09/17

Es gibt Dinge, die ich unbedingt stricken möchte und die dann doch für immer auf der (imaginären) „to-Knit-Liste“ bleiben. Fast wäre es dem schönen Lamana-Pullover mit dem klangvollen Namen 09/17 genauso gegangen. Aber eben nur fast.

Begonnen habe ich ihn am vergangenen Wochenende und was mich im Bild begeistert hat, ist auch in grün genial: die Zunahmen erfolgen regelmäßig, indem aus schmalen Streifen Quadrate werden. Schön finde ich auch das Kastige, allerdings werden die Ärmel bei meiner Variante schmaler (jeweils 27 Maschen unter den Achseln zuzunehmen, schien mir dann doch sehr großzügig …).

Garn meiner Wahl ist die weiche Regia Premium Merino Yak in meiner absoluten (schon immer und für immer) Lieblingsfarbe. Allerdings habe ich nicht gesehen, dass der Garnrest, mit dem ich begonnen habe, eine andere Farbpartienummer hat, als die Knäuel, die hier noch liegen.

Erst die wunderbare Strickmamsell hat mich darauf aufmerksam gemacht. Und auch der Teenager hat es auf Anhieb gesehen, als der wachsende 09/17 hier dekorativ am Schrank hing. Er dachte allerdings die verschiedenen Farbtöne wären Absicht, fand es tatsächlich cool und vielleicht ist es das ja sogar auch.

It’s not a bug, it’s a feature – ich laß das jetzt so.

Die Woche war voll und ich könnte noch so viel mehr schreiben. Vom Wahlsonntag und unseren Erlebnissen als Wahlhelfer:in, vom so schönen (und leider doch kurzen) Besuch der Strickmamsell hier in Berlin, von einem Tag in Sachsen-Anhalt und dem gestrigen Abend bei Freunden, der so spontan wie nett war – aber nichts davon will raus. Die Sätze hängen fest.

Also bleibt es ein kurzer Blogpost mit wenigen Bildern, von denen eines nicht mal besonders gut ist. Ich habe es von der Anleitung abfotografiert und offensichtlich mehr auf 09/17 geachtet, als auf Licht oder Farbe. Aber auch das bleibt jetzt so.

Es ist schließlich Sonntag.

Damit geht auch dieser Blogpost zu Andrea und ihrem Samstagsplausch.

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Das (Halb-)Jahresprojekt

Liebes Jahresprojekt –

Du musst jetzt sehr tapfer sein. Denn ich werde Dich verlassen. Besser: ich werde das wunderbare Buch, das uns zusammengebracht hat – MasterClass Stricken vom Stiebner Verlag – zusammenklappen und zurück ins Regal stellen. Es ist vorbei.

Du hast es kommen gesehen, oder? Schließlich habe ich Dich wochenlang vernachlässigt.

Alles hatte so schön angefangen … Wir haben uns im Frühling bei Andrea Karminrot kennengelernt, weißt Du noch? Damals haben wir uns gleich gut verstanden. Und in Folge hast Du mir Monat für Monat Dinge erklärt, die ich bis dato nicht kannte. Zumindest nicht so.

Es war schön, so viel Zeit mit Dir zu verbringen, Gleichgesinnte zu sehen bei Andrea, der Zitronenfalterin. Aber rückblickend sehe ich, dass wir schon im Frühjahr nicht immer einer Meinung waren. Vielleicht hätten wir reden sollen …

Die Idee Deiner Pulswärmer mit Helixstreifen zum Beispiel. Unser erstes Projekt. Die Helixstreifen fand ich toll – aber Pulswärmern, wenn der Sommer schon um die Ecke guckt? Nicht für mich. Also habe ich Sneakersocken gestrickt.

Dann kam April und mit ihm das Brambling Tuch von Bristol Ivy, um Intarsientechnik zu lernen – wie solltest Du wissen, dass ich diese Technik längst kann und vernünftig sein würde: kein neues Tuch, statt habe ich an dem gearbeitet, was hier noch lag.

vier gestrickte Mäuse auf einer TürschwelleIm Mai war dann die Sache mit Alex, der Maus. Ich habe so sehr über diese Maus geschimpft – weißt Du das noch? Andere Mäuse wurden es dann und davon viele. Und noch nicht mal mit Anschlag aus dem Fadenring, um den es eigentlich ging.

