Huhn & Dinosaurier

Früher liebte der Teenager das 🐓 emoji, mittlerweile ist der 🦖 sein Favorit. Alleine oder als Herde, egal, und nun sollen die grünen Tiere auch auf einen Pullover.

Richtig gelesen: der Teenager hat gefragt, ob ich ihm einen Pullover stricke! Ich freue mich da total drüber! Wie lange ist es her, dass ich das zuletzt gemacht habe? Jahre! Seither hat sich einiges geändert …

Was früher Pink sein musste oder Neongelb soll jetzt ein freundliches Schwarz sein … Gefunden habe ich das bei Regia Premium Alpaca Soft. So ein mega cooles Garn! Mein absoluter Favorit zur Zeit. Lettlopi in weich – ich kann es nicht anders beschreiben. 15% Alpakafasern sorgen nicht nur für eine tolle Haptik, sondern auch für wirklich schöne melierte Farben. (Schwarz ist nicht leicht zu fotografieren, aber auch das ist meliert).

Außerdem ist der Teenager seit dem letzten Pullover den einen oder anderen Zentimeter gewachsen. „Kids are so small,“ habe ich neulich irgendwo gelesen, „until you have to cover one in knitting.“ Da ist was dran …. Knapp 2 Meter misst er mittlerweile. Seine Spannweite sei weniger, meint er. Kann ich so nicht bestätigen.

Trotzdem (oder gerade deshalb) habe ich mit den Ärmeln begonnen. Seit gestern sind sie fertig – mit einer Unterarmlänge von 57 cm. Für den Körper werde ich mehr Zeit (und mehr Wolle) brauchen. Aber guck doch mal: ich finde, man sieht, wie weich der wird!

Außerdem habe ich den Dinosaurier schon in ein Strick-Chart „übersetzt“. Der große Kopf, die kleinen Arme – wir mögen es beide und ich bin mittlerweile mindestens so aufgeregt wie er, was diesen Pullover anbelangt.

Ausgerechnet Dinosaurier … Das altgriechische Deinós bedeutet schrecklich, gewaltig. Genauso war gestern. Dem Kind, das der Teenager immer noch ist (mein Kind!), wurden alle vier Weisheitszähne entfernt. Was eine Stunde dauern sollte, waren dann doch zwei und entsprechend schrecklich ist jetzt alles.

Schmerzmittel, Kühlpacks, Kamillentee. Nicht mal Basketball wollte er gestern Abend gucken. Dabei spielte Alba gegen Real Madrid. Man muss kein Fan sein, um zu wissen, dass das ein Spitzenspiel ist.

Montag will der Doktor ihn wieder sehen. Ich wünschte, Montag wäre schon heute.

Einen Hühner-Pullover hätte ich ihm übrigens auch gestrickt. So hat den bereits Ende vergangenen Jahres ein anderer bekommen (wenn auch in winzig, weil er selber winzig ist).

Und nun geht dieser Blogpost mit Hühnern und Dinosauriern zu Andrea und in ihren Samstagsplausch.

Birkin, final!

Anfang Januar 2018 habe ich Wolle in Schweden gekauft, um daraus einen Birkin (nach der Anleitung von Caitlin Hunter) zu stricken. Ein gutes Jahr später war das, was so leicht in einen einzigen Satz passt, kurz davor ein Drama zu werden. Denn irgendwie wollte das mit dem Birkin und mir partout nichts werden.

Im ersten Versuch hatte ich fünf Farben, von denen zwei nicht passten. Farblich vielleicht, aber die Garne waren einfach zu unterschiedlich. Hätte ich eher sehen können, habe ich aber nicht. Also neu. Im zweiten Versuch habe ich mich grausam verzählt, das nach der ersten Blätterranke gemerkt und dann gleich geribbelt.

Im dritten Versuch (Februar 2018) wurde die Passe – trotz Maschenprobe – viel zu eng. Ich hätte schulterlos sein müssen. Oder ein Tropfen. Die Suche nach #birkinsweater auf Instagram hat mir gezeigt, dass ich nicht die Einzige bin, der das so ging – guckt mal bei Valerie oder bei Vivian oder bei Kristen – das war ungemein tröstlich,  brachte mich meinem Pullover aber nicht näher  …

Im vierten Versuch schließlich (März 2018) schien alles zu stimmen, bis ich gemerkt habe, dass die Passe viel zu wuchtig wurde, zu tief, zu breit – wie immer man das beschreibt. Alles prima, so lange die Arme unten blieben. Waren sie das nicht, kam viel zu viel Blumen-Passe mit nach oben. (Wie bei Marjorie). Den hätte ich niemals angezogen.

Im fünften Versuch (Juli 2018) genau das Gleiche. Auch wenn ich auf die meisten Blumen verzichtet habe. Zu diesem Zeitpunkt war ich kurz davor, das ganze Projekt für immer in die Tonne zu kloppen zu vergessen. Statt dessen lagen die Trümmer für Wochen auf dem Sofa.

Bis meine wunderbare Freundin Bettina im Januar 2019 nach Dublin zu ihrer Tochter flog und mir von dort „local yarn“ mitbrachte. Einfach so. Weil sie wunderbar ist. Donegal Aran Tweed, 8 x grün, 1 x rot, 1 x weiß und 2 x türkis.

Alles neu also im sechsten Versuch und dieses Mal habe ich nur noch auf Elizabeth Zimmermann und ihr Buch „Knitting without Tears“ gehört: Eine einzige Maschenprobe und dann Bottom-up statt top-down, Aran statt Fingering, drei Blumenranken statt fünf, Abnahmen in der Passe, die sich an meinem Körper orientieren, nicht am Muster. Damit war alles ganz einfach. Und alles ist gut.

Alles ist wirklich gut. Nur glauben kann ich das noch nicht.