Pairfectes Design

Manchmal sehe ich ein Bild, eine Idee, eine Anleitung – so logisch, so gut – dass es mich umhaut. Und dann frage ich mich, warum ich da nicht drauf gekommen bin. So geht es mir mit Sophias Babyhose.

Diese fröhlichen Ringel aus Sockenwolle sind zwar Beinkleider, aber keine Strümpfe. Sie sind ohne Ferse, aber dafür mit Po. Sophia hat sich – nah am Original – Wicklung und Idee eines Pairfect-Knäuels zunutze gemacht und dabei doch etwas komplett anderes entworfen: Identische Ringel für Babybeine dank gelbem Faden (der zum Schluß wirklich das Einzige ist, was vom Knäuel übrigbleibt). Pippi Langstrumpf für kleine Kinder.

Es ist – zugegeben – eine Weile her, dass ich einen Windelpo in eine Strickhose gepackt habe (mit 12 verweigert der Sohn das eine ebenso wie das andere und auch anziehen soll ich ihn nicht mehr ?), aber ich sehe einer Babyhose immer noch an, ob sie passt oder nicht. Schickstes Design ist für die Tonne, wenn die Proportionen nicht stimmen, wenn die Windel nicht mit einkalkuliert ist, wenn das alles nicht sitzt.

Diese Hose ist pairfect. Einfach so.

Und genau das eben doch nicht. Design ist nie „einfach so.“ Die Idee zur Hose hat Sophia vor sieben Wochen auf Instagram gezeigt.

Stichfest Babyhose Häkelmonster

Die erste Hose, den Prototyp, gabs dann vor 5 Wochen in ihrem Blog.

Stichfest Babyhose Häkelmonster
Bild: Sophia

Seit gestern sind Anleitung und Garn als Kit im stichfest-Shop verfügbar.

Stichfest Babyhose HäkelmonsterFast zwei Monate also von der Idee bis zum fertigen Produkt. Dazwischen geribbelte Reihen, der eine oder andere Teststrick, eine virtuelle Gradwanderung zwischen Zeigen und Verstecken, dann die finale Anprobe am Nachbarskind und schließlich das Schreiben der Anleitung (alleine das dauert – gefühlt – drölf Jahre). Uff!

Zwei Monate … Da weiß ich doch wieder, warum ich auf solche Ideen nicht komme. Mein Weg war da deutlich einfacher: ich habe die Anleitung seit gestern, 1 x YarnCamp-Pairfect lag auf Abruf und so war kurz vor Mitternacht ein Bein gestrickt. Stoppen konnte mich nur, dass ich keine brauchbare 2,5er Rundstricknadel habe. (Zum Glück! Die Nacht war auch so kurz genug). Aber irgendwann heute habe ich die und dann geht es weiter.

Stichfest Babyhose HäkelmonsterA propos Nadeln: als Nadelspiel-Fan stricke ich mit addis Kolibri-Nadeln. Das geht wunderbar, aber geschrieben ist die Anleitung fürs addis Sockenwunder.

Was immer Ihr nehmt: fangt an! Für Socken wird es jetzt eh zu warm – für Babyhosen noch nicht ?.

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Rosa Zauber

Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne – so heißt es doch, oder? Wobei dieser Zauber genau genommen nicht meiner ist …

Drops 155-12 HäkelmonsterDenn eigentlich strickt sich Inaam, die junge Irakerin die nun schon so viele Monate bei uns wohnt, dieses Tuch. Nur wollte es irgendwie nicht werden. Kennen wir alle. Seit Wochen lag es deshalb – kaum fünf Reihen gestrickt – auf dem Sofa und nichts passierte. Und als ich sie vorgestern fragte, ob ich wohl ein Stück rosa KidSilk haben dürfte für ein anderes Projekt, stimmte sie sehr bereitwillig zu. „Nimm soviel Du brauchst. Nimm ruhig alles. Ich glaube nicht, dass ich das jemals fertig stricke.“

Also habe ich alles genommen. Erst zu retten versucht und dann doch neu angefangen. Nach der Drops Anleitung, die sie sich ausgesucht hatte und mit der Nadelstärke, mit der sie angefangen hat (4 und nicht 8 – also nicht ganz so „spinnwebig“).

