Balaclava

Seit ich 2019 die Anleitung zur Balaclava auf der h+h in Köln bekommen habe, wollte ich diese Mütze stricken. Geklappt hat es nie. Andere Projekte, falsche Jahreszeit, nicht das richtige Garn – Ihr kennt das. Irgendwann habe ich auch gar nicht mehr daran gedacht, bis ich die Anleitung vergangene Woche eher zufällig wieder in der Hand hatte.

Der gleiche Zufall wollte es, dass hier Wolle lag, mit der die Maschenprobe passte. Also habe ich angefangen. Einfach so.

Gut, Braun ist jetzt nicht meine Lieblingsfarbe, aber das Türkis, das überall da hervor blitzt, wo die Mütze doppelt gestrickt ist, kommt damit wunderbar zur Geltung.

Gestrickt habe ich mit einer Merino-Baumwoll-Mischung, die schmuseweich und sehr angenehm zu tragen ist. Ob ich eine zweite Mütze mit Einrum-Garnen stricke (für Einrum wurde die Balaclava entworfen), weiß ich noch nicht. Das Knäuel, das ich habe, fasst sich an wie Léttlopi … (Für die, die es nicht kennen: ungefähr so, wie die grüne Seite vom Küchenschwamm). Das wird zwar viel weicher, je öfter man es trägt, aber eine Mütze möchte ich dennoch nicht daraus stricken. Pullover gerne. Sehr gerne! Aber keine Mütze.

Wie dem auch sei, meine Balaclava (das betont man übrigens auf der zweiten Silbe. Also Bal-LAC-lava) war in kaum zwei Tagen fertig und es sieht so aus, als habe sie ihren neuen Besitzer schon gefunden. Es ist – na klar – der Teenager und er sieht umwerfend damit aus. Wirklich umwerfend.

Schnell noch zur Anleitung: sie ist gut geschrieben, gut erklärt und nicht kompliziert. Bisschen fummelig rund ums Gesicht, aber nicht schlimm. Den unteren Teil (also von Anschlag bis Kinn) habe ich 3 cm länger gestrickt als verlangt, alles andere nach Vorgabe. Die fertige Mütze sitzt toll. Eng am Gesicht, aber nicht zu eng. Idee ist, dass man sie nach oben umschlägt, wenns nicht so kalt ist. Dann sieht sie aus wie eine normale Mütze. Oder sogar mehrfach krempelt, „Fisherman hat“ heißt das, habe ich gelernt (dann ist die Krempe türkis). Vielleicht machen wir noch mehr Bilder, vielleicht aber auch nicht.

Viel mehr ist nicht passiert.

Obwohl, doch! Ich habe Andrea „verhäkelt“. Sie hatte mir neulich einen Garnrest gegeben, der eigentlich gar nicht für mich sein sollte, aber wie er nun hier lag … Jetzt habe ich ein weiteres Quadrat für meine Decke (die ansonsten leise stagniert) und freue mich bei der Vorstellung, dass in den Granny Squares nun nicht mehr nur Wollreste stecken, sondern auch Gedanken an die Strickfreundin.

Außerdem habe ich wieder angefangen kleine Stiefel zu stricken. Auch die verbinden mich mit einer Strickfreundin. Das rote Glitzergarn gehört ihr, aber ehe ich es ihr zurückgeschickt habe, konnte ich nicht anders – ich mußte ein bißchen davon verstricken. Womit auch klar ist, dass die kleinen Stiefel ganz sicher nicht verschenkt werden, sondern hier bei mir bleiben.

Das war’s in Sachen Wolle. Nicht so viel, wenn ich mir das so ansehe.

Aber morgen beginnt etwas Neues! Ein kleiner KAL mit den Besten 💖. Ich freue mich da so sehr drauf!

 

Alle Jahre wieder …

Nichts gemacht, (außer Büro – Zuhause … Büro – Zuhause …) und wenig gestrickt macht das Schreiben am Wochenende nicht einfacher. Im Gegenteil. Es fehlt (mir) an Inspiration. Sieht so aus, als wäre ich damit nicht alleine …

Wie gut, dass nächstes Wochenende der 1. Advent ist. So kann ich – wie (fast) jedes Jahr – meinen Adventskalender-Blogpost wieder „nach oben holen“. Für die, die noch auf der Suche nach Inspiration sind, was man in einem Adventskalender verstecken könnte.

