Patenkinder, Ferien und mein grünes Tuch

Es ist nicht so, dass ich nicht stricke – ich blogge nur nicht. Irgendwie fehlt dazu momentan die Zeit. Schulferien, Job, Besuch, Garten: „Days are packed“ um Calvin zu zitieren. Kennt Ihr Calvin & Hobbes? Die liest der Sohn gerade mal wieder rauf und runter. Auf der Veranda oder zusammengerollt auf dem Sofa – ich liebe es ihn irgendwo giggelnd mit einem der Bücher zu finden.

Bis gestern war eine meiner großen Patentöchter zu Besuch. 23 ist sie. Bald 24. So erwachsen und dann irgendwie doch noch mein Patenkind. Dreimal bin ich 1992 Patentante geworden. Drei kleine Mädchen: die Tochter meiner Cousine, die Tochter einer uralt-Freundin, die Tochter eines Arbeitskollegen. Alle drei sind längst erwachsen. 1996 kam der erste Patensohn, 1999 dann noch zwei: der Sohn meiner Schwester und der Sohn einer Freundin. 2002 wieder eine Patentochter, 2008 ein Patensohn und schließlich 2014 die kleine Patentochter von der ich schon so oft im Blog geschrieben habe.

Neun Patenkinder. 24, 23, 23, 19, 17, 16, 14, 8 und 2 Jahre alt. Zwei habe ich über die Jahre verloren. Wir hören uns nicht mehr. Zu zwei weiteren ist der Kontakt immer mal schwierig. Fünf sind eng und wichtig und wunderbar. Eine von ihnen hat mich gerade besucht, die andere sehe ich übernächstes Wochenende.

Ich fliege zu ihr nach North Carolina. Dort leben ihren Eltern, sie und ihre drei Schwestern. Eine Woche USA! Teuer, zu kurz, zu knapp vor Schulbeginn. Egal! Ich freue mich so : )

Lacetuch Häkelmonster50 cm habe ich an dem grünen Tuch aufgeribbelt. Es ist jetzt immer noch zwei Meter lang. Das reicht. Und den Rand habe ich neu gemacht: nicht mehr die in der Anleitung vorgeschlagenen Häkel-Picots sondern iCord. Passt viel besser finde ich.

Trotzdem habe ich en bißchen den Spaß an rechteckigen Tüchern verloren. Vielleicht, weil ich nicht weiß wie ich sie tragen soll. Mal sehen, ob das grüne Tuch mich jetzt umstimmen kann.

 

 

Happy Pom Poms

Neulich in Halle hat Claudia – die Chefin in der Fadenliebe – mir die Anleitung zu Maria Kostamovaaras Happy Pom Pom Schal mitgegeben.

Und egal ob Sommer oder nicht – den wollte ich sofort haben. Nun war meine Garnwahl leider suboptimal … Tolle fröhliche Farben, Ringel die wunderbar zur Idee des kleinen Tuchs passen, ein richtig schönes Maschenbild, aber: gar nicht weich leider.

IMG_2472Kratzt – findet auch der Sohn, aber fürs Bild hat er es ausgehalten. Wir haben so viel Spaß gehabt beim familiären Photo-Shooting. Als er sich die Pom Poms hinter die Brillenbeinchen gesteckt hat und dann aussah wie ein grinsendes kleines Schaf. Ach ja … seufz … wie lange machen Kinder sowas mit? Einmal quer durch die Pubertät bitte.

Trotzdem: kein Bild vom (kompletten) Kindergesicht in meinem Blog. Und zur Farbwiedergabe der Bilder sagen wir jetzt auch nichts.

15°C in der Hauptstadt, wenig Aussicht auf Besserung. Trocken genug für Gartenarbeit (grummel) am Nachmittag. Bis dahin Schreibtisch.

Und wie sieht Eure Woche aus?

YarnCrawl in Berlin

YarnCrawl – schon mal gehört? Für die, die es nicht kennen: Übersetzen würde man es wohl am besten mit … Ja, mit was? Wenn ein „PubCrawl“ eine Kneipentour ist – ist ein YarnCrawl dann eine Wolltour? Ein Zug um die Häuser in Sachen Wolle? Mag sein, dass es dafür (wie so oft) gar kein deutsches Wort gibt.