Drops 155-12 Häkelmonster

Supereinfache Anleitung, „mindless knitting“ wie es so oft heißt. Kraus rechts, sonst nichts. Perfekt um es überall dabei zu haben. Das Garn und meine Olivenholznadeln sind ein Traumpaar. Und so wächst der rosa Zauber seit gestern vor sich hin.

In zwei Wochen zieht Inaam aus. In ein neues (eigenes) Zuhause. Sie freut sich und doch hat sie Angst. Ich kann es verstehen. Das Tuch möchte ich ihr dann gerne mitgeben. Eine weiche Umarmung in schwierigen Zeiten.

Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne – der uns beschützt und der uns hilft, zu leben

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Zwischenstand

Das Tuch für Marisa wächst und wird gut. Dank Rowan Creative Focus, addi-Nadeln und dem Besuch meiner Freundin aus Fulda, mit der ich von Freitag Abend bis Samstag Nacht gefühlt durchgängig auf dem Sofa gesessen und gestrickt habe. Unterbrochen eigentlich nur dadurch, dass sie uns (der Welt besten!) Käsekuchen gebacken und Abendessen gekocht hat.

Luxus pur! Nicht nur für die Hände – auch für Seele und Magen :o)

Schon lange besitze ich das addiClick-Basic-Set und neuerdings auch zwei addiClick Olivenholz-Nadeln in Stärke 4. So genial, wenn man die Spitzen einfach tauschen kann! So perfekt, dass ich genau die Spitzen habe, die zu meiner „Strick-Handschrift“ passen.

Die rechten Reihen stricke ich mit der Olivenholz-Nadel in 4, die linken Rückreihen mit der Basic-Spitze in 3,5 und das Ergebnis ist so, wie ich es möchte: die Fadenspannung stimmt.

addi Rowan maschenfein häkelmonsterIch kann das Ergebnis zwar (noch) nicht in Gänze zeigen, weil das Tuch fürs Buch ist, aber Bilder gibt es trotzdem.

So muss es sein Dünen zu stricken: hell, hell, hell – irgendwie hügelig wenn es da so liegt – und ziemlich warm auf den Beinen. Könnte auch die Wüste sein. Wüste im Frühling vielleicht.

Rowan addi maschenfein häkelmonsterAb und an ein bißchen rosa oder hellblau oder grau im schönen Faden, eine (gewollte) kleine Unregelmäßigkeit, eine andere Stärke – so als wollte Rowan mich unterhalten – und dann wieder viele Reihen hell.

Das warme Holz der einen Nadel, das kühle Metall der anderen. Die runde Spitze, dann die deutlich spitzere … irgendwie alles meditativ. Reihe … um Reihe … um Reihe.

Wenn nichts dazwischen kommt, wird das Tuch heute Abend fertig. Macht mich fast ein bißchen traurig.

 

Stricken im KunstAsyl

Seit ein paar Wochen stricke ich im KunstAsyl – einem Heim für Geflüchtete und Asylsuchende in Berlin Spandau – mit den dortigen Bewohner/innen. Das Angebot richtet sich an alle die da sind und Woche für Woche etabliert sich ein fester werdender Kreis. Die meisten haben vorher nie etwas mit Wolle zu tun gehabt. Nun lernen sie dienstags mit mir Mützen zu stricken und je länger wir das tun, umso besser wird unsere kleine Gemeinschaft.

Englisch, Italienisch, Arabisch und Kurdisch, jede Sprache des Balkan und kleine Brocken Deutsch – immer wieder erinnert mich unsere Kommunikation an früher und an „Stille Post.“ Vermutlich hat sich auch die finale Übersetzung dessen was ich höre oder sage immer mal wieder weit von der ursprünglichen Frage oder Aussage entfernt :o).