Oder einfach nur für mich. Vielleicht kommt damit dann sowas wie ein „Adventsgefühl“. In diesem merkwürdigen Jahr will sich das bisher nämlich partout nicht einstellen.

Daran ändern auch die kleinen Tannenbäume nichts, die ich wie jedes Jahr (oberes Bild), und nach neuer Schachenmayr Kemijoki Anleitung (unteres Bild) gestrickt habe.

Hier ist er also, der Blogpost aus 2014 (und 2015. Und 2016). Wahrscheinlich zum letzten Mal. Enjoy!

Jedes Jahr wieder erwischt mich der Adventskalender kalt. Ganz kalt! Anfang November denke ich dran, wenn noch so viel Zeit ist und dann – peng! – ist plötzlich Dezember.  Bei Euch auch? Macht es nicht einfacher, dass der Sohn auf einem selbstgemachten Kalender besteht: „das Außen“ ist ihm egal. Ob das nun kleine Säckchen sind oder ein Stoff mit kleinen Taschen – Hauptsache „das Innen“ ist individuell. ‚Schnell noch einen besorgen‘ ist deshalb keine Lösung.

Einmal, vor ein paar Jahren, musste es dann unbedingt doch ein gekaufter (Lego-)Kalender sein. Aber schon nach einer Woche tat es ihm leid. Jeden Tag Lego ist nicht jeden Tag eine Überraschung und das wissen wir jetzt.

Also überlege ich mir wie gehabt Jahr für Jahr auf die letzte Minute 24 kleine Dinge. Das wird mit zunehmendem Alter des Kindes nicht leichter …

Der Sohn mag keine Schokolade. Ein Glücksfall übers Jahr, aber schwierig zu Weihnachten. Gummibärchen und Kaugummi sind so wenig weihnachtlich. Außerdem habe ich sowieso was gegen einen Kalender voller Süß.

Der Sohn liebt Sammelkarten … (fast) egal, ob Basketball, Fußball, StarWars, Pokemon oder Wrestling. Hauptsache sammeln, haben, tauschen. Ich teile diese Liebe nicht, im Gegenteil. (Alles Verbrecher, die Kindern das Geld aus der Tasche ziehen). Weihnachten mache ich Ausnahmen. Aber nicht 24 Mal.

Flummis, Radiergummis, Schlüsselanhänger, Trillerpfeifen, Geduldsspiele, Ü-Eier sind ein großer Spaß, zumindest für einen Moment, aber dann fliegen sie irgendwo in Küche und Kinderzimmer rum.

Kurz: irgendwann reichte es mir. Schluß mit dem Kommerz, oder zumindest weniger davon. Stattdessen haben wir – der Mann, das Kind und ich – uns an den Eßtisch gesetzt, jeder mit 5 kleinen Zetteln und überlegt, was wir uns wünschen. Nichts, was man kaufen kann, das war die einzige Bedingung.

Der Sohn (damals 8) war missmutig und nur schwer für die Idee zu begeistern. Schließlich schrieb er “1 x erst um 9 ins Bett gehen” (selig die Zeiten) und “1 x pochen “; der Mann wollte “1 Stunde Lego” und “Flohmarkt am Sonntag” und ich träumte von “nach Wolle gucken, ohne dass einer drängelt”. Wir haben die Zettel dann gefaltet, gemischt und der Sohn hat acht gezogen. Die kamen – jeden dritten Tag – in den Kalender, alle anderen kamen ungelesen weg.

Adventskalender HäkelmonsterUnd was zuerst so widerwillig angefangen wurde, war dann das Highlight des Adventskalenders. Den Zettel “Ein Basketball-Spiel im Fernsehen bis zu Ende gucken” hat der Sohn lange aufgehoben und schließlich bei den Play-offs eingesetzt; “in Eurem Bett übernachten” wurde dem Mann und mir Silvester präsentiert. Die “1 Stunde Lego” haben wir an einem Adventssonntag auf dem Wohnzimmerteppich zelebriert und auch gepocht haben wir (für die, die das nicht kennen: das ist ein Gesellschaftsspiel, für das man mindestens zu dritt sein muss. Der Mann mag es nicht). Mein Woll-Wunsch hat es leider nicht in den Kalender geschafft (gezittert hat der Sohn allerdings bis zum 24.), dafür haben wir alle zusammen Kekse gebacken. Und auch auf dem Flohmarkt waren wir nicht (noch mal Erleichterung beim Kind), aber Zuckerwatte auf dem “1 x Weihnachtsmarkt” war mindestens genauso schön.

