Rezension: Stricken – Masche für Masche

Als mir das Buch vom Verlag zugeschickt wurde, dachte ich, ich gucke da mal schnell rein und blogge dann drüber. Seither sind zwei Wochen vergangen … das mit dem „mal schnell“ hat nicht geklappt … Wie auch?

Stricken: Masche für Masche EMF Häkelmonster

Stricken – Masche für Masche hat mehr als 200 Seiten und wiegt über 1.100 gr. Ein Schwergewicht sozusagen. Nicht nur auf der Waage, sondern auch in puncto Inhalt: Von Abketten bis Zweifädig stricken, von Materialkunde bis zum fertigen Projekt, von super fine bis super bulky ist alles drin.

Wirklich alles. Oder sagen wir: egal, wonach ich gesucht habe – ich habe es gefunden. Fachausdrücke, Techniken, Inspiration, alles da. Anfängerinnen würde ich empfehlen, den Hauptteil – Basics und Techniken auf knapp 150 Seiten – einfach mal durchzulesen. Für alle anderen ist es ein Grundlagenbuch, das alleine durch seine Aufmachung über das hinausgeht, was ich erwartet habe.

Fair Isle, Doubleface, Steeken, zweifarbiges Patent – neben jeder Erklärung gibt es auf fast jeder Seite hellblau unterlegte Beispiele, Tipps und Hinweise. Kleine Extras zwischendurch, „aha-Momente,“ die mehr sind als das, was man für das Erlernen der jeweiligen Technik wissen muss. Schöne kleine Kniffe halt. Und wer da tatsächlich nicht Etwas findet, was er oder sie vorher nicht kannte, bleibt spätestens bei den Experten-Tipps hängen. Zumindest ging es mir so. Und genau das macht dieses Buch für mich so verführerisch. Ich habe mich von einem Kapitel zum nächsten gehangelt, geblättert, gelesen, betrachtet (und tue es noch – anders ist es nicht zu erklären, dass ich jetzt seit über einer Stunde zwei Stunden an diesem Blogpost sitze …).

IMG_4558Aber dann gibt es ja noch die Teile 2 und 3: Teil 2 sind 50 Strickmuster. Die sind tatsächlich das Einzige, was ich schon schöner gesehen habe. (Da geht für mich einfach nichts über das Vogue Strickmusterlexikon). Rotes Garn ist irgendwie immer schwierig auf Bildern und manches Maschenbild ist mir (unabhängig von der verwendeten Wolle) einfach zu unruhig, nicht gleichmäßig genug. Da hatte ich gelegentlich den Eindruck, dass wer immer diese Bilder gemacht hat, vielleicht nicht stricken kann. Sonst hätte das Bild vom Noppenmuster (S.160) doch anders ausgesehen. Zumindest musste ich zweimal gucken, um die Noppen überhaupt zu erkennen. Aber das ist subjektiv. Anfängerinnen finden hier sicher was sie suchen und auch Expertinnen können sich inspirieren lassen von Mustern, die sie vielleicht gar nicht mehr präsent hatten.

Auf den letzten Seiten des Buches folgen dann in Teil 3 noch 12 Projekte – ein Extra gewissermaßen – und ich sage nicht ohne Stolz, dass ich zwei davon gestrickt habe. Die Socken mit Zopfmuster und die Decke in Pastelltönen sind meine (nein, ich weiß nicht, warum der Sohn auch den Kopf unter die Decke steckt …). Zopfschal und Pulswärmer sind auf meiner „to-knit Liste.“

Stricken: Masche für Masche EMF HäkelmonsterMein Fazit: Ich mag dieses Buch. Weil drinsteht was man braucht, weil die Aufmachung gut ist und weil auch hier wieder „viel Marisa“ drin ist. Ohne die Leistung von Verlag, Lektoren und Photographen schmälern zu wollen – die Maschenproben, die Farben, der Stil, das ist unverkennbar Marisa. Und wer gerne Maschenfeine Tücher gestrickt hat, wird mit diesem Grundlagenbuch glücklich sein.