Fadenhaltung, Maschen und Techniken vermitteln sich eher übers Zeigen als über die Sprache und bei Allem nehmen unsere Mützen Gestalt an.

Gleichzeitig lachen wir viel, lernen voneinander und ich muß sagen, dass ich mich von Mal zu Mal mehr auf diese Treffen freue.

Deshalb ist es höchste Zeit DANKE zu sagen!

Danke Schachenmayr für so viel bunte Wolle, für die Stricklieseln und alles andere! Für die vielen Mails davor und danach und für Euren Pragmatismus: zusagen und machen. Wisst Ihr wie gut das tut?!

Danke liebes addi Team! Mit allem habe ich gerechnet, aber nicht mit einer so schnellen Zusage und so vielen Stricknadeln. Addilino sind perfekt für Mützen und für unsere Zwecke. Die kurzen Rundstricknadeln und Nadelspiele machen Stricken lernen so einfach! „Luxus für die Hände“ steht auf jeder Verpackung und genau so ist es!

Danke auch an Prym für die Zusage uns Häkelnadeln zu schicken. Ab kommender Woche (oder wann immer die Nadeln hier sind) wird es zusätzlich zum Strickkreis eine Häkelgruppe für Kinder geben. Sie wollen Fingerpuppen häkeln und auf das Ergebnis freuen wir uns glaube ich alle.

Ohne diese drei Unternehmen wäre es vielleicht bei der Idee eines Strickkreises geblieben. Dass es sich so umsetzen ließ ist wunderbar. Es ist deshalb an der Zeit Einblicke in das zu geben, was Euer Sponsoring bewirkt hat. Deshalb hier einige Bilder und ein paar der Akteure:

KunstAsyl Häkelmonster
Barbara, Künstlerin, Initiatorin und Master Mind von KunstAsyl
KunstAsyl Häkelmonster
Dachil, der einzige, der die vielen Kinder im Heim bändigen kann. Er gehört zum Kernteam des KunstAsyl und hat erst im Strickkurs stricken gelernt. Sein erstes (!) Projekt ist eine Mütze mit eingestricktem KunstAsyl-Logo.
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Serdars Hände. Er strickt eine Mütze für seine Frau, die (noch) nicht bei ihm in Berlin sein kann. Anschlag, rechte Maschen und linke – alles kein Problem für ihn und gleichzeitig ist das Maschenbild super schön und total regelmäßig.
KunstAsyl Häkelmonster
Valentina. Keine hat so schöne Haare wie sie und doch freut es mich wenn sie eine unserer Mützen trägt.
KunstAsyl Häkelmonster
Für Tasnim ist stricken noch Kampf. Jede Masche will erobert werden :o), aber sie stellt sich dieser Aufgabe – Woche um Woche. Klasse, oder?
KunstAsyl Häkelmonster
Dachils Schwester strickt erst seit dieser Woche. Und das mit einer Ruhe und Disziplin, die mich fasziniert. Ein Naturtalent wie ihr Bruder. Sie wird weiterstricken, das weiß ich.
KunstAsyl Häkelmonster
Abd – einer der ganz Treuen. Kommt zum Stricktreff auch wenn er nicht mehr im Heim wohnt. Ich denke, er mag in erster Linie unsere Gesellschaft, die Liebe zum Stricken muss noch wachsen :o). Einen Samurai der Stricknadeln hat Dachil ihn genannt. Da ist was dran …
KunstAsyl Häkelmonster
Klar, dass auch der Wachmann seine Mütze bekommen hat. Weiß und neon hatte er sich gewünscht.
KunstAsyl Häkelmonster
Shkandije strickt mit unglaublicher Geschwindigkeit und mit dem Faden um den Hals. Ihre Bewegungen sind wie ein Tanz und ihre Muster ungewöhnlich. Neben ihr auf dem Bild ist Christel – eine Dame aus der Nachbarschaft und begnadete Strickerin, die seit vergangener Woche mit dabei ist.
KunstAsyl Häkelmonster
Und all unser Tun wird beschützt von Spiderman Fouad.