht erschreckend, aber irritierend. Also habe ich überall Mottenpapier hingelegt, die Schränke inspiziert und dann – gestern morgen – den Mann gebeten die Leiter an die Luke zum Dachboden zu hängen (jedes Mal ein Akt) und mal nachzusehen, wie es da oben aussieht. Es war nur so ein Gefühl …

Denn nachdem wir das Dach gerade erst gedeckt und isoliert haben, ist da oben eigentlich nichts. Bißchen Weihnachtsdeko, bißchen Kram, zwei Teppiche für die im Wohnzimmer kein Platz ist. Aber Kontrolle schadet ja nicht. Ich war sicher in zwei Minuten ist der Mann wieder unten. Statt dessen rief er mich. „Kannst Du mal gucken kommen?“ …

Manchmal hat man so Eingebungen … Und (GRUSEL) einer der beiden Teppiche war bestenfalls noch ein Skelett. Auf ihm (gefühlt) alles lebendig. Zwei Staubsaugerbeutel wurden voll. Kleine Luke, dicke Teppiche, eng zusammengerollt, einmal quer durchs Haus geschleppt. Ewigkeiten, bis endlich beide – der Schöne und das Skelett – vor dem Haus in der Sonne lagen. Wir haben gesaugt und geklopft und gefegt und gewischt bis auch die allerletzte Motte verschwunden war – Teppiche, Dachboden, Leiter, Treppenhaus. Jetzt ist ein Teppich in der Garage (er wird Montag abgeholt und gereinigt), der andere ist hin.

Keine Motte heute morgen. Keine einzige. Nirgendwo. Der hätte ich auch was erzählt.

Bei allem: Glück im Unglück – irgendwas hat mich schon im März dazu gebracht, einfach mal alle Wolle, jedes einzelne Knäuel, anzugucken, zu sortieren, zu photographieren, in Ravelry einzugeben, in Tüten zu packen und dann in Plastikboxen. Lucky me – oder? Das heißt, die Motten haben tatsächlich kein Fädchen erwischt, weil einfach keins verfügbar war.

Trotzdem habe ich heute morgen in jede einzelne Tüte noch mal reingeguckt … Und sicherheitshalber noch mal Sophias 10-Punkte-Plan gegen Motten gelesen. Schaden kann es nicht.

Bei allem habe ich nicht viel gestrickt. Ein neuer kleiner Socken-Teststrick (Wavelength von Stichfest) ist auf meinen Nadeln, aber dazu mehr wenn das Paar fertig ist. Vorerst nur ein Bild: angefangene Socke auf Olivenholz-Kochlöffel.

Schöne Anleitung – so viel kann ich schon sagen. Ob Muster und Verlaufsgarn nicht doch zu viel sind bleibt abzuwarten.

Bißchen Grusel ist da allerdings immer noch. Die ganze Zeit denke ich was hätte sein können …  Ich kann Euch deshalb nur raten immer mal wieder überall da nachzugucken wo Ihr sonst nie nachguckt und wo Wolliges sein könnte … hinten im Schrank, im Keller, auf dem Dachboden. Am besten jetzt gleich.

Lieber einmal zu viel als einmal zu wenig! Danach strickt es sich nochmal besser ; )

Kleine Schritte

Sechs Jahre ist es her, dass wir aus unserer Neuköllner Wohnung raus mussten. Zeitgleich bot sich für mich die Möglichkeit eines Jobs in Illinois. Das hätte man jetzt Fügung nennen können – haben wir aber nicht.

Statt dessen haben wir wochenlang diskutiert, überlegt und geträumt, denn wir hatten uns ein Haus angeguckt, das zum Verkauf stand. Die Entscheidung war schwer, Beides hatte Vor- und Nachteile – gehen oder bleiben – und weil wir uns nicht einig wurden, haben wir letztlich das Kind (damals 7) entscheiden lassen: Was möchtest Du? Ins Land der besten Basketball-Liga der Welt oder in ein Haus mit Basketballkorb an der Garage?

Er wollte Letzteres.

