Ein Tag wie Sommerferien

Sommer in Berlin ist wunderbar: viel Grün, wenig Menschen und ein unfassbar blauer Himmel. Und doch fahren wir jedes Jahr genau dann weg. Irgendwie absurd dachten wir letztes Jahr und dass es allerhöchste Zeit sei, das zu ändern. Wir würden einfach hier bleiben. Ferien zu Hause. All das genießen, wofür wir das ganze Jahr arbeiten.

Irgendwie Fügung, oder?

 

Aber (fast) so war es dann. Der Mann kam (wie jeden Sommer, zwischen zwei Projekten) Anfang Juli zurück nach Berlin, schlief morgens aus, übernahm die Küche (juchhu!) und erholte sich. Der Teenager fuhr erst auf Einladung eines Freundes nach Frankreich und dann auf Einladung einer Freundin nach Norddeutschland. Beides war offensichtlich weniger erholsam, weil wenig Schlaf, aber der Sohn war glücklich und mehr kann man von Ferien nicht erwarten.

Ich ging weiter ins Büro, machte aber ansonsten weniger. Also weniger Haus, weniger Garten, um dafür häufiger einfach mal sitzen zu bleiben und nichts zu tun. Schöne, lange, ruhige Tage – auch wenn der Kopf nicht zur Ruhe kam. Der wollte Tapetenwechsel hat Andrea mir erklärt.

Und so kam es, dass meine Sommerferien gestern waren.

Am Nachmittag, als es nicht mehr wie aus Eimern goß, sind wir kurzentschlossen ins Auto gestiegen und an einen der vielen Seen im Berliner Umland gefahren. Schon der Weg dorthin war toll. Weite Felder rechts und links der Strasse, auf denen der Nebel stand. Am See angekommen, haben wir dann zugesehen, wie die Sonne rot-orange ins Wasser fiel. Später, als die Schwäne schlafen gegangen geschwommen sind, sind wir zurück in die Stadt gefahren.

Gar nichts Dolles eigentlich, aber so wunderbar.

Bei allem habe ich nicht viel gestrickt. Kleine, weiche Maschenproben aus rosa Regia Premium Cashmere und Alpaca Cloud als Beilauffaden. Mag sein, dass sie eine Jacke werden.

Und wenige Zentimeter am Summer Love Wrap. Keine Ahnung, ob der jemals fertig wird (140 cm fehlen noch …), aber wenn, wird er wunderschön.

Alles friedlich gerade in meiner Welt – darf es das, bei Allem, was in der realen Welt los ist?

 

 

Sommer in Berlin

Wir wohnen in einer kleinen Straße, die letzte Hausnummer ist die 19. Mehrheitlich Einfamilienhäuser, viele davon auf zurückliegenden Grundstücken und deshalb immer mal wieder mit dem Zusatz „a“, „b“ oder sogar „c“. Um die 50 Menschen, viele über 65 und jeder Haushalt mit eigener „Einbruchhistorie“. Allein in der 19 wurde viermal eingebrochen, dem Paar in der 8a das Auto gestohlen, in der 17 der Einbruch verhindert, weil der Nachbar das Licht der Taschenlampe sah – die Liste könnte ich zu jedem Haus fortsetzen.

Wir sind 2012 hierher gezogen. Kein Jahr später kamen Einbrecher durchs Küchenfenster … So richtig dagegen tun kann man nur wenig, sagte uns die Polizei damals. Und dass das Einzige, was wirklich schützen würde, aufmerksame Nachbarn sind.

Heute gleicht das Haus einer Festung Damals haben wir Fenster und Türen gesichert. Und im Folgejahr habe ich mit drei Nachbarinnen ein Sommerfest ins Leben gerufen. Seither treffen wir uns einmal im Jahr in wechselnden Gärten und alle tragen dazu bei, dass das Fest ein Erfolg wird. Zelt und Lichterketten, ein Buffettisch oder eine Kühlkiste für Fischfang in Skandinavien, diverse Grills und Biertischgarnituren, Gläser, Porzellan und köstliche Salate, sogar selbstgebrannter Erdbeerschnaps – schon verrückt, was andere in Keller und Garage lagern. Um die 40 Menschen feiern immer zusammen. Eher mehr als weniger.