Marisa Nöldeke: Stricken – Masche für Masche, Strickbasics und Praxisprojekte: Das Grundlagenwerk für Einsteiger. Edition Michael Fischer; Auflage: 1 (17. August 2017); Gebundene Ausgabe (208 S.). ISBN 978-3863557607

Das Buch wurde mir vom Verlag zugeschickt. Der Blogpost gibt meine persönliche Meinung wieder.

 

Wonder Woman

Kino ist keine meiner Leidenschaften. Noch nie. Wenn ich die Wahl habe zwischen Buch und Film, nehme ich das Buch. Und so kommt es vor, dass wir monatelang nicht ins Kino gehen.

Für Wonder Woman habe ich eine Ausnahme gemacht. Den wollte ich unbedingt sehen. „Es ist ein packender, zuweilen angenehm altmodischer Actionfilm, der dem Genre mit leichter Hand eine feministische Dimension eröffnet.“ heißt es in einer von vielen Filmkritiken und das stimmt. Denn

… [a]nders als Marvels Black Widow oder DCs Harley Quinn muss [Wonder Woman] ihre Weiblichkeit nicht durch eine Überbetonung männlicher Attribute, Kaltblütigkeit, Aggression, Brutalität, kompensieren: Ihre Sexyness entsteht nicht aus durchaus im Überfluss vorhandenen Körpermerkmalen, sondern aus ihrer charakterlichen Weiblichkeit. Die Sanft- und Besonnenheit, die Empathie, mit der sie die ihr gestellten Konflikte löst, ist das Zentrum und das schlagende Herz des Films.

Und wer jetzt mal wieder denkt, dass Feminismus bedeute Männer zu unterdrücken, dem sei gesagt

… [d]ieser fürs Action-Genre verblüffenden Ägide ordnen sich alle Männer-figuren unter, allen voran Chris Pine, […]. Die entwaffnete Verletzlichkeit, mit der er den seiner männlichen Machtinstrumente beraubten Steve Trevor darstellt, erinnert an Hollywoodgrößen wie Cary Grant oder Rock Hudson. Es ist das richtige Kaliber, um einer neuen Kino-Ikone wie Gal Gadots Wonder Woman zur Seite zu stehen. Auf Augenhöhe, versteht sich, denn es geht nicht um eine Umkehr der Helden-Verhältnisse, sondern um Gleichberechtigung. Patty Jenkins‘ bemerkenswerter Film zeigt, wie es gehen kann.

Ich habe viele Kritiken zu dem Film gelesen (hier ist noch eine, die mir gefallen hat) und die meisten waren tatsächlich positiv. Ja, das Outfit ist eigenwillig (geschenkt. Superman hat jetzt auch keine alltagstauglichen Klamotten an). Ja, der Film ist kommerziell (logisch – es ist ein Superhelden-Blockbuster, ein Actionfilm). Ja, die Heldin ist naiv („einfach gestrickt,“ heißt es in einer Kritik – hat mich amüsiert), wenn sie für Liebe und Wahrheit kämpft. Aber ist das nicht eigentlich ganz passend in einer Zeit, in der Fake News omnipräsent sind?

Was mich am meisten fasziniert hat? Diese Frauen. Hippolyta, Antiope, diese rein weibliche Gesellschaft. Alter, Hautfarbe, Figur – egal. Frauen in allen Positionen. Königin, Kriegerin, Beraterin. Eine „stolze Unschuld“ zeichne Wonder Woman aus, habe ich irgendwo gelesen, eine Frau, der nie jemand vorgelebt habe, dass sie qua Geschlecht vielleicht irgendwas nicht kann. Wenns doch immer so wäre …

Wie die Amazonen zu Beginn des Films trainieren, hat mich total beeindruckt. In knappen Kostümen und irgendwie spielt das überhaupt keine Rolle. Es war, als hätte die Kamera Respekt vor diesen Athletinnen. Subjekte, keine Objekte. Kann ich nicht besser erklären. Ich weiß nur, dass ich das so in keinem Film bisher gesehen habe. Tolle Frauen gibt es zwar immermal, aber (für mich bisher) nie in dieser Ausschließlichkeit.