Die Idee kommt aus USA. „An organized event focused on exploring the yarn shops of an area over a specific time period. It’s a great event for fiber enthusiasts“ – so beschreibt es Portland / Oregon. Wollgeschäfte laden ein mit besonderen Aktionen (vielleicht Rabatten oder Gewinnspielen) und oft gibt es eine Art Pass in dem – ähnlich wie bei der Einreise in ein Land – gestempelt wird, welche der teilnehmenden Geschäfte man besucht hat.

YarnCrawls sind wunderbar um Menschen kennenzulernen, die die Leidenschaft für Wolle teilen, um vielleicht in Gegenden der Stadt zu kommen, in die man sonst nicht kommt und um Garne zu kaufen, die man nicht braucht, aber dennoch haben muss.

Und das gab es nun auch in Berlin. Organisiert von Hanna Lisa, Strickfan mit Online-Shop und im „richtigen“ Leben Consultant und Verena, Strickdesignerin und Bildungsforscherin.

Getroffen haben wir uns mittags in Reinickendorf an der U-Bahn (eine Weltreise für mich: 29 Stationen mit der U-Bahn – gefühlt deutlich mehr – und damit ein Ort, an dem ich wirklich nie bin). Wir waren um die 20 Teilnehmerinnen (ja, ausnahmslos Frauen) und ich kannte keine. Mag sein, dass ich die eine oder andere schon mal gesehen habe, aber kennen? Nein.

Irgendwie macht mich das immer latent nervös, aber viel Zeit darüber nachzudenken war nicht, weil wir gleich los gegangen sind. Ein bißchen wie früher in der Schule: Hanna Lisa und Verena vorneweg, alle anderen hinterher. Viele waren zu zweit gekommen und so ergaben sich fast automatisch Zweierreihen wie bei Schulausflügen. Nur Handgehalten haben wir nicht : )

#BerlinYarnCrawl16 Häkelmonster FridaFuchsErste Station waren die Verkaufsräume von Frida Fuchs. Unfassbar schöne Garne! Insbesondere Schickimicki hat es mir angetan und wäre da nicht mein Vorsatz, in 2016 nur meine Vorräte zu dezimieren und nichts Neues zu erwerben, dann hätte ich ganz sicher den einen oder anderen Strang gekauft. So habe ich zugesehen wie andere das taten, habe bewundert und befühlt, was sich bewundern und befühlen ließ und dabei zugelassen, dass Mondrians Quadrate Tuch nun ganz weit oben auf meiner Wunschliste ist.

Dazu gab es winzige Cup Cakes in rot und weiß, während Jana und Julia, die Macherinnen hinter Frida Fuchs, beraten, gezeigt und erklärt haben. Kein Wunder, dass es ziemlich schnell lauter wurde, dass erste Unsicherheiten verschwanden und dass das eine oder andere Strickzeug zum Vorschein kam.

Von dort sind wir weitergefahren nach Kreuzberg in das Café Nest. Viele Stationen mit der U-Bahn, viele Frida Fuchs Papiertüten, viele (schon jetzt) hochzufriedene Gesichter.

Im Café Nest hat uns Molly von A Homespun House ihre Garne gezeigt: wilde Farbverläufe, oft mit Glitzer und wunderbaren Namen: Fried Pickles Gold Sparkle zum Beispiel oder Digital Bath. (Die Bilder sind hier leider farblich nicht so schön weil das Licht schlecht und die Kamera klein war …). Wir hatten wir einen großen Raum für uns alleine, saßen, schwatzten und strickten, während es draußen wie aus Eimern schüttete.

Erst als wir aufbrachen hörte es auf und so kamen wir glücklich und trocken nach Friedrichshain zu Wollen Berlin. Ich war vorher tatsächlich noch nie dort. Die, die es kannten, wurden den Tag über nicht müde davon zu schwärmen und so wunderbar wie sie es beschrieben haben, war es dann auch. Tolle Garne, tolle Beratung und ein heller, großer, schöner Laden. Alles perfekt!