Also haben wir ein kleines, altes Haus nicht weit von unserer bisherigen Wohnung gekauft. Wir ahnten ja nicht, was es heißt ein Haus zu besitzen. Die Kurzform: irgendwas ist immer. Klar wollten wir direkt die Einfahrt pflastern und dann den Basketballkorb anbringen, aber jedes Mal, wenn wir das Geld zusammen hatten, kam etwas anderes. Und das war (leider immer) dringender. Bäume, die gefällt werden mussten, ehe sie umstürzen, das nicht isolierte Dach …

Seit sechs Jahren wartet das Kind auf seinen Korb. Und es wird noch dauern. Dachte ich.

Freitag war Pia in Berlin. Wir haben in der Sonne gesessen, gestrickt, gesprochen und irgendwann sagte sie dann – wenn auch in ganz anderem Zusammenhang – kleine Schritte, man muss kleine Schritte machen. Und dass wir meistens viel zu groß, viel zu komplex denken.

Erst später im Auto, nachdem ich sie zum Flughafen gebracht hatte, hat es endgültig Klick gemacht: Kleine Schritte!

Ja, auch momentan ist wieder mal etwas anderes dringender als ein Basketballkorb. (Wenngleich er da indirekt mit dazugehört …). Wir müssen eine Kellerwand trocken legen. Dazu muss die Treppe vor dem Haus weg. Trockene Wand, neue Treppe, Pflastersteine in der Einfahrt, ein neuer Gartenzaun, ein Tor. Und dann (wirklich, endlich) der Korb. Alles zusammen kostet 5-stellig. Noch sparen wir. Wahrscheinlich bis Ende des Sommers.

Aber: ein Korb ist ein Korb! Mehr nicht. Werfen kann man auch, wenn die Kellerwand naß und der Boden nicht gepflastert ist. Kleine Schritte.

Noch am Freitag haben wir uns erst online, dann im Sportgeschäft Korbanlagen angesehen; gestern entschieden, gekauft und schließlich aufgebaut. Nun steht er da, als hätte es ihn immer schon gegeben. Bis zum Einbruch der Dunkelheit hat der Sohn geworfen, gedribbelt, gespielt. Jetzt ist er wieder draußen – gucken, ob der Korb wirklich da ist.

Ja, wir müssen die Kellerwand machen. Und die Einfahrt. Machen wir auch. Eins nach dem anderen.

Wir haben einen Korb. Und ein glückliches Kind. Mehr geht nicht ❤️

h+h 2018

[Werbung] Letztes Wochenende war wieder mal Basketball angesagt. Auf dem Parkett der Sohn; auf der Bank seine Eltern. Und wieder mal ging es um viel: nachdem die Jungs vor zwei Wochen Berliner Meister ihres Jahrgangs geworden sind (Tschakka!), spielten sie jetzt um die Qualifikation für die Norddeutschen Meisterschaften. Und das, wo in Köln die h+h stattfand – die Messe für Handarbeit und Hobby …

Lange habe ich nicht so gehadert – Basketball oder Wolle. Der Sohn oder ich. Mutter des Monats oder Wolle pur. Letztlich habe ich dann doch einen Flug nach Köln gebucht. Samstag morgen zu nachtschlafener Zeit hin, spät nachts zurück und Sonntag in die Halle nach Fürstenwalde. Yeah!

Meine Highlights?

Highlight N°1: Wie so oft – das Vernetzen im richtigen Leben! Pia, Sabine, Kathi, Sophia, Rebekka, Kiki und alle anderen, die ich gesehen, umarmt und gesprochen habe. An Messeständen, in Terminen und beim Bloggertreffen der Initiative Handarbeit. Überhaupt: das Bloggertreffen. Was für eine wunderbare Aktion, den Bloggern auch in diesem Jahr ein Forum zu bieten, an dem sie sich kennenlernen, wiedersehen und austauschen konnten. Und – ja – gestrickt haben wir auch. Auch wenn die Mehrheit der Anwesenden aus Nähenden zu bestehen schien. Ich hätte gerne mehr Zeit gehabt, noch viele Kreative kennenzulernen.

