Fast ein UFO, aber eben nur fast

2013 habe ich Garn gekauft für ein schwarzes Lacetuch. Kaum dicker als ein Zwirnsfaden, jedes Knäuel nur 25 gr. und trotzdem 340 m (hallo?! dreihundertvierzig Meter!). Rückwirkend ist mir dieser Kauf unerklärlich.

Ich weiß noch, dass ich die Anfänge mitgenommen habe, um beim ersten YarnCamp daran zu stricken. Auch das eine Idee, auf die ich heute nicht mehr käme. Heute würde ich Socken stricken oder kraus rechts. Irgendeinen no-brainer. Wie heißt es so schön? Erfahrungen sind dazu da, dass man sie macht. Weit bin ich damals nicht gekommen mit meinem Tuch.

2014 hatte ich es – glaube ich – kein Mal in der Hand, immerhin habe ich im Oktober (03.10. „Fall Confessions“) darüber gebloggt; auch wenn dieser Blogpost irgendwo im Nirwana verschwunden ist. Auf Ravelry kann ich die Anfänge noch sehen.

Nirwana … Steilvorlage … Wenn ich das richtig weiß, bedeutet Nirwana sowas wie Zustand der Vollkommenheit, die Seele im Gleichgewicht. Kann es sein, dass wir (in der westlichen Welt?) das Wort total falsch benutzen?! Verschwunden im Nirwana hört sich mehr nach „verschwunden im Nichts“ an, als nach „Seele im Gleichgewicht.“ Wie dem auch sei, das Lace-Garn heißt Nirvana.  Wäre ich Herstellerin dieses Fädchens – ich hätte es anders genannt.

Aber gut. Zurück zu meinem wachsenden Tuch, mit dem ich dann auch 2015 nicht wirklich weiter gekommen bin. Immerhin habe ich wieder darüber gebloggt. Im Mai, im Juni (01.06. „Update on WIPs and Life“, auch dieser Post ist verschunden) und im September.

Im Sommer 2016 war Schluß. Da habe ich das Tuch, das nicht werden wollte, geribbelt. Dem Blogpost zu Folge, war es ungefähr halb fertig und ich hatte meine Gründe.

Wolle kann einen mich vorwurfsvoll angucken. Das weiß ich seither.

Also habe ich irgendwann neu angefangen. Wahrscheinlich 2018. Anfang 2020 war ich auf jeden Fall schon ziemlich weit. Dieses Mal habe ich gehäkelt, nicht mehr gestrickt. Ein Granny-Tuch, dreieckig aus der Mitte heraus mit einer 2,5er Nadel. Reihen, die immer länger wurden. Länger und länger und länger.

4 Knäuel hatte ich, die sollten da rein. Weil ich damit ganz sicher nichts anderes mehr mache. Nie mehr!

Nach dem Spannen ist es unglaublich weich, sehr leicht (100 gr), an der langen Seite ungefähr 2 Meter lang, total schlicht und irgendwie schön. Ich glaube, ich mag es.

Man könnte es also ein HappyEnd nennen.

Sieben Jahre für ein Tuch – wenn das nicht gut abgelegen ist, weiß ich es auch nicht. Den Platz beim karminroten Samstagsplausch hat es sich redlich verdient.

Ein blaues Grannytuch

Jeanette und ich kennen uns, seit unsere Söhne zusammen Basketball gespielt haben. Das tun sie zwar mittlerweile nicht mehr (sie sind in verschiedenen Vereinen), aber irgendwie sehen wir uns trotzdem noch ab und an.

Vergangenes Jahr erzählte sie mir dann, dass sie beim Surfen im Netz einen Bobbel aus Baumwolle entdeckt, sich Hals über Kopf in ihn verliebt und ihn gekauft hatte, entschlossen ein Granny-Dreieckstuch daraus zu häkeln. Dieser blaue Twirl (viel schöneres Wort als Bobbel) saß dann für viele Wochen eine Weile 😉 auf ihrer Sofalehne. Ab und an bewunderte sie ihn und nahm sich vor, endlich mit dem Tuch anzufangen, aber klappen wollte es nie. Weil es an der Anleitung fehlte, an Zeit, an Geduld – irgendwie an allem.

Und deshalb brachte sie ihn mir. Ich hätte doch immer Nadeln in der Hand, ob ich nicht auch was aus dem Twirl machen wolle. Egal was, Hauptsache, er wäre weg von ihrer Sofalehne. Es würde sie traurig machen, wenn er da liegt und nichts passiert …

Mal ehrlich: hatte ich eine Wahl?!

Jeanette sollte ihr Tuch bekommen.

Vom Farbverlauf war ich anfänglich entäuscht, aber spätestens als aus dem düsteren grau-blau leuchtendes kobaltblau wurde, fing das Ganze an Spaß zu machen. Mit der Art des Garns habe ich mich allerdings bis zum Schluß nicht anfreunden können. Gefacht heißt, dass vier dünne Baumwollfäden nebeneinander liegen. Da musste ich echt aufpassen alle Fädchen beim Häkeln zu erwischen, also hingucken bei jeder Masche und langsam häkeln, während die Reihen länger und länger wurden …

Aus 800 Metern Lauflänge wurde dann letztlich aber doch ein ganz ansehnliches Tuch. Nicht so groß, wie ich es gerne gehabt hätte (180 cm an der langen Seite), aber irgendwie doch schön. Vor allem zu Jeans und weißem T-Shirt.

Das Wichtigste: Jeanette hat bis zum Schluß nichts geahnt und sich dann richtig gefreut.

Mission completed 😬, oder?