Die Talmadge Cloche im Juni ist das einzige Projekt, das ich genauso gemacht habe, wie du es wolltest. Aber nicht Deinetwegen, sondern weil ich mit Susanne, Andrea, Barbara, Anna und Birgit im KAL gestrickt habe. Das hat wirklich Spaß gemacht. Die fertige Mütze habe ich dennoch (gerne!) verschenkt.

Mittlerweile ist September. Die Antirrhinum-Socken – das Juli-Projekt –  habe ich noch gestrickt. Wobei das nicht stimmt. Ich habe (in geistiger Umnachtung?) nur die ersten vier Reihen des von Dir vorgeschlagenen Musters übernommen und – als wäre das nicht genug – eine andere Ferse gestrickt. Das Ergebnis mag ich in jeder Hinsicht gerne, nur ist es wieder nicht das, was Du wolltest.

Am Ende hat dann das Garn für die Socken nicht gereicht (ein Omen?), aber die wunderbare Strickmamsell hat mich mit einem kleinen Rest gerettet. Man sieht es, aber das stört mich nicht. Im Gegenteil. Ob es Dich stört, dass ich mich zunehmend weniger an unsere Vereinbarung gehalten habe?

Ab und an habe ich das Buch noch in der Hand, aber mir fehlt die Lust, weiter damit zu arbeiten. Bitte sag, dass Du das verstehst.

Du solltest mein Jahresprojekt sein, aber die Projekte, die im Buch noch kommen, hätten wohl ein ähnliches Schicksal wie die bisherigen. Nichts davon würde ich nachstricken wie im Buch gezeigt. Es liegt nicht an Dir oder dem Buch – es liegt an mir.

Bleibt nur zu sagen, dass das Masterclass Buch wirklich toll ist. Zwölf Techniken in zwölf Monaten sind ein sehr großzügiges Angebot. Vielleicht strecke ich das Ganze einfach auf zwei Jahre. Oder fünf. Oder sieben.

Wie immer das ausgeht: Alles Gute, Jahresprojekt – laß uns Freunde bleiben. Ich kenne mich, in irgendeinem Januar sehen wir uns wieder …

 

Fofo N°3

Im Sommer hat die Nachbarin ihr drittes Kind bekommen. Schon vorher hatte ich ihr eine kleine weiße Baby-Mütze aus Maulbeerseide geschenkt (das Garn ist mal dicker, mal dünner, deshalb sieht das so unregelmäßig aus) – ohne damit zu rechnen, wie sehr sie sich darüber freuen würde. Keines ihrer Kinder habe bisher etwas Handgestricktes besessen, sagte sie damals. Unglaublich, oder?

Irgendwann später, als das Baby längst da war und wir uns eher zufällig auf der Strasse trafen, zog sie dann die (inzwischen zu) kleine Mütze aus der Tasche, lachte und sagte, dass sie die nun für immer aufheben würde. Als Erinnerung an diese ersten Wochen.

Das wiederum hat mich so gefreut, dass ich gleich „rübergeschoben“ habe, was ich an Baby-Gestrick noch hatte: eine weitere Mütze, eine kleine Tomten-Jacke in Meeresfarben und ein Fofo in orange und pink.

Eigentlich wollte ich ihr das Fofo ja nur zeigen mit der Frage, ob sie sowas für ihr Baby auch möchte … Wollte sie. Nicht irgendeins, sondern genau das. Beide Farben würden ihm so gut stehen. Also hat ihr kleiner Max den Sommer über Fofo N°2 getragen. Er sah hinreißend darin aus 🧡.

Er war damit allerdings nicht das erste Baby in der Strasse, dem ich ein Fofo geschenkt habe. Fofo N°1 ging im Jahr davor an die Enkeltochter meiner Lieblingsnachbarinnen 💖.

