Die Straßenlaterne

Das Blaue von vorletzter Woche ist übrigens eine Art Pullover für die Straßenlaterne vor meiner Haustür geworden. Ein YarnGraffiti, wie es sich der Mann in Blau und Gold gewünscht hatte.

Und wenn er sich schon mal ‚was wünscht …

Yarn Graffiti Ich habe dann noch Rot ergänzt. Weil es farblich so schön passte. Künstlerische Freiheit sozusagen.

Gestrickt habe ich ein blaues Rechteck aus Schachenmayr Bravo Quick and Easy. Anstelle von Zunahmen habe ich die Nadelstärke angepasst. Erst 5,0, dann 5,5 und schließlich 6,0. Damit habe ich auf einer Länge von ca. 100 cm zwei Zentimeter im Umfang gewonnen – das entspricht den Maßen der Strassenlaterne und war leichter als eventuelle Zunahmen, die dann Auswirkungen auf das Muster gehabt hätten.

Yarn GraffitiAlles andere – Herz, Gitternetz und Krone – ist im Nachhinein im Maschenstich aufgestickt. Das war ein bißchen wie Malen mit Wolle und hat wirklich Spaß gemacht. Sogar die Rückseite sieht gut aus, nur dass die niemand sieht.

Mühsam war dann tatsächlich nur das Annähen an die Straßenlaterne.

Nun hoffe ich, dass die Farben der Sonne mindestens den Sommer über Stand halten und nicht sofort ausbleichen. Den einen oder anderen Regenguß hat alles bisher ohne jedes Problem überstanden. Da leiert oder verzieht sich nichts. Das Garn ist wie gemacht für YarnGraffiti.

Die gelben Blumen und die Rosen in meinem Garten sind farblich passendes Extra. Leider nur saisonal 😉.

Lange war ich nicht so stolz auf ein fertiges Projekt. Und der Mann hat sich wirklich, richtig gefreut ❤️.

Geteilt im karminroten Nadelgeplapper.

Joline

Jedes Jahr macht Schachenmayr eine Sommeraktion und zumindest in den letzten Jahren habe ich da eigentlich immer mitgemacht. Bisher waren es Fotowettbewerbe – nun ist es ein Knitalong, den die Schachenmayrinnen sich zusammen mit Sarah von @Sapri_Design ausgedacht haben. Gestrickt wird das Tuch Joline aus Schachenmayr Summer Shine – da ist der Name Programm.

4 Knäuel Schachenmayr Summer Shine für Tuch JolineSummer Shine ist ein Baumwollgarn, in das ein Glitzerfädchen eingearbeitet ist. Und das so gekonnt, dass da nichts kratzt, sondern nur funkelt. Ich mag das total gerne. Das Garn ist ein bißchen weicher als herkömmliche Baumwolle, hat eine schöne Lauflänge, schöne sanfte Farben und verstrickt sich wirklich schön.

Tuch Joline, gestrickt in Schachenmayr Summer ShineAuch das Tuch Joline gefällt mir. Gut, ich hätte es anders fotografiert und wahrscheinlich auch anders benannt als Schachenmayr – denn so wirkt es (zumindest auf mich) erstmal irgendwie bieder (sorry, Schachenmayr). Dabei hat es durchaus das Potential ein lässiges, schmales Dreieckstuch zu sein, das es nicht übelnimmt, im Sommer in die Tasche gestopft zu werden und deshalb immer und überall dabei sein kann.

Mal sehen, ob ich Recht habe, aber zumindest der Anfang ist vielversprechend.

Tuch Joline, gestrickt in Schachenmayr Summer ShineVor zwei Jahren sollten handgestrickte Socken im Urlaub fotografiert und auf Instagram gezeigt werden. Damals waren wir in Frankreich und der Teenager hat mich angefeuert höher, besser, anders durchs Wasser zu springen (kann ich übrigens nur von abraten. Es springt sich deutlich leichter mit nackten Füßen 😬). Macht mich fast ein bißchen wehmütig gerade.