Ich weiß noch, wie fremd wir uns im ersten Jahr waren. Ich hatte Anstecker vorbereitet, auf die sich jeder die eigene Hausnummer schrieb. „Ach, Sie sind das mit dem neuen Dach!“ – „Der Herr aus der 3a, ob Sie mir den Ketchup geben würden?“ – „Und Ihr wohnt in dem schönen, grünen Haus an der Ecke?“

Mittlerweile kennen sich eigentlich alle, manche sind neu zugezogen, andere sind nicht mehr dabei, mit vielen sind wir mittlerweile per Du und gefeiert wird jedes Jahr. Seither wurde nur noch einmal eingebrochen. In der 9b. Und das ist zwei Jahre her.

Nächstes Wochenende ist wieder Sommerfest und ich gestehe, ich gehe zum ersten Mal mit gemischten Gefühlen hin. Wir werden nicht auf Bierbänken sitzen, sondern auf Plastikstühlen, um Abstand wahren zu können. Es wird Desinfektionssprays geben, die genutzt werden müssen vor dem Gang ans Buffet. Grillen darf nur, wer Maske trägt. Wir werden (hoffentlich) alle achtsam miteinander umgehen.

Ob das dennoch zu leichtsinnig ist? Es ist ewig her, dass der Mann und ich an einer Veranstaltung mit so vielen Menschen teilgenommen haben. Und was bringen wir mit? Eine Schüssel Salat, aus der sich alle bedienen oder vielleicht doch besser Kuchen, der bereits in Stücke geschnitten ist? Was würdet Ihr machen? Absagen? Kuchen backen?

Ich bin eine von „den Guten“! – glauben wir das nicht alle? Die, die das Virus übertragen, sind „die Anderen“! – woher nehmen wir diese Sicherheit? Jede Woche, ach was: jeden Tag tue ich etwas, was ich genau genommen nicht tun sollte. So, wie Freitag morgen, als ich die Nachbarin auf der Strasse umarmt habe. Weil ich es einfach nicht hinkriege zu verstehen, dass Überträger auch die sein können, die ich gerne habe, die mir vertraut sind.

Schon vor Monaten ist eine Kinderdecke aus Wollresten fertig geworden. Gehäkelte Quadrate mit Blumen waren der Anfang, die Streifen kamen dazu und es fasziniert mich zu sehen, wie alles zu einer Einheit geworden ist. Die Farben und Materialien sind so schön zusammen. Der kleine Deckenbesitzer ist Anfang Februar auf die Welt gekommen und ich wünsche mir sehr, dass er irgendwann Spaß daran hat, an Blütenblättern zu zupfen, das Glitzern in dem grauen Regia Soft Glitter zu entdecken oder aus all den Farben, seine Lieblingsfarbe zu wählen.

Vielleicht ist es ja pink 😉

Verlinkt mit Andrea’s Samstagsplausch.

Kein Beauty-Blog, echt nicht 😬

Es gibt Wochen, in denen passiert gefühlt gar nichts. Also nichts, worüber es sich lohnen würde zu schreiben. Morgens Büro, nachmittags Garten, dann nochmal Schreibtisch. Zwischendurch Haushalt. Abends „monogames“ Stricken, weil der grüne Schal fertig werden soll. Langweilig? Langweilig.

Immerhin habe ich ein neues Bild gemacht: grün vor grün am Geländer.

Sechs Musterreihen, die Rückreihen immer links und trotzdem gelingt es mir mit schöner Regelmäßigkeit, mich in jeder vierten Reihe zu verstricken. Ein fehlender Umschlag, ein unkonzentrierter Moment und – zack – ist es passiert. Dann heißt es zurückstricken, oder (schlimmer) ribbeln.

Was sonst? Ich räume immer noch auf. Nicht mehr so extrem wie am Anfang des lockdown, aber immer noch. Mittlerweile bin ich im Badezimmer angekommen. Habt Ihr mal gelesen, woraus sich das Zeug zusammensetzt, dass wir uns täglich auf Kopf und Körper verteilen? Zugegeben, bei mir ist das, was im Bad ‚rum steht, überschaubar. Dieses ganze „Beautygedöns“ liegt mir überhaupt nicht, aber trotzdem haben sich im Familienbad zahlreiche Flaschen und Tuben angesammelt, die ich mir irgendwann im April schließlich vorgeknöpft habe.