Damit nicht genug, war Jule da von HeyMamaWolfYarns und hatte eine Auswahl ihrer Garne mitgebracht: mit Pflanzenfarben handgefärbte Biogarne von hier (soll heißen aus Deutschland). Jule lebt außerhalb von Berlin in der Prignitz und überlegt dort nächstes Jahr Kurse anzubieten – salopp formuliert „vom Schaf zum Endprodukt“ – das finde ich superspannend!

#BerlinYarnCrawl16 Häkelmonster HeyMamaWolfAber dann war für mich auch gut. So viele Eindrücke, so viel Wolle, so viele neue Gesichter und Geschichten – ich war tatsächlich dankbar, dass wir dann „nur noch“ zusammen essen gegangen sind. Abends um elf war ich schließlich zu Hause.

Fazit? Klasse! Wie so oft haben mich in erster Linie die Menschen begeistert: die „Waldorf-Mama“ Janine, die sich genau die Strickjacke gestrickt hat, die ich schon so lange haben möchte (vielleicht mache ich doch die lange Version …); Saskia die genauso gerne bei Liljedal in Treptow ist wie ich (warum haben wir uns da noch nie getroffen?); Linda, die mit mir einen Strickkurs geben würde; Lisa, die meine Decke nachgehäkelt hat; Julia von Alpaka me! deren Blog ich schon so lange kenne, Alexandra und ihre Freundin Kornelia mit denen es so herrlich war zu schwatzen; Sarah, die mich auf die Idee gebracht hat eine Mütze für meine Schwester zu stricken, und alle anderen, mit denen ich gesprochen habe: die Melanie-Berg-strickende Töchter-Mama Sylvia, die Socken-Strickerin die ich über Fringe entdeckt habe und Orit mit der ständig routierenden Handspindel – ach schade, dass wir so wenig Zeit hatten, dass ich so viele Namen nicht weiß und überhaupt …

#BerlinYarnCrawl16 HäkelmonsterEs war ein wunderbarer Tag und ich bin richtig froh, dass ich dabei war. Der Hashtag #BerlinYarnCrawl16 läßt hoffen, dass es in 2017 eine Fortsetzung gibt.

Ich kann sie Jedem und Jeder nur empfehlen.

Merken

Merken

August

Warm ist es draußen (meistens zumindest), alles blüht und es ist so schön. Es sind immer noch Ferien und auch wenn ich längst wieder im Büro bin, läuft alles irgendwie langsamer.

Vielleicht habe ich deshalb jetzt die (innere) Ruhe ein Projekt zu Ende zu bringen, das schon so lange auf meinen Nadeln ist – wenn auch anders als gedacht.

Black Lace Häkelmonster2013 habe ich Garn gekauft für ein schwarzes Lacetuch. Ich weiß noch dass ich es mitgenommen habe, um in der Bahn auf dem Weg zum ersten YarnCamp daran zu arbeiten. 2014 hatte ich es glaube ich kein Mal in der Hand, immerhin habe ich im Oktober drüber gebloggt. 2015 dann wieder, im Mai, im Juni und im September. Das war das Jahr in dem Michaela mir zu anderen Nadeln geraten hat und Rebekka zu dem perfekten Seil. Plötzlich konnte ich wieder stricken.

Aber genau genommen stimmt das nicht. Die Geschichte ist eine andere.

Mein Vater war sehr lange sehr krank. Schwarz ist (für mich) Farbe der Trauer und so war ich besessen von der Idee, mein Vater würde leben so lange ich das Tuch nicht zu Ende gestrickt habe. Absurd? Wahrscheinlich.

Jetzt will ich es nicht mehr zu Ende stricken. Ich kann es auch nicht. Also werde ich es aufribbeln. 110 cm, Masche für Masche.

Das wird eine Weile dauern, aber vielleicht ist der August lang und warm und schön genug um dann gleich ein nächstes Projekt mit genau diesem Garn zu beginnen.

Zumindest scheint es mir wie ein Wink des Schicksals, dass ich seit heute eine neue Anleitung habe – ein unerwartetes Geschenk über das ich mich sehr gefreut habe! – die nicht nur wegen ihres Namens vielleicht genau die Richtige für dieses Garn ist: Heaven & Space.

