Tuch N°2

Gefühlt habe ich in letzter Zeit mehr geribbelt als gestrickt. Vieles, was im Kopf perfekt funktionierte, ließ sich mit den Händen nicht umsetzen (die roten Socken, der NightShiftShawl, der Birkin …). Kennen wir alle – nicht jede Wolle passt zu jeder Anleitung – passiert halt. Aber zum Glück gibt es ja auch das Gegenteil.

Und genauso war es jetzt!

Projekt und Wolle haben so unfassbar gut zusammengepasst, dass ich schnell mal jubeln muss. Eigentlich zu früh, denn es gibt noch nicht mal Bilder, die dem Jubel gerecht werden, aber spielt das eine Rolle?

Also: zuerst das Projekt. DieStrickmamsell hatte auf Instagram ihr kirschrotes Tuch N°2 von rosa p. gezeigt. Ich habe es kommentiert, ein Wort gab das andere und – zack! – war klar, ich stricke das auch. Genug Wolle war da (dazu später mehr), Nadeln sowieso und noch am gleichen Abend habe ich angenadelt.

Kraus rechts, ab und an ein kleines Loch, Reihen, die immer länger wurden und trotzdem lange nicht langweilig. Es ging tatsächlich richtig flott! Anfangs …. Irgendwann habe ich dann doch den Zopf-Teil herbeigesehnt. Ich hatte genug von kraus rechts und war mir gar nicht mehr sicher, ob das, was ich da strickte, jemals groß und schön werden würde. Ich gestehe: in einer dunklen Stunde war ich (mal wieder) geneigt zu ribbeln … 🙄

Habe ich aber nicht! Stattdessen habe ich im Überschwang noch eine Mustersequenz angestrickt (ohne es zu merken!) und dann erst abgekettet.

Wie so oft hat Baden und Spannen im Anschluß wahre Wunder vollbracht. Mein Tuch wurde nicht groß, sondern riesig und wirklich hinreissend schön.

Und das lag nicht nur an der Anleitung (die im Übrigen wunderbar geschrieben ist), sondern auch an der Wolle.

Um es kurz zu machen: ich habe Regia Premium Merino Yak unterschätzt. Aber sowas von unterschätzt! Mag sein, dass es Sockenwolle ist, aber de facto kann dieses Garn so viel mehr! Weil es so schmeichelnd und weich ist und trotzdem robust, weil es wärmt und – das finde ich das Beste – weil es durch diese ungefärbten kleinen Yak-Fasern meliert ist. Nach dem Waschen plustern die sich noch ein bißchen auf, machen alles noch ein bißchen weicher und mich damit noch ein bißchen glücklicher. Ihr müsst das ausprobieren! Es ist echt so.

Das Grün, mit dem ich gestrickt habe, ist meine allerliebste Lieblingsfarbe*. Ich kann überhaupt nicht beschreiben was es mit mir macht, wenn ich diese Farbe sehe. Kraus rechts in diesem Grün, Zöpfe in diesem Grün, ein wunderbar weiches, wunderbar großes Tuch in diesem Grün – seit es fertig ist, trage ich es jeden Tag.

Und das wird wohl noch eine Weile so bleiben. So lange, bis auch wirklich alle gesehen haben, wie schön das Tuch ist (und dass meine Augen mit diesem Tuch noch ein bißchen grüner sind 🙃).

*Die Farbe ist viel schöner als auf den meisten meiner Bilder. Meliertes Olivgrün, mehr gelb als blau – so, wie Schachenmayr es fotografiert hat.

©Schachenmayr
©Schachenmayr

Die Jacke aus estnischer Wolle

Stellt Euch vor, Ihr sitzt im Scheinwerferlicht auf einer Bühne und erzählt aus Eurem Leben. Oder von der Strickjacke, die Ihr gerade gestrickt habt. Oder irgendwas anderes. Mag sein, dass Euch Menschen gegenüber sitzen, vielleicht aber auch nicht. Wegen der Scheinwerfer könnt Ihr das nicht erkennen. Ihr erzählt also unbeirrt zu Ende und es passiert – nichts. Weder Applaus, noch Buhrufe, es räuspert sich nichtmal jemand. Komisches Gefühl? Stimmt.

So ähnlich ist bloggen meistens. Zumindest fühlt es sich für mich so an. Und dann weiß ich nicht, warum ich das eigentlich mache. Denn um nachzuhalten, was ich gestrickt habe, nutze ich Ravelry. Schnelles Feedback bekomme ich auf Instagram. Warum also noch bloggen?

Um der schönen Geschichten willen? Öffentliches Tagebuch? Hm …

Es mag am Jahresende liegen, dass ich überlege, ob und wie es weitergeht. Aber noch ist 2019 und da ist es allerhöchste Zeit, Euch die Jacke zu zeigen, die ich schon im Oktober aus der grünen Wolle gestrickt habe, die meine Mutter mir aus Estland mitgebracht hat.

Das waren sicher die ungewöhnlichsten Stränge, die ich je bekommen habe: der eine wog 277 gr., der andere 244 gr. Zusammen mehr als genug für eine Strickjacke in dem allerschönsten Grün.

Wolle von estnischen Schafen fasst sich übrigens genauso an, wie man meint: kratzig und bißchen fettig. Beides verliert sich durch das Verstricken und Tragen. Aber weich wird es wohl nie.

Ich habe die Jacke als Raglan-von-oben und und ohne Anleitung gearbeitet. Als mir glatt rechts dann zu langweilig wurde, habe ich Tautropfen gestrickt, ein Muster, das ich im Vogue Strickmusterlexikon gefunden habe (©1986, ISBN 3-475-52514-3).

