Ankara Socken

Ich war noch nie in Ankara, denke ich gerade. Auch wenn ich oft und viel gereist bin.

Die kleine Lederhose zum Beispiel ist ein Souvenir aus dem Zillertal. Die Kopeke habe ich in Moskau auf der Strasse und die Tambala-Münze in Malawi gefunden. Den Haifischzahn habe ich fassen lassen, damit er ans Armband kann. In Isreal hat mir ein Reiseführer auf einer Geschäftsreise die Hand der Fatima geschenkt. Der kleine Laster ist eine Erinnerung an den Job in Oregon und das Flugzeug kommt aus Illinois.

Die Liste ließe sich noch eine Weile fortführen, denn jeder der kleinen Anhänger hat eine eigene Geschichte. Die meisten erinnere ich – leider nicht (mehr) alle.

Als Kinder hatten wir Bettelarmbänder mit kleinen emaillierten Stadtwappen. Erst viel später habe ich dann eher zufällig mit diesem hier begonnen. Wahrscheinlich rund um die Jahrtausendwende – die 2000 ist nicht zu übersehen.

Mittlerweile sind alle Ringe belegt und es ist fast zu schwer, um es noch zu tragen. Aber ich sehe es mir gerne an. Erst recht zur Zeit, wenn Reisen keine Option sind.

195 Länder gibt es gemäß Definition der Vereinten Nationen. Ich müßte zählen, in wie vielen ich schon war. „Da geht noch was“, würde der Teenager sagen. Asien und Australien fehlen komplett und auch die Liste afrikanischer Staaten ist (leider) sehr übersichtlich (bisher nur Malawi). Wenn ich könnte, wie ich wollte, würde ich gerne mal nach Griechenland. Oder in die Türkei.

Also reise ich im Kopf.

Die schönen Socken Ankara begleiten mich dabei. Knöchelhoch, mit Picot-Rand, lettischem Zopf und Moucharabieh-Muster stricken sie sich abwechslungsreich und – dank Regia6fädig – auch schnell. Es ist ein Teststrick für Marie von Early Bird Knits, den ich gestern begonnen habe. Die erste Socke ist fertig und die zweite wird nicht lange dauern. Zumal es Spaß macht. Tragen werde ich die Ankara Socken aber wohl erst im kommenden Herbst.

Paar 9 in 2021. Ich bin echt gespannt, wie viele da noch kommen.

Vorerst aber keine. Hier liegt noch genug anderes, was fertig werden will. Ganz zu schweigen vom Garten, der langsam aufwacht … Deshalb geht mein Blogpost jetzt schnell zu Andrea und ich nach draußen, nachsehen was der Frühling macht 🌱.

 

 

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#projekt2021. Vielleicht

Andrea schwärmt schon lange vom Blog der Zitronenfalterin. Vergangene Woche bin ich endlich ihrer Empfehlung gefolgt und – was soll ich sagen? – offensichtlich im richtigen Moment. Denn die Zitronenfalterin hat nicht nur einen wirklich schönen Blog (ist es eigentlich der oder das Blog? 🤔), sie regt ausgerechnet in einem ihrer letzten Blogposts an, ein Jahresprojekt zu beginnen und zu verlinken – ein #projekt2021.

Ein Jahresprojekt – mit sowas kriegt man mich ja (leider) schnell. Ein Projekt, das mich ein Jahr lang begleitet. Nicht, weil ich es vor mir her schiebe, sondern weil es so angelegt ist. Jede Woche, jeden Monat an etwas arbeiten, dass nach 365 Tagen ein großes Ganzes ist.

Zum Beispiel ein Wetterschal. Dafür brauchst Du fünf verschiedene Farben eines Lace-Garns. Sagen wir mal weiß, hellgrau und grau, hellblau und royalblau. Jeden Morgen siehst Du Dir dann den Himmel an (wenn Du ein Monk bist, immer zur gleichen Tageszeit), wählst zwei Farben, die der Himmelsfarbe am ehesten entsprechen und strickst zwei Reihen. Weil Du zweifarbig strickst, hast Du 15 Kombinationsmöglichkeiten (Sophia, korrigier mich bitte, wenn das falsch ist 😉). Das reicht für jedes Wetter und jeden Himmel.

Am Ende erzählt Dein Schal die Geschichte Deines Jahres. Vom weißen Winterhimmel und den zarten Farben im Frühling, vom ersten schönen Sommertag und dem Sturm im Herbst.

Ich schweife ab …

Besser: ich drücke mich … Denn 2018 hatte ich schon mal ein Jahresprojekt. Mein #projekt2018. Damals habe ich angefangen, jeden Tag ein kleines Hexagon zu stricken. Jeden Tag aus einem anderen Sockenwollrest. Am Anfang hat mir das total viel Spaß gemacht. Ich musste mich wirklich zurückhalten, um nicht mehr als eins zu stricken. Weil sie so klein sind und so „squishy“ (kennt da jemand ein deutsches Wort für?). Sie schienen sich wie von alleine zu stricken. Aber schon im März wurde es zäher …

Trotzdem blieb ich dabei. Wenn auch mit einer kleinen Unterbrechung: Der Teenager schlug vor, ich könne doch anstelle eines Hexagons jeden Tag eine Liegestütze machen, push ups – wie das Neudeutsch heißt. Jeden Tag eine mehr als am Vortag … Um es kurz zu machen: nach 14 Tagen habe ich wieder Hexagone gestrickt.