Ferien in Frankreich

Wir sind wieder da. Schon seit einer Woche. Und so gerne ich in Berlin bin – dieses Mal ist es mir ungewohnt schwer gefallen hierher zurückzukommen. Zwei Wochen Ferien sind manchmal einfach zu kurz. Zu kurz für richtige Erholung. Zu kurz wenn Frankreich so schön ist.

Gemacht habe ich nichts. Nichtmal gelesen oder Postkarten geschrieben. Aber während der Sohn ein Basketball-Camp (was auch sonst?!) besucht hat, waren der Mann und ich spazieren. Am Wasser entlang oder durch die Kleinstadt. Im Hafen und manchmal auch in der Einkaufsstrasse. Und überall wo wir waren habe ich kleine Blätter aufgehängt oder hingelegt. Möglichst so, dass sie zu ihrer Umgebung passten.

Ich denke gerne dass irgendjemand ein Blatt findet und sich darüber freut. Vielleicht ist es auch nur der Wind der sie mitnimmt. Aber spielt das eine Rolle?

Und weil ich immer wieder gefragt werde wie ich sie stricke, kommt hier eine grobe Anleitung. Man muss dafür rechte Maschen können, wissen wie man eine iCord strickt, linksgeneigte (k2tog) bzw. rechtsgeneigte (ssk) Abnahmen und wie man aus einer Masche zwei herausstrickt (kfb)

Den Anfang bildet eine iCord. Das wird der Blattstiel. Dazu 3 Maschen anschlagen und 5 Reihen stricken.

In der nächsten Reihe aus jeder der 3 Maschen 2 Maschen herausstricken (kfb). Diese 6 Maschen auf zwei Nadeln verteilen: die Maschen 1, 3 und 5 auf eine Nadel, 2, 4 und 6 auf die andere.

Ab jetzt wird mit drei Nadeln des Nadelspiels in Runden gestrickt. In der ersten Runde alle 6 Maschen einfach abstricken.

In der nächsten Reihe (das müßte Reihe 8 sein): 1M rechts, 1 Umschlag, 1M rechts, 1 Umschlag, 1M rechts = 10M

Reihe 9: alle Maschen rechts stricken, dabei die Umschläge wie rechte Maschen behandeln (so dass kleine Löcher entstehen)

Reihe 10: 2M rechts, 1 Umschlag, 1M rechts, 1 Umschlag, 2M rechts = 14M

Reihe 11: wie Reihe 9.

Reihe 12: wie Reihen 8 und 10, also rechte Maschen bis zur Mittelmasche, dann 1 Umschlag, die Mittelmasche, 1 Umschlag und wieder rechte Maschen = 18M

Diese beiden Reihen nocheinmal wiederholen, so dass 11 Maschen auf jeder der beiden Nadeln sind.

Dann drei Reihen (= 6 Nadeln) einfach nur rechts stricken.

Jetzt kommen die Abnahmen: Dazu in jeder zweiten Reihe am Nadelanfang eine Masche linksgeneigt (ssk) und am Nadelende eine Masche rechtsgeneigt (k2tog) abnehmen. So lange bis nur noch 3 Maschen auf jeder Nadel sind.

Nun die erste Masche auf der Nadel abheben, die beiden anderen zusammenstricken und die abgehobene Masche über die andere ziehen. Das gleiche auf der anderen Nadel.

Den Faden abschneiden und durch die letzten beiden Maschen ziehen. Ich vernähe dann immer nur das Fädchen an der Blattspitze und lasse das andere dran. Aber das kann jede machen wie sie möchte, denke ich.

Falls das jetzt nicht so erklärt ist, dass es wirklich verständlich ist, ist hier ein Video. Der Mann hat es aufgenommen während ich ein kleines Blatt gestrickt habe. Ihr könnt es ja mal ansehen.

Es ist kein Kunstwerk, aber es hat richtig Spaß gemacht. Am späten Nachmittag auf der Veranda in Berlin. Das war dann doch fast wie Frankreich.