Initiative Handarbeit – sagt Euch das eigentlich was? Ich glaube, dazu werde ich demnächst auch noch mal mehr schreiben.

Highlight N°2: Termine bei Schachenmayr und LanaGrossa mit vielen Infos zu neuen Garnen und Designs. Begeistert hat mich wieder mal … Sockenwolle!

Von Schachenmayr gibt es ab Mitte Juli eine Regia Premium-Line. Anders gewickelt als die üblichen Knäuel und (zu Recht!) mit kleiner Krone auf der Banderole. Drei Edelgarne machen diese Serie so besonders: Merino Yak hat 14% ungefärbte Yak-Fasern. In Alpaca Soft sind 15% Suri Alpaca und Silk besteht zu 20% aus Seide. Alle drei sind megaschön! Und ganz weich : )

Tatsächlich zu schade, um nur Socken draus zu stricken. Ich bin sehr gespannt auf erste Stricktests. Da blogge ich in nächster Zukunft sicherlich noch ein paar Mal drüber.

LanaGrossa bringt im Juni Sockenwolle mit Glitzer auf den Markt. Der Glitzerfaden ist dabei nicht (wie früher) aus Metall, sondern aus Polyester und deshalb tatsächlich weich. Es wird Farbverlaufsgarne (Ringel) geben und einfarbige Sockenwolle. Letztere finde ich total klasse! Ganz schlicht und dann – wegen des Glitzers – doch nicht.

Auch damit möchte (und werde!) ich unbedingt stricken.

Highlight N°3: Die vielen Messestände – totale Inspiration, Kopfkino pur! Nur gut, dass man auf der h+h nichts kaufen kann, sondern nur gucken. Ich wäre sonst arm geworden!

Sieht so aus, als gäbe es in der Herbst/Winter-Saison nichts, was es nicht gibt: Alle Fasern, alle Stärken, alle Materialien, alle Farben. Warum es mir ausgerechnet die (Polyester-)Jacke von Katia angetan hat? Keine Ahnung. Aber noch geht sie mir nicht aus dem Kopf. Wie ein Mäusefell sieht sie aus.

Ich habe so viel gesehen, gelernt, gefühlt – es wird wohl noch einige Zeit dauern, bis das alles aus mir raus kommt. Noch kann ich nicht mal richtig drüber schreiben. (Merkt man gar nicht, ich weiß …). Da kommt also noch was.

Und sollte die eine oder der andere sich jetzt fragen was das Highlight für den Sohn war: Platz 2! Und damit tatsächlich die Qualifikation für die Norddeutschen Meisterschaften im April! Geht doch 😉. Er sagt, es lag (auch) am Einhorn-Bild, das ich ihm aus Köln geschickt habe. Wenns doch immer so einfach wäre …

Wolle spinnen

War es wirklich schon im Juni 2015, dass ich zum ersten Mal versucht habe Wolle zu spinnen? Zweieinhalb Jahre?! Es kommt mir nicht so vor. Zumal ich das ja auch überhaupt nicht weiterverfolgt habe.

Bis irgendwann letzten Herbst. Da erzählte mir die Wollnerin bei einem meiner häufigen Besuche, dass in ihrem Wollatelier immermal wieder Spinnkurse stattfinden. Zu Hause habe ich dann den Mann damit aufziehen wollen, weil er es doch war, der 2015 immer wieder an dieses Spinnrad wollte (und der sich so viel geschickter anstellte als ich, aber das nur nebenbei).

Nur hat er dann (mal wieder) ganz anders reagiert als ich dachte. „Wenn Du willst machen wir so einen Kurs. Ich hätte da Spaß dran.“

Ooops …

Also habe ich gebucht. Die letzten beiden Plätze in einem Spinnkurs für Anfänger an einem Samstag im Dezember.

