Veranda, Prüfung und Pullover

Es gibt Wochen, die gehen vorbei wie Tage. Gerade erst war Sonntag, jetzt ist schon wieder Samstag. Verrückt. Aber leider total normal in letzter Zeit.

Gerade deshalb tut es gut, darüber nachzudenken, was eine vergangene Woche jeweils besonders gemacht hat und so bin ich auch heute gerne wieder bei Andrea’s Samstagsplausch dabei.

Diese Woche ist die Antwort einfach. Zwei Dinge gab’s, die beide irgendwie Highlights sind und waren: zum einen, wir haben (wieder) eine Veranda!

Gebaut aus Stahl und Lärchenholz, fehlen zwar noch Geländer und Treppe, aber man kann schon wieder aus der Küche nach draußen. Und genau das habe ich heute morgen gemacht: ich bin früh aufgestanden, habe mich mit Kaffee und Häckeldecke rausgesetzt, in den Garten geguckt und den Vögeln zugehört.

Schöner geht nicht. Wirklich nicht.

Zum anderen hatte der Sohn seine MSA-Prüfung. MSA steht für Mittlerer Schulabschluß und ist in Berlin die Voraussetzung für die Zulassung zum Abitur. Auch wenn in diesem Jahr nur die sogenannte Präsentationsprüfung stattfand und alle schriftlichen Prüfungen abgesagt wurden, war es dennoch eine Abwechslung zu den vergangenen Wochen: Eine Herausforderung, die der Teenager – wie alles im Leben – sportlich nahm und die er bestehen wollte. Also hat er recherchiert, gelesen und gelernt. Das hat sich fast wieder wie richtige Schule angefühlt.

Alles andere war nachrangig, auch das Stricken. Zur Zeit habe ich eh nur den Pullover aus Regia-Sockenwollresten auf den Nadeln. Jede Runde hat 280 Maschen und die 2er Nadeln sind so dünn … Der wird mich also noch eine Weile beschäftigen.

Die Ärmel habe ich im letzten Blogpost schon gezeigt, der Körper wird primär grün, auch wenn er auf dem Bild so blau aussieht. (Wundert mich selber gerade). Wenn’s nach mir geht, wird der wachsende Pullover den Sommer mit mir auf der Veranda verbringen ☀️.

Das wird gut!

Heart on my Sleeve

Jeden Samstag erzählt Andrea im Blog wie ihre Woche war und fordert dazu auf, es ihr gleich zu tun. Samstagsplausch nennt sie das und was sie schreibt, lese ich immer. Auch wenn wir uns sehen. Nur haben wir das seit Wochen nicht. Mein wöchentlicher #knitwoch, mit Andrea und Magda findet – wenn überhaupt – nur virtuell statt und das ist (auch wenn wir es anders wollen) einfach nicht das Gleiche wie „richtige“ Treffen.

Mist alles. Aber zum Glück wohl absehbar.

Wie war sie also, meine Woche? Ich habe immer noch viel mit Haus und Handwerkern zu tun. Die Fassade ist fertig, aber nun kommen Treppe und Veranda. Der Stahl für die Unterkonstruktion liegt seit gestern (verdeckt) in der Einfahrt (damit er auch Montag noch da ist). Der Teenager und ich haben Hortensien, Christrosen und Johannisbeer-Sträucher umgepflanzt, die alle da standen, wo die Veranda hin soll (oder im Weg waren, weil jemand, der Stahl schleppt, wohl eher nicht auf Pflanzen achtet. Wie auch?) Die schwarze Johannisbeere scheint es zu schaffen, der rote sieht traurig aus. Ich möchte, will, muss noch Beton- und Kalkreste von Klinkersteinen entfernen. Nehme ich den Winkelschleifer? Reicht Zitronensäure? Was weiß denn ich …

Es ist ein bißchen wie das zweite Stück Torte, das man ißt in dem Wissen, dass es einem nicht bekommt, weil es zuviel ist. Der berühmte Tropfen, der das Faß zum Überlaufen bringt … Schon die Fassade war (nicht nur) ein (finanzieller) Kraftakt. Noch in diesem Jahr die Veranda zu machen ist Wahnsinn, aber so ist es jetzt.

Und es wird schön. Sehr schön!