Im Mai habe ich dann nicht nur zu Hause gejammert, sondern auch im Blog. Ende Juni war endgültig Schluß. Seither liegen hier sechs Tüten, in jeder ein Monat. Von Januar bis Juni sind das 31+28+31+30+31+30 = 181 kleine Kissen.

2018 war mein Plan, sie zu Stuhl- oder Bankauflagen zu verbinden. An zwei Dingen ist das gescheitert: (1) für einen Stuhl brauche ich um die 40 kleine Hexagone. Um den Eßtisch stehen sechs Stühle. Es reicht also nicht. Abgesehen davon bin ich mir auch nicht mehr sicher, ob  solche Auflagen nicht binnen kürzester Zeit platt gesessen wären.

Außerdem, und damit sind wir bei (2), habe ich keine Idee, wie ich die Dinger verbinden soll. Die Anleitung sieht vor, Fäden durch die Ecken zu ziehen, diese zu verknoten und kurz abzuschneiden. Das überzeugt mich nicht. Denn das würde (zumindest) auf einer Seite nicht schön aussehen und wie lange es hält, weiß der Himmel.

Was ich sagen will: ich könnte doch aus dem #projekt2018 mein #projekt2021 machen.

Ich könnte noch viel mehr Hexagone stricken und die vielleicht zusammenhäkeln oder so. Vorausgesetzt, ich hätte endlich eine zündende Idee, was es werden soll, wenns fertig ist.

Und schon beim Schreiben merke ich, dass ich überhaupt keine Lust dazu habe. (Gar keine!) So sehr könnt wohl nicht mal Ihr mich motivieren.

Leider! Oder doch?

Ende Dezember

Ich habe Handschuhe gestrickt. Einfache, weiche Fausthandschuhe aus Wollresten im Rippenmuster. Und ein paar kleine Quadrate gehäkelt. Auch aus Wollresten. Sonst nichts. Dabei würde es sich anbieten, mehr zu machen. Draußen ist es kalt und grau, ein freier Tag reiht sich an den nächsten und Wolle liegt hier (mehr als) genug. Aber irgendwie geht es gerade nicht.

Also mache ich einfach gar nichts, während dieses so merkwürdige Jahr zu Ende geht. Gucke in Kerzen oder aus dem Fenster, schlafe aus und gehe spazieren, während ich darauf hoffe, dass es morgens bald wieder hell ist.

Denn wie immer um diese Jahreszeit glaube ich, dass mit dem 1. Januar alles neu und anders wird.  Auch wenn ich weiß, dass das nicht stimmt.

„Wir denken selten an das, was wir haben, aber immer an das, was uns fehlt“ soll Schopenhauer gesagt haben. Je älter ich werde, um so mehr fehlt mir Licht.

Deshalb werde ich jetzt schnell noch mal um den Block gehen, ehe es wieder dunkel wird und ehe ich dann bei Andrea lese, was sie und viele andere zum Jahresende bewegt.

Was immer Ihr macht, an diesen letzten Dezembertagen – habt es schön 💙.

 

 

 

Jede Menge Grau

Die erste große Liebe … denkt Ihr da manchmal noch dran? Viele Jahre ist das bei mir her und doch ist die Erinnerung daran heute sehr präsent, während ich lange, graue Reihen am Kolding stricke.

Ich konnte damals mit seinen Freunden nichts anfangen, er nicht mit meinen. Unsere Familien kannten sich nicht. Unsere Interessen, Ziele, Gedanken, Ansichten hätten unterschiedlicher nicht sein können. So wie Sartres „Das Spiel ist aus“, nur ganz anders.

Grönemeyer, Westernhagen, Lindenberg, Klaus Lage. Wir haben sie alle live gesehen. Das Knoblauchfest in Darmstadt, Alexander Berkmans „ABC des Anarchismus“, Sardinen vom Grill, der kleine Junge an der Strasse. „Gibt’s hier was für Kinder?“ hat er mit großen Augen gefragt.

Erinnerung ist selektiv.

500 Tage. Es waren genau 500 Tage. Alles ein Rausch. Und immer und überall Menschen. Er sprach mit allen, fing sie ein. Ein Menschenfänger. Fröhlich, unbekümmert, großzügig, charismatisch. Daran hat sich bis heute nichts geändert.

Es konnte nicht gut gehen, sage ich. Es hätte funktionieren können, sagt er. Als es zu Ende war, waren wir beide im freien Fall. Erst Tränen, dann Funkstille.

Jahre danach (10? Vielleicht mehr?) sind wir zusammen ins Zillertal gefahren. Als Freunde. Nach einer Woche haben uns die Gäste zum Traumpaar gewählt. Weil wir uns wortlos verstehen, haben sie gesagt, und so entspannt sind. Auch daran hat sich nichts geändert.