Dieses Jahr schreiben wir wieder. Julius ist älter geworden und hat gestern unaufgefordert und grinsend “Zur gleichen Uhrzeit wie Ihr ins Bett gehen” auf den ersten Zettel geschrieben und “1 x pochen” ist mmer noch aktuell. Mal sehen, ob ich das mit der Wolle noch mal versuche … 😬

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Advent 2015 — Diesen Blogpost habe ich 2014 (so ähnlich) geschrieben. Er hat an Aktualität nicht verloren: Wieder ist Dezember, wieder war ich nicht rechtzeitig fertig (in der 10 ist noch nichts drin …), aber gestern gab es Basketball-NBA-Sammelkarten (die mein Chef aus Illinois geschickt hat) und heute morgen „Rummy Cub zu dritt„. Alles ist gut. Es sei denn der Zettel „2 x an den Basketball-Korb gehen mit Mami“ hat es in den Kalender geschafft, davor graut es mir – auch wenn das rührende Kind „wenn es nicht kälter als 10 Grad ist“ ergänzt hat … (er ginge wohl auch bei -10)

* * *

Advent 2016 — Wieder ein Jahr vorbei! Und hätte Die Photographin nicht über ihren wirklich schönen Adventskalender gebloggt, hätte ich nicht heute mit Marisa zum gleichen Thema gesprochen, dann wäre ich nicht (ausnahmsweise) gut vorbereitet, dann sähe es nicht gut aus.

Aber – never change a winning team – 16 Ideen habe ich (welche das sind, kann ich jetzt nicht schreiben – wer weß wer mitliest) und Zettel schreiben wir morgen.

Macht schon auch Spass wenn Kinder groß werden 😍.

Wie sehen Eure Kalender aus?

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Starshine Pullover

Bis eben hätte ich behauptet, alles, was ich je gestrickt habe, ist im Blog ausreichend gewürdigt worden. Aber (erwischt! Meine Freundin Juliane hat’s gemerkt): das stimmt nicht. Ein Kinderpullover fehlt.

Da fügt es sich doch, dass ich mich vergangene Woche erfolgreich davor gedrückt habe, am Tuch, aus dem jetzt eine Decke werden soll, weiterzustricken (…) und ansonsten nur ein paar Quadrate gehäkelt habe. 69 von 144 sind fertig. Fast die Hälfte also.

144 ist eine Superzahl! Man kann sie durch 2, 3, 4, 6, 8, 9, 12, 16 und 18 teilen. Begeistert mich gerade. Aber ich schweife ab …

Zurück zum Kinderpullover: Jedes zweites Jahr stricke ich der kleinen Patentochter, die inzwischen ein Schulkind ist, einen Pullover zu Weihnachten. 2015 war es ein Blauer, 2017 ein Hellgrauer und 2019 schließlich ein Pinker. Die beiden Großen habe ich nach der gleichen Anleitung gestrickt: Starshine von Drops.

Als ich den Grauen gestrickt habe, saß ich in einem Café am Prenzlauer Berg und wartete auf eine ehemalige Kollegin. Fremde Menschen haben mich auf den wachsenden Pullover und die Farben der Passe angesprochen. Komisch, dass mir das gerade wieder einfällt.

Vielleicht, weil es eine Weile her ist, dass ich in einem Café gesessen und gestrickt habe. Und wieder schweife ich ab …

Warum auch immer der pinke Pullover nicht „verbloggt“ und nicht richtig fotografiert wurde. Ist aber egal. Für den Moment bin ich einfach nur erleichtert, dass der nächstgrößere erst nächstes Jahr dran ist 😉. Der soll dann Pferde in der Rundpasse haben. Das hat sie sich gewünscht.