Bei allem habe ich nicht viel gestrickt. Ein bißchen an meinem Pullover aus Regia-Resten. Da ist der zweite Ärmel fast fertig. Die Resonanz auf Instagram war verhalten, darüber mußte ich lachen. Beim ersten Ärmel-Posting hat mir wohl noch niemand geglaubt, wie bunt der Pullover wirklich werden wird. Keins der Knäuel hat noch 50 gr. und so kombiniere ich immer einen einfarbigen Rest mit einem bunten. Der Körper wird grün. Flaschengrün mit bunt, blaugrün mit bunt, olivgrün mit bunt. Ein Knäuel nach dem anderen. Keine Ahnung, wie das später aussieht, aber ich wünsche mir, dass all diese verschiedenen Farben sich letztlich zu einem großen Ganzen zusammenfügen. Und bei olivgrün am Kragen ist das Risiko gering, dass mir der fertige Pullover nicht steht. Olivgrün geht immer.

Dann habe ich Herzen mit Maschenstich auf kleine Maschenproben gestickt. Erst ein Rotes für mein Muttertag-Bild auf Instagram, dann ein Gelbes (auf Grau) für Regia. (Sieht man, dass ich versucht habe, es dreidimensional aussehen zu lassen? Die Maschen links sind aus dem gelben Pairfect-Anfangsfaden, die übrigen sind Neon). Dann wieder ein Rotes, um zu sehen, wie Stiche mit dünnem Garn auf dickerer Wolle aussehen. Dann noch ein Gelbes. Dieses Mal auf Regia-Denim.

Nennen wir es einen Maschenstich-Rausch 😬. Wäre ich Künstlerin, wäre das wohl eine Serie. Das Herz ist immer das gleiche und doch scheint jedes eine andere Form zu haben. Vielleicht sollte ich auch mal ein helles auf dunklen Untergrund sticken.

Das erste Rote ist mein Favorit bisher; das andere habe ich auf ein Loch im Ärmel einer gekauften Jacke genäht. „Wear your heart on your sleeve“ ist das englische Äquivalent zu „das Herz auf der Zunge“ tragen. Passt gerade irgendwie. Zu den bunten Pullover-Ärmeln, zu den Herzen und zu mir.

Sonst nichts. Es gibt eine lange Liste all der Dinge, die ich tun möchte oder längst hätte tun müssen, aber ich komme einfach nicht dazu. Also wird die Liste immer länger. Ich habe den 6. Geburtstag der kleinen Patentochter vergessen; heute morgen, als ich mit ihrer Mutter telefonierte, fiel es mir wieder ein 😢.

Irgendwie ist es symptomatisch, wo sich momentan doch alle Tage gleich anfühlen. Weil home office nicht Büro ist. Weil home schooling (gibt es da eigentlich kein deutsches Wort für?) keine Schule ist. Weil einkaufen mit Maske und Einkaufswagen mich wahnsinnig macht.

Ich fühle mich wie aus der Zeit gefallen. Ihr auch?

 

 

Alles anders irgendwie

Ob ich denn gar nicht hamstern wolle, hat mich die Frau an der Kasse des Supermarktes gefragt und dann gelacht. Ich stand da mit meinem Stoffbeutel, während die Menschen um uns herum voll beladene Einkaufswagen aus dem Laden Richtung Parkplatz schoben. Da habe ich dann auch gelacht. Aber wohl war mir nicht dabei.

In den Medien, auf der Straße, in meinem Kopf – überall Corona.

Zum Glück scheint die Sonne in der Hauptstadt, also konnte der Teenager am Sonntag Freunde treffen. Verabredungen, die im Freien stattfinden, erlaube ich (noch). Sie haben dann stundenlang im Park Basketball gespielt, sich ausgepowert und Spaß gehabt. Allerdings ohne sich zu umarmen (wie normalerweise). Ohne „bro fist“ (wie normalerweise). Aber fast so unbeschwert wie noch letzte Woche. Wie vor Corona.

Unfassbar, wie schnell sich die Welt ändern kann. Plötzlich ist alles anders.

Plötzlich geht, was nie ging; Klima oder Migrationsprobleme haben nicht erreicht, was jetzt über Nacht passiert: Menschen verzichten! Auf Autos und Kino und Essen gehen. Auf Konsum. Und warum? Weil plötzlich das eigene Leben in Gefahr ist. Nicht mehr nur das der Anderen. Jede/r achtet jetzt auf sich. Wahrscheinlich zu Lasten eines sozialen Miteinander. Wie kann es auch anders sein, wenn „Soziale Distanzierung“ das Mittel der Wahl ist. Wenn der Postbote, die Nachbarin oder der Klassenlehrer sich in potentielle Feinde verwandeln. Je länger das dauert, um so schlimmer wird es werden.