Alles, was man nicht auf Anhieb aussprechen kann und alles, was mehr als vier Silben hat, gehört nicht auf die Haut, habe ich irgendwo mal gelesen. Und wenig später diesen Artikel entdeckt: Haare waschen nur mit Wasser oder Haarseife.

Eklig? Gar nicht. Seit sechs Wochen bin ich dabei und was soll ich sagen? Ich habe zwar immer noch nicht die roten Locken, die ich gerne hätte, aber endlich wieder Haare! Viel mehr Volumen, viel mehr Schwung, viel mehr Glanz. (Vielleicht wird das hier ja doch noch ein Beauty-Blog, wer weiß?). Sie sind nicht mehr so fusselig, nicht mehr elektrisch, fassen sich viel schöner an und gehen nicht mehr so aus. Ich hätte nicht gedacht, dass das mit grauen silbernen Haaren geht.

Ja, der Anfang war kein Spaß und hat viel länger gedauert, als ich gedacht hätte und ja, waschen ohne Shampoo ist aufwendiger als mit Shampoo, aber alles machbar. Bürsten ist wichtig. 100 Bürstenstriche mit der richtigen Bürste. Aber das hat meine Großmutter früher schon gesagt, wenn wir sie besucht haben. „96 … 97 … 98 … 99 … 100! 100! 100!“ Daran kann ich mich immer noch erinnern. Warum hatte ich damit aufgehört?

Wasser, Haarseife und Essig  an Stelle von Tensiden, Parabenen und Silikonen. Es ist so einfach.

Vielleicht habe ich aber auch nur Glück gehabt. Eine schnelle Internet-Recherche zeigt mir, dass Andere erst experimentieren mussten, ehe sie die für sie perfekte Lösung gefunden haben. Und dass das zum Teil bis zu zwei Jahren gedauert hat. Ob ich das durchgehalten hätte? Wobei – wer weiß, vielleicht stelle ich ja auch irgendwann fest, dass das, was momentan für mich und meine Haare richtig zu sein scheint, doch nicht so gut ist. Aber dann probiere ich eben ‚was anderes. Es kann nur besser sein als das, was ich hatte.

Lest gerne den oben verlinkten Artikel, wenn Euch das Thema interessiert und schreibt mir in den Kommentaren, wie Ihr darüber denkt. Ich würde das wirklich gerne lesen.

In mein (nicht mehr ganz junges) Gesicht kommt übrigens nur noch Sonnenblumenöl mit Vitamin E, beides gemischt in einer kleinen Glasflasche, die Andrea mir mitgebracht hat. Damit gewaschen, muss ich mich nicht mal mehr eincremen, aber darüber schreibe ich jetzt nicht mehr – sonst wird das wirklich noch ein Beauty-Blog 😉.

Ich stricke jetzt am grünen Schal weiter. Besser ist das.

 

 

 

 

 

 

Woche 10

Als ich ein Kind war, waren die Sommerferien endlos. Sechs Wochen, die nie zu Ende gingen – war das für Euch auch so? Seit zehn Wochen hat der Teenager nun keine Schule mehr. ZEHN Wochen … zwar ohne frühes Aufstehen, aber auch ohne Freunde, ohne Training und ohne den vertrauten Alltag. Statt dessen ab und an Zoom-Konferenzen und viel Zeit alleine.

In einem Alter, in dem Kinder sich auf den Weg machen, in dem Freunde wichtiger sind als alles andere, in einer Zeit, in der sie flügge werden (sollen!), ist mein Teenager zu Hause. Für mich ein unerwartetes Geschenk. Und für ihn?

Was macht das mit ihm? Ich kann es nur vermuten.

In zehn Wochen hat er zwei Basketbälle (keinen Mist, sondern hochwertige Outdoor-Bälle namhafter Hersteller) kaputt gespielt. Sie haben erst ihren Grip, dann die Luft verloren. Das Korbnetz ist an einer Stelle durchgescheuert. Materialermüdung.

Aber er spielt weiter. Und wirft und wirft und wirft.