Nun also Fofo N°3. Dieses Mal nicht in reiner Baumwolle, sondern einem Baumwoll-Merino-Gemisch. Wie in der Anleitung geschrieben, habe ich die Beinausschnitte in krausrechts gestrickt. Damit hadere ich seither, mache es aber nicht wieder auf.

Statt dessen ’note so self‘: nie wieder. Verkürzte Reihen, wie in Fofo N°2, sehen schöner aus und sitzen besser.

Wann immer das nächste Kind in der Nachbarschaft zur Welt kommt – ich bin vorbereitet 💚.

Und auch wenn das letzte Fädchen schon abgeschnitten und vernäht ist, schicke ich meine Fofos jetzt zu Andrea’s Nadelgeplapper.

Schirmmütze Alex

Der Basketball-Coach des Teenagers trägt jahrein jahraus Mützen. Immermal wieder stricke ich ihm deshalb eine. ‚Eine Schirmmütze wäre cool‘, dachte ich neulich und wie es der Zufall will (wenn es denn Zufälle gibt) suchte Caro tagsdrauf Teststrickerinnen für ihre Schirmmütze Alex. Kann es besser gehen?! Wohl kaum. Also habe ich Caro gefragt, ob ich mitstricken kann und sie hat zugesagt.

Gestrickt habe ich dann die Mütze in Größe L mit Regia 4fädig in der Farbe (Überraschung 🎉) Basketball. Keine Ahnung, warum die so heißt, keine der darin enthaltenen Farben hätte ich mit Basketball in Verbindung gebracht, aber macht ja nichts.

Das Stricken der Schirmmütze hat dann echt Spaß gemacht! Aus drei Gründen:

Für mich ist nicht nur Stricken wie Handschrift (Jede/r strickt anders), auch das Schreiben von Anleitungen kann eine Fremdsprache sein … Absätze, die ich mehrfach lesen muss, um zu verstehen, worum es überhaupt geht.

Anders bei Caro. Sie spricht meine Sprache. Lesen, verstehen, umsetzen war überhaupt kein Problem.

Aber damit nicht genug, gibt es zu Schirmmütze Alex vier (!) Videos. Jedes erklärt eine Technik, die beim Stricken der Mütze benötigt wird. Zum Beispiel wie der Tunnelzug gemacht ist oder wie man eine Mütze aus der Mitte beginnt. Mir war zwar keine der Techniken fremd, aber ich habe dennoch alle vier Videos angeguckt. Weil sie gut gemacht sind.

Und siehe da – ich habe ‚was gelernt. Maschen aus der Mitte werde ich jetzt immer mit Häkelnadel aufnehmen. So, wie Caro das im Video erklärt. Das ist viel einfacher als das, was ich bisher gemacht habe.

Man sollte meinen, mehr als gut geschrieben und passende Videos geht nicht – geht aber doch! Und das hat mich wahrscheinlich am meisten beeindruckt. Auch wenn ein Teststrick dazu dient eine Anleitung zu überprüfen, habe ich noch nie (!) eine Designerin erlebt, die so entspannt und positiv auf Änderungswünsche reagiert, wie Caro. Sie hat, was ich geschrieben habe nicht nur angenommen, sondern war sofort bereit, mögliche Korrekturen zu diskutieren. Hut ab! oder besser: Schirmmütze ab? 😉

Kurz: tolles Design! Tolle Erfahrung!

Cool wäre, wenn ich jetzt Bilder von Andrea mit Mütze hätte, denn der steht sie wirklich gut, aber irgendwie haben wir das vergangene Woche verpasst (warum habe ich dich nicht fotografiert?).

So mussten die Puppe (der die Mütze zu groß ist …), eine Stuhllehne sowie Schüssel und Glas herhalten. Guckt deshalb am besten mal bei Caro direkt nach Bildern: in ihrem Blog oder auf Instagram.

