Der Helikopter in mir

Es gibt niemanden, der mich so zum Lachen bringt (und manchmal so zur Verzweiflung), niemanden, der mir so ähnlich ist (und dann doch so anders), niemanden, für den ich so viele Monster gehäkelt habe (und so viele Loops gestrickt, weil er sie alle verloren hat), niemanden, um den ich mir so viele Gedanken mache – und bei dem ich mir doch so sicher bin, dass er seinen Weg machen wird.

Sonntag ist der Sohn 14 geworden.

VIERZEHN Jahre! Frankfurter Kranz hat er sich gewünscht. Mit 14 Kirschen. Wenns sonst nichts ist. Danach waren wir im Strandbad. Perfekter Tag.

Und nachdem die meisten Fluggesellschaften 14jährige für erwachsen halten (sage ich nichts zu), fliegt er genau jetzt alleine nach Mallorca. Landung um 19h38.

Nie wieder an der Hand einer Flugbegleiterin. Nie wieder mit Eltern, die am Gate bis zum Abflug warten (müssen, weil die Fluggesellschaft das so will). Er kriegt das hin, sagt er. Da habe ich keine Zweifel, aber trotzdem …

Nun sitze ich also auf der Veranda, stricke eine Babymütze nach der anderen, sage mir wie toll das ist, dass ich jetzt eine Woche lang so viel Zeit haben werde und stelle fest, dass wohl mehr Helikopter-Mutter in mir steckt als ich dachte …

Die kleine türkise Mütze ist aus Baumwolle – perfekt für den Sommer. Der Sohn hat sie (kaum dass ich das letzte Fädchen vernäht hatte) mitgenommen für die kleine Schwester seines Freundes. Sonst wäre sie auch noch auf der Leine gelandet fürs Gruppenbild (die Mütze, nicht die Schwester).

Stromausfall

Seit Stunden geht hier gar nichts. Kein Radio, kein Fernsehen, kein Internet, keine PlayStation (Ha!). Schön ruhig alles. Kein Wasserkocher (kein Tee); kein Toaster (kein Toast); kein Backofen (keine Reste vom Vortag) … da wird’s dann schon schwieriger. Aber es geht noch schlimmer: Die Powerbank des Sohnes ist leer. Der Handy-Akku mittlerweile auch. Es gibt kein warmes Wasser für die Badewanne. Und das in den Ferien … Eine Zumutung für jeden Teenager.

Dafür fällt draußen mehr als genug Wasser vom Himmel: Seit heute morgen schüttet es wie aus Eimern. Das macht alles nicht besser. Schöne Dinge (Basketball) und weniger schöne (Rasenmähen) fallen einfach mal weg. Nicht nur draußen, auch drinnen.

Bügeleisen? Staubsauger? Online Überweisungen? Geht auch alles nicht. Ohne Strom bleibt echt nicht viel. Das macht man sich viel zu selten klar. Der Zufall will es, dass ich gestern morgen auf Deutschlandradio Kultur eine kurze Buchbesprechung zu genau dem Thema gehört habe. Nur deutlich bedrohlicher. Blackout. Morgen ist es zu spät von Marc Elsberg. Die Story: im Winter brechen in Europa für mehrere Wochen die Stromnetze zusammen. Keine Tankstellen mehr, keine Geldautomaten, kein Trinkwasser, keine Lebensmittellieferungen, keine Heizung und nach einer Woche Anarchie auf den Straßen. Die Rezensionen reichen von genial bis langweilig, von packend bis langatmig. 800 Seiten, die ich lesen möchte. Nach heute erst recht.

„Das Tolle an dem Buch ist, dass es so glaubwürdig recherchiert ist, dass man sich auf jeder Seite sagt, ‚ja, genau so wäre es‘. Mir jedenfalls ging es gestern Abend vor dem Zubettgehen so, dass ich, als ich auf den Lichtschalter im Bad drückte und es hell wurde, dachte: Puh!“ (Andreas Eschbach, Science-Fiction-Autor)

Zum Glück braucht Stricken keinen Strom. Nie hatte ich deshalb bessere Argumente, um heute schon am frühen Nachmittag die Füße hochzulegen. Wollte es doch ein weiterer Zufall (oder besser: Noras Strickfrage per Mail ❤︎), dass ich vorgestern nach langer Zeit mal wieder das KlompeLompe-Buch in der Hand hatte, um dann gestern zu erfahren, dass einer der Trainer des Sohnes Vater einer Tochter geworden ist. Wenn das mal nicht gut zusammen passt!

Und weil ich momentan sowieso keine Lust mehr habe, an dem, was hier überall rumliegt, weiter zu stricken, habe ich fix die niedlichste Babymütze überhaupt angefangen und gleich fertig gestrickt. Das ging ganz schnell. Mütze Alida für die kleine Sophie.