Die Knöpfe sind aus Kokosnuss und wie so oft hat das Finden, Kaufen und Annähen eben dieser Knöpfe (danke Pia 💚) länger gedauert als das Stricken der Jacke … Die Bilder habe ich dann (endlich) gestern gemacht, was auch die Weihnachtsbaum-Kugeln erklärt 🙂

Ich liebe diese Jacke!

Das liegt auf jeden Fall an der Farbe, aber sie passt auch richtig gut. Weil Raglan (für mich) vorteilhafter ist als jede Rundpasse. Und weil eine angenähte Knopfleiste so unfassbar viel besser sitzt als alles, was angestrickt ist!

Deshalb note to self: Raglan-von-oben, angenähte Knopfleiste, teure Knöpfe. Und das Tautropfen-Muster.

Und häufiger bloggen, ich weiß.

Aller guten Dinge …

Die grüne Jacke, die vorher ein grünes Top war und jetzt ein grüner Pullover wird, liegt hier noch immer, die grüne Phase dauert an und irgendwie bewegt sich da wenig bis gar nichts. Reihe um Reihe stricke ich rechte Maschen und Nacht für Nacht werden die offensichtlich wieder aufgeribbelt … Werden sie natürlich nicht, aber es kommt mir so vor.

Dabei war eigentlich alles fertig. Sogar die Knöpfe waren schon dran. Ab und an habe ich die Jacke auch getragen, aber immer in dem Gefühl, dass irgendwas nicht stimmt.

Auch wenn sie von hinten genauso aussah, wie ich es mir vorgestellt hatte. Nur, was hilft mir eine schöne Rückenansicht, wenns vorne nicht passt? Das saß nicht und vor Kurzem hat es mir dann gereicht.

Mann und Sohn mussten beim Ribbeln helfen, weil ich dachte, dass es dann schneller und besser geht … der Sohn sollte das Gestrickte aufziehen, der Mann ein Fädchen wickeln und ich das andere. Das war die Theorie.

Leider nicht die Praxis. Binnen allerkürzester Zeit haben sich die Fäden verknotet (war klar), der Sohn zog zu schnell und der Mann wickelte zu langsam, beide waren weder motiviert noch besonders bei der Sache (auch klar – schließlich machten sie das nicht freiwillig) und ich war erst unwillig, dann böse … Richtig böse. Das war ungefähr auf Höhe der Teilung Arme / Körper.

Und weil Schultern und Ausschnitt eigentlich gar nicht so schlecht waren, habe ich dann den oberen Teil belassen wie er war (war eh besser für den Familienfrieden) und angefangen in Runden zu stricken. So wird also jetzt ein V-Ausschnitt-Pullover aus der Jacke, die mal ein Top war.

Obs klappt? Keine Ahnung. Aber erste Anproben stimmen mich zuversichtlich. Garn, Struktur und Farbe begeistern mich unverändert und aller guten Dinge sind ja bekanntermaßen drei. Also muss es werden.

Rechteckig und grün

Es ist eine Weile her, dass ich dieses Tuch gestrickt habe. Genau genommen Jahre … Ein Muster hing in Chicago in dem wunderbaren Wollgeschäft Windy Knitty (das leider seit 2016 geschlossen ist). Und weil so viele Menschen dieses Tuch so toll fanden, hatte die Ladenbesitzerin eine kleine Glocke dran genäht – damit sie merkt, wenn es „veschwindet“ …

Ich wollte nicht ihres, ich wollte ein eigenes. Also habe ich die Anleitung gekauft und kaum wieder zu Hause mit passender Wolle in der Farbe Basilikum angeschlagen. Super simple Anleitung, gut geschrieben und doch war von Anfang an der Wurm drin. Unfassbar, wie oft ich mich vertan habe, wie viel ich ribbeln und zurückstricken musste. Über 2 Jahre hatte ich es immer wieder in der Hand und es wollte nicht werden.

Aber irgendwann war ich fertig. Mit dem Tuch, mit den Nerven, mit allem. Erst Recht, als ich feststellte, dass es viel zu lang geworden war. Also habe ich ein letztes Mal geribbelt, dann einen Rand drumherum gestrickt (der nicht Teil der Anleitung ist), das Tuch gewaschen, gespannt und weg gepackt.

Bis gestern morgen.

Ich brauchte was Grünes wegen der grünen Strickjacke (andere Geschichte, auch nicht einfach), habe schnell entschlossen eben dieses Tuch gepackt und bin nun tatsächlich richtig glücklich damit.

Tolles Garn, perfekte Größe, schönes Muster – das werde ich jetzt ganz sicher viel öfter tragen. Vorausgesetzt, ich bekomme es zurück …

 

Grüne Ärmel

Gestern Abend habe ich endlich (!) den zweiten Ärmel an der grünen Jacke zu Ende gestrickt. Diese Jacke muss fertig sein, damit ich mit dem Birkin Pullover anfangen kann.

In der vorletzten Reihe habe ich gemerkt, dass ich sechs Mal zu oft abgenommen habe. Ein Arm zwölf Maschen schmaler als der andere.

Sieht man nicht? Sieht man doch. Ich sehe das.

Also habe ich alles bis zum Ellenbogen wieder aufgeribbelt und bin ins Bett gegangen. Fragt nicht nach meiner Laune. Licht aus um 21h30.

Heute morgen bin ich wach. Heute wird ein besserer Tag. Ich darf nur die Jacke (noch) nicht angucken …