Keine Urlaubspläne 2021. Noch nicht. Aber wer weiß. Vielleicht ändert sich das ja noch.

Wehmütig macht mich auch, dass heute der ‚world wide knit in public day‘ ist, den ich seit Jahren (wirklich seit Jahren) mit Andrea und Magda verbringe. Sogar 2020. Aus vielen verschiedenen Gründen will es heute allerdings mit dieser Tradition nicht klappen.

Knit on with confidence and hope through all crises (E. Zimmerman)
© http://www.wwkipday.com/

Wir werden das nachholen! Wir brauchen keinen Jahrestag, um zusammen draußen zu stricken 💙.

It’s the simple things …

Vorgestern war alles noch tief verschneit. Und weil es so schön aussah, habe ich mich vor meine Bürotür gestellt und ein Bild gemacht: Blick auf den Wannsee.  Ganz hinten kann man ihn erahnen.

Heute habe ich das gleiche Bild wieder gemacht. Denn plötzlich ist nicht mehr Winter, sondern Frühling. 48 Stunden liegen zwischen beiden Bildern. Unglaublich, oder?

Endlich! Frühling!

Es wird (noch) nicht halten (ich weiß). Der Himmel bleibt (noch) nicht so blau (ich weiß). Aber zumindest am kommenden Wochenende wird es warm sein und sonnig. Die Verandatür wird wieder offen sein und ich freue mich auf das Licht, auf Gartenschere und Harke, auf jede Menge Vitamin D und auf meine Gummistiefel.

It’s the simple things …

Mehr Garten heißt weniger stricken. Es wird noch dauern, bis ich Dinosaurier auf dem schwarzen Pullover oder ein fertiges Knit Your Love Tuch zeigen kann – ganz zu schweigen von einer fertigen Granny Square Decke. Auch wenn die  144 Quadrate mittlerweile hier liegen.

Genug auf den Nadeln also, und doch habe ich vergangene Woche ein neues kleines Projekt angefangen: Weil ich eher per Zufall auf Ravelry über in jeder Hinsicht schöne Topflappen gestolpert bin. Die Sinkmates von Lorilee Beltman sind in Größe und Haptik genau so, wie Topflappen sein sollen.*

Und mit 2 Euro ist die (englische) Anleitung definitiv bezahlbar; zumal die Summe in Gänze (abzüglich der PayPal-Gebühren) den Special Olympics zu Gute kommt. Bemerkenswerte 7.750 Dollar sind so bisher schon zusammengekommen, das heißt 3.875 Mal wurde die Anleitung verkauft – das sind ziemlich viele Topflappen.

Abgesehen davon sind sie wirklich schön. Ein klares, einfaches Design mit schönem iCord-Extra. Strickt sich ruck-zuck und macht Spaß. Auch der Name ist toll: Sinkmates. Was wäre das auf Deutsch? Spülkumpel?

It’s the simple things …

Zwei Sinkmates sind bisher fertig (nicht gewaschen, nicht gespannt): der helle aus Catania Grande, der dunklere aus herkömmlicher Catania, mit doppeltem Faden. Die Catania Grande entspricht (bei mir mit 3,25er Nadeln) der Maschenprobe, das heißt, der fertige Topflappen ist 18 x 18 cm groß, ist mir aber ein bißchen zu „schlapp“ (Meckern auf sehr hohem Niveau). Da gefällt mir die Haptik des mit Catania gestrickten tatsächlich besser. Auch hier stimmt die Maschenprobe, aber das fertige Gestrick ist schwerer, fällt anders, ist dichter. Ein perfekter Sinkmate. Und er verlangt nach Geschwistern.

Also werde ich davon wohl noch einige stricken. Und sei es nur, um Farben wählen zu können. 100 verschiedene gibt es von Catania. Ich werde Tage brauchen, um mich zu entscheiden …

Andrea zählt heute ihre Schritte im Blog. Magda backt ihr Brot. It’s the simple things – aber das habe ich, glaube ich, schon geschrieben : )

 

* Erst mit Heidruns Kommentar habe ich gemerkt, dass die Sinkmates (wie der Name schon sagt) keine Topflappen sind, sondern Spüllappen … Nicht mal bei der Idee, sie könnten auf deutsch Spülkumpel heißen, habe ich das gemerkt. Da war ich wohl im Kopf woanders … Seht es mir nach.