Wenn Ihr den Film also irgendwo noch findet, seht ihn Euch an. Im Kino, auf großer Leinwand. Als Vorgeschmack ist hier der Trailer. Oder habt Ihr den Film schon gesehen? Dann schreibt mir doch, wie es Euch damit ging. Das würde mich echt interessieren.

Es ist wohl kaum eine Überraschung, dass ich sofort nach Garn gegriffen habe, als ich den Wonder Woman Wrap erst auf Instagram bei Happay entdeckt habe und dann im Original bei Carissa Browning. Ihre (englische) Anleitung ist frei verfügbar und ich habe tatsächlich nur einmal gezuckt, als ich sie gelesen habe. Das sieht viel schlimmer aus als es ist. Wenn man sich erstmal eingelesen hat, ist es ein Selbstläufer.

Jetzt bin ich an den letzten 20 Reihen. Sie ziehen sich bisschen, weil über 300 Maschen auf der Nadel sind, aber irgendwie macht es auch Spaß. Denn ich denke immer an die Freundin, der ich ihn schicken werde, wenn er fertig ist. Weil in ihr soviel Wonder Woman ist. Aber das erzähle ich Euch irgendwann anders. Vielleicht.

Jetzt geht das erst mal zu Marisas Auf den Nadeln. Bilder vom fertigen Wrap kommen dann hoffentlich bald hinterher.

 

Das erste Mal

Das Theater war moderat – sagt der Mann. Ungefähr eine Stunde habe ich gehadert, ob ich mein Goosebumps-Tuch nun schneide oder nicht, dann war gut. Oder wäre gut gewesen. Denn dann war der Mann dran … Und sein Theater war deutlich länger. Rückwirkend glaube ich, er hatte nackte Panik wie das Wochenende werden würde, wenn das mit dem Steeken nicht klappt. Es ging da weniger um mein Tuch als um seinen Seelenfrieden.

Trotzdem habe ich geschnitten. Masche für Masche für Masche. Nicht ohne Sophia vorher zu versprechen, dass ich alles photographieren würde. Ein Versprechen, das ich nicht gehalten habe … Auch wenn es mir jetzt leid tut. Es ging einfach nicht. Denn nach dem Steeken kam der Rand und der hat mich echt Nerven gekostet.

Goosebumps stichfest häkelmonsterMittlerweile ist alles gut. Ich liebe das Tuch! Es ist mega, mega schön! Weil sich die „goosebumps“ gut anfühlen und das Garn (Lamana Milano) einfach ganz wunderbar ist. Weil ich mit Farben und Größe glücklich bin und wirklich alles richtig toll ist (wenn auch nicht ganz perfekt).

Ich habe viel gelernt. Manches hätte ich gerne vorher gewußt. Und falls Ihr auch drüber nachdenkt, das mit dem Steeken mal zu probieren, schreibe ich jetzt einfach mal auf, was ich mittlerweile weiß:

Goosebumps stichfest häkelmonsterWer sich schon mal theoretisch mit Steeken beschäftigt hat weiß, dass die zukünftige Schneidkante vorher abgehäkelt werden soll (die Alternative ist Nähen). Als Erstversuch ein mit 2,5er Nadeln gestricktes Tuch zu „behäkeln“ ist keine gute Idee. Es sind unfassbar viele Maschen und überall wo man eine mit der Häkelnadel nicht erwischt, kann und wird es wahrscheinlich ribbeln.