Und dann strickt diese Mütze! Draußen wird es jeden Tag ungemütlich(er) …

Schaukelstuhl

Vor Jahren haben mir Freundinnen zum Geburtstag Gutschein und Geld geschenkt, damit ich mir einen Schaukelstuhl kaufen könnte. Das war lange Zeit mein allergrößter Wunsch. Aber wie es manchmal so ist mit Wünschen, die man lange hat … erst fand ich keinen Stuhl, der so perfekt war, wie ich ihn haben wollte, dann fehlte der Platz und dann brauchten wir ein Sofa …

Liest sich schlimmer, als es war. Ich sitze gerne auf dem Sofa und seit wir es haben, habe ich auch nicht mehr über Schaukelstühle nachgedacht.

Bis mir Anfang der Woche einer online als Kleinanzeige angezeigt wurde. Ohne dass ich danach gesucht hätte. Plötzlich war er da. Einmal drauf geklickt aus Neugierde, (bißchen geseufzt), dann den nächsten Stuhl angesehen, (wieder geseufzt), den übernächsten … kennen wir alle, oder?

Um es kurz zu machen: Ende vergangener Woche habe ich einen (meinen!) Schaukelstuhl am anderen Ende der Stadt abgeholt. Er ist kleiner als er auf den Bildern wirkte, deutlich abgenutzter als ich gedacht hätte, vielleicht zu teuer für das, was er ist. Aber ein tolles Design. Und unglaublich bequem ist er obendrein. Findet übrigens auch der Teenager, der ihn mit „echt chillig“ kommentierte, die langen Beine faltete und erstmal sitzen blieb. In einer Hand das Handy, in der anderen eine Banane.

Entworfen wurde der Rex (so heißt mein Stuhl) Anfang der 1950er Jahre von dem Industriedesigner Niko Kralj. Mittlerweile ein Design-Klassiker findet man Rex heute nicht nur in der Designkollektion des Museum of Modern Art in New York, sondern auch im Designmuseum Danmark in Kopenhagen, im Museum für angewandte Kunst in Wien, im Museum for Industrial Design in Prag und – ich sage das nicht ohne Stolz – auf meiner Veranda.

Er ist aus massivem Buchenholz gemacht und hat einen tollen Klappmechanismus, so dass er sich super einfach verstauen oder an die Seite stellen läßt, wenn er nicht gebraucht wird. Sitzfläche und Rücken sind perfekt geschwungen und wahrscheinlich kann meine Begeisterung nur nachvollziehen, wer einmal auf einem Rex gesessen und leicht gewippt hat.

Um das Designlexikon zu zitieren: „Die Idee für den «Rex» entstand im Umfeld der frühen 50er-Jahre – als Möbel für die kleinen Wohnungen der Nachkriegszeit. Dies inspirierte Kralj dazu, ein minimalistisches, leichtgewichtiges und preislich attraktives Produkt zu kreieren. Das Design ist ergonomisch perfekt durchdacht; die Spalten zwischen den Leisten erzeugen ein luftiges Gefühl. Inzwischen ist der Stuhl Teil einer Serie, die einen Loungestuhl, einen Schaukelstuhl, eine Kinderliege und einen Kaffeetisch umfasst.“

Ein bißchen habe ich dennoch gehadert. Weil „preislich attraktiv“ immer subjektiv ist, weil ich den Kopf nicht anlehnen kann, ich kann mich nicht auf der Sitzfläche zusammenrollen und die Armlehnen sind zu kurz, um die Arme wirklich abzulegen. Und? Was davon ist wirklich wichtig?

Ich kann darauf sitzen, stricken und in den Garten gucken –  könnte also nicht besser sein. Und so lange es noch warm genug ist, bin ich entschlossen, genau das zu tun. Nächstes Frühjahr sehe ich weiter.

Sollte Rex mich dann doch irgendwann verlassen, wird er bis dahin Kulisse für viele Instagram Posts und Blogposts gewesen sein, hat Pia gestern gesagt. Pia hat wahrscheinlich recht.

Deshalb heute ‚Rex pur‘. Rex mit nichts als sich selber. Rex vor heller Hauswand. Rex auf der Veranda. Ich sehe einen Projektbeutel zu seinen Füßen, ein angefangenes Strickzeug auf der Sitzfläche, eine Decke über der Rückenlehne.

Ich denke, er bleibt hier.

 

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