Es gibt Geschichten, die höre und vergesse ich wieder. Andere bleiben hängen. So, wie die vom Buddha und den drei Sieben.
Ob es wirklich Buddha war oder Sokrates oder einfach nur eine weise Person – jede dieser Varianten gibt es im Netz – ist egal, denn die Aussage ist immer die Gleiche. Und gerade in letzter Zeit gibt es immer wieder Anlässe, sie mir ins Gedächtnis zu rufen. Mein Mantra gewissermaßen.
Es geht um das, was man sagt oder schreibt, um den Ton und ganz generell die Notwendigkeit etwas zu sagen oder auch nicht. Im übertragenen Sinne geht es damit auch um Kommentare in den sozialen Medien, die im besten Fall überflüssig, aber leider immer wieder auch böse sind (dazu hat Andrea vergangene Woche geschrieben), um ungefragten Rat im Netz (oder im Leben) und um die Weitergabe von „Informationen“, die schlicht falsch sind.
Das zu filtern ist Aufgabe der drei Siebe:
Denn jedes Sieb steht für eine Frage: Ist das, was du sagen möchtest, wahr? Ist es gut? Ist es nützlich?
Dass man nichts von sich geben sollte, was nicht wahr ist, nicht gut und obendrein nutzlos, muss ich wohl nicht schreiben. Das sollte selbstverständlich sein (auch wenn es das für manche da draußen nicht zu sein scheint).
Eben so einfach sollte die Entscheidung hier sein: Dieses Tuch möchte ich „ganz sicher nicht stricken“ lautete vergangene Woche ein Kommentar unter einem Posting auf Instagram. Wahr? Wahrscheinlich. Gut? Nein. Nützlich? Auch nicht.
Oder dieser Kommentar: „Wenn ich die [gestrickten] Ergebnisse hier sehe, hat mir bisher noch nicht eine Variante gefallen“ stand in einer Facebook-Gruppe. Wahr? Wahrscheinlich. Gut? Nein. Nützlich? Auch nicht. „Sieht aus wie ein Schrubtuch“ war ein weiterer Kommentar – muss ich wohl nichts zu sagen.
Kurz: Geschmäcker sind bekanntermaßen verschieden und wahr alleine reicht nicht. Nicht nur, weil Kommentare wie die genannten eine Steilvorlage sind für einen Shitstorm. Auch weil sie unhöflich sind. Unhöflich und unnötig.
Dann gibt es Dinge, die vielleicht gut (gemeint) sind, aber wenn sie falsch und nutzlos sind, sollte man da auch nochmal drüber nachdenken. „Das steht dir total gut“ oder „passt super“ mag nett gemeint sein, aber wenn’s nicht stimmt, ist auch das nicht nützlich und man tut damit niemandem einen Gefallen.
Oder: „Mit einer andere Nadelstärke wäre das Maschenbild schöner.“ Wurdest du um deine Meinung gebeten? Dann ist die Antwort okay. Wurdest du nicht? Hm … Was du vorschlägst, mag ja stimmen, aber Rat geben geht anders: Zuhören, Fragen stellen, Ideen entwickeln, aber nur (nur!) auf Aufforderung. Das wäre ein eigener Blogpost.
Deshalb zurück zum Thema: Im Idealfall ist etwas wahr, gut und nützlich. Dann spricht nichts dagegen, es zu sagen oder zu schreiben. Wenn es nur wahr und nützlich ist, aber nicht angenehm, auch. Allerdings ist das dann eine Frage der Abwägung, des richtigen Moments und des Ortes. Ein öffentliches Profil ist für sowas besser nicht die erste Wahl.
Drei Siebe: Wahr. Gut. Nützlich. Eigentlich ganz einfach. Verrückt, wie wenig übrig bleibt, wenn man sie benutzt. Und wie klar das dann ist.
Gelingt mir nicht immer. Aber ich übe.
Die schönen, mitternachtsblauen Socken im Bild (aufgenommen bei schlechtem Licht und gestrickt mit Regia Premium Silk) sind ein Teststrick für Sophia. Ich behaupte, dass sie zum Blogpost passen. Sophia wird wissen wie ich es meine.