Lustig, wie rosa die Wand aussieht im Bild. Dabei ist sie eigentlich weiß. Und wenn ich mir das Bild so angucke, denke ich an das, was Magda von Arne & Carlos gelernt hat: Bei Pullovern, die von oben nach unten gestrickt werden, sind die Maschen verkehrt herum – sie lächeln nicht.

Vielleicht sollte ich einfach mal einen Starshine von unten nach oben stricken. Der hätte dann zwar keine Pferde in der Passe, aber dafür lächelnde Maschen. Ich hätte Lust, das jetzt auszuprobieren.

Aber erstmal geht dieser Post zu Andreas Samstagsplausch. Und dann häkel ich noch ein paar Quadrate …

 

 

Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile

Für meinen heutigen Post muss ich bißchen weiter ausholen: mit 18 waren meine Leistungskurse in der Schule Geschichte und Englisch. Danach habe ich Hotelfach gelernt, Veranstaltungen organisiert, war selbstständig, dann pleite, habe in Oregon gelebt, mich wieder berappelt, bin über Umwege in Berlin gelandet und habe hier viel Geld verdient.

Als ich schuldenfrei war, habe ich gekündigt, um mich – 18 Jahre nach dem Abitur – an der Humboldt Universität in Berlin einzuschreiben. Die Lieblingsfächer unverändert: Geschichte und Amerikanistik. Parallel zum Studium habe ich 20 Stunden in der Woche gearbeitet, bin einmal um- und dann mit dem Mann zusammengezogen, der Teenager kam auf die Welt. In dem Jahr, in dem er eingeschult wurde, habe ich meinen Magister gemacht. Mit einer Arbeit über Hillary Rodham Clinton.

Heute bin ich Historikerin und Feministin.

Rückblickend weiß ich nicht mehr, wie ich das alles unter einen Hut bekommen habe.  Es muss die Frage nach dem Verhältnis von Macht, Sex und Gender in amerikanischen Präsidentschaftswahlen gewesen sein, die mich tatsächlich nie wieder losgelassen hat. („Cracking the highest, hardest glass ceiling“ übrigens auch nicht, aber das ist eine andere Geschichte).

Die Präsidentschaftswahlen 2008 und 2012, dieses Gefühl nach der Wahl 2016 – es hat sich mir eingebrannt, das weiß ich jetzt wieder. Heute ist alles anders als vor vier Jahren und dabei genauso schlimm. Oder schlimmer?

Behauptungen ohne Belege, Schimpftiraden, Verschwörungstheorien, Verleumdungen, Lügen. Eine Strategie der verbrannten Erde, die auf fruchtbaren Boden zu fallen scheint.

Pennsylvania, Georgia, Arizona, Nevada. „Democracy is sometimes messy.“ Die Jahre vor Trump kommen nach Trump nicht wieder, heißt es. „America first.“ Was jetzt rot ist, wird dann blau. „Buy American.“

Aushalten kann ich es nicht, also verweigere ich Nachrichten und Internet. Gleichzeitig will ich alles wissen. Bis ins letzte Detail.

Es ist Geschichte und Englisch. Es ist nicht mein Land. Weiß der Himmel, warum mir das so nah geht.

In den letzten Tagen habe ich immer wieder gehäkelt. Kleine Quadrate aus kleinen Wollresten. Eins nach dem anderen. Vier Gramm sind genug für Jedes. Stäbchen sind meine Lieblingsmaschen. Wußte ich das vorher schon? Nichts macht mich so gelassen, wie wieder und wieder den Faden zu holen und ihn durch eine Schlinge zu ziehen. Ein Mantra, übersetzt in Wolle.

Dabei sollte es das Projekt eigentlich gar nicht geben. Spontan hatten Magda und Andrea mir vergangene Woche davon abgeraten, als ich ihnen die ersten beiden Quadrate gezeigt habe. Sie wären zu unruhig.

Meine Hände haben das offensichtlich nicht gehört. Nun sind es viele Quadrate und es werden immer mehr (so, wie die abgegebenen Stimmen für die Demokraten). Sie werden immer diverser (so, wie die demografische Entwicklung in den USA).

Mit Glück wird es eine Decke. Fertig wird sie wohl noch bevor dieses unwürdige Spektakel zu Ende ist.