Es heißt, ab nächste Woche wären die Sportplätze für Gruppen mit bis zu sieben Spielern wieder geöffnet. Darauf hoffen wir jetzt.

Was war sonst in dieser Woche?

Ich habe den geringelten Pullover gewaschen und ihn in Form gezogen. Unglaublich, wie der sich mit Wasser vollgesogen hat! Da half auch Schleudern in der Maschine nicht. Er blieb tropfnass. Also habe ich ihn draußen auf den Wäscheständer gepackt und zwei Tage gewartet. Bis auf den Kragen ist er fast so geblieben wie er war. Das sah zwar schicker aus mit dem enger anliegenden Bündchen am Hals, aber dafür ist diese Wolle dann eben doch nicht weich genug. Das war nichts für mich.

Kann man sehen, dass die blauen Streifen an den Armen identisch sind mit denen am Körper? Nachdem ich mit Resten gestrickt habe, war halt irgendwann kein Orange mehr da. Die Streifen habe ich mit dem Streifengenerator bestimmt. Echt eine super Idee – ich überlege schon, wann und für was ich das wieder einsetzen kann.

Was ich auf jeden Fall auch nochmal stricken möchte, wenn auch mit dünnerer Wolle, ist diese Schulterpartie. Gefunden habe ich die in Elizabeth Zimmermanns Buch „Knitting without Tears“. Echt eines meiner liebsten Strickbücher!  Unter dem Namen seamless hybrid ist die Anleitung auch auf Ravelry.

Jetzt werde ich den fertigen Pullover aber erst mal wegpacken. Wolle, gestrickt mit Nadeln 5.0, möchte ich bis Herbst nicht mehr sehen. Nicht als Knäuel und ganz sicher nicht an mir.

Und den Blogpost verlinke ich zu Andreas Samstagsplausch. Schon die dritte Woche, in der ich dabei bin. Danke, Andrea 😘

 

Veranda, Prüfung und Pullover

Es gibt Wochen, die gehen vorbei wie Tage. Gerade erst war Sonntag, jetzt ist schon wieder Samstag. Verrückt. Aber leider total normal in letzter Zeit.

Gerade deshalb tut es gut, darüber nachzudenken, was eine vergangene Woche jeweils besonders gemacht hat und so bin ich auch heute gerne wieder bei Andrea’s Samstagsplausch dabei.

Diese Woche ist die Antwort einfach. Zwei Dinge gab’s, die beide irgendwie Highlights sind und waren: zum einen, wir haben (wieder) eine Veranda!

Gebaut aus Stahl und Lärchenholz, fehlen zwar noch Geländer und Treppe, aber man kann schon wieder aus der Küche nach draußen. Und genau das habe ich heute morgen gemacht: ich bin früh aufgestanden, habe mich mit Kaffee und Häckeldecke rausgesetzt, in den Garten geguckt und den Vögeln zugehört.

Schöner geht nicht. Wirklich nicht.

Zum anderen hatte der Sohn seine MSA-Prüfung. MSA steht für Mittlerer Schulabschluß und ist in Berlin die Voraussetzung für die Zulassung zum Abitur. Auch wenn in diesem Jahr nur die sogenannte Präsentationsprüfung stattfand und alle schriftlichen Prüfungen abgesagt wurden, war es dennoch eine Abwechslung zu den vergangenen Wochen: Eine Herausforderung, die der Teenager – wie alles im Leben – sportlich nahm und die er bestehen wollte. Also hat er recherchiert, gelesen und gelernt. Das hat sich fast wieder wie richtige Schule angefühlt.

Alles andere war nachrangig, auch das Stricken. Zur Zeit habe ich eh nur den Pullover aus Regia-Sockenwollresten auf den Nadeln. Jede Runde hat 280 Maschen und die 2er Nadeln sind so dünn … Der wird mich also noch eine Weile beschäftigen.

Die Ärmel habe ich im letzten Blogpost schon gezeigt, der Körper wird primär grün, auch wenn er auf dem Bild so blau aussieht. (Wundert mich selber gerade). Wenn’s nach mir geht, wird der wachsende Pullover den Sommer mit mir auf der Veranda verbringen ☀️.

Das wird gut!