Aber nun gilt es erstmal die nächsten fünf Wochen zu meistern: Home office und home schooling – damit ist es für mich deutlich einfacher, als für viele andere. Weil es für meinen Job (fast) egal ist, wo ich bin und weil der Teenager kein Kind mehr ist. Er versteht, warum wir zu Hause sind, dass er arbeiten muss, auch wenn keine Schule ist und dass die PlayStation … ach, lassen wir das. Ich fürchte, die wird jetzt mehr beansprucht als sonst. Und so lange er da Fifa spielt, kann ich wohl auch wenig sagen.

Wenn ich da an die Eltern der kleinen Patentochter denke: beide berufstätig, drei Kinder im Kindergarten … (Darf ich helfen? Darf ich nicht?) Ich möchte nicht mit ihnen tauschen.

Bei Allem wird dennoch Frühling und ich bin entschlossen, diesem verd*mmten Virus etwas Positives abzugewinnen. Also schreibe ich heute mal wieder einen Blogpost.

Morgen ist der vorerst letzte Schultag. Ab dann kann ich jeden Morgen eine halbe Stunde länger schlafen, weil ich niemanden mehr um 7 Uhr vor die Tür schieben muss. Mag sein, dass ich trotzdem weiter um 6 Uhr aufstehe – einfach, weil es draußen dann schon hell ist. Endlich! Darauf habe ich lange gewartet.

Meine Tage werden länger sein. Länger hell und mit mehr Zeit. Entschleunigung. Auch das habe ich mir schon lange vorgenommen. Nur ist es schwer in einer Stadt wie Berlin, wo kaum eine Strecke unter 45 Minuten zu machen ist. Ins Büro und zurück fahre ich jeden Tag 70 km durch den Berufsverkehr. Das fällt jetzt weg. So, wie alle anderen Fahren: zu Verabredungen, zum Basketball, zum Baumarkt, zu Terminen. Findet alles (fast) nicht mehr statt.

Diese Extrazeit werde ich wohl primär im Garten verbringen. Ich werde ihn von Efeu und Unkraut befreien und vielleicht sogar einen Gemüsegarten anlegen. Auch das steht schon lange auf meiner Liste, nur bin ich nie dazu gekommen. Tipps und Empfehlungen nehme ich gerne an.

Vorher werde ich allerdings dem Teenager zeigen, wie man mit der Axt Holz spaltet. Er ist zwar kein Fan von Gartenarbeit (schamlose Untertreibung), aber Brennholz zu machen, könnte ihm gefallen. Damit hätte er einen Ersatz für alle Trainingseinheiten, die seit letzter Woche nicht mehr stattfinden, nachdem die Bezirksämter die Hallen und Spielstätten geschlossen haben. Außerdem liegen die Trümmer der gefällten Walnuß schon seit vier Wochen auf dem Rasen. Wird Zeit, dass die da weg kommen.

Wir werden all das aufessen, was in der Küche in zwei Schubladen liegt: in der oberen die „Rohstoffe“ (Mehl, Zucker, Nüsse, Reis, Nudeln, Gries …), in der unteren Konserven. „Kochen mit dem, was da ist“ ist meine Spezial-Disziplin. Kein Fehler mal wieder nachzusehen, was da eigentlich alles lagert (ehe Lebensmittel-Motten auf die gleiche Idee kommen).

Wenn dann immer noch Zeit ist, werden wir das Zimmer des Teenagers vom Kinderzimmer in das Zimmer eines bald 16jährigen verwandeln; ich werde alles ablegen, was ich seit 3 Jahren Blatt für Blatt auf meinen Schreibtisch im Wohnzimmer gelegt habe (okay, das vielleicht doch nicht) und bei schlechtem Wetter vielleicht sogar den Keller aufräumen.

Natürlich werde ich auch alle Strickprojekte beenden, die hier noch liegen (Spoiler: wishful thinking): den Iceroad Shawl, den halb geribbelten Nightshift Shawl und den Weekend Sweater, an dem nur noch die Arme fehlen. Und bei Allem hoffen, dass Corona bald weltweit der Garaus gemacht werden kann.

Aber ob dann alles wieder so wird, wie es war? Ich habe Zweifel.

Was macht Ihr?

 

 

 

 

 

 

 

 

Sommerferien

Es ist jedes Jahr dasselbe: die Familie möchte in Sommerferien fahren, aber niemand möchte sich darum kümmern. Also mache ich es. Und dann ist es wirklich jedes Jahr dasselbe:

Frankreich!