Und was soll ich sagen? Es war klasse! Bettina Gelbe, die Organisatorin, und Tina, ebenfalls Profi an Rad und Spindel, hatten verschiedene Spinnräder dabei, diverse Handspindeln und natürlich Wolle. Nach kurzer Unterhaltung (wer ist hier und warum) und längerer Einführung (von der Faser über das Kardieren, zum Spinnen und Verzwirnen) verteilten wir uns zu sechst an Räder und Spindeln und dann wurde geübt.

Einfach war das nicht. Um das wirklich irgendwann zu können, müßte ich deutlich mehr Zeit investieren, aber um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie aus Wolle Garn wird, war es perfekt. Dabei war ich an der Handspindel deutlich erfolgreicher als am Spinnrad. Was an den rosa Blüten und dem Glitzer der Spindel gelegen haben mag – oder aber daran, dass sich dieses Ding nicht so unablässig dreht wie ein Spinnrad.

Ich kann eigentlich jedem nur raten, das mal auszuprobieren.

Bettina bietet ihre Anfängerkurse hier in Berlin regelmäßig an, am 3. März ist der nächste. Und so professionell wie sie an jedem Gerät spinnt, so erklärt sie auch: mit einer Engelsgeduld, großartigem Humor und so viel Liebe für Wolle – die kommt ihr aus jeder Pore. Doch, das war wirklich ganz wunderbar zu erleben. Wem das als Personenbeschreibung nicht reicht, dem empfehle ich den Beitrag auf Inforadio „Die Sehnsucht nach dem Echten“ (ab ca. 11min30), da ist sie dann auch zu hören.

Im Anschluß an unseren Kurs gab es umfangreiches Material und jede/r durfte das erste Selbstgesponnene mitnehmen. Mein Strang (Ha!) liegt hier noch. Wird wahrscheinlich ein Pullover …

 

Kraft Fitness Ausdauer

Der Sohn (13) hat sich für Leistungssport entschieden. Manchmal nervt mich das (spätes Training unter der Woche, frühe Spiele am Wochenende, dieses Dauer-Gedribbel und dass immer und überall ein Ball mit hin genommen werden muss …), oft macht es mich stolz und immer bin ich beeindruckt, wie viel Willenstärke und Disziplin er aufbringt.

HäkelmonsterEtappenziel ist die Jugend-Bundesliga, Berufswunsch ein Platz in der NBA. Bis dahin ist es allerdings noch ein weiter Weg – im wahrsten Sinne des Wortes. So hat er ein Laufprogramm für die Ferien, das es in sich hat.

Aber auch Kinder haben innere Schweinehunde. Die locken gerade in den Ferien mit Sofa und Elektronik … Mistviecher!

HäkelmonsterUm also den Leistungssportler zu motivieren, habe ich ihm angeboten mit ihm zu laufen. Die Aufgabe für den Tag waren 35 Minuten, in einem Tempo, bei dem man sich nicht mehr unterhalten kann. Draußen waren ungefähr 30°C.

Muss ich mehr sagen? Nach 4 Minuten war ich raus. (Vielleicht waren es auch 5 – sicher keine 35).

Kondition? Ausdauer? Negativ. Und geschämt habe ich mich obendrein. Ein „macht nichts Mami“ konnte mich nicht trösten – mir machte es nämlich was. Ich war nie besonders sportlich, aber auch nie so unsportlich wie jetzt. Es mag da einen kausalen Zusammenhang geben zwischen Strickzeit auf dem Sofa und abnehmender Kondition …

Ich will das ändern!

Mittwoch war ich deshalb zum Probetraining im Fitneßcenter (2 Min vor meiner Haustür – warum war ich da nicht längst?!). Und es sieht so aus, als könnte das was für mich sein.

Macht es Euch was aus mich ab und an danach zu fragen oder mir zu erzählen, wie Ihr Euch fit haltet? Das würde mir ganz sicher helfen, wenn mein innerer Schweinehund wieder mit Wolle winkt …

HäkelmonsterDamit der Post nicht bilderlos bleibt, habe ich Frankreich-Ferien-Bilder dazwischen geklebt. Passt zwar nicht richtig, aber macht ja nichts. Ein Ball ist drauf, ein Skateboard und ein hüpfendes Kind. Das gilt.