Er hat einen Platz in meinem Herzen und das wird für immer so sein.

Es gäbe noch so viele Geschichten zu erzählen. Die schönste Geschichte von allen ist jedoch, dass wir uns nie verloren haben. Mag sein, dass wir uns nicht oft sehen, aber das macht nichts. Wenns drauf ankommt, klappt es irgendwie. Als er Onkel wurde, saß ich mit ihm in einer Kneipe in Frankfurt. Als der Teenager auf die Welt kam, kam er nach Berlin. Natürlich waren wir dabei, als er seine Lebensliebe geheiratet hat und als Darmstadt 98 sich im Spiel gegen Hertha BSC den Klassenerhalt gesichert hat, auch.

Ich kenne ihn mehr als die Hälfte meines Lebens.

Vergangene Woche hat mir eben dieser Freund in einer Nachricht geschrieben, dass er positiv getestet wurde. Obwohl er niemanden gesehen hat. Obwohl er sich an alle Vorgaben gehalten hat. Es geht ihm nicht sehr gut, schreibt er. Atemnot und Husten. Kein Geschmacksinn. Kein Geruch.

Ich stricke lange, graue Reihen (die beige aussehen im Bild, weil es draußen grau ist) und denke an den Freund. An ihn und an seine Frau, an Andrea und ihren Mann. Daran, dass dieses verdammte Virus verschwinden soll!

#FUCKcorona

Balaclava

Seit ich 2019 die Anleitung zur Balaclava auf der h+h in Köln bekommen habe, wollte ich diese Mütze stricken. Geklappt hat es nie. Andere Projekte, falsche Jahreszeit, nicht das richtige Garn – Ihr kennt das. Irgendwann habe ich auch gar nicht mehr daran gedacht, bis ich die Anleitung vergangene Woche eher zufällig wieder in der Hand hatte.

Der gleiche Zufall wollte es, dass hier Wolle lag, mit der die Maschenprobe passte. Also habe ich angefangen. Einfach so.

Gut, Braun ist jetzt nicht meine Lieblingsfarbe, aber das Türkis, das überall da hervor blitzt, wo die Mütze doppelt gestrickt ist, kommt damit wunderbar zur Geltung.

Gestrickt habe ich mit einer Merino-Baumwoll-Mischung, die schmuseweich und sehr angenehm zu tragen ist. Ob ich eine zweite Mütze mit Einrum-Garnen stricke (für Einrum wurde die Balaclava entworfen), weiß ich noch nicht. Das Knäuel, das ich habe, fasst sich an wie Léttlopi … (Für die, die es nicht kennen: ungefähr so, wie die grüne Seite vom Küchenschwamm). Das wird zwar viel weicher, je öfter man es trägt, aber eine Mütze möchte ich dennoch nicht daraus stricken. Pullover gerne. Sehr gerne! Aber keine Mütze.

Wie dem auch sei, meine Balaclava (das betont man übrigens auf der zweiten Silbe. Also Bal-LAC-lava) war in kaum zwei Tagen fertig und es sieht so aus, als habe sie ihren neuen Besitzer schon gefunden. Es ist – na klar – der Teenager und er sieht umwerfend damit aus. Wirklich umwerfend.

Schnell noch zur Anleitung: sie ist gut geschrieben, gut erklärt und nicht kompliziert. Bisschen fummelig rund ums Gesicht, aber nicht schlimm. Den unteren Teil (also von Anschlag bis Kinn) habe ich 3 cm länger gestrickt als verlangt, alles andere nach Vorgabe. Die fertige Mütze sitzt toll. Eng am Gesicht, aber nicht zu eng. Idee ist, dass man sie nach oben umschlägt, wenns nicht so kalt ist. Dann sieht sie aus wie eine normale Mütze. Oder sogar mehrfach krempelt, „Fisherman hat“ heißt das, habe ich gelernt (dann ist die Krempe türkis). Vielleicht machen wir noch mehr Bilder, vielleicht aber auch nicht.

Viel mehr ist nicht passiert.

Obwohl, doch! Ich habe Andrea „verhäkelt“. Sie hatte mir neulich einen Garnrest gegeben, der eigentlich gar nicht für mich sein sollte, aber wie er nun hier lag … Jetzt habe ich ein weiteres Quadrat für meine Decke (die ansonsten leise stagniert) und freue mich bei der Vorstellung, dass in den Granny Squares nun nicht mehr nur Wollreste stecken, sondern auch Gedanken an die Strickfreundin.

Außerdem habe ich wieder angefangen kleine Stiefel zu stricken. Auch die verbinden mich mit einer Strickfreundin. Das rote Glitzergarn gehört ihr, aber ehe ich es ihr zurückgeschickt habe, konnte ich nicht anders – ich mußte ein bißchen davon verstricken. Womit auch klar ist, dass die kleinen Stiefel ganz sicher nicht verschenkt werden, sondern hier bei mir bleiben.

Das war’s in Sachen Wolle. Nicht so viel, wenn ich mir das so ansehe.

Aber morgen beginnt etwas Neues! Ein kleiner KAL mit den Besten 💖. Ich freue mich da so sehr drauf!

 

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