Gleicher Ort, gleiche Wohnung, alles gleich. Kein WLAN 😬

Wochen ist es her, dass wir da waren. Wochen, dass wir zurück sind. Nur der Blogpost fehlt immer noch. Und der scheitert bisher daran, dass es irgendwie nichts zu erzählen gibt. Weil es – nach 2015, 2016, 2017 (2018 waren wir in Spanien) und nun wieder – tatsächlich immer dieselben Ferien sind. Nichts, was ich nicht schon mal geschrieben hätte. Gut, dieses Jahr war es nicht so warm wie sonst (leider), der Himmel war nicht so blau wie sonst (leider) und wohl deshalb war auch nicht viel los (juchhu), aber alles andere?

Ich bin (wie immer) viel gelaufen, der Mann hat (wie immer) viel gelesen und der Sohn hat sich (Achtung! Neu!) an Wassersport versucht. Katamaran und surfen statt Basketball. Die Begeisterung war mäßig, aber er war beschäftigt. Ja, Basketballkörbe haben wir trotzdem  gefunden. Sogar andere Spieler. Manchmal hat man eben Glück …

Und gestrickt habe ich (Überraschung 😉): wie immer kleine Blätter, außerdem habe ich den Nightshiftshawl angefangen (da kommt noch was zu: Bilder, Woll-Info und so) und Socken aus Regia Premium Bamboo.

Wir waren in Kirchen und Buchläden, auf Flohmärkten und am Meer, haben Postkarten geschrieben, Ball gespielt, sind essen gegangen und Boot gefahren.

WLAN gabs dann übrigens doch. Wenn auch nur an der Strassenecke 😬

Dafür haben wir ferngesehen: „Alerte Cobra“ – Alarm für Cobra 11. Das läuft in Deutschland mittlerweile in der 46. Staffel. Irre, oder? Gefühlt kennen wir (der Sohn und ich) jetzt alle Folgen …

Doch, war schön. Richtig schön. Und sehr erholsam. Trotzdem möchte ich nächsten Sommer in Berlin bleiben (glaube ich). Es macht so wenig Sinn das ganze Jahr im Garten zu arbeiten, um dann wegzufahren, wenn es hier am schönsten ist. Mal sehen – vielleicht muss ich mich nächsten Sommer ja auch gar nicht kümmern. Vielleicht macht das ja mal jemand anderes 😇.  Und dann fahren wir vielleicht doch wieder nach Frankreich …

 

Fünf Fragen am Fünften

Jeden 5. eines Monats stellt Luzia Pimpinella fünf Fragen. Fragen – willkürlich zusammengestellt – die nichts mit Wolle zu tun haben (gar nichts) und vielleicht gerade deshalb genau das sind, was mein Kopf und mein Blog zur Zeit brauchen. Hier sind ihre Fragen im Juni (die ich dann doch nicht so ganz woll-frei beantworten konnte):

Wo bin ich am liebsten?

„Home is, where the heart is“ heißt es, und so geht es mir auch. Mein Lieblingsort ist deshalb überhaupt nicht an einen Ort gebunden, sondern an die Menschen, die ich liebe. Klar gibt es Plätze, an denen ich gerne und weniger gerne bin, aber grundsätzlich bin ich zu allen Schandtaten bereit, so lange Mann und Teenager dabei sind. (Allein die Tatsache, dass ich immer noch in Berlin bin, wo die Winter lang und dunkel sind – zu lang und zu dunkel für mich – sagt alles, oder?).

Früher war der Teenager fassungslos, wenn wir – der Mann und ich – gesagt haben, mit 18 fliegt er zu Hause raus. Er bliebe für immer, hat er damals gebrüllt. Das hat sich über die Jahre geändert … Heute ist er mindestens so fassungslos, wenn wir ihm sagen, wir kommen mit, wenn er geht … 😬.

Machen wir nicht, aber ich schließe ebensowenig aus, dass wir uns dann auch noch mal auf den Weg machen. Es gibt so viele schöne Orte auf der Welt, so Vieles, was wir noch nicht gesehen haben. Irgendwo zu zweit nochmal neu anzufangen („Bordeaux“ flüstert die Stimme in meinem Kopf) hat einen ganz eigenen Zauber, wenn ich so darüber nachdenke. Aber wenn irgendwann Enkelkinder da sind, werden wir dem Sohn wohl doch hinterher gehen 😉.

Was muss für mich unbedingt mit in jeden Urlaub?

Wolle und Stricknadeln. Wochenlang denke ich vorher darüber nach, was ich stricken könnte und woraus – egal wann wir fahren (im Sommer oder zu Weihnachten) oder wohin. Und dann stricke ich jeden Morgen, wenn Mann und Sohn noch schlafen, genieße die Ruhe und vielleicht sogar Sonne. Später, in Berlin, ist dann das Feriengefühl sofort wieder da, sobald ich das Tuch (meistens ist es auf Reisen ein Tuch) sehe oder trage.