Ebensowenig ist es eine gute Idee, in egal welcher Farbe zu häkeln. Ich habe türkis genommen, weil man das so schön sieht – leider nicht nur vor dem Schneiden, sondern auch danach. Es scheint durch das marmorweiße Garn durch … (Nein, nicht auf den Photos, da habe ich aufgepasst).

Je näher die Randmaschen an der Häkelkante aufgenommen werden, um so leichter läßt sich die Kante später verdecken. Der Abstand war bei mir zu breit, um den Rand so zu stricken wie in der Anleitung vorgeschlagen. Mein Fehler, weil ich dachte, zu nah an der Häkelkante geht erst Recht schief. Also musste ich improvisieren.

Goosebumps stichfest häkelmonsterGoosebumps wird mit 2,5er Nadeln gestrickt. Mit 3,5er Nadeln und einem deutlich dickeren Garn dann entlang der Kante Maschen aufzunehmen, die die Basis für den Rand bilden, hat mich Schimpfwörter sagen denken lassen, von denen ich nicht wußte, dass ich sie kenne.

Letztlich habe ich deshalb zweimal Maschen aufgenommen: einmal auf der rechten Seite und einmal auf der linken. Kate Davies nennt das einen Steek Sandwich und erklärt das in ihrem Blog super gut. Mit englischem Text und tollen Bildern. Sie hat mich und mein Tuch gerettet.

An der dritten Seite (der langen Seite, also der, die nicht gesteekt ist) habe ich übrigens einen iCord-Rand gemacht. iCord versöhnt mich immer und mit allem. Jetzt sind die drei Seiten halt nicht identisch. Na und?

Was will uns das sagen? (1) Aus Erfahrung lernt man – genau. Und (2) – sag jetzt bitte nichts, Marisa – wenn ich eine Maschenprobe gemacht hätte, groß genug um sie zu steeken, hätte ich das alles vorher gewußt. Dann wäre die Häkelkante am Tuch sicher nicht türkis geworden und der Rand folgerichtig wie in der Anleitung beschrieben. Aber das ist nun müßig.

Bei Allem habe ich erst ziemlich zum Schluß realisiert, dass das Tuch auch eine sehr schöne Rückseite hat. Es macht gar nichts, wenn die auch mal sichtbar ist. Totaler Bonus finde ich, für ein nur mit rechten Maschen gestricktes Tuch.

Also: wer immer schon mal ein Tuch steeken wollte, dem sei diese Anleitung ans Herz gelegt. Das Stricken macht Spaß, die Goosebumps fühlen sich toll an und das Steeken ist (wenn man vorher alles richtig macht) halb so wild. Deshalb: macht unbedingt eine Maschenprobe!

An einer Sache kaue ich allerdings noch: ich habe (entgegen meinen Gewohnheiten) sogar ein Tragephoto gemacht. „Zum Glück sieht man im echten Leben besser aus als auf Selfies“ war einziger Kommentag der Freundin, der ich das Bild geschickt habe. Der Sohn hat noch eins drauf gesetzt: „So siehst Du nicht aus, aber das Tuch ist schön,“ Es ist wohl meine Eitelkeit, die mich jetzt davon abhält, das Bild trotzdem zu posten.

Mein Blog bleibt also auch weiterhin gesichtslos. Aber das schöne Tuch, das zeige ich gerne. Und glaubt mir: es steht mir gut! (Ich grolle immer noch, merkt man das?).

 

Socken

Irgendwie habe ich Euch um die #tatortsocken immer beneidet. Ich hätte da so gerne mitgemacht. Nur gucke ich keinen Tatort. Oder sagen wir: nicht oft. Nur dann, wenn ich sicher sein kann, dass kein Kind entführt und keine Frau mißhandelt wird – und das ist dann eben (nach meiner zugegeben subjektiven Wahrnehmung) eher selten.

Aber: man muss sich nur zu helfen wissen und deshalb gibt es bei mir immer wieder #basketballsocken ?. Denn momentan ist Europameisterschaft, Deutschland spielt im Achtelfinale und mit bißchen Glück kommen sie noch viel weiter.