Rosa Kaschmir mit Alpaca

[Werbung] Ende 2019 habe ich aus der Wolle, die meine Mutter mir kurz zuvor aus Estland mitgebracht hatte, eine grüne Jacke gestrickt. Ein absolutes Lieblingsteil! So schön und warm, dass ich schon damals wußte, dass es nicht bei der einen Jacke bleiben würde.

Nun habe ich mir tatsächlich eine zweite gestrickt – genau so wie die Grüne, nur ganz anders.

Viel zarter, viel weicher, aus Regia Premium Cashmere und Schachenmayr Alpaca Cloud. Kein Vergleich zu estnischen Schafen 🐑. Und auch die Farbe hat mit dem kräftigen Grün nichts gemeinsam.

Allerdings ist die Machart ähnlich: Beide Jacken sind ein Raglan-von-oben und haben ein Muster ab Taille. Nur habe ich dieses Mal nicht improvisiert, sondern habe den Raglan-Rechner von Thorsten Duit getestet.

Davon habe ich gleich in zweierlei Hinsicht profitiert: Dank Thorsten und dank Regia.

Thorsten weiß unglaublich viel, wenn es um stricken und Stricktechniken geht. Und dieses Wissen fließt fast beiläufig in seine Anleitung mit ein. Kleine Tricks, mögliche Alternativen, Variationen, Basiswissen – manchmal nur Halbsätze und doch unglaublich viel Information, die dazu führt, dass am Ende jedes gestrickte Oberteil genau so wird, wie man es haben möchte: weit oder eng, mit V-Ausschnitt oder Rundhals, tailliert oder in A-Linie, als Jacke, Pullover oder Top und in jeder Garnstärke.

Mitbringen muss man dafür denkbar wenig: drei Maße. Das wars.

Regia hat mir das Garn spendiert – 3 Knäuel der Regia Premium Cashmere und 4 Knäuel Alpaca Cloud. (Danke, Stefanie 😘).

Regia Premium Cashmere gefällt mir sehr gut. Ähnlich wie die Silk der gleichen Serie ist es weich, hat ein wunderbares Maschenbild, fällt schön und wärmt. Dass es obendrein Sockenwolle ist, ist dabei kein Fehler. Im Gegenteil. Denn all das, was Sockenwolle kann, können die Garne der Premium-Serie auch. Das heißt, sie sind formbeständig, temperaturausgleichend, maschinenwaschbar und so.

Alpaca Cloud ist ein dünnes fusseliges Garn, das wunderbar als Beilaufgarn funktioniert, ist gleichzeitig aber auch das Maximum an Fussel, das ich (v)ertrage. Es juckt zwar nicht so wie Mohair, aber es ist keine glatte Faser und macht deshalb ein „weich“, das ich nicht so gerne habe. Gut ist allerdings, dass es sich in jede einzelne Masche schiebt, so dass mein normalerweise eher lockeres Gestrick jetzt „dicht“ ist. Ich bin sehr gespannt, wie sich das entwickelt, wenn ich die Jacke länger getragen habe.

Ich wollte sie taillenkurz und so weit, dass sich die Vorderteile überlappen. Ein bißchen wie ein Kimono. Dazu schmale Ärmel. Die Blende ist ein iCord – und das Einzige, was ich überlege, es unter Umständen doch noch zu ändern. Wäre da nicht dieses flauschige Alpaca, hätte ich das wohl schon gemacht. Eine leise Ahnung, wie mühsam das wird, hält mich zurück …

Schließen möchte ich die Jacke am liebsten mit zwei Knöpfen, die mit einer kleinen Kette verbunden sind. Oder mit einer vergleichbaren Schließe (nicht mit der Stricknadel, wie unten im Bild). Mal sehen. Bisher habe ich weder danach gesucht, noch in meinem Fundus etwas passendes entdeckt.