Außerdem ist immer eine kleine grüne Tasche dabei, die mir der Mann vor Jahren in Frankreich geschenkt hat. Da sind winzige Sockenwoll-Reste drin, aus denen ich Blätter stricke. Für jedes fertige Blatt findet der Teenager den perfekten Platz. Ich mag die Vorstellung, dass Menschen meine Blätter entdecken, sich darüber freuen oder sie sogar mit nach Hause nehmen. (Oder ein Feuerzeug drunter halten, sagt die Berlinerin in mir …).

 

Welches ist mein liebstes Essen im Sommer?

Die, die mein Blog regelmäßig lesen, wissen, dass der Mann seit einigen Jahren nicht mehr in Berlin arbeitet. Zwischen einzelnen Projekten ist er dann allerdings einmal im Jahr (meistens im Sommer) über Wochen zu Hause. Es scheppert dann durchaus braucht dann eine Weile, bis wir uns im gemeinsamen Alltag wieder „zurecht ruckeln“ und das – so haben wir gelernt – geht am besten mit ganz klarer Arbeitsteilung. Deshalb ist die Küche im Sommer seine.

Dann liest er Magazine, schreibt Einkaufszettel, schwingt sich auf sein Fahrrad, kauft Lebensmittel, die ich nie kaufe und kocht. Mittags ruft er mich dann an, fragt, ob ich pünktlich Feierabend machen kann und spätestens dann fahre ich los. Weil ich weiß, dass zu Hause der Tisch auf der Terrasse gedeckt ist, dass es wunderbar riecht und dass der Mann dort auf mich wartet.

Wir haben dann Zeit für uns (der Teenager ist noch in der Schule. Gemein, ich weiß), essen (eine Sommersuppe oder Tapas oder einen Auflauf – ich liebe Aufläufe) und reden. Reden und essen. Sitzen noch länger, trinken meistens noch einen Kaffee zusammen und dann macht jeder wieder seins. Garten, Haus – zu tun ist immer.

Mein Lieblingsessen ist das, was mein Mann für uns kocht? Ja, ist es. Weil das mehr als kochen ist – für mich ist das Leben ohne Uhr, Genuß, Leichtigkeit, Sommer, irgendwie Luxus, Akku aufladen, vielleicht sogar das Erfolgsrezept unserer Ehe.

Bin ich eher Team brütende Hitze oder lieber Team nordeuropäisch kühl?

Perfekt ist es da, wo das Meer ist. Punkt. Die Temperatur ist mir dann echt egal (vorausgesetzt, das Wetter ist annehmbar).

Vor Jahren waren wir im Winter an der polnischen Ostsee. Rückblickend gehört das zu den schönsten Ferien, die wir je gemacht haben. Der Teenager war noch ein kleiner Junge, am Strand war niemand außer uns, Muscheln hatten kleine weiße „Eisjacken“ an und die Wellen waren in der Bewegung gefroren.

Der kleine Junge zog den Schneeanzug an, um ans Wasser zu gehen, schlidderte auf dem Eis und wir gingen stundenlang spazieren. Abends saß er dann mit roten Backen am Ofen und kippte vor Müdigkeit vornüber auf das Mensch-ärgere-Dich-nicht-Brett.

Das ist so lange her alles. Macht mich ganz wehmütig gerade. Und dankbar.

Wie kann ich im Urlaub am besten relaxen?

Neulich habe ich irgendwo gelesen, dass je besser die Op­tionen sind, zwischen denen sich Menschen entscheiden müssen, des­to schwerer fällt es ihnen, überhaupt eine Entscheidung zu treffen. Vielleicht fahren wir deshalb immer wieder im Sommer nach Frankreich. Gleicher Ort, gleiche Wohnung, alles gleich. Wir wissen, was uns dort erwartet, was fehlt (bringen wir mit), wo wir gerne essen gehen und wie nett unsere Vermieter sind. Das ist wie ein Zuhause fernab von zu Hause. Fremd und dann eben doch nicht.

Letztes Jahr haben wir das mal unterbrochen – war gut, aber nicht so gut, dass wir das wiederholen wollen. Deshalb wieder Frankreich. Gleicher Ort, gleiche Wohnung. Und loslassen.

Der Mann wird wie jedes Jahr ein (Ferien-)Buch lesen und mir auf langen Spaziergängen die Handlung erzählen, wir werden mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs sein (weil er das liebt), und wieder alle Kirchen besichtigen, weil sie schön sind und weil es da kaum anderes zu besichtigen gibt.

Das wird gut.