Nicht immer schöne, aber durchaus spannende Spiele. Da kann ich nichts Kompliziertes stricken. Deshalb Socken. Und mit 6-fach Regia geht das sogar erstaunlich fix. Da bleibt kaum Zeit für ein „Zweiter-Sock-Syndrom“ – ganz zu schweigen vom Syndrom beim dritten oder vierten Sock. Diese hier habe ich vergangene Woche meinen Nachbarinnen geschenkt. Das Bild haben sie mir tags drauf zurückgeschickt. Toll oder?

Socken Regia HäkelmonsterDas waren eigentlich nur Experimente: einmal von oben nach unten, einmal toe-up. Einmal mit Käppchen-Ferse, einmal Afterthought. Zwei verschiedene Bündchen, zwei verschiedene Spitzen. Und beim Vierten haben die Ringel nicht mehr hingehauen. Da ging dann irgendwann das Knäuel zu Ende. Alles egal – sie haben sich gefreut (und ich mich dann auch).

Am Wochenende habe ich gleich das nächste Paar angeschlagen. Sonntag (Deutschland – Israel) war der erste Sock fertig, Montag (Serbien – Türkei) der zweite.

Erstmalig nach einer Anleitung von SocksHype, nachdem ich deren Sockenmomente auf der Schachenmayr-Seite gelesen und gemocht habe. Was soll ich sagen? Bei Socken kommt es für mich auf runde Spitze, passende Ferse und dehnbares Bündchen an. Besser, als bei SocksHype beschrieben, geht es nicht.

Socken Regia HäkelmonsterObendrein toe-up, das klappt dann sogar, wenn nur noch Wollreste da sind. Wobei die kurzen Beine bei diesen Socken Absicht waren – oder besser: ausdrücklicher Wunsch des Sohnes. Denn der wird sie ab sofort tragen.

Wie strickt Ihr Socken? Von oben nach unten oder umgekehrt? Und welche Ferse? Falls Ihr unentschlossen seid, guckt Euch einfach mal alle Sockenmomente an.

Total inspirierend! Und wo es draußen jetzt eher ungemütlich zu werden droht …

Der Sock? Die Socke? Wie heißt es eigentlich richtig? Hm.

Heute bloggt Pia

Wer meinen Blog liest weiß es: Seit wir uns 2014 beim ersten YarnCamp kennengelernt haben, treffen wir – Pia und ich – uns immermal wieder. In den sozialen Medien, am Telefon oder manchmal sogar im richtigen Leben.

Wir haben gleiche Interessen  (allen voran Gleichberechtigung und Feminismus), einen ähnlichen Humor und – wer hätte das gedacht – eine Schwäche für schöne Garne …  Darüberhinaus schätze ich Pias scharfen Verstand, die Geschwindigkeit in der sie denkt (und versteht), Ihre Art Dinge anzusprechen (und sie im Idealfall) zu bewegen. Kaum ein Gespräch mit ihr, das mir nicht mindestens einen Ansatz liefert, im Anschluß noch eine Weile darüber nachzudenken.

Wer Pia ein Stück begleiten möchte, findet sie z.B. auf Instagram unter dem Namen coloured akizu. (Akizu ist übrigens japanisch für Libelle).

Heute ist Pia Gastbloggerin bei Häkelmonster und schreibt über eines der Projekte, die sie zur Zeit auf den Nadeln hat.  Ich bin tatsächlich sehr gespannt, ob ihr eine/r von Euch mit der Anleitung zum gesuchten Muster helfen kann. Aber lest selbst …

Es gibt zahlreiche Wege, auf denen meine Strickprojekte entstehen. Drei davon will ich hier beschreiben:

Da ist als erstes der komfortable Weg. Er ist anleitungsorientiert. In einer Strickzeitschrift oder einem Buch sehe ich ein schönes Modell. Entworfen zum Selberstricken. Gibt es die Anleitung dann noch in der richtigen Größe, aus einem tollen Material und in einer in Deutschland online einfach zu kaufenden Wolle, fühle ich mich ein bisschen wie im Strickparadies. Kaufen, Maschenprobe stricken, loslegen, fertig.