Trotzdem hätte ich jetzt gerne wieder Strom. Und dazu Toast mit Apfelgelée.

Einkaufsnetz Edda

Einkaufsnetze erinnere ich von früher. Von ganz früher. Irgendwie bunt und aus Plastikfäden. Hattet Ihr die auch? Jetzt sind sie plötzlich wieder da, in allen Formen und Variationen und sicher nicht mehr aus Plastik. Gestrickt oder gehäkelt, groß oder klein, manche eher lang und schmal, andere runder.

Das Allerschönste (finde ich) kommt von Paula strickt (wobei Paula Susanne ist, wie wir wissen).

Meins habe ich nach Paulas Anleitung aus Leinengarn gestrickt und dann die Griffe mit Baumwolle eingefasst, damit es nicht ganz so nach Paketschnur aussieht. Tut es aber irgendwie immer noch.

Trotzdem begeistert mich dieses Zwischendurch-Projekt!

Form und Größe sind super – das sieht so klein aus, aber guckt mal wie lässig da ein Basketball reinpasst. Das ist richtig, richtig dehnbar. Sieht so aus, als käme ich nicht umhin, noch eins zu stricken. Vielleicht auch noch zwei.

Für Einkäufe oder mein Strickzeug. Oder eben doch für Bälle. Davon liegen hier ein paar …

Aller guten Dinge …

Die grüne Jacke, die vorher ein grünes Top war und jetzt ein grüner Pullover wird, liegt hier noch immer, die grüne Phase dauert an und irgendwie bewegt sich da wenig bis gar nichts. Reihe um Reihe stricke ich rechte Maschen und Nacht für Nacht werden die offensichtlich wieder aufgeribbelt … Werden sie natürlich nicht, aber es kommt mir so vor.

Dabei war eigentlich alles fertig. Sogar die Knöpfe waren schon dran. Ab und an habe ich die Jacke auch getragen, aber immer in dem Gefühl, dass irgendwas nicht stimmt.

Auch wenn sie von hinten genauso aussah, wie ich es mir vorgestellt hatte. Nur, was hilft mir eine schöne Rückenansicht, wenns vorne nicht passt? Das saß nicht und vor Kurzem hat es mir dann gereicht.

Mann und Sohn mussten beim Ribbeln helfen, weil ich dachte, dass es dann schneller und besser geht … der Sohn sollte das Gestrickte aufziehen, der Mann ein Fädchen wickeln und ich das andere. Das war die Theorie.

Leider nicht die Praxis. Binnen allerkürzester Zeit haben sich die Fäden verknotet (war klar), der Sohn zog zu schnell und der Mann wickelte zu langsam, beide waren weder motiviert noch besonders bei der Sache (auch klar – schließlich machten sie das nicht freiwillig) und ich war erst unwillig, dann böse … Richtig böse. Das war ungefähr auf Höhe der Teilung Arme / Körper.

Und weil Schultern und Ausschnitt eigentlich gar nicht so schlecht waren, habe ich dann den oberen Teil belassen wie er war (war eh besser für den Familienfrieden) und angefangen in Runden zu stricken. So wird also jetzt ein V-Ausschnitt-Pullover aus der Jacke, die mal ein Top war.

Obs klappt? Keine Ahnung. Aber erste Anproben stimmen mich zuversichtlich. Garn, Struktur und Farbe begeistern mich unverändert und aller guten Dinge sind ja bekanntermaßen drei. Also muss es werden.

Test-Strick: Wellenlängen

Wavelength, also Wellenlänge, heißen die Socken, die Sophia im Mai entworfen hat. Keine Ahnung was eher da war – Muster oder Name – ist aber auch egal. Tatsache ist, dass diese Zu- und Abnahmen wirklich wie Wellen aussehen. So ganz langgestreckte.

Ich hätte vielleicht keine Sockenwolle mit Farbverlauf nehmen sollen, dann könnte man das jetzt besser erkennen, aber wenigstens nach mehr Meer sehen sie aus.

Ungeachtet dessen: tolle Anleitung! Nur beim Abmaschen fürs Bündchen (kann man das überhaupt Abmaschen nennen?) habe ich gemeckert … Im Nachhinein bin ich umso glücklicher, mich trotzdem an die Anleitung gehalten zu haben. Die Bündchen sitzen einfach richtig gut.

Ihr merkt: Ich bin sehr zufrieden mit den neuen Socken. Wellenlänge eben, aber die haben wir ja eh, Sophia und ich. (Steilvorlage. Konnte ich mir jetzt nicht verkneifen ; )

Wer also (wie ich) zu denen gehört, die Socken auch im Sommer stricken – geht doch mal gucken … Dauert sicher nicht mehr lange, bis die Anleitung online ist.