Das Muster unterhalb der Taille kommt aus einem Lamana-Heft. (Meinen dunkelblauen Schal aus Regia Premium Alpaca habe ich schon danach gestrickt). Besonders schön finde ich, dass es so plastisch wirkt. Es sieht aus wie gezopft, ist es aber nicht. Und weil es sich alle vier Maschen wiederholt, konnte ich es auch für die Raglanlinie verwenden.  Schick, oder?

Die Anleitung für das Muster ist eine Kaufanleitung, deshalb kann und möchte ich sie hier nicht teilen. Wer mehr dazu wissen möchte, folgt am besten diesem Ravelry-Link.

Den Raglan-Rechner hat Thorsten am vergangenen Mittwoch online gestellt. Er ist kostenfrei verfügbar. Das passende Video findest Du auf YouTube und wer noch mehr Details und Hilfestellungen braucht oder Thorsten unterstützen möchte, kann eine sehr ausführliche und bebilderte Anleitung bei Ravelry erwerben.

Heute kam meine Jacke zurück und nun mache ich das, wofür vor dem Versand keine Zeit mehr war: ich wasche und spanne sie. Tragebilder ergänze ich dann morgen.

Neuer Tag – neue Bilder. Und jetzt auf! zu Andreas Samstagsplausch

RBG

Manchmal weiß ich schon montags, worüber ich am kommenden Wochenende schreiben möchte. Manchmal sitze ich sonntags vor dem leeren Bildschirm ohne Plan oder Idee. Und manchmal ist alles anders.

So, wie dieses Wochenende.

Ruth Bader Ginsburg ist gestorben und das geht mir nicht aus dem Kopf. Es beschäftigt und blockiert mich das zu schreiben, was ich sonst hätte schreiben wollen. Weil ich Amerikanistik studiert habe, weil ich beruflich viel mit Amerika zu tun habe und – das ist wohl das Entscheidende – weil ich RBG sehr bewundert habe.

Ihre eiserne Disziplin, ihr scharfer Verstand und ihre äußerliche Gelassenheit haben mich mindestens genauso beeindruckt, wie das, was sie erreicht hat. Sie war Ikone des feministischen und liberalen Amerikas, Rechtsprofessorin und Popstar, Richterin am Supreme Court, eine unglaubliche Frau. Sie nannte Trump einen Schwindler.

Notorious RBG wurde sie genannt und das soll ihr gefallen haben. Notorious heißt berühmt-berüchtigt. Auf Bildern setzte man ihr die Krone von Notorious B.I.G. auf (die übrigens gerade in einer Auktion für 600.000 US$ verkauft wurde, aber das gehört hier eigentlich nicht hin).

Ich möchte heute nicht über Wolle schreiben.

Wenn, dann nur über den Dissent Cowl von Carissa Browning. Es gibt eine Strick- und eine Häkelanleitung für diesen Kragen, der in Anlehung an RBG’s berühmtesten Kragen, den Dissent Collar, designed ist. (Wer es nicht weiß: RBG hatte zahlreiche Kragen, die sie zur Richterrobe trug. Sie waren eines ihrer Markenzeichen).

Gestern hat Carissa Browning auf Instagram angekündigt, dass der Erlös aus dem Verkauf beider Anleitungen ab sofort und bis zum Wahltag am 3. November 2020 zu 100% der ACLU, der American Cicil Liberties Union, die sich für Bürgerrechte einsetzt (z.B. Abtreibung, Meinungsfreiheit, Abschaffung der Todesstrafe, die Rechte von Homosexuellen usw.) zugute kommen soll.

Heute morgen hat sie überwältigt geschrieben, dass in weniger als 24 Stunden über 10.000 Dollar zusammen gekommen sind.

Ich habe meinen Dissent Cowl gestern Abend begonnen. In nachtblau und mint. Aus Regia Premium Alpaca Soft.

 

Verdammt, ja, ich bin traurig. Noch 44 Tage bis zur Wahl.

 

Mein Beitrag zu Andreas Samstagsplausch. Wieder mal erst am Sonntag.