Der zweite Weg ist deutlich teurer: macht er mich doch zur Copycat fertiger Kleidungsstücke: Ich sehe ein schönes Teil, bestelle es mir mit dem festen Vorsatz, es gleich nach dem Auszählen zurückzusenden, um es dann doch zu bezahlen und in meine Garderobe aufzunehmen. So geschehen mit einem Loop, einer Strickjacke, einem Strickmantel, einer Mütze und einer Kissenhülle, mindestens. Letztere wurde selbstredend nicht Bestandteil meiner Garderobe.

Der dritte ist der leidenschaftlichste und zugleich auch schwierigste Weg. Denn bei ihm kommt der Impuls zum Projekt aus dem Material. Ich sehe Wolle. In genau der Farbe und dem Material, wie ich es schon immer haben wollte. Zur Abschätzung der Menge lege ich grob fest, was ich damit machen könnte, Pulli, Jacke, Tuch, Decke oder Tasche. Dann kaufe ich die Wolle und überlege mir erst nach dem Kauf, was ich tatsächlich damit anfangen werde.

Genauso ging es mir mit Royal Silk von katia. Weich, unfassbar weich vom Alpaka und zart, elegant seidenmatt glänzend durch die Seide. Blitzschnell sah ich einen Schal vor meinem geistigen Auge. „Schau mal, die ist reduziert,“ flüsterte Carina, „damit kannst du gar nichts falsch machen.“

Katia_mit_Musterbuch 2Ein neuer Schal also, 30 – 40 cm breit, 180 – 200 cm lang. Die Maße hatte ich schnell festgelegt, so viele Schnittvarianten gibt es bei einem Schal ja auch nicht. Mit dem Muster war (und ist) es nicht ganz so einfach. Ich liebe Lace und Zöpfe, Noppen, Ranken und Blätter. Mein japanisches Strickbuch ist voll von traumhaften Musterkombinationen.

Aaaaber – bei einem Schal müssen für mich beide Seiten schön sein. Das sind diese Muster leider nicht. Einfache Rippen-, Patent- oder Perlmuster erfüllen die Anforderung, sind aber (ein bisschen) langweilig (zu stricken).

Jacke_Close_upRatlosigkeit. Bis mir meine alte, gekaufte Strickjacke mit Schalkragen einfiel. Ein tolles Muster, wie ich finde. Ich bin schon ewig auf der Suche nach einer Strickanleitung für dieses Muster. Bisher ergebnislos. Drei-Drei-Maschen im Wechsel, die mittlere bleibt, die anderen ziehen sich zusammen und gehen wieder auseinander. Oder so. Einfacher gedacht, als gestrickt. Ich habe ziemlich viel rumgetüftelt, verschiedene Nadelstärken ausprobiert und das Dreiermuster in unterschiedlichen Rapporthöhen wiederholt. Ich war sogar ganz kurz mal beim Schmetterlingsstich und einem Rapport über 5 Maschen. Angeschlagen, gestrickt, verworfen, aufgezogen. Viele Male. Am Ende habe ich eine schöne Lösung gefunden und bin zufrieden.

anders_gutDas Muster passt perfekt zur Textur der Wolle. Der Schal wird toll. Ein klitzekleiner Wermutstropfen bleibt dennoch, weil ich das eigentliche Muster nicht rausbekommen habe. Mein Muster ist zweifelsohne schön, aber es sieht nicht aus wie der Schalkragen der Jacke.

Hat vielleicht eine von euch eine Idee? Eine Musterlösung für mich?